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Alois Riedler 15 Mai 1850 in Graz 25 Oktober 1936 in Semmering Niederosterreich war ein osterreichischer Maschinenbauingenieur und Konstrukteur sowie Reformer des Maschinenbaustudiums Alois Riedler 1907 Foto von Rudolf Duhrkoop Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Riedlers Wirken 3 Ehrungen 4 Schriften 5 Literatur und Quellen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach seiner Schulzeit studierte der Sohn eines Kunstbleichers von 1866 bis 1871 Maschinenbau an der TH Graz Danach folgte eine mehrjahrige Assistentenzeit zunachst bis 1873 an der Deutschen Technischen Hochschule Brunn und anschliessend an der Technischen Hochschule Wien wo er ab 1875 unter Johann von Radinger auch als Maschinenkonstrukteur tatig war nbsp Fritza Riedler portratiert von Gustav Klimt 1906 Im Jahr 1880 wechselte er als Extraordinarius fur Maschinenlehre zunachst an die Technische Hochschule Munchen und folgte 1884 einem Ruf zum Ordinarius fur Maschinenbau mit dem Hauptarbeitsgebiet Bau schnell laufender Geblase und Pumpen sowie Dampfturbinenbau an die noch junge Technische Hochschule Aachen Mittlerweile hatten sich Riedlers Erfolge auf innovativem und methodischem Gebiet bis in das preussische Kultusministerium herumgesprochen so dass er daraufhin im Jahr 1888 an die Technische Hochschule Berlin Charlottenburg berufen wurde Hier lehrte und forschte Riedler bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1921 und leitete zwischenzeitlich in den Jahren 1899 1900 die Universitat auch als deren Rektor Anschliessend zog es ihn wieder nach Wien Am 25 Oktober 1936 verstarb Riedler fast in Vergessenheit geraten im niederosterreichischen Kurort Semmering Seine Gattin Fritza Riedler geb Langer war schon 1927 verstorben 1 Ihr 1906 von Gustav Klimt angefertigtes Portrat befindet sich seit 1937 in der Sammlung der Osterreichischen Galerie Belvedere 2 Riedlers Wirken BearbeitenBereits wahrend seiner Wiener Assistentenjahre und nachdem er im Auftrag der osterreichischen Regierung die Maschinenexponate auf den Weltausstellungen in Philadelphia 1876 und Paris 1878 begutachtet hatte setzte sich Riedler fur eine praxisbezogene Ausbildung des Maschinenbaustudiums ein da ihm dort im Gegensatz zu seinem ebenfalls anwesenden spateren Kontrahenten Franz Reuleaux einem anerkannten Spezialisten auf dem Gebiet der Kinematik bewusst wurde dass das durch Laborubungen praktisch und empirisch gepragte Studium auf dem Feld der Maschinentechnik die Ursache fur die Fortschritte vor allem in den USA darstellte Reuleaux der die Prasentation des deutschen Maschinenbaus auf den Weltausstellungen als schlecht und billig formuliert hatte und ebenfalls eine Reform des Studiums in Deutschland anstrebte bevorzugte hingegen eine theoretische und mathematisch begrundete Vertiefung An der TH Aachen die bereits als besonders praxisnah galt konnte Riedler nun seine neuen methodischen Vorstellungen erstmals umsetzen Seine praxisorientierte und nach wirtschaftlichen Bedurfnissen ausgerichtete Einstellung teilten auch die deutschen Unternehmer und deren Interessenvertreter und sie bewirkten uber das preussische Ministerium dass Riedler nach seinem Wechsel an die TH Berlin dort zunachst ein privat gefuhrtes Konstruktionsburo einrichten konnte Nach einem Besuch der Weltausstellung 1893 in Chicago wo Riedler wiederum Gelegenheit erhielt zahlreiche technische Lehranstalten zu besuchen verstarkte er seinen Reformeinsatz an der TH Berlin Mittlerweile nahm sich auch der Verein Deutscher Ingenieure der Thematik an und verfasste unter Riedlers Mitwirkung seine so genannten Aachener Beschlusse uber die Ingenieurlaboratorien und die Gestaltung des Unterrichts an den technischen Hochschulen in denen die Notwendigkeit festgehalten wurde diejenige Ausbildung als die alleinig richtige anzuerkennen die sich am fruchtbringendsten erweise womit klar die Methode Riedlers gemeint war Dies fuhrte drei Jahre spater zur Grundung des ersten deutschen Maschinenlaboratoriums an der TH Berlin welches unter seine Leitung gestellt wurde Zeitgleich reformierte er den hierzu relevanten Zeichenunterricht und wurde damit auch zum Begrunder des modernen technischen Zeichnens Inzwischen hatte sich Riedler den an der gleichen Hochschule lehrenden Franz Reuleaux endgultig zum Gegner gemacht der schliesslich nach langjahrigen Disputen den Kurzeren zog und die Hochschule noch im gleichen Jahr verliess woraufhin Riedler das Fach Kinematik aus dem Lehrplan streichen liess In den Folgejahren ubernahmen alle Technischen Hochschulen Riedlers Neuerungen und richteten ebenfalls technische Laboratorien ein Als nachste grossere Reform bereitete er die Gleichstellung der Ingenieurwissenschaften mit den Natur und Geisteswissenschaften vor indem er das Promotionsrecht fur Ingenieure beantragte da diese bis zu jenem Zeitpunkt noch keinen Doktorgrad erlangen konnten Hierbei wurde er massgeblich vom Elektroingenieur Adolf Slaby der personlichen Zugang zu Kaiser Wilhelm II hatte sowie durch den Maschineningenieur Carl von Bach unterstutzt Wilhelm II war auch hier von der Notwendigkeit dieser Reform uberzeugt und verlieh im Rahmen der 100 Jahr Feier der TH Berlin im Jahr 1899 den Preussischen Technischen Hochschulen das Promotionsrecht zum Dr Ing Riedlers nachstes grosses Vorhaben eine Akademie der technischen Wissenschaften einzurichten scheiterte jedoch trotz Unterstutzung des Kaisers an den Vorbehalten und Bedenken vor allem seitens der Naturwissenschaftler die bereits uber bedeutende Akademien der Wissenschaften verfugten und daher die Meinung vertraten dass die technische Wissenschaft nur eine Fortfuhrung der ihr zugrunde liegenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse darstelle Erst rund 100 Jahre spater kam es schliesslich in mehreren Schritten zur Grundung der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften Acatech Nachdem bis dato Riedler schwerpunktmassig schnell laufende Pumpen fur den Einsatz in Wasserwerken und zur Wasserhaltung in Bergwerken sowie Dampfturbinen entwickelt hatte und dabei als einer der Ersten Indikatorprogramme zum Vergleich des Wirkungsgrades von Maschinen einsetzte konzentrierten sich in den Folgejahren seine Forschungen auf dem Bereich der Kraftfahrzeugtechnik Dazu richtete er an der TH Berlin im Jahr 1903 das Laboratorium fur Verbrennungskraftmaschinen ein welches 1907 zum Institut fur Verbrennungskraftmaschinen und Kraftfahrzeugtechnik erweitert wurde und eines der Ersten seiner Art deutschlandweit war Dabei wurden von Riedler im grosseren Stil erstmals auch Sankey Diagramme eingesetzt um durch diese Darstellungsform Leistung und Energieverluste bei Kraftfahrzeugen zu visualisieren Daruber hinaus galt er als einer der Pioniere auf dem Gebiet der Automobiltests auf Rollenprufstanden Ab 1910 erforschte Riedler auch die Moglichkeit des Einsatzes von Elektroautos musste jedoch feststellen dass die damals verwendeten Batterien fur einen breiten Einsatz noch viel zu schwer waren Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es allmahlich ruhiger um ihn da die deutsche Industrie durch die von ihm bereits Jahrzehnte zuvor propagierten US Vorbilder immer mehr beeinflusst wurde und er jetzt selber mittlerweile zu den Alten zahlte Er beschaftigte sich noch eine Zeit lang mit Technikgeschichte und zog sich nach seiner Emeritierung 1920 in sein Heimatland Osterreich zuruck Ehrungen BearbeitenErnennung zum Geheimen Regierungsrat 1897 Trager der Grashof Denkmunze des Vereins Deutscher Ingenieure VDI dessen langjahriges Mitglied 3 er war 1898 Mitglied des Preussischen Herrenhaus 1931 Trager der Goldenen Ehrenmunze des Osterreichischen Ingenieur und Architektenvereins dem er seit 1900 als korrespondierendes Mitglied angehorte Ernennungen zum Dr Ing E h und Dr Tech E h sowie weitere Ehrenmedaillen 1938 Einweihung einer Gedenktafel durch den VDI an der Technischen Hochschule Graz 4 Schriften BearbeitenGesteins Bohrmaschinen und Luftkompressions Maschinen Wien Commissions Verlag von Faesy amp Frick K u K Hofbuchhandlung 1877 Unterirdische Wasserhaltungsmaschinen mit gesteuerten Ventilen Freiberg 1888 Die Kraftversorgung von Paris Berlin 1889 Neuere Wasserwerksmaschinen Berlin 1890 Skizzen zu den Vorlesungen uber Lasthebemaschinen Berlin 1892 Studien uber Kraftverteilung Berlin 1892 Neuere Schiffshebewerke Berlin 1897 Unsere Hochschulen und die Anforderungen des 20 Jahrhunderts Berlin 1898 Die Technischen Hochschulen und ihre wissenschaftlichen Bestrebungen Leipzig 1899 Schnellbetrieb Erhohung der Geschwindigkeit amp Wirtschaftlichkeit der Maschinenbetriebe Berlin 1899 Uber die geschichtliche und zukunftige Bedeutung der Technik Berlin 1900 Wissenschaftliche Automobil Wertung Berlin 1912 Das Maschinenzeichnen Berlin J Springer 1913 Dieselmotoren Wien Verl f Fachliteratur 1914 Emil Rathenau und das Werden der Grosswirtschaft Berlin Springer 1916 Online auf archive org Die neue Technik Berlin Siegismund 1921 Gross Gasmaschinen Saarbrucken VDM Muller 2007 ReprintLiteratur und Quellen BearbeitenG Gruner Riedler Alois In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 9 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1988 ISBN 3 7001 1483 4 S 145 f Direktlinks auf S 145 S 146 Karl Heinz Manegold Alois Riedler In Wilhelm Treue Wolfgang Konig Berlinische Lebensbilder Band 6 Techniker Berlin Colloquium Verlag 1990 ISBN 3 7678 0777 7 S 293 307 Einzelveroffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin 60 Claus Priesner Riedler Alois In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 576 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alois Riedler Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Alois Riedler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Biografie auf den Seiten des Instituts fur Land und Seeverkehr der TU Berlin Memento vom 1 Mai 2011 im Internet Archive Eintrag bei zeno org Der vergessene Patriarch Erinnerung an Alois RiedlerEinzelnachweise Bearbeiten blog lentos at exhibitions entdeckungen gustav klimt Memento des Originals vom 26 Oktober 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot blog lentos at Online Plattform des Lentos Kunstmuseum Linz abgerufen am 27 September 2020 Portrat Fritza Riedler Belvedere Sammlung online abgerufen am 27 September 2020 Verein Deutscher Ingenieure Hrsg Mitgliederverzeichnis 1882 Berlin 1882 S 13 Der VDI ehrte Alois Riedler In Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure Band 82 Nr 31 30 Juli 1938 S 908 Rektoren und Prasidenten der Technischen Hochschule Universitat Berlin Technische Hochschule Friedrich Karl Hermann Wiebe 1879 1881 Emil Winkler 1881 1882 Bernhard Kuhn 1882 1883 Guido Hauck 1883 1885 Eduard Dobbert 1885 1886 Friedrich Rudorff 1886 1887 Georg Meyer 1887 1888 Julius Schlichting 1888 1889 Johann Eduard Jacobsthal 1889 1890 Franz Reuleaux 1890 1891 Richard Doergens 1891 1892 Emil Lampe 1892 1893 Hermann Rietschel 1893 1894 Adolf Slaby 1894 1895 Heinrich Muller Breslau 1895 1896 Guido Hauck 1896 1897 Otto Nikolaus Witt 1897 1898 Adolf Goering 1898 1899 Alois Riedler 1899 1900 Fritz Wolff 1900 1901 Johann Friedrich Bubendey 1901 1902 Otto Kammerer 1902 1903 Georg Hettner 1903 1904 Adolf Miethe 1904 1905 Oswald Flamm 1905 1906 Max Grantz 1906 1907 Otto Kammerer 1907 1908 Richard Borrmann 1908 1909 Walther Mathesius 1909 1910 Heinrich Muller Breslau 1910 1911 Georg Wilhelm Scheffers 1911 1912 Emil Josse 1912 1913 Friedrich Romberg 1913 1914 Hugo Hartung 1914 1915 George Henry de Thierry 1915 1916 Max Kloss 1916 1917 Hermann Hullmann 1917 1918 Eugen Jahnke 1919 1920 Robert Pschorr 1920 1921 Rudolf Rothe 1921 1922 Erich Blunck 1922 1923 Walter Laas 1923 1924 Ernst Orlich 1925 1926 Alfred Stavenhagen 1926 1927 Hermann Boost 1927 1928 Georg Hamel 1928 1929 Rudolf Drawe 1929 1930 Daniel Krencker 1930 1931 Ludwig Tubben 1931 1933 Achim von Arnim 1934 1938 Ernst Storm 1938 1942 Oskar 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KonstrukteurGEBURTSDATUM 15 Mai 1850GEBURTSORT GrazSTERBEDATUM 25 Oktober 1936STERBEORT Semmering Niederosterreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alois Riedler amp oldid 236374441