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Herbert Wilhelm Braun 4 Mai 1903 in Warlubien Westpreussen 27 August 1991 in Mainz war ein deutscher evangelischer Theologe Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Lehre 3 Publikationen 3 1 Jesus der Mann aus Nazareth und seine Zeit 1969 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben BearbeitenHerbert Braun wurde 1903 als Sohn eines Volksschullehrers in Warlubien geboren Er besuchte das Gymnasium Marienwerder und bestand Ostern 1922 die Abiturprufung 1 Er studierte ab 1922 an der Albertus Universitat Konigsberg der Eberhard Karls Universitat Tubingen und der Universitat Rostock Evangelische Theologie 1929 wurde er an der Friedrichs Universitat Halle von Ernst von Dobschutz als dessen Assistent er gearbeitet hatte zum Lizenziaten promoviert Er arbeitete von 1930 bis 1931 als Pfarrer an St Maria Magdalena in Friedrichshof Ostpreussen Rozogi 1931 bis 1940 an der Kirche in Lamgarben Garbno und 1940 bis 1945 in Evangelischen Pfarrkirche in Drengfurth Srokowo 1937 wurde er wegen seines Engagements fur die Bekennende Kirche inhaftiert Nach der Flucht aus Ostpreussen wurde er 1946 Pfarrer in Magdeburg Ab 1947 war er zuerst Dozent dann Professor fur Neues Testament an der Kirchlichen Hochschule Berlin Hier zeichnete sich sein Unterricht vor allem durch ein starkes Interesse an religionsgeschichtlichen Fragestellungen aus 2 Von 1953 bis zu seiner Emeritierung 1968 war er Ordinarius fur Neues Testament an der Evangelisch Theologischen Fakultat der Johannes Gutenberg Universitat Mainz Lehre BearbeitenBraun gehort zu den Schulern von Rudolf Bultmann Sein Schwerpunkt war die Herausarbeitung derjenigen ethischen Besonderheiten die den Menschen Jesus von Nazaret in Leben und Lehre von allen anderen vorausgegangenen und zeitgenossischen ethischen Lehren und Vorbildern unterscheiden Abgegrenzt wird der historische Jesus dabei von seinem judischen Umfeld der urchristlichen Gemeinde und den hellenistischen Stromungen seiner Zeit Ein Basissatz seiner Theologie lautet Es ist der irdische Jesus der seine Horer dazu befreit hat sich als von Gott Geliebte und Angenommene anzusehen und so fahig zu werden andere zu lieben 3 Nach Bultmanns Auffassung hat Braun die existentiale Interpretation der Bibel am konsequentesten durchgefuhrt Braun sehe im Wirken Jesu seine Worte als das Entscheidende Diese lehren die paradoxe Einheit der radikalisierten Thora und der radikalen Gnade der verscharften Forderung und der schrankenlosen Annahme des Menschen als Sunder die Kontrapunktik der Offenheit fur den Nachsten und der totalen Angewiesenheit des Menschen auf Gott 4 An der Universitat Mainz fand am 13 Februar 1964 eine Debatte zwischen Herbert Braun und Helmut Gollwitzer statt Das Thema war die Frage nach dem Sein Gottes Braun sieht Gott als spezifische Form der Mitmenschlichkeit als Chiffre eines zwischenmenschlichen Geschehens Ein die Welt des Menschen transzendierendes Ansichsein Gottes kann es nach Auffassung Brauns nicht geben weswegen er die Bezeichnung A Theismus fur seine Theologie akzeptiert Diese Position sei aber nicht mit den verbreiteten Positionen des Atheismus gleichzusetzen 5 Gollwitzer setzt Brauns Auffassung entgegen dass Gott selbst Subjekt einer Beziehung zum Menschen sei Menschliche Beziehungen bekamen erst durch den Bezug zu Gott ihre besondere zwischenmenschliche Qualitat Der Satz Gott ist Liebe 6 ist fur Gollwitzer nicht umkehrbar Die Liebe ist Gott Eine Liebe zu Gott oder ein Gebet seien ohne ein Subjekt Gott nicht moglich Publikationen BearbeitenJesus der Mann aus Nazareth und seine Zeit 1969 Bearbeiten In dreizehn Kapiteln gibt Herbert Braun eine umfassende allgemeinverstandliche Darstellung der ethischen und theologischen Bedeutung der Lehre des Menschen Jesus Kapitel 1 Die VorgegebenheitenHerbert Braun situiert den Menschen Jesus in den politischen und religiosen Verhaltnissen seiner Zeit Das Leben des palastinensischen Judentums ist gepragt von Apokalyptik und Pharisaismus Die Apokalyptik hat hinsichtlich des Zeitrahmens der Messiasvorstellung und der Heilsvollendung eine betrachtliche Variationsbreite Der Pharisaismus ubertragt die Priester Gesetze der Thora auf alle frommen Laien und gestaltet die Rahmenvorschriften kasuistisch aus besonders die rituelle Reinheit Die pharisaische Ethik ist von Bescheidenheit Unterstutzung der Armen und strenger Sexualmoral gepragt In Notsituationen tritt der fromme Jude fur seine Religion mit seiner Existenz ein Vor Gott als personifiziertem Gesetz hofft der fromme Jude beim Gericht auf Barmherzigkeit die an sein Sundenbekenntnis und seine Busse gebunden ist Um das Jesusbild der Evangelien zu verstehen muss man auch den hellenistisch orientalischen Einfluss berucksichtigen der die judische Tradition uberlagert Die griechische Vorstellung des theios aner gottlicher Mann eines weisen Heilers Vorstellungen von Heilbringern Naturgottheiten Heroen und gottlichen Herrschern Apotheose beeinflussen die judische Messias Erwartung Ergebnis dieser Einflusse sind etwa die Vorstellungen von Wundern bei der Geburt von der Geburt aus einer Jungfrau einer Himmelfahrt und einer Erscheinung nach dem Tod In den gnostischen Stromungen geht es um ein Aufgehen des menschlichen Bewusstseins in Gott bei der die Personalitat des Einzelmenschen und das Ichbewusstsein in der Verschmelzung mit dem universal gedachten Geist aufgehoben wird Kapitel 2 Die QuellenDie synoptischen Evangelien sind keine neutralen Geschichtsquellen sondern Bekenntnisse mit missionarischem Anspruch innerhalb der antiken Weltanschauung Daher mussen sie historisch kritisch untersucht werden Am weitesten entfernt vom historischen Jesus ist das Evangelium nach Johannes aber auch die Synoptiker gestalten die Lebensgeschichte nach bestimmten Absichten Besonders die Ausserungen Jesu sind schwer zu rekonstruieren da auch prophetische Weisungen als Worte Jesu angesehen wurden Die formgeschichtliche Untersuchung zeigt beispielsweise dass der Umfang des Redekomplexes Ruckschlusse auf die Redaktion Uberarbeitung zum Zweck der Gemeindebelehrung erlaubt je ausfuhrlicher der Redekomplex desto intensiver die redaktionellen Veranderungen und Anpassungen an die aktuelle Situation der Gemeinde Auch Einzelworte konnen nach der Form analysiert werden dabei gelten Ausserungen als moglich die dem judischen Sprachstil entsprechen Fur die schwierigere inhaltliche Untersuchung ist ein hermeneutischer Zirkel unvermeidbar Als Kriterium fur die Zuordnung von Ausserungen zu einem historischen Jesus gilt dass die Grenzen des judischen Denkens uberschritten werden Das gilt beispielsweise fur die Feindesliebe Kapitel 3 Die BiografieDie Geburt Jesu liegt eher in der Zeit des Herodes als der Volkszahlung Bethlehem als Geburtsort wird aufgrund von Micha 5 1 3 gewahlt Die Umstande der Geburt sind legendenhaft und in Anlehnung an hellenistisch orientalische Heilsbringergestalten ausgeformt Dass Jesus Geschwister hatte und von Johannes dem Taufer getauft wurde ist wahrscheinlich Jesus entsprach nicht der judischen Messiasvorstellung da er sich an einer politischen Befreiung wenig interessiert zeigte Er forderte auch keine Anerkennung einer Messiaswurde Diese wird von der Urgemeinde in das Leben zuruckprojiziert und als geheime Offenbarung dargestellt Jesus ist kein Asket Er hat Freunde unter den Sundern sein Lebenswandel wird von den gesetzestreuen Juden kritisch betrachtet Seine Sprache ist aramaisch bildhaft einpragsam ursprunglich nicht als Geheimbelehrung gedacht Seine Wundertaten sind niemals Strafwunder sondern oft medizinische Heilungen die dem Zeitgeist nach als Damonenaustreibungen verstanden wurden Die Naturwunder und Totenerweckungen sind Ausschmuckungen Es entspricht dem zu seiner Zeit Ublichen dass Jesus eine Jungerschar um sich sammelte Ihre Darstellung wird bis zu Lukas hin immer starker idealisiert zugleich wird der Kontrast zu Jesus verstarkt Die Junger bilden keine Kirche In der Passionsgeschichte scheint der Kreuzestod sicher Das letzte Abendmahl erscheint als Ruckverlegung die hellenistische Sakramentalitat passt nicht in ein palastinensisches Umfeld Die Gethsemane Szene ist offenkundig erfunden ebenso wie die Verhandlung vor dem Sanhedrin Der Kreuzestod wird zunehmend triumphaler ausgestaltet Die Grablegungsgeschichte widerspricht dem judischen Brauch des Umgangs mit Verurteilten Die Motive der Umgestaltung liegen darin ein Vorbild des Martyriums zu schaffen die Juden zugunsten der Romer zu belasten und das Herrenmahl vor dem Sterben einzusetzen Bei den Synoptikern