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Hermann Immanuel Rietschel 19 April 1847 in Dresden 18 Februar 1914 in Charlottenburg gilt als Begrunder der Heizungs und Klimatechnik Er war ein Sohn des Bildhauers Ernst Rietschel und Bruder des Theologen Georg Rietschel Der Mediziner und praktische Arzt in Dresden Wolfgang Rietschel war sein Halbbruder Hermann Rietschel Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Auszeichnungen zu Lebzeiten 4 Ehrungen 5 Mitgliedschaften und Gremientatigkeiten 6 Veroffentlichungen Auszug 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRietschel wurde als viertes Kind des Bildhauers Ernst Rietschel und seiner dritten Ehefrau Marie Hand geboren Seine Mutter verstarb nur wenige Monate nach seiner Geburt 1 Aufgrund seiner Neigung zu Naturwissenschaft und Technik wechselte Rietschel bereits im Alter von 14 Jahren vom humanistischen Ernestinum in Dresden zum dortigen Polytechnikum uber und wurde Mitglied des Corps Altsachsen Gleichzeitig war er in einer grossen Dresdner Schlosserei und spater auch in der Egestorfschen Maschinenfabrik Hanomag in Hannover Linden tatig 1 1867 ging Rietschel nach Berlin um dort an der damaligen Koniglichen Gewerbeakademie seine Studien im Fach Maschinenbau abzuschliessen 1 1870 nach dem Abschluss seiner Studien wurde die Firma Rietschel amp Henneberg Spezialrohre fur den Heizungsbau 1871 durch Rietschel und seinen Freund Rudolf Henneberg gegrundet die in den folgenden Jahren auch uberregionale Erfolge feierte und schnelles Wachstum verzeichnete Die fur die Installation benotigten Armaturen Kessel Heizkorper Pumpen und Ventilatoren wurden von Rietschel selbst entworfen und hergestellt 2 Dank der Kreativitat der beiden Grunder entwickelte sich die als Handwerksbetrieb entstandene Firma rasch zu einem Industrieunternehmen 3 1880 widmete sich Rietschel neben seinen praktischen Aufgaben erstmals auch literarischen Tatigkeiten da ihn die Tatigkeiten im wachsenden Unternehmen allein nicht ausfullten Er bearbeitete damals zunachst den Abschnitt uber Heizung und Luftung im Deutschen Baubuch Des Weiteren grundete Rietschel in diesem Jahr den Verband Deutscher Ingenieure fur Heiz und gesundheitstechnische Anlagen dessen stellvertretender Vorsitzender er bis 1883 blieb 1 4 1881 war er dem Verein Deutscher Ingenieure VDI beigetreten zunachst ohne einem VDI Bezirksverein anzugehoren 5 Spater gehorte er dem Berliner Bezirksverein des VDI an 6 In den Jahren 1899 und 1900 war er Vorstandsmitglied des Gesamtvereines 7 Im steigenden Masse wurde Rietschel von Auftraggebern aus der offentlichen Verwaltung als Berater in Fragen der Gesundheitstechnik herangezogen 3 In diese Zeit fallen auch erste Kontakte zur gerade in Grundung begriffenen Technischen Hochschule Charlottenburg die die Einrichtung eines Lehrstuhles fur Heizung und Luftung zum Inhalt hatte Rietschel trat daraufhin aus seiner florierenden Firma aus und ubte nunmehr als praktisch wissenschaftlicher Zivilingenieur seine weitere Tatigkeit aus In dieser Funktion war er auch im Preisgericht als Gutachter und Berater zur Beurteilung der Entwurfe fur die Heizungs und Luftungsanlagen des neuen Reichstagsgebaudes beteiligt 1 Mit seinem Verband organisierte und gestaltete Rietschel in Berlin die erste deutsche Hygieneausstellung Einen Tag bevor am 30 April 1882 die Ausstellung feierlich eroffnet werden sollte zerstorte ein Grossfeuer das Werk dem er zwei Jahre seine ganze Kraft gewidmet hatte Es spricht fur seine Tatkraft und fur seine Zahigkeit dass er die Arbeit noch einmal