www.wikidata.de-de.nina.az
Sergei Juljewitsch Witte russisch Sergej Yulevich Vitte wiss Transliteration Sergej Jul evic Vitte 17 Junijul 29 Juni 1849greg in Tiflis heute Georgien 28 Februarjul 13 Marz 1915greg in Petrograd heute St Petersburg war ein russischer Unternehmer und Staatsmann Er verfolgte die Idee einer modernisierten zaristischen Herrschaft Durch geschickte Interventionen zugunsten des okonomisch aktiven Burgertums erreichte er eine Modernisierung der russischen Wirtschaft Sergei Juljewitsch Witte 1905Sergei Juljewitsch Witte 1905Sergei Juljewitsch Witte 3 von links bei den Friedensverhandlungen in Portsmouth 1905 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veroffentlichungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWitte wurde am 29 Juni 1849 in Tiflis geboren Sein Vater Julius Christoph Heinrich Georg Witte stammte aus dem Baltikum gehorte zur deutschbaltischen Ritterschaft von Pleskau heute Pskow und hatte in Preussen Landwirtschaft und Huttenkunde studiert Anlasslich seiner Heirat trat er vom lutherischen zum orthodoxen Glauben uber Seine Mutter war russischer Herkunft Tochter der Prinzessin Helene Dolgoruki und die Okkultistin Helena Blavatsky war seine Cousine Nach Schulabschluss begann Witte ein Studium der Mathematik an der Neurussland Universitat in Odessa das er 1870 beendete Er fand zunachst eine Beschaftigung bei der russischen Eisenbahn wo er nacheinander Direktor der Odessa Eisenbahn und der Sudwest Eisenbahn die von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer verlief wurde 1879 ging er nach Sankt Petersburg und wurde Mitglied der vom Zaren ins Leben gerufenen Baranow Kommission die eine neue Eisenbahnpolitik fur die Regierung ausarbeitete Witte schrieb eine Eisenbahn Charta die zur Grundlage der ersten Betriebsordnung der russischen Eisenbahnen wurde Er grundete in Kiew die Zeitung Kiewer Wort die ab 1887 erschien und gute Presse fur seine Eisenbahnprojekte schaffen sollte Als erfolgreicher Unternehmer wurde er 1889 in die russische Staatsverwaltung berufen und zum Leiter der Abteilung fur Eisenbahnangelegenheiten ernannt Im Februar 1892 wurde er Eisenbahn am 30 August desselben Jahres russischer Finanzminister und setzte sich mittels seines Stellvertreters und Vertrauensmanns Afinogen Antonowitsch fur einen Goldstandard in der Wahrung ein Er setzte sich fur eine Modernisierung Russlands ein verlangte eine starkere Industrialisierung der Wirtschaft und forcierte den Bau der Transsibirischen Eisenbahn Seine Reformbestrebungen fuhrten zum Konflikt mit anderen Ministern besonders dem konservativen Innenminister Wjatscheslaw von Plehwe der ihn bei Zar Nikolaus II denunzierte Plehwe behauptete Witte sei Teil einer judischen Verschworung weshalb Witte am 29 August 1903 von seinem Posten als Finanzminister zurucktreten musste Als sich im Russisch Japanischen Krieg die Niederlage Russlands abzeichnete erinnerte sich Nikolaus II an Wittes Verhandlungsgeschick und sandte ihn im Juni 1905 als Chefunterhandler in die Vereinigten Staaten um mit Japan die Bedingungen fur den Friedensvertrag von Portsmouth auszuhandeln Witte zeigte sich als brillanter und harter Verhandlungspartner der trotz Russlands vernichtender Niederlage auf dem Schlachtfeld relativ milde Vertragsbedingungen aushandeln konnte Russland verlor die Halbinsel Liaodong den Kriegshafen Port Arthur heute Ortsteil von Dalian und die Konzessionen fur die Eisenbahnen in der Mandschurei Ausserdem verpflichtete sich Russland Sud Sachalin an Japan abzugeben Eine vollstandige Abtretung Sachalins und hohe Entschadigungszahlungen konnte der japanische Unterhandler Komura Jutaro jedoch nicht durchsetzen Wahrend der Friedensvertrag in der japanischen Offentlichkeit mit Unmut aufgenommen wurde und zu den Hibiya Unruhen fuhrte war Nikolaus II mit Witte zufrieden holte ihn zuruck in die Regierung und erhob ihn in den Adelstand Im Zuge der Bulyginschen Reform vom August 1905 die eine beratende Duma einfuhrte wurde Witte als erster Regierungschef Russlands mit der Kabinettsbildung beauftragt zuvor waren alle Minister unmittelbar dem Zaren verantwortlich nbsp Wittes Grab in St PetersburgUnter dem Druck der seit Anfang 1905 ausgebrochenen revolutionaren Unruhen musste der Zar am 17 Oktober das von Witte verfasste Oktobermanifest erlassen das burgerliche Freiheitsrechte einfuhrte und die Duma in ein gesetzgebendes Organ umwandelte Witte selbst hatte eindringlich diesen Schritt gefordert und vor den Folgen einer unnachgiebigen Haltung gewarnt Nach den Wahlen zur ersten Duma geriet er erneut unter Druck weil liberale Parteien entscheidende Stimmgewinne erzielen konnten und der Zar an den eingeleiteten Reformen zweifelte Auf Druck konservativer Regierungskreise wurde Witte im April 1906 erneut zum Rucktritt gezwungen Witte zog sich ins Privatleben zuruck und schrieb seine Memoiren Gelegentlich ausserte er offentlich seine Meinung zum politischen Tagesgeschehen in Russland Wahrend der Julikrise von 1914 protestierte er entschieden gegen den Eintritt Russlands in den Ersten Weltkrieg warnte vor einer Niederlage und schlug stattdessen Verhandlungen mit dem Deutschen Reich vor um einen Kriegsausbruch noch zu verhindern Der Zar liess sich darauf aber nicht ein Im Dezember 1893 wurde er Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg 1 Am 13 Marz 1915 starb Witte an Meningitis im Alter von 65 Jahren in Petrograd heute St Petersburg und wurde auf dem Alten St Lazarus Friedhof am Alexander Newski Kloster beigesetzt Im Zuge einer Initiative erklarten im Jahr 2011 der russische Prasident Dmitri Medwedew sowie Ministerprasident Wladimir Putin Witte zu ihrem reformerischen Vorbild 2 Veroffentlichungen BearbeitenVorlesungen uber Staats und Volkswirtschaft Zwei Bande Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1913 Erinnerungen Mit einer Einleitung von Prof Otto Hoetzsch Ins Deutsche ubertragen von Herbert v Hoerner Ullstein Berlin 1923 Memoires du comte Witte 1849 1915 Trad Francois Rousseau Paris 1921 The Memoirs of Count Witte Hrsg v Sidney Harcave M E Sharpe 1990 ISBN 0 87332 571 0Literatur BearbeitenFrancis W Wcislo Tales of Imperial Russia The Life and Times of Sergei Witte 1849 1915 Oxford University Press 2011 ISBN 978 0 19 954356 4 Sidney Harcave Count Sergei Witte and the twilight of imperial Russia A Biography Sharpe Armonk N Y u a 2004 ISBN 0 7656 1422 7 Wladimir von Korostowetz Graf Witte der Steuermann in der Not Bruckenverlag Berlin 1929 Theodore H von Laue Sergei Witte and the industrialization of Russia Columbia University Press New York u a 1963 Howard D Mehlinger amp John M Thompson Count Witte and the Tsarist government in the 1905 revolution Indiana University Press Bloomington Ind u a 1972 ISBN 0 253 31470 4 Paul Petrowitsch Sibiriaseff Staatsmann Witte Ein Blick in die Geheimnisse der russischen Finanzpolitik Berlin 1904 Philipp Franz Bresnitz von Sydacoff Intimes aus dem Reiche Nikolaus II Graf Witte im Lichte der Wahrheit Band V Verlag B Elischer Leipzig 1907 S Noma Hrsg Witte Sergei Yulievich In Japan An Illustrated Encyclopedia Kodansha 1993 ISBN 4 06 205938 X S 1702 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sergei Witte Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Zeitungsartikel uber Sergei Juljewitsch Witte in den Historischen Pressearchiven der ZBW Umfangreiche Biographie russisch Memoirs of Count Witte englisch Fotografie von Sergei Witte Baltische Historische Kommission Hrsg Eintrag zu Sergei Juljewitsch Witte In BBLD Baltisches biografisches Lexikon digitalEinzelnachweise Bearbeiten Ehrenmitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 Vitte Sergej Yulevich Russischen Akademie der Wissenschaften abgerufen am 13 Februar 2021 russisch Gerald Hosp Medwedews Vorbild Der Graf des Zaren In Frankfurter Allgemeine Zeitung 4 Mai 2011 VorgangerAmtNachfolger Amt neu geschaffen Ministerprasident des Russischen Reiches 6 November 1905 5 Mai 1906Iwan GoremykinNormdaten Person GND 118768743 lobid OGND AKS LCCN n80139307 VIAF 64139045 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Witte Sergei JuljewitschALTERNATIVNAMEN Vitte Sergej Yulevich russisch Witte GrafKURZBESCHREIBUNG russischer Unternehmer und Politiker MinisterprasidentGEBURTSDATUM 29 Juni 1849GEBURTSORT TiflisSTERBEDATUM 13 Marz 1915STERBEORT Petrograd Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sergei Juljewitsch Witte amp oldid 237914622