hat der Tod noch keinen Suhnecharakter 4 Der Horizont der letzten DingeJesu judisch apokalyptische Naherwartung einer Konigsherrschaft Gottes und eines Menschensohnes wird im Laufe der Traditionsgeschichte auf Jesus selbst bezogen Der spatjudische Auferstehungsglaube ist bei Jesus nachvollziehbar Jesu Anliegen ist aber eigentlich eine Scharfung der Verantwortlichkeit Diese Verantwortlichkeit ist unabhangig von der Frage eines wirklichen apokalyptischen Endes der Geschichte und einer Auferstehung 5 Die BekehrungIn Ubereinstimmung mit der judischen Tradition ist die Ethik Jesu eine des Handelns Bekehrung bedeutet dementsprechend eine Wendung des Willens zum Gehorsam kein religioses Erlebnis Bekehrung ist die Anerkennung der totalen Verpflichtung und der uneingeschrankten Angewiesenheit des Menschen Die Entscheidung hat Vorrang vor allen personlichen Bindungen Der echte Gehorsam handelt nicht heteronom sondern aus Einsicht und aus der Situation heraus Der Gehorsam wird damit aus den formalen und juridischen Bezugen herausgenommen Der Rigorismus des kompromisslosen Anspruchs fuhrt nicht zur Diskriminierung anderer da der Gehorsame sich als grenzenlos Beschenkter erfahrt Daher ist jedes vergleichende Messen fremder Leistung und ein Sichzusprechen eigener autonomer Leistung ungerechtfertigt Schriften Auswahl BearbeitenGesammelte Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt Mohr Siebeck Tubingen 1962 2 durchges u erg Auflage 1967 Spatjudisch haretischer und fruhchristlicher Radikalismus Jesus von Nazareth und die essenische Qumransekte 2 Bande Beitrage zur Historischen Theologie 24 Mohr Tubingen 1969 Jesus Der Mann aus Nazareth und seine Zeit Kreuz Stuttgart 1969 3 Taschenbuch Auflage Gutersloher Verlagshaus Mohn Gutersloh 1978 ISBN 3 579 03870 2 Predigten Kreuz Stuttgart 1970 Wie man uber Gott nicht denken soll Tubingen 1971 Neues Testament und christliche Existenz Mohr Tubingen 1973 Eine Verleitung zu christlich ungewohnlichen Gedanken In Walter Jens Hrsg Der barmherzige Samariter Kreuz Stuttgart 1973 ISBN 3 7831 0413 0 S 39 51 An die Hebraer Handbuch zum Neuen Testament Bd 14 Mohr Tubingen 1984 ISBN 3 16 144869 3 Literatur BearbeitenWilly Schottroff Herbert Braun Eine theologische Biographie In Willy Schottroff Das Reich Gottes und der Mensch Studien uber das Verhaltnis der christlichen Theologie zum Judentum Abhandlungen zum christlich judischen Dialog Band 19 Chr Kaiser Munchen 1991 ISBN 3 459 01881 X S 195 229 Neues Testament und christliche Existenz Festschrift fur Herbert Braun Herausgegeben von Hans Dieter Betz und Luise Schottroff Tubingen 1973 Eduard Schweizer Jesus das Gleichnis Gottes was wissen wir wirklich vom Leben Jesu Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 2 Auflage 1996 Horst Symanowski Post Bultmann locutum Bd 1 Eine Diskussion zwischen Helmut Gollwitzer und Herbert Braun am 13 Februar 1964 in der Johannes Gutenberg Universitat Mainz am Rhein 1965 2 AuflageWeblinks BearbeitenLiteratur von und uber Herbert Braun im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Herbert Braun in der Deutschen Digitalen Bibliothek Eintrag zu Braun im Verzeichnis der Professorinnen und Professoren der Universitat Mainz 1946 1973 Herbert Braun papers 1947 1986 an der Emory University mit Kurzbiographie englisch Braun Herbert Hessische Biografie Stand 5 Juli 2022 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Anmerkungen Bearbeiten Hans Duhring Das Gymnasium Marienwerder Von der Domschule zur Oberschule Ostdeutsche Beitrage aus dem Gottinger Arbeitskreis Bd XXX Holzner Verlag Wurzburg 1964 S 197 Geschichte des Lehrstuhls Eduard Schweizer Jesus das Gleichnis Gottes was wissen wir wirklich vom Leben Jesu Gottingen 2 Auflage 1996 S 14 Rudolf Bultmann WAR JESUS EIN CHRIST In Der Spiegel Nr 15 1966 online Hans Georg Geyer Andenken Tubingen 2003 S 127 1 Johannes 4 16 Normdaten Person GND 11851461X lobid OGND AKS LCCN n84211247 NDL 00434227 VIAF 59875374 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Braun HerbertALTERNATIVNAMEN Braun Herbert Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer TheologeGEBURTSDATUM 4 Mai 1903GEBURTSORT WarlubienSTERBEDATUM 27 August 1991STERBEORT Mainz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herbert Braun amp oldid 232514591