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Helene Wessel 6 Juli 1898 in Dortmund 13 Oktober 1969 in Bonn war eine deutsche Politikerin Vom 17 Oktober 1949 bis zum Januar 1952 war sie Vorsitzende der Zentrumspartei danach grundete sie unter anderem mit Gustav Heinemann die Gesamtdeutsche Volkspartei und schloss sich schliesslich mit dieser der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands SPD an Sie wurde in den Parlamentarischen Rat gewahlt und ist damit eine der Mutter des Grundgesetzes Helene Wessel 1956 Helene Wessel erhalt 1965 das Bundesverdienstkreuz von Eugen Gerstenmaier Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Politik 2 Ehrungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenWessels Geburtshaus stand in der heutigen Geschwister Scholl Strasse in Dortmund 1 Sie war das jungstes von vier Kindern des Bahnbeamten Heinrich Wessel und seiner Ehefrau Helene geborene Linz Die Eltern waren katholisch gepragt schon der Vater 1905 Mitglied der Deutschen Zentrumspartei Wessel besuchte die Volks und Handelsschule absolvierte eine kaufmannische Lehre und nahm im November 1915 eine Stelle als Sekretarin im Parteiburo der Zentrumspartei in Horde an Dort begegnete sie Johannes Gronowski der ihr politischer Ziehvater wurde Im Marz 1923 begann sie an der Staatlichen Wohlfahrtsschule in Munster eine einjahrige Ausbildung zur Jugend und Sozialfursorgerin die sie aus eigenen Mitteln unter anderem aus dem Erlos ihrer Briefmarkensammlung bezahlte Ab 1919 engagierte sie sich in der Zentrumspartei und wurde im Mai 1928 als Abgeordnete in den Preussischen Landtag gewahlt Sie gab ihre Tatigkeiten als Parteisekretarin und Fursorgerin der katholischen Kirche auf Vom Oktober 1929 an liess sie sich an der Berliner Deutschen Akademie fur soziale und padagogische Frauenarbeit zur Diplom Wohlfahrtspflegerin weiterbilden Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 wurde Wessel als politisch unzuverlassig eingestuft Bei der Abstimmung zum Ermachtigungsgesetz im Landtag hatte sie sich nach eigenen Angaben der Stimme enthalten 2 Sie arbeitete zunachst in der Verwaltung des St Johannes Hospitals in Dortmund fuhrte ab 1935 ein Forschungsprojekt uber den Zusammenhalt der katholischen Familie durch die Religion durch und war danach kurze Zeit Sekretarin beim Katholischen Frauenbund Ab April war sie zunachst Sekretarin dann Fursorgerin beim Katholischen Fursorgeverein Als zunachst ehrenamtliche dann wieder berufliche Fursorgerin 3 in der Gefahrdetenfursorge referierte und publizierte sie und setzte sich als Befurworterin der Zwangsverwahrung fur ein Bewahrungsgesetz und die Sterilisation von Asozialen ein 4 Nach dem Zweiten Weltkrieg betatigte sie sich wieder politisch zunachst erneut im Zentrum dann in der Gesamtdeutschen Volkspartei GVP Als diese bei der Bundestagswahl 1953 an der Sperrklausel Funf Prozent Hurde scheiterte verlor sie ihr Mandat und war vorubergehend freie Mitarbeiterin des Deutschen Gewerkschaftsbunds Sie trat der SPD bei fur die sie 1957 erneut in den Bundestag gewahlt wurde dem sie dann bis zu ihrem Tod angehorte Helene Wessel starb im Alter von 71 Jahren und wurde auf dem Sudfriedhof in Bonn beigesetzt 5 Politik Bearbeiten Helene Wessel die