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Der Begriff Altverleger wird in drei unterschiedlichen Bedeutungen benutzt namlich als ein ehemals aktiver Verleger der a als Eigentumer die verlegerische Fuhrung an seine Erben oder sonstige Nachfolger ubergeben hat b als ehemaliger Eigentumer seinen Verlag verkauft hat c als Eigentumer uber den zwischen 1945 und 1949 ein Berufsverbot verhangt war Von publizistischer Relevanz sind lediglich die Begriffe b und c Inhaltsverzeichnis 1 Altverleger als ehemalige Eigentumer 2 Altverleger mit Berufsverbot Nachkriegszeit 2 1 Westdeutsche Altverleger 2 2 Ostdeutsche Altverleger 3 Literatur 4 AnmerkungenAltverleger als ehemalige Eigentumer BearbeitenAltverleger als ehemalige Eigentumer bekamen eine publizistische Relevanz als im Jahr 2004 der damalige Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement eine Modifizierung des Pressefusionsrechtes auf den Weg brachte Nach den Planen sollten Zeitungsfusionen mit einem Gesamtumsatz von mehr als 50 Millionen Euro auch in Fallen marktbeherrschender Positionen erlaubt werden wenn die erworbenen Zeitungen langfristig als selbstandige publizistische Einheiten erhalten blieben wenn der Verausserer der Altverleger oder ein Dritter einen Stimmrechtsanteil von 25 Prozent behalt Altverleger Klausel und wenn der Kaufer nicht die Titelrechte und die alleinigen Bestimmungsrechte uber die inhaltliche Ausrichtung der Zeitschriften oder Zeitungen erlangt Die Versuche auf diese Weise der Pressekonzentration Vorschub zu leisten wurden mit dem Ende der rot grunen Koalition aufgegeben Zwar hatten vor allem die grosseren Verlage diese Versuche befurwortet Kleinverlage und Medienwissenschaftler hatten jedoch vor den Folgen gewarnt 1 Altverleger mit Berufsverbot Nachkriegszeit BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg wurden als Altverleger jene Verleger bezeichnet die von den alliierten Militarverwaltungen wegen ihrer Verquickung mit dem NS Staat ein Berufsverbot bekommen hatten Diese traditionellen Verleger sollten nach 1945 beim Aufbau einer neuen demokratischen Presse keine Rolle mehr spielen und wurden deshalb bei der Vergabe der fur die Zeitungsherausgabe notwendigen Lizenzen ubergangen siehe auch Nachkriegspresse Wahrend in Westdeutschland das Berufsverbot mit der Gewahrung der Pressefreiheit endete blieb es fur die ostdeutschen Altverleger bis zum Ende der DDR bestehen Westdeutsche Altverleger Bearbeiten Die westdeutschen Altverleger durften zwar zwischen 1945 und 1949 keine Tageszeitungen mehr drucken viele gaben jedoch Anzeigen oder Bekanntmachungsblatter heraus In den Nachkriegsjahren entstand im Bereich der Tagespresse mit den Lizenznehmern der neuen Lizenzzeitungen eine neue Verlegerschaft Vor allem im amerikanischen Besatzungsgebiet mussten die Altverleger grosserer Zeitungen ihre Druckereien an die neuen Verleger verpachten Dies und der Ausschluss von der Tatigkeit als Tageszeitungsverleger fuhrten zu umfanglicher Kritik 2 Die Aufhebung des Lizenzzwangs und das Zuruckbekommen der Verfugungsgewalt uber die eigenen Zeitungsbetriebe waren deshalb die Ziele von Altverlegervereinigungen die in den drei Westzonen entstanden 1948 schlossen sich 150 Altverleger zur zentralen westdeutschen Arbeitsgemeinschaft fur Pressefragen e V mit Sitz in Bergisch Gladbach zusammen Trotz des Versuchs der politischen Einflussnahme blieb den Altverlegern die Wiederbetatigung bis zum Jahr 1949 verwehrt Zwar wurde bereits am 23 Mai 1949 das Grundgesetz verkundet das im Artikel 5 die Pressefreiheit garantiert Doch erst am 21 September 1949 trat das von der Alliierten Hohen Kommission erlassene Gesetz Nr 5 Uber die Presse den Rundfunk die Berichterstattung und die Unterhaltungsstatten in Kraft das jedem Deutschen mit Ausnahme ehemaliger Nationalsozialisten die von den Spruchkammern als Hauptschuldige oder als belastet eingestuft worden waren das Recht zubilligte ohne vorherige Genehmigung Zeitungen und andere Periodika oder Schriften zu veroffentlichen Daraufhin gaben binnen weniger Wochen vor allem die Altverleger hunderte von traditionellen Zeitungen wieder heraus die zuvor entweder unter der NS Herrschaft oder unter der Besatzungsherrschaft ihr Erscheinen hatten einstellen mussen Bereits am 1 September hatten 220 Altverleger die Arbeitsgemeinschaft fur Pressefragen e V in Verein Deutscher Zeitungsverleger umbenannt ein Verband der seinen Namen nach der 1894 gegrundeten und 1933 aufgelosten Vorlauferorganisation bekam Aus diesem Verband sowie der Organisation der neuen Lizenzverleger entstand dann 1954 der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger BDZV Mit der Vereinigung beider Verlegerverbande verlor die Unterscheidung in neue und Altverleger endgultig an Relevanz 3 Ostdeutsche Altverleger Bearbeiten Auch unter der