begann und die Ausstellung am 1 Mai 1883 schliesslich eroffnet werden konnte Hermann Rietschel hatte diese Aufgabe ubernommen da er die enge Verbindung der wissenschaftlichen Hygiene mit der Technik von Heizung und Luftung sah 1 In der Folge wurde Rietschel von der Koniglichen Ministerial Baukommission zu Berlin und dem Koniglichen Provinzial Schul Kollegium der Provinz Brandenburg mit der Durchfuhrung einer wissenschaftlichen Untersuchung uber Luftung und Heizung von Schulen beauftragt nbsp Konigliche Technische Hochschule Charlottenburg 1895Ende 1883 wurde Rietschel in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Verdienste der Professorentitel verliehen 3 Am 13 Juli 1885 wurde er auf den weltweit ersten Lehrstuhl fur Ventilation und Heizung an der Koniglichen Technischen Hochschule zu Berlin berufen der noch heute unter dem Namen Hermann Rietschel Institut als Fachgebiet der TU Berlin fortbesteht 8 9 Dort errichtete Rietschel von 1885 bis 1887 eine Versuchsanlage fur gebaudetechnische Untersuchungen und begrundete deren Notwendigkeit in einem ausfuhrlichen Gutachten unter Berufung auf den mangelnden Entwicklungsstand der Heizungs und Luftungstechnik zu jener Zeit In diesem Gebaude wurden in den folgenden Jahren samtliche Untersuchungen durchgefuhrt uber die Rietschel und seine Mitarbeiter in zahlreichen Veroffentlichungen berichtet haben 1 1893 erschien sein wissenschaftlicher Leitfaden zum Berechnen und Entwerfen von Heizungs und Luftungsanlagen dessen Berechnungsmethoden bis heute Verwendung finden und in vielzahligen Auflagen erweitert und aktualisiert wurden Mit dieser Veroffentlichung die in Fachkreisen ernstes Aufsehen hervorrief brach eine neue Zeit fur das Fach der Heizungs und Luftungstechnik an 1 Rietschel wurde 1893 Rektor der Technischen Hochschule Berlin und 1894 deren Prorektor 1904 wurde dem Antrag auf Neubau fur die Prufungsanstalt stattgegeben die 1907 unter dem Namen Prufungsanstalt fur Heizungs und Luftungseinrichtungen errichtet wurde 1894 erwarb Rietschel eine von Otto March erbaute Villa in Berlin Grunewald welche heute unter Denkmalschutz steht 10 1908 erkrankte Hermann Rietschel erstmals schwer und musste fur zwei Jahre vom Dienst beurlaubt werden Im Oktober 1910 musste er sich vorzeitig emeritieren lassen 1913 erlaubte es seine Gesundheit noch einmal auf dem seinerzeitigen Colner Kongress fur Heizung und Luftung den Eroffnungsvortrag zu halten der wie berichtet wird begeisterte Aufnahme bei seinen Fachgenossen fand Rietschel verstarb 1914 in seiner Charlottenburger Wohnung in der Giesebrechtstrasse 15 11 Seine letzte Ruhestatte fand er auf dem Friedhof Grunewald Werk BearbeitenRietschel gilt als Begrunder der modernen Heizungs Klima und Luftungstechnik die durch sein Wirken als neue Fachrichtung des Maschinenbaus Anerkennung fand Sein vierbandiger Leitfaden zum Berechnen und Entwerfen von Heizungs und Luftungsanlagen gilt bis heute als Standardwerk der Gebaudetechnik Zudem erkannte er die Wechselwirkung zwischen Hygiene und Technik fur Heizen und Luften und setzte sich fur eine umfassende Betrachtungsweise dieser Themen ein Rietschel entwickelte die Idee die bei der Erzeugung von Energie anfallende Warme Abwarme als Fernwarme fur die Heizung von Gebauden und Stadtteilen zu nutzen Ausserdem entwickelte er den bekannten Rippenheizkorper und lieferte auch dessen Berechnungsgrundlagen Er entwarf die Heizungs und Luftungsanlagen fur das Reichstagsgebaude in Berlin die Schauspielhauser in Berlin Munster Ulm und Strassburg fur das Hamburger Rathaus das Justizministerium in Tokio und das Bundeshaus in Bern Rietschel gilt als einer der Wegbereiter des modernen Maschinenbaus Zu seinen weiteren Forschungsschwerpunkten gehoren u a 1 Rohrnetzberechnungen Heizkorperuntersuchungen Aufstellungsvorschriften fur Gasofen Dampfheizung Wasserheizung Fernheizung und Fernwarme Kirchenheizungen Wirtschaftlichkeit von Heizungssystemen Luftungssysteme Raumklima Prufung von Heizungsarmaturen Prufung von Filterstoffen Hygienische Anforderungen an Heizungsanlagen Untersuchungen von WarmedammstoffenAuszeichnungen zu Lebzeiten Bearbeiten1894 Roter Adler Orden IV Klasse 1900 Komturkreuz II Klasse des Albrechts Ordens 1906 Verdienstorden vom Heiligen Michael II Klasse 1907 Ehrendoktorwurde der Koniglich Sachsische Technische Hochschule zu DresdenEhrungen BearbeitenHeute tragen folgende Institutionen und Auszeichnungen seinen Namen Rietschel Plakette des Bundesindustrieverbandes Heizungs Klima Sanitartechnik seit 1924 Hermann Rietschel Medaille des VDI seit 1991 Hermann Rietschel Institut der Technischen Universitat Berlin seit 1965 Rietschel Diplom des Bundesindustrieverbands Technische Gebaudeausrustung e V 12 Mitgliedschaften und Gremientatigkeiten BearbeitenMitglied der Corps Altsachsen Grundungsmitglied und zeitweise Vorstandsmitglied des Verbandes Deutscher Ingenieure fur Heiz und gesundheitstechnische Anlagen seit 1880 Mitglied des Akademischen Vereins Hutte seit 1867 Mitglied des Reichsgesundheitsrates 1899 1910 Vorsitzender des Berliner VDI 1896 Vorsteher Dekan der Abteilung I fur Architektur 1889 1890 und 1899 1900 Rektor der Koniglichen Technischen Hochschule zu Berlin 1893 1894 Prorektor der Koniglichen Technischen Hochschule zu Berlin 1894 1895 Vorstandsmitglied des Deutschen Museums Munchen 1903 Ehrenmitglied des osterreichischen Architektenvereins 1912 Korrespondierendes Mitglied der Schwedischen Akademie der Wissenschaften 1914 Ehrenmitglied des Royal Sanitary Institute London 1912Veroffentlichungen Auszug BearbeitenLuftung und Heizung von Schulen 1886 Theorie und Praxis der Bestimmung der Rohrweiten von Warmwasserheizungen 1897 Vorlesungen uber Heizung und Luftung 1890 91 Leitfaden zum Berechnen und Entwerfen von Heizungs und Luftungsanlagen 1893 Sicherheitsregeln bei Heizungsanlagen in Gesundheits Ing 26 1903 S 422 27 Bestimmung der Grenzen des Luftwechsels in Deutsche Vierteljahrliche Schrift fur offentliche Gesundheitspflege 1913Literatur BearbeitenKlaus W Usemann Rietschel Hermann Immanuel In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 614 f Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hermann Rietschel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Biografie in der Festschrift 125 Jahre TU Berlin Das Hermann Rietschel Institut an der TU Berlin Ehrungen des VDI Hermann Rietschel EhrenmedailleEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Knabl Heinrich Rheinlander Jurgen Esdorn Horst 100 Jahre Hermann Rietschel Institut fur Heizungs und Klimatechnik Universitatsbibliothek der Technischen Universitat Berlin 1986 ISBN 3 7983 1070 X Rietschel Hermann In Catalogus Professorum TU Berlin Abgerufen am 27 Februar 2023 a b c Wegbereiter der Wissenschaft Hermann Rietschel 1847 1914 In The shoulders on which we stand Wegbereiter der Wissenschaft Springer Berlin Heidelberg 2004 ISBN 978 3 642 62353 0 S 138 141 doi 10 1007 978 3 642 18916 6 35 springer com abgerufen am 1 Juni 2017 Vierhaus Rudolf Poethen Schluter In Rudolf Vierhaus Hrsg Deutsche Biographische Enzyklopadie DBE Band 8 Walter de Gruyter 2007 ISBN 3 598 25038 X Angelegenheiten des Vereines In Wochenschrift des Vereines deutscher Ingenieure Band 5 Nr 5 29 Januar 1881 S 37 Verein Deutscher Ingenieure Hrsg Mitgliederverzeichnis 1892 Berlin 1892 S 31 Marie Luise Heuser Wolfgang Konig Tabellarische Zusammenstellungen zur Geschichte des VDI In Karl Heinz Ludwig Hrsg Technik Ingenieure und Gesellschaft Geschichte des Vereins Deutscher Ingenieure 1856 1981 VDI Verlag Dusseldorf 1981 ISBN 3 18 400510 0 S 577 Hermann Rietschel Institut Gebaude Energie Systeme Hermann Rietschel Institut Abgerufen am 1 Juni 2017 Usemann Klaus W Rietschel Hermann Immanuel In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 614 f Digitalisat Liste Karte Datenbank Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung und Umwelt Berlin Abgerufen am 1 Juni 2017 StA Charlottenburg I Sterbeurkunde Nr 91 1914 BTGA ehrt Josef Oswald mit dem Rietschel Diplom 17 Mai 2017 recknagel online de abgerufen am 27 Juni 2017 Rektoren und Prasidenten der Technischen Hochschule Universitat Berlin Technische Hochschule Friedrich Karl Hermann Wiebe 1879 1881 Emil Winkler 1881 1882 Bernhard Kuhn 1882 1883 Guido Hauck 1883 1885 Eduard Dobbert 1885 1886 Friedrich Rudorff 1886 1887 Georg Meyer 1887 1888 Julius Schlichting 1888 1889 Johann Eduard Jacobsthal 1889 1890 Franz Reuleaux 1890 1891 Richard Doergens 1891 1892 Emil Lampe 1892 1893 Hermann Rietschel 1893 1894 Adolf Slaby 1894 1895 Heinrich Muller Breslau 1895 1896 Guido Hauck 1896 1897 Otto Nikolaus Witt 1897 1898 Adolf Goering 1898 1899 Alois Riedler 1899 1900 Fritz Wolff 1900 1901 Johann Friedrich Bubendey 1901 1902 Otto Kammerer 1902 1903 Georg Hettner 1903 1904 Adolf Miethe 1904 1905 Oswald Flamm 1905 1906 Max Grantz 1906 1907 Otto Kammerer 1907 1908 Richard Borrmann 1908 1909 Walther Mathesius 1909 1910 Heinrich Muller Breslau 1910 1911 Georg Wilhelm Scheffers 1911 1912 Emil Josse 1912 1913 Friedrich Romberg 1913 1914 Hugo Hartung 1914 1915 George Henry de Thierry 1915 1916 Max Kloss 1916 1917 Hermann Hullmann 1917 1918 Eugen Jahnke 1919 1920 Robert Pschorr 1920 1921 Rudolf Rothe 1921 1922 Erich Blunck 1922 1923 Walter Laas 1923 1924 Ernst Orlich 1925 1926 Alfred Stavenhagen 1926 1927 Hermann Boost 1927 1928 Georg Hamel 1928 1929 Rudolf Drawe 1929 1930 Daniel Krencker 1930 1931 Ludwig Tubben 1931 1933 Achim von Arnim 1934 1938 Ernst Storm 1938 1942 Oskar Niemczyk 1943 1944 Max Volmer Anfang Juni 1945 komm Georg Schnadel Juni 1945 bis Oktober 1945 komm Technische Universitat Walter Kucharski 1946 1947 Jean D Ans 1947 1948 Kurt Apel 1948 1949 Hans Freese 1949 1950 Walter Pflaum 1950 1951 Iwan Stranski 1951 1953 Otto Dahl 1953 1955 Johannes Lorenz 1955 1956 Kurt Dubbers 1956 1957 Werner Kniehahn 1957 1959 Otto R Schnutenhaus 1959 1960 Johannes Lorenz 1960 1961 Herbert Kolbel 1961 1963 Paul Hilbig 1963 1965 Friedrich Wilhelm Gundlach 1965 1967 Kurt Weichselberger 1967 1968 Hans Wever 1968 1970 Alexander Wittkowsky 1970 1977 Rolf Berger 1977 1978 Jurgen Starnick 1979 1985 Manfred Fricke 1985 1993 Dieter Schumann 1993 1997 Hans Jurgen Ewers 1997 2002 Kurt Kutzler 2002 2010 Jorg Steinbach 2010 2014 Christian Thomsen 2014 2022 Geraldine Rauch seit 2022 Normdaten Person GND 119106337 lobid OGND AKS LCCN n91113473 VIAF 50028321 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rietschel HermannALTERNATIVNAMEN Rietschel Hermann ImmanuelKURZBESCHREIBUNG Begrunder der Heizungs und KlimatechnikGEBURTSDATUM 19 April 1847GEBURTSORT DresdenSTERBEDATUM 18 Februar 1914STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Rietschel amp oldid 236379155