www.wikidata.de-de.nina.az
Eine Lizenzzeitung war eine Zeitung die uber die in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg notwendige Erscheinungsgenehmigung Lizenz einer alliierten Militarregierung verfugte Inhaltsverzeichnis 1 Zeitungstypus 2 Erste Lizenzzeitungen 2 1 Anfange 2 2 Erste Lizenzzeitungen der Besatzungszonen 3 Lizenzvergabe 4 Ende der Lizenzpflicht 5 Lizenzpresse als Kampfbegriff 6 Lizenzzeitungen in Osterreich 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksZeitungstypus BearbeitenAnders als bei der 1945 1946 anfanglich von den Militars veroffentlichten Heeresgruppenpresse wurden Lizenzzeitungen erstmals nach dem Krieg wieder von Deutschen verantwortet und herausgegeben Diese Blatter markieren damit den Wiederbeginn deutscher Pressetatigkeit Zeitungen ohne Lizenz blieben jedoch in Westdeutschland bis zur Gewahrung der Pressefreiheit im Jahr 1949 und in der DDR bis zum Februar 1990 verboten Dass zur Herausgabe einer Zeitung zwingend eine Lizenz notig war sollte eine unkontrollierte Grundung von Zeitungen unterbinden Auf diese Weise sollten Journalisten und Verleger von den Medien ferngehalten werden die bereits wahrend des Nationalsozialismus dort gearbeitet und deshalb als mitschuldig an der Verbreitung von Nazi Propaganda eingestuft worden waren Da die Lizenz jederzeit problemlos wieder zu entziehen war eroffnete die Lizenzpflicht zudem gute Moglichkeiten die Lizenzzeitungen bzw ihrer Redakteure und Herausgeber zu disziplinieren und zu kontrollieren Wahrend die franzosischen Alliierten bis 1947 von ihrem Vorzensurrecht Gebrauch machten verzichteten Amerikaner und Briten gegen Ende des Jahres 1945 darauf Die Zeitungen mussten jedoch den verantwortlichen Presseoffizieren zur Nachzensur vorgelegt werden siehe auch Zensur bzw Selbstzensur Dies galt auch fur die Sowjetische Besatzungszone und spater in der DDR wo die Lizenzpflicht das Erscheinen unerwunschter Zeitungen verhindern sollte siehe auch Zensur in der DDR Da die Lizenz zudem mit Vorgaben uber die Zahl der Zeitungsausgaben und die Auflagenhohen einherging besass das DDR Presseamt als Kernbehorde der staatlichen Medienverwaltung zudem die Kontrolle uber die Expansionsmoglichkeiten der Tageszeitungen der DDR Dies beschrankte vor allem die Bedeutung der Zeitungen der Blockparteien Obwohl auch fur die DDR Zeitungen Lizenzen notig waren werden diese Zeitungen jedoch in Abgrenzung zur westzonalen Presse aus vermutlich politischen Grunden nicht als Lizenzzeitungen bezeichnet Wegen des Papiermangels nach dem Zweiten Weltkrieg war der Zeitungsumfang sehr stark eingeschrankt 4 8 Seiten Oft erschienen die Zeitungen auch nur zwei oder dreimal wochentlich Sie enthielten aus Platzgrunden zumeist nur wenige Anzeigen Neben Zeitungen benotigten auch Zeitschriften und andere Medien eine Lizenz Erste Lizenzzeitungen BearbeitenAnfange Bearbeiten Bereits vor der Kapitulation des Deutschen Reichs entstand der erste Versuch der amerikanischen Besatzungsmacht im besetzten Teil Deutschlands von Deutschen herausgegebene Zeitungen zu installieren Nach der Eroberung von Aachen Mitte Oktober 1944 begann die US Armee mit der Vorbereitung der Lizenzierung einer Zeitung Die Druckerei der ehemaligen Aachener Tageszeitung Aachener Anzeiger Politisches Tageblatt wurde beschlagnahmt Der 68 jahrige Sozialdemokrat Heinrich Hollands erhielt die Genehmigung zur Herausgabe der Aachener Nachrichten die am 24 Januar 1945 erstmals erschienen Die Redaktion bestand jedoch zunachst ausschliesslich aus Armeeangehorigen Das Experiment fand in den letzten Kriegstagen keine Nachahmer Einziges Printmedium in den besetzten Gebieten waren die Mitteilungen der jeweiligen Armeegruppen und spater die von lokalen Heeresgruppenzeitungen die jeweils ohne deutsche Verantwortung erstellt wurden 1 Erste Lizenzzeitungen der Besatzungszonen Bearbeiten Sowjetische Besatzungszone Die erste Lizenz wurde im Mai 1945 an die Berliner Zeitung vergeben 2 Des Weiteren gab es die ersten Lizenzen fur die Zeitung der KPD Deutsche Volkszeitung 13 Juni 1945 und das Volk 7 Juli 1945 aus denen am 23 April 1946 das Neue Deutschland hervorging Amerikanische Besatzungszone Es folgten am 1 August 1945 die Frankfurter Rundschau am 5 September die Rhein Neckar Zeitung in Heidelberg am 18 September die Stuttgarter Zeitung und am 19 September der Weser Kurier Mit Lizenznr 1 der Nachrichtenkontrolle der Militarregierung Ost versehen erschien die Suddeutsche Zeitung in Munchen erstmals am 6 Oktober 1945 Britische Besatzungszone Hier erhielten die erste Lizenz die bereits am 24 Januar von der US Armee formlos genehmigten Aachener Nachrichten am 27 Juni 1945 die nachsten Lizenzen folgten ein halbes Jahr spater namlich am 8 Januar 1946 die Braunschweiger Zeitung und am 15 Januar die Luneburger Landeszeitung heute Landeszeitung fur die Luneburger Heide Franzosische Besatzungszone Hier erhielt am 8 August 1945 als erstes das Badener Tagblatt Baden Baden eine Lizenz gefolgt von der Saarbrucker Zeitung 27 August 1945 und dem Sudkurier aus Konstanz 7 September 1945 Lizenzvergabe BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Wahrend den Lizenznehmern in allen Besatzungszonen gemein war dass sie mit seltenen Ausnahmen zwischen 1933 und 1945 nicht bei NS Medien gearbeitet haben durften und insofern unbelastet in die neue Nachkriegspresse gingen verfolgten die einzelnen Alliierten daruber hinaus bei der Vergabe der Lizenzen teilweise unterschiedliche Ziele Insbesondere sollten diese der Reeducation dienen Die USA betrieben den Aufbau einer unabhangigen uberparteilichen Presse und vergaben die Lizenzen deshalb jeweils an eine kleine Gruppe von Herausgebern mit unterschiedlichem politischen Hintergrund sog Gruppenzeitungen Ahnlich verhielt sich die die britische Militarregierung Sie wollte die deutsche Bevolkerung die Demokratie uben lassen indem sie sich aus dem Vergleich politisch unterschiedlich gefarbter Zeitungen ein eigenes Bild machen sollte Als Lizenznehmer fungierten parteinahe Personlichkeiten nicht jedoch die Parteien selbst Diese parteinahe Presse wiederbegrundete unter anderem den zuvor von der NSDAP unterbrochenen Medienbesitz der SPD siehe Deutsche Druck und Verlagsgesellschaft In einigen vor allem landlichen Regionen sowie am Anfang und gegen Ende der Lizenzphase wurden jedoch auch uberparteiliche Blatter etwa Luneburger Landeszeitung 1945 und die Hannoversche Allgemeine Zeitung 1949 mit einer Lizenz versehen Die Franzosen genehmigten sowohl uberparteiliche als auch parteinahe Zeitungen In der sowjetischen Besatzungszone entstanden vor allem parteinahe Zeitungen jedoch wurden auch einige uberparteiliche Blatter zum Beispiel die Abendpost in Erfurt oder die Tagespost in Potsdam genehmigt letztere aber anders als die Parteiblatter bis spatestens Anfang der 1950er Jahre wieder eingestellt Ende der Lizenzpflicht BearbeitenIn Westdeutschland wurde am 21 September 1949 die Generallizenz erteilt und jeder der uber die notwendigen Ressourcen verfugte konnte wieder eine Zeitung grunden Allerdings hatte es aus in den letzten Wochen davor schon Lockerungen gegeben da zum Beispiel Erich Madsack seit 1937 Mitglied der NSDAP am 25 August 1949 3 die Hannoversche Allgemeine Zeitung HAZ 4 herausgegeben konnte In der sowjetischen Besatzungszone und der DDR war fur das Herausgeben einer Zeitung bis zur Wende 1989 eine staatliche Lizenz notig Nach dem Ende der Lizenzpflicht kam es ab 1949 sowohl in der jungen Bundesrepublik wie auch ab 1989 in Ostdeutschland zu einer starken aber nur kurzzeitigen Erhohung der Zeitungszahl und damit zu Pressevielfalt In Westdeutschland wurden die meisten nach Ende der Lizenzpflicht wieder entstandenen Zeitungen von den so genannten Altverlegern gegrundet Diese Zeitungsunternehmer galten den Besatzungsmachten wegen der Herausgabe von Zeitungen wahrend des 3 Reiches als belastet und fur verlegerische Aufgaben ungeeignet Zwischen 1945 und 1949 waren sie automatisch von der Lizenzvergabe ausgeschlossen worden und hatten ein Berufsverbot Dass die Lizenzzeitungen fruher am Markt waren als die Neugrundungen bedeutete fur sie sowohl in den 1950er Jahren in Westdeutschland als auch in den 1990er Jahren in Ostdeutschland einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil so dass sie sich in der Regel gegen spatere Grundungen durchsetzen konnten In Ostdeutschland erfolgten ab den 1990er Jahren vor allem Neugrundungen durch Mitglieder der Burgerbewegung und oder westdeutsche Lokalverlage Lizenzpresse als Kampfbegriff BearbeitenIn rechtsradikalen und rechtsextremen Kreisen Westdeutschlands wurde das Wort Lizenzpresse fur die grossen deutschen Zeitungen verwendet Es sollte eine Kontinuitat der Intentionen und Fuhrungsverantwortlichen von der Besatzungszeit suggerieren und die freie Presse damit als einen weiterhin direkt oder indirekt von den ehemaligen Besatzungsmachten oder angeblich hinter diesen stehenden Drahtziehern Internationale Plutokratie Ostkuste gesteuerten der Umerziehung dienenden Apparat darstellen Lizenzzeitungen in Osterreich BearbeitenAuch in Osterreich knupften die Alliierten das Wiedererscheinen einer inlandischen Presse an den Erhalt von Lizenzen in der osterreichischen Pressegeschichtsschreibung auch als Permit bezeichnet Lizenznehmer waren jeweils auch bei den Parteizeitungen Einzelpersonen oder kleinere Gruppen Anders als in Deutschland wurden jedoch in allen Besatzungszonen Parteizeitungen genehmigt Daneben wurden die weiter bestehenden Heeresgruppenblatter Wiener Kurier Salzburger Nachrichten Oberosterreichische Nachrichten und Tiroler Tageszeitung von den US Amerikanern und Franzosen in parteiunabhangige Zeitungen umgewandelt In der US amerikanischen und franzosischen Zone kam so in den einzelnen Bundeslandern auf die drei Parteizeitungen von SPO KPO und OVP je ein unabhangiges Blatt In der britischen und sowjetischen Zone fehlte diese Genehmigung einer uberparteilichen Presse Die britische Besatzungsmacht hatte zwar versucht ihre Heeresgruppenblatter Neue Steirische Zeitung und Karntner Nachrichten in Erganzung der Parteipresse ebenfalls als uberparteiliche Zeitungen in osterreichische Hande zu geben scheiterte jedoch mit diesem Plan am Widerstand der Parteien Dagegen entstanden in allen alliierten Sektoren der Hauptstadt Wien sowohl uberparteiliche als auch Parteizeitungen Insgesamt harrt die Entwicklung der osterreichischen Lizenzpresse noch der Erforschung Die Zustandigkeit fur die Vergabe von Lizenzen wurde in den einzelnen Zonen unterschiedlich von den Alliierten ab November 1946 britische Zone an osterreichische Stellen ubergeben In der US Zone geschah dies zum 30 Juni 1947 Literatur BearbeitenKonrad Dussel Deutsche Tagespresse im 19 und 20 Jahrhundert LIT Verlag Munster 2004 ISBN 3 8258 6811 7 Einfuhrungen Kommunikationswissenschaft 1 In Google Books Ulrike Harmat Die Medienpolitik der Alliierten und die osterreichische Tagespresse 1945 1955 In Gabriele Melischek et al Hrsg Josef Seethaler Die Wiener Tageszeitungen Eine Dokumentation Band 5 1945 1955 Mit einem Uberblick uber die osterreichische Tagespresse der Zweiten Republik bis 1998 Serientitel Publikationen der historischen Pressedokumentation Lang Frankfurt am Main u a 1999 ISBN 3 631 33036 7 S 57 96 Harold Hurwitz Die Stunde Null der deutschen Presse Die amerikanische Pressepolitik in Deutschland 1945 1949 Verlag Wissenschaft und Politik Koln 1972 ISBN 3 8046 8450 5 Kurt Koszyk Pressepolitik fur Deutsche 1945 1949 Colloquium Verlag Berlin 1986 ISBN 3 7678 0663 0 Geschichte der deutschen Presse 4 Abhandlungen und Materialien zur Publizistik 10 Stefan Matysiak Die Entwicklung der ostdeutschen Tagespresse nach 1945 Bruch oder Ubergang Diss Gottingen 2004 hier als Download PDF 7 2 MB Hermann Meyn Massenmedien in Deutschland Neuauflage UVK Konstanz 2001 ISBN 3 89669 299 2 Eva Juliane Welsch Die hessischen Lizenztrager und ihre Zeitungen Diss Dortmund 2002 hier als Download 1 2 MB Einzelnachweise Bearbeiten Eva Juliane Welsch Die hessischen Lizenztrager und ihre Zeitungen Diss 2002 Seite 17 25 Markische Oderzeitung 1 2 August 2015 S 8 www madsack de Dieter Tasch Zeuge einer sturmischen Zeit 100 Jahre Verlagsgesellschaft Madsack Verlagsgesellschaft Madsack Hannover 1993 S 128 ff Weblinks BearbeitenLooking For The Good Germans American Heritage Juni Juli 1982 Volume 33 Issue 4 Erinnerungen David Davidsons an seine Zeit als US Presseoffizier in Bayern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lizenzzeitung amp oldid 235949542