sowjetischen Besatzungsmacht galten die Verleger als mitschuldig am Nationalsozialismus Die Ausschaltung der Altverleger gilt deshalb in der Pressegeschichtsschreibung als schnell und konsequent erfolgter Schritt der bereits kurz nach dem 8 Mai 1945 abgeschlossen gewesen sein soll 4 Tatsachlich wurden viele Altverleger enteignet interniert oder ermordet 5 Eine grosse Zahl konnte jedoch wie in Westdeutschland bis Ende der 1940er Jahre Anzeigenblatter herausgeben einige wenige sogar im Sommer 1945 fur wenige Wochen regulare Tageszeitungen Auch die heute noch erscheinende Thuringische Landeszeitung das ehemalige Parteiorgan der Liberaldemokratischen Partei der DDR LDPD wurde von einer Genossenschaft von Altverlegern gegrundet 6 Die endgultige Ausschaltung der Altverleger erfolgte in der DDR bis spatestens in den 1950er Jahren danach gab es lediglich noch ehemalige Zeitungsverleger die als selbstandige handwerkliche Drucker uberleben konnten Eine politische Vertretung bauten die ostdeutschen Verleger nicht in der DDR sondern in Westdeutschland auf Im Jahr 1952 grundeten einige Altverleger aus Ostdeutschland und den ehemaligen deutschen Ostgebieten den Verband der Mittel und Ostdeutschen Zeitungsverleger VMOZV der als eigener Landesverband dem westdeutschen Verein Deutscher Zeitungsverleger beitrat und sich wie dieser in der Tradition des Vereins Deutscher Zeitungsverleger Herausgeber der deutschen Tageszeitungen e V vor 1933 sah 7 Die Zahl der Mitglieder stieg von acht bei der Grundungsversammlung im Juli 1952 auf 63 im Oktober desselben Jahres und 137 Mitglieder im Jahr 1955 Der VMOZV bemuhte sich darum mit dezidierten Planungen die Mitte der 1950er Jahre immer mal wieder erwartete Wiedervereinigung Deutschlands und die Ruckkehr in die alten Verbreitungsgebiete vorzubereiten Dazu gehorte auch dass die Altverleger ihre fruheren ostdeutschen Tageszeitungen in Westdeutschland als Exilzeitungen herausgaben etwa die Magdeburgische Zeitung in Speyer oder die Leipziger Neuesten Nachrichten in Frankfurt Main Als sich im Verlaufe der 1950er Jahre die Wiedervereinigung zerschlug erlahmte die Verbandsarbeit der ostdeutschen Altverleger Die tatsachliche Vereinigung im Jahr 1990 fuhrte dann zwar noch einmal zu Versuchen einiger Altverleger in Ostdeutschland Fuss zu fassen diese Bemuhungen blieben jedoch angesichts der Ubermacht der nach 1945 gegrundeten und nach 1990 an westdeutsche Verleger verkauften sozialistischen Verlage erfolglos Der VMOZV der sich vergeblich darum bemuht hatte vom BDZV wieder als ostdeutscher Landesverband anerkannt zu werden wurde 1991 aufgelost Literatur BearbeitenVolker Schulze 50 Jahre Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger In Zeitungen 2004 S 19 41 online PDF 0 15 MB Stefan Matysiak Vergeblicher Planungsvorlauf Gefluchtete Ostverleger planten 1955 Ruckkehr mit Gebietsschutz und Lohnstopp In Medienmagazin M Nr 7 8 2000 S 13 15 online Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive Stefan Matysiak Die Entwicklung der ostdeutschen Tagespresse nach 1945 Bruch oder Ubergang Dissertation Gottingen 2004 online PDF 7 2 MB siehe auch Pressegeschichte LizenzpresseAnmerkungen Bearbeiten Zu den einzelnen Positionen vgl Deutscher Bundestag Ausschuss fur Wirtschaft und Arbeit Materialien fur die offentliche Anhorung am 20 September 2004 in Berlin zum Gesetzentwurf der Bundesregierung Entwurf eines Siebten Gesetzes zur Anderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschrankungen Zusammenstellung der schriftlichen Stellungnahmen Ausschussdrucksache 15 9 1333 Berlin 17 September 2004 online Memento vom 25 Februar 2007 im Internet Archive PDF 1 9 MB Siehe etwa Viktor Wurm Hrsg Die deutsche Presse im Kampf gegen Monopol und Lizenz System 15 Jahre Presse Unfreiheit Der Leidensweg der deutschen Privatverleger Spruchkammer Erfahrungen Herausgegeben im Auftrag des Vereins Deutscher Zeitungsverleger Gottingen 1949 Vgl Volker Schulze 50 Jahre Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger In Zeitungen 2004 S 20 23 So etwa Kurt Koszyk Presse unter alliierter Besatzung In Jurgen Wilke Hrsg Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland Bonn Bundeszentrale fur politische Bildung 1999 S 32 58 hier S 47 Vgl etwa die Darstellung bei Kurt Bernhard Zeitungen und Zeitschriften in Mecklenburg Bearbeitung Johann Ludwig Neuenhahn Hrsg v d Stiftung Mitteldeutscher Kulturrat Aus der Mitte Deutschlands 21 Bonn 1989 Vgl Stefan Matysiak Die Entwicklung der ostdeutschen Tagespresse nach 1945 Bruch oder Ubergang Diss Gottingen 2004 S 297 353 Vgl Stefan Matysiak Vergeblicher Planungsvorlauf Gefluchtete Ostverleger planten 1955 Ruckkehr mit Gebietsschutz und Lohnstopp In Medienmagazin M Nr 7 8 2000 S 13 15 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altverleger amp oldid 239431823