seit 1915 fur die Deutsche Zentrumspartei arbeitete und ihr seit 1919 angehorte engagierte sich zunachst im Windthorstbund Sie wurde 1922 seine westfalische Landesvorsitzende und gehorte ab 1930 dem Bundesvorstand an Uber diese Tatigkeit erreichte sie auch fuhrende Funktionen in der Zentrumspartei 1924 wurde sie in den Reichsparteiausschuss delegiert das hochste Gremium zwischen den Parteitagen 1925 wurde sie Mitglied im Reichsparteivorstand Im Mai 1928 erfolgte schliesslich die Wahl in den Preussischen Landtag fur den Wahlbezirk Westfalen Sud Sie war damit die jungste Abgeordnete ihrer Fraktion und zugleicht Fachsprecherin fur Fursorgefragen Bei den Wahlen im April 1932 und Marz 1933 konnte sie ihr Mandat verteidigen Sie lehnte eine Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten streng ab befand sich damit in ihrer Fraktion jedoch in der Minderheit Mit Auflosung des Zentrums und des Landtags endete Wessels politische Laufbahn vorubergehend Nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur knupfte Wessel an ihre politische Arbeit wieder an Sie schloss sich erneut dem Zentrum an und wurde auf dem ersten Parteitag im Marz 1946 dessen stellvertretende Vorsitzende Im Gegensatz zu vielen ihrer ehemaligen Parteifreunde trat sie nicht der neu gegrundeten Christlich Demokratischen Union Deutschlands CDU bei da sie diese nicht in der sozial fortschrittlichen Tradition des politischen Katholizismus sah und nach ihrer Einschatzung zu viele reaktionare Krafte und Steigbugelhalter Hitlers der CDU beitraten Im September 1946 wurde sie Lizenztragerin des Neuen Westfalischen Kuriers und zog an den Verlagsort der Zeitung Werl um Bereits im Februar 1946 war sie Mitglied des Zonenbeirats geworden ab April war sie Abgeordnete im westfalischen Provinziallandtag und ab Oktober auch im ernannten Landtag Nordrhein Westfalens 6 Im Rahmen der Gesellschaft Imshausen beteiligte sie sich an Diskussionen um die Erneuerung Deutschlands Im September 1948 wurde sie mit Johannes Brockmann als Vertreterin des Zentrums in den Parlamentarischen Rat gewahlt in dem sie als Schriftfuhrerin wirkte Sie war damit neben Friederike Nadig Elisabeth Selbert und Helene Weber eine der vier Mutter des Grundgesetzes dem sie jedoch wegen ihrer Meinung nach mangelnder demokratischer und sozialer Grundrechte die Zustimmung verweigerte 7 Nach dem Tod von Fritz Stricker ubernahm Wessel im Oktober 1949 den Bundesvorsitz des Zentrums den sie bis zu ihrem Parteiaustritt innehatte Sie war damit die erste weibliche Vorsitzende einer Partei in Deutschland 1949 wurde sie fur die Zentrumspartei in den ersten Deutschen Bundestag gewahlt Sie war Kandidatin im Wahlkreis Munster Stadt und Land und erzielte dort 30 5 Prozent der Wahlerstimmen und damit den hochsten Stimmenanteil des Zentrums in einem Wahlkreis Im Bundestag ubernahm sie auch den Fraktionsvorsitz den sie nach dem Zusammenschluss mit der Bayernpartei zur Foderalistischen Union FU zunachst beibehielt Eine weibliche Fraktionsvorsitzende gab es im Bundestag erst Jahrzehnte spater wieder Ausserdem war sie bis zum 13 Februar 1953 Vorsitzende des Ausschusses fur Fragen der offentlichen Fursorge Wessels vehemente Ablehnung der Wiederbewaffnung und ihr Engagement in der Notgemeinschaft fur den Frieden in Europa stiessen in weiten Teilen der Partei auf Ablehnung Im Januar 1952 trat sie vom Parteivorsitz zuruck und erklarte am 12 November ihren Parteiaustritt Gemeinsam mit Gustav Heinemann Hans Bodensteiner Thea Arnold Hermann Etzel Diether Posser und Johannes Rau grundete sie am 29 30 November die GVP Diese scheiterte bei der nachsten Wahl an der neu eingefuhrten bundesweiten Funf Prozent Hurde Nach der Auflosung der GVP wechselte Wessel wie ihre meisten Mitglieder zur SPD und errang 1957 uber deren Landesliste wieder ein Bundestagsmandat das sie bis zu ihrem Tod innehatte Bis 1965 leitete sie den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages anschliessend war sie bis zu ihrem Tod dessen stellvertretende Vorsitzende Weitere Amter ubernahm sie wegen ihrer angegriffenen Gesundheit nicht Sie engagierte sich noch in der Bewegung Kampf dem Atomtod setzte sich fur Volkerverstandigung ein und stimmte 1968 mit der Begrundung sie habe die Auswirkungen des Ermachtigungsgesetzes erlebt gegen die Notstandsgesetze Ehrungen Bearbeiten1965 Grosses Bundesverdienstkreuz 8 1989 wurde in Gutersloh im Ortsteil Sundern eine Strasse nach ihr benannt 1996 wurde eine Strasse im Munchner Stadtteil Freimann nach ihr benannt Im Dortmunder Stadtteil Horde ihrem Geburtsort wurde eine Strasse nach ihr benannt Die Stadt Dortmund hat ebenfalls beschlossen ihr im Dortmunder Stadtgarten ein Denkmal zu errichten Ein Wettbewerb dafur ist ausgeschrieben 9 Schriften BearbeitenLebenshaltung aus Fursorge und Erwerbstatigkeit Eine Untersuchung des Kostenaufwandes fur Sozialversicherung Fursorge und Versorgung im Vergleich zum Familieneinkommen aus Erwerbstatigkeit Verlagsgesellschaft Muller Berlin 1931 Bewahrung nicht Verwahrlosung Eine fursorgerische und eugenische Notwendigkeit van Gils Geilenkirchen 1934 Unser Weg nach Europa Wortlaut der Rede im Berliner Studentenhaus vor den Arbeitsgruppen der Notgemeinschaft fur den Frieden Europas vom 6 Juli 1952 Berliner Arbeitsgruppen der Notgemeinschaft fur den Frieden Europas Berlin 1952 Literatur BearbeitenWalter Henkels 99 Bonner Kopfe durchgesehene und erganzte Ausgabe Fischer Bucherei Frankfurt am Main 1965 S 264ff Elisabeth Friese Helene Wessel 1898 1969 Von der Zentrumspartei zur Sozialdemokratie In Dusseldorfer Schriften zur neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein Westfalens Band 36 Klartext Essen 1993 ISBN 3 88474 064 4 Elisabeth Friese Helene Wessel eine unbequeme Christin In Peter Grafe Bodo Hombach Reinhard Gratz Hrsg Der Lokomotive in voller Fahrt die Rader wechseln Geschichte und Geschichten aus Nordrhein Westfalen Dietz Berlin 1987 ISBN 3 8012 0118 X S 120 ff Elisabeth Friese Helene Wessei 1898 1969 In Jurgen Aretz Rudolf Morsey Anton Rauscher Hrsg Zeitgeschichte in Lebensbildern Aus dem deutschen Katholizismus des 19 und 20 Jahrhunderts Band 8 Aschendorff Verlag GmbH amp Co KG Munster 1997 ISBN 978 3 402 06112 1 S 107 122 Digitalisat Angelika Ebbinghaus Hrsg Opfer und Taterinnen Frauenbiographien des Nationalsozialismus S Fischer Verlag Frankfurt a M 1996 ISBN 3 596 13094 8 S 191 ff Antje Dertinger Frauen der ersten Stunde Aus den Grunderjahren der Bundesrepublik Latka Bonn 1989 ISBN 3 925068 11 2 S 227 ff Ein Beispiel fur die Kontinuitat in der Sozialpolitik Helene Wessel In Katalog zur Ausstellung Wir durften ja nicht sprechen Sobald man Kontakt suchte mit irgendjemandem hagelte es Strafen Das ehemalige Konzentrationslager fur Madchen und junge Frauen und spatere Vernichtungslager Uckermark Berlin 1998 S 14 f maedchen kz uckermark de PDF 681 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Helene Wessel Sammlung von Bildern Literatur von und uber Helene Wessel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Irmgard Zundorf Helene Wessel Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Biografie Literatur amp Quellen zu Helene Wessel FemBio des Instituts fur Frauen Biographieforschung Der Parlamentarische Rat Helene Wessel umfangreiche Darstellung der Stiftung Haus der Geschichte Helene Wessel Bundeszentrale fur politische Bildung Biografie von Helene Wessel im Internet Portal Westfalische Geschichte des LWLEinzelnachweise Bearbeiten Stadtarchiv Startseite Abgerufen am 3 Juli 2023 Antje Dertinger Frauen der ersten Stunde Aus den Grunderjahren der Bundesrepublik Latka Bonn 1989 ISBN 3 925068 11 2 S 231 Angelika Ebbinghaus Hrsg Opfer und Taterinnen Frauenbiographien des Nationalsozialismus S Fischer Verlag Frankfurt a M 1996 ISBN 3 596 13094 8 S 217 Angelika Ebbinghaus Hrsg Opfer und Taterinnen Frauenbiographien des Nationalsozialismus S Fischer Verlag Frankfurt a M 1996 ISBN 3 596 13094 8 S 203 ff Klaus Nerger Das Grab von Helene Wessel In knerger de Abgerufen am 8 Juni 2023 Helene Wessel beim Landtag Nordrhein Westfalen Prof Dr Erhard H M Lange Helene Wessel Zentrumspartei In bpb de Bundeszentrale fur politische Bildung 1 September 2008 abgerufen am 8 Juni 2023 Das Deutsche Ordensbuch Die Trager des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland Friedrich W Borchert Dusseldorf 1967 OCLC 951111658 S 33 Mutter des Grundgesetzes Dortmund setzt Helene Wessel ein Denkmal Ausschreibung lauft In dortmund de Stadt Dortmund 4 August 2021 abgerufen am 8 Juni 2023 Parteivorsitzende der Zentrumspartei nach dem Zweiten Weltkrieg Wilhelm Hamacher 1945 1946 Johannes Brockmann 1946 1948 Carl Spiecker 1948 1949 Fritz Stricker 1949 Helene Wessel 1950 1953 Johannes Brockmann 1953 1969 Gerhard Ribbeheger 1969 1974 Gerhard Woitzik 1974 1986 Adelgunde Mertensacker 1986 1987 Gerhard Ribbeheger 1987 1996 Gerhard Woitzik 1996 2009 Alois Degler oder Gerhard Woitzik 2009 2011 umstritten Gerhard Woitzik 2011 2021 Klaus Brall 2021 2022 Christian Otte seit 2022 Vorsitzende des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestags Luise Albertz SPD Helene Wessel SPD Maria Jacobi CDU Lieselotte Berger CDU Gero Pfennig CDU Christa Nickels Grune Heidemarie Luth PDS Marita Sehn FDP Karlheinz Guttmacher FDP Kersten Steinke Linke Thomas Oppermann SPD Heike Brehmer CDU Marian Wendt CDU Martina Stamm Fibich SPD Normdaten Person GND 119137801 lobid OGND AKS LCCN n95045103 VIAF 50029030 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wessel HeleneKURZBESCHREIBUNG deutsche Politikerin Zentrum GVP SPD MdB MdL Preussen und NRW GEBURTSDATUM 6 Juli 1898GEBURTSORT HordeSTERBEDATUM 13 Oktober 1969STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helene Wessel amp oldid 238708031