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Das Haus Stockum ist ein wasserumwehrter ehemaliger Herrensitz im Gebiet der zum Kreis Viersen zahlenden Stadt Willich in Nordrhein Westfalen Der im fruhen 17 Jahrhundert errichtete Backsteinbau 1 befindet sich etwas sudlich des Willicher Stadtteils Anrath ungefahr zwischen der Anrather Aussenwohnlage Vennheide der landlichen Ortschaft Clorath und dem meistens zum Stadtteil Neersen gerechneten Weiler Hagwinkel Am Bokel Das Anwesen wurde am 14 Marz 1993 unter der Listennummer 3 der Denkmalliste der Stadt Willich als erhaltenswertes Baudenkmal eingestuft 1 2 Ostfassade von Haus Stockum Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 17 Jahrhundert 1 3 18 Jahrhundert 1 4 Nach 1800 2 Sonstiges 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Das Grundstuck des heutigen Hauses Stockum einschliesslich der zugehorigen Landereien war seit dem 10 Jahrhundert Grundbesitz der Abtei Gladbach und gehorte politisch seit dem Jahr 1349 zum Territorium des Kurfurstentums Koln wo es dem damaligen Amt Oedt zugeordnet war 3 Im Jahr 1408 wurde das Gelande des spateren Hauses Stockum erstmals urkundlich erwahnt als ein Arnold von Huntzler oder Honselaer von der Abtei Gladbach mit dem seinerzeit dort befindlichen Hof zu Kluppelsrade belehnt wurde 4 Der Hof zu Kluppelsrade auch Kluppelshof oder Dollenhof genannt war ursprunglich ein sogenanntes Ritterlehen und daher wahrend fruherer feudalzeitlicher Epochen von der Steuer und Abgabenpflicht befreit 5 Die Lehnsbucher der Abtei Gladbach listen fur das 15 und das 16 Jahrhundert eine Reihe weiterer Nutzungsberechtigter auf schliesslich wurde im Jahr 1596 eine Elisabeth von Holthausen Witwe des Johann von Hasselholtz genannt Stockheim mit dem Grundstuck belehnt Bei der Familie mit dem etwas umstandlichen Familiennamen von Hasselholtz genannt Stockheim handelte es sich vermutlich um Nachkommlinge eines Aachener Patriziergeschlechts Nachfolger als Inhaber des Lehens waren zwei Sohne dieser Witwe und zwar zunachst ein Reiner von Hasselholtz genannt Stockheim spater dann ein Johann Wilhelm von Hasselholtz genannt Stockheim 5 17 Jahrhundert Bearbeiten Reiner von Hasselholtz genannt Stockheim begann im Jahr 1618 6 auf dem Grundstuck des bisherigen Kluppelshofs mit dem Neubau des 1621 7 fertiggestellten Hauses Stockum wobei der Name von einer fruheren Hasselholtz schen Besitzung in den Niederlanden abgeleitet worden sein soll 6 Im Jahr 1655 heiratete eine Maria Sibilla Fraulein von Hasselholt genannt Stockheim zum Dollenhof wahrscheinlich eine Tochter des Wilhelm von Hasselholtz genannt Stockheim und zu einem spateren Zeitpunkt offenbar Erbin des Anwesens Georg Balthasar von Mernich zu Schauenstein der Oberst im Dienst des spanischen Militars war Er diente dem spanischen Konig dabei unter anderem als Statthalter in der heute nordfranzosischen Stadt Valenciennes 5 die damals ebenso zu den Spanischen Niederlanden gehorte wie das nur einige hundert Meter sudlich von Haus Stockum beginnende Gebiet der Herrlichkeit Viersen 8 nbsp Dieser Ausschnitt aus einer nach Westen ausgerichteten alten Karte des fruheren Amtes Oedt von 1660 verdeutlicht die einstige Grenzlage des Hauses Stockum Der auf der Karte oben erkennbare Fluss Niers bildete im 17 Jahrhundert die Grenze zwischen dem Kurfurstentum Koln unten und den Spanischen Niederlanden oben Ab 1666 ist dann zunachst ein Constantin Theodor von Hasselholt genannt Stockheim zum Dollenhof wahrscheinlich ein Sohn des zuvor erwahnten Wilhelms von Hasselholtz genannt Stockheim bzw ein Bruder jener inzwischen als Frau von Mernich zu Schauenstein verheirateten Maria Sibilla als Inhaber des Anwesens uberliefert 9 5 Auch die Eheleute von Mernich zu Schauenstein wohnten offenbar weiterhin auf Haus Stockum So gewahrte beispielsweise Adrian Wilhelm von Viermund unter anderem Herr von Neersen und Erbvogt zu Anrath dem Oberst von Mernich zu Schauenstein im Jahr 1658 das Jagdrecht auf Neersener Gebiet und im Jahr 1669 liess das Ehepaar von Mernich zu Schauenstein in der Anrather Pfarrkirche einen Sohn auf den Namen Wilhelmus Franciscus Arnoldus Wilhelm Franz Arnold taufen 5 Am 27 November 1673 erwarb Georg Balthasar von Mernich zu Schauenstein schliesslich fur 12 000 Brabanter Gulden vom Spanischen Konig Karl II die Rechte der hohen mittleren und niederen Gerichtsbarkeit in der benachbarten Herrlichkeit Viersen die vom spanischen Herrscher meistbietend versteigert wurde 10 Hieruber entwickelte sich ein Rechtsstreit mit dem Kolner Stift St Gereon das sich als ursprunglicher Inhaber der Viersener Grundherrschaft heftig gegen den Verkauf der Gerichtsbarkeit an eine Privatperson wehrte 11 Die durch den Oberst von Mernich erworbenen Jurisdiktionsrechte waren dabei offenbar erblich denn nachdem dieser in seiner Funktion als Statthalter von Valenciennes dort im Marz 1677 im Rahmen des Niederlandisch Franzosischen Krieges umgekommen war gingen sie uber die Viersener Gerichtsbarkeit auf dessen hinterbliebene Witwe Maria Sibilla uber 10 Diese nannte sich fortan Frau von Viersen 12 Mit dem Erwerb der Gerichtsbarkeit uber Viersen hatte sich der Oberst von Mernich offenbar fast ubernommen die wegen des fortdauernden Rechtsstreits mit dem Stift St Gereon falligen Prