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Herbert von Hoerner 9 Maijul 21 Mai 1884greg in Ihlen lettisch ile im Kirchspiel Gross Autz lettisch Lielauce in Kurland einer neueren Mitteilung zufolge am 26 September 1946 in Bautzen 1 war ein deutschbaltischer Schriftsteller und Maler Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Auszeichnungen 3 Werkeauswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenHerbert Otto Christian Carl von Hoerner wurde am 9 nach anderen Quellen am 8 Mai 1884 auf Gut Ihlen in Kurland geboren Er war das jungste der funf Kinder von Rudolph von Hoerner 1848 1919 und Baronesse Magdalene von Lieven 1853 Die vaterliche Familie stammte ursprunglich aus dem Egerland in Bohmen und war 1568 in den polnischen Adelsstand erhoben und 1620 bei der kurlandischen Ritterschaft eingetragen worden Herberts Vater war seit 1880 Majoratsbesitzer von Ihlen von 1879 bis 1905 residierender Kreismarschall seit 1892 Direktor des Kurlandischen Provinzialmuseums seit 1893 Prases der Kurlandischen Gesellschaft fur Literatur und Kunst und von 1894 bis 1905 Beisitzer des Kurlandischen evangelisch lutherischen Konsistoriums Herbert von Hoerner erhielt Privatunterricht und besuchte das russische Gymnasium in Mitau In dieser Zeit begann die lebenslange Freundschaft mit seinem zwei Jahre jungeren Mitschuler Johannes von Guenther dem spateren Schriftsteller und Ubersetzer Nach dem Schulabschluss absolvierte Hoerner seinen Militardienst beim 42 Mitauschen Dragonerregiment der russischen Armee die er als Fahnrich verliess 2 3 Anschliessend begann er 1905 ein Studium der Malerei Kunstgeschichte und Architektur an der Kunstakademie in Munchen 1906 wechselte er zur Staatlichen Kunstschule in Breslau dort zahlte Hans Poelzig zu seinen Lehrern 1908 bestand er in Breslau ein Zeichenlehrerexamen Danach arbeitete Hoerner als Zeichenlehrer in Mitau und lebte zeitweise als freier Kunstler in Riga Ausserdem unternahm er Studienreisen die ihn unter anderem wieder nach Munchen und nach Italien fuhrten Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs uberraschte ihn in Deutschland wo er einer Beschaftigung als Portratmaler in Freiburg im Breisgau nachging Als russischer Reserveoffizier wurde er in Kustrin und Celle nach anderen Quellen in Zell am See interniert und erst 1916 auf Fursprache des Vaters wieder entlassen 3 Gedichte und kleinere Prosatexte von Hoerners waren zu dieser Zeit bereits in Sammelbanden vertreten 4 1917 lebte Herbert von Hoerner im Kunstlerhaus Dresden Loschwitz wo er am 15 Dezember 1917 die aus einer Breslauer Kunsthandwerkerfamilie stammende Schriftstellerin Susanne Heintze 1890 1978 heiratete 5 Aus dieser Ehe gingen zwei Sohne hervor darunter der Astrophysiker Sebastian von Hoerner Da das Baltikum mittlerweile von deutschen Truppen besetzt war und zum Gebiet des Oberbefehlshabers Ost gehorte konnte Hoerner 1918 mit seiner Frau nach Gut Ihlen zuruckkehren In den Burgerkriegsjahren 1919 und 1920 nahm er als Offizier in der 3 Kompanie der Baltischen Landeswehr am Lettischen Unabhangigkeitskrieg teil Von November 1919 bis April 1920 gab er neun Ausgaben der Kompaniezeitschrift Die Leuchtpistole heraus Er trug kolorierte Zeichnungen und umfangreiche Analysen der militarisch politischen Situation im Baltikum bei 6 Seine Kriegserlebnisse stellte er 1922 in seiner ersten Einzelpublikation Villa Gudrun dar Wie viele andere Deutschbalten musste Hoerner nach der Auflosung der Baltischen Landeswehr Lettland verlassen und seine Familie verlor ihren angestammten Besitz Als Ubersetzer Portratmaler Dichter und Schriftsteller verbrachte er sieben Wanderjahre in Deutschland Dokumentiert sind Aufenthalte in Berlin Chemnitz 1921 in einer Kunstlerkolonie in Uberlingen am Bodensee 1922 1925 7 und auf Gutern in Pommern In Uberlingen lektorierte und ubersetzte er fur die Verlage von Oskar Wohrle 7 und Erich Matthes 1928 liess sich Hoerner schliesslich in Gorlitz nieder wo er als Zeichenlehrer am Gymnasium Augustum angestellt wurde und zeitweise auch Mathematik und Deutsch unterrichtete Neben dem Lehrerberuf betatigte er sich zunehmend schriftstellerisch In den 1930er Jahren erschienen neben Berichten aus dem Krieg eine Reihe von ihm verfasster Novellen und Erzahlungen Hoerner war ein Anekdotenerzahler mit hintergrundigem Humor oft auch melancholischen Anflugen Er wahlte zumeist heimatbezogene traditionelle Sujets nutzte einfache aber symboltrachtige Motive und bemuhte sich um eine atmospharische Landschafts und Menschenzeichnung Diese Art heimatverbundener Dichtung liess sich leicht mit Blut und Boden Vorstellungen zur Deckung bringen und wurde vom Nationalsozialismus geschatzt auch wenn sie keine eindeutig politische Botschaft enthielt Fur seinen in zahlreiche Sprachen ubersetzten Bauernroman Der graue Reiter 1940 der Motive aus Theodor Storms Novelle Der Schimmelreiter adaptiert wurde von Hoerner der Literaturpreis der Stadt Berlin fur das Jahr 1940 verliehen 8 Im Zweiten Weltkrieg meldete er sich freiwillig zum Dienst in der Wehrmacht und wurde bei Stalingrad und in der Ukraine als Dolmetscher Sonderfuhrer eingesetzt Nach einer schweren Erkrankung wurde er Sprachlehrer einer Dolmetscherkompanie in Breslau Kurz vor Kriegsende geriet er allen bisherigen Darstellungen zufolge die sich auf Erinnerungen seines 2003 verstorbenen Sohnes stutzen auf der Flucht von Breslau nach Gorlitz in sowjetische Kriegsgefangenschaft und wurde 1946 im Untersuchungsgefangnis Bautzen inhaftiert wahrend seine Frau in Gorlitz verhaftet wurde Einer 2011 veroffentlichten Forschungsarbeit zufolge die sich auf neu erschlossenes ostdeutsches und russisches Archivmaterial stutzt hielt er sich dagegen in den letzten Kriegsmonaten in Gorlitz auf und stand dem Gorlitzer Festungskommandanten Oberst Neise als Dolmetscher zur Verfugung 9 Hoerner wurde nach bisheriger Darstellung als Gefangener in ein Internierungslager nach Torgau gebracht und soll dort im Mai 1950 zu Tode gekommen sein Davon abweichend stellt die Untersuchung aus dem Jahr 2011 fest Herbert von Hoerner sei ausweislich der Akten am 18 Juni 1946 zusammen mit seiner Frau vom sowjetischen Geheimdienst MGB in Gorlitz verhaftet und am 30 August 1946 von einem Sowjetischen Militar Tribunal der 11 Transkarpaten Berliner Garde Panzerdivision wegen konterrevolutionarer Verbrechen nach Artikel 58 2 bewaffneter Aufstand Eindringen in die UdSSR des Strafgesetzbuches der RSFSR zum Tode durch Erschiessen verurteilt worden Das Urteil wurde am 26 September 1946 in Bautzen vollstreckt Dementsprechend sei von Hoerner auch nie in Torgau interniert gewesen Im Oktober 2002 wurde Herbert von Hoerner von der russischen Militarhauptstaatsanwaltschaft rehabilitiert 10 Herbert von Hoerners literarische Werke wurden bis in die 1960er Jahre mehrfach neu aufgelegt sind heute jedoch weitgehend vergessen Lediglich sein Gedicht Erntekranz wird noch immer in Schulbuchern abgedruckt 11 Sein zuerst 1937 erschienener und zuletzt 1980 bei Salzer aufgelegter kurzer Kriminalroman Die letzte Kugel wurde 2018 beim Egmont Verlag erneut verlegt 12 Auszeichnungen Bearbeiten1938 Jahresgabe der Gesellschaft der Bucherfreunde zu Chemnitz 13 1940 Literaturpreis der Reichshauptstadt Berlin 8 Werkeauswahl BearbeitenVilla Gudrun Stucke einer Sammlung An der Bolschewistenfront in Lettgallen im August 1920 Hartenstein im Erzgebirge 1922 Kriegserinnerungen mit Gedichten Theseus 1923 Drama in Meiningen aufgefuhrt Des Frosches Auferstehung eine Tier und Tanzfabel 1927 Der Zauberkreis ein Tanzspiel mit begleitenden Versen 1928 14 Sechs Gedichte 1935 Lyrik Bruder im Felde 1936 Erzahlung Die Kutscherin des Zaren 1936 Erzahlung Die letzte Kugel 1937 Erzahlung Die grune Limonade 1938 Erzahlung Der grosse Baum 1938 Erzahlung Der graue Reiter 1940 Roman Ubersetzungen ins Franzosische Finnische Italienische Niederlandische Schwedische und Lettische Die Welle 1942 Lyrische Gedichte Landschaften 1942 SkizzenVertonungen Annings Lied Liedchen Sommernacht Die Welle Vier Lieder fur mittlere Stimme Violine Cello und Klavier ca 1949 Komponistin Hilda Kocher Klein 15 Landliche Weisen Vier Lieder fur eine mittlere Stimme und Klavier Volksweise Rilke Reigenlied Johannes von Guenther Klage Johannes von Guenther Annings Lied Herbert von Hoerner 1960 Komponist Gerhart von Westerman 16 Welle des Lebens 1979 Ein Chorwerk fur festliche Anlasse auf einen Text von Herbert von Hoerner fur Mannerchor und Klavier oder Orgel oder Orchester Komponist Hermannjosef Rubben 17 Erntekranz 1999 Komponist Wilhelm Koch 18 Ubersetzungen Die Nase von N Gogol 1923 Iwan der Schreckliche von A K Tolstoi 1924 auch unter dem Titel Der silberne Furst verlegt Das verschwundene Schreiben und Die verhexte Stelle von N Gogol 1924 Erinnerungen von S J Witte 1923 Mumu von I S Turgenew 1924 Die Uhr von I S Turgenew 1924 Der Sargmacher und Akulina von A S Puschkin 1924 Literatur BearbeitenSchulz Eckhard Hoerner Herbert von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 9 Duncker amp Humblot Berlin 1972 ISBN 3 428 00190 7 S 357 f Digitalisat Baltische Historische Kommission Hrsg Eintrag zu Hoerner Herbert Otto Christian Karl v In BBLD Baltisches biografisches Lexikon digital Stand 1970 Herbert von Hoerner Internationales Biographisches Archiv 34 1954 vom 16 August 1954 im Munzinger Archiv abgerufen am 10 Oktober 2016 Artikelanfang frei abrufbar Hoerner Herbert Otto Christian Karl von In Carola L Gottzmann Petra Horner Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St Petersburgs Vom Mittelalter bis zur Gegenwart Band 1 Verlag Walter de Gruyter Berlin 2007 ISBN 978 3 11 019338 1 S 590 593 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Enthalt neben dem einspaltigen Lebenslauf ein ausfuhrliches Werkeverzeichnis Louise Woods Rothrock The narrative techniques of Herbert von Hoerner Thesis M A University of Maryland College Park 1971 J Whiton Aspects of Latvian Folklore in Herbert von Hoerner s Novella Der grosse Baum In Journal of Baltic Studies 29 1998 Nr 4 S 326 332 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Herbert von Hoerner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von Herbert von Hoerner im Projekt Gutenberg DE Foto im Portal der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen Foto in der SZ vom 9 Mai 2016Einzelnachweise Bearbeiten In den bisherigen biographischen Darstellungen wird als Sterbedatum Herbert von Hoerners der 8 oder 9 Mai 1950 und als Sterbeort Torgau angegeben Einer 2011 publizierten Abhandlung zufolge Ronny Kabus weine ich taglich um meinen Vater In der Gewalt Stalins und der SED Norderstedt 2011 BoD ISBN 978 3 8423 3102 0 S 67 71 die sich auf neu erschlossenes ostdeutsches und russisches Archivmaterial stutzt war Hoerner jedoch nie in Torgau interniert und wurde nach MGB Akten am 26 September 1946 im Speziallager Nr 4 Bautzen erschossen Quelle Auskunft von W Oleschinski vom DIZ Torgau zitiert bei Kabus S 71 Johannes von Guenther Ein Leben im Ostwind Biederstein Verlag Munchen 1969 S 357 a b Ernst Edmund Keil Hrsg Ostdeutsches Lesebuch Deutsche Dichtung der Jahrhundertmitte von Baltikum bis zum Banat Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen 1984 ISBN 978 3 88557 030 1 S 18 Bruno Goetz Hrsg Die Baltischen Provinzen Band 4 Die jungen Balten Gedichte Verlag Felix Lehmann Berlin 1916 Einzelheiten zu Susanne von Hoerner Heintze bei Gudrun Wedel Autobiographien von Frauen Ein Lexikon Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2010 ISBN 978 3 412 20585 0 S 351 Die Leuchtpistole Zeitschrift der 3 Kompanie der Baltischen Landeswehr DSHI 120 BR BLW 270 Vollstandig vorhanden in der Sammlung des Herder Instituts in Marburg a b Manfred Bosch Boheme am Bodensee literarisches Leben am See von 1900 bis 1950 Verlag Die Libelle Lengwil 1997 ISBN 3 909081 75 4 S 113 a b Hoerner erhielt den Literaturpreis der Stadt Berlin fur das Jahr 1940 gemeinsam mit Kurt Kluge und Friedrich Griese Da der Preis erst im darauf folgenden Jahr uberreicht wurde ist haufig das Verleihungsjahr 1941 genannt Vgl auch Helga Strallhofer Mitterbauer NS Literaturpreise fur osterreichische Autoren Eine Dokumentation Bohlau Verlag Wien 1994 ISBN 3 205 98204 5 S 88 in der Google Buchsuche Ronny Kabus weine ich taglich um meinen Vater In der Gewalt Stalins und der SED 2 neu bearb u erweit Auflage Norderstedt 2016 S 38 Ronny Kabus weine ich taglich um meinen Vater In der Gewalt Stalins und der SED 2 neu bearb u erweit Auflage Norderstedt 2016 S 73 80 Hoerners Gedicht Erntekranz ist z B abgedruckt in O Watzke u a Gedichte in Stundenbildern Unterrichtsvorschlage mit Kopiervorlagen 4 Jahrgangsstufe Auer Verlag Donauworth 2000 ISBN 3 403 02017 7 Herbert von Hoerner Die letzte Kugel Egmont Kopenhagen Koln 2018 ISBN 978 8 71159 308 0 75 S Franz Lennartz Die Dichter unserer Zeit 275 Einzeldarstellungen zur deutschen Dichtung der Gegenwart Alfred Kroner Verlag 1941 S 182 Der Druck von Der Zauberkreis wurde gestiftet zum Marzfest 1928 der Gesellschaft der Bucherfreunde zu Chemnitz von Friedrich Emil Krauss Schwarzenberg und Friedrich Wagner Poltrock in Chemnitz Claudia Friedel Komponierende Frauen im Dritten Reich Versuch einer Rekonstruktion von Lebensrealitat und herrschendem Frauenbild LIT Verlag Munster 1995 ISBN 3 8258 2376 8 S 41 Ref 92 Gerhart von Westerman Landliche Weisen 4 Lieder op 22 Verlag Bote amp Bock Berlin Wiesbaden 1960 Partitur Hermannjosef Rubben Welle des Lebens PDF 2 0 MB Verlag Peter J Tonger 1979 Partitur Erntekranz T H von Hoerner M Wilhelm H Koch Musik und Sortimentverlag Waltraud Krause o J Normdaten Person GND 11693266X lobid OGND AKS VIAF 37146824514607630171 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hoerner Herbert vonKURZBESCHREIBUNG deutscher SchriftstellerGEBURTSDATUM 9 Mai 1884GEBURTSORT Ihlen Kurland Russisches KaiserreichSTERBEDATUM 26 September 1946STERBEORT Bautzen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herbert von Hoerner amp oldid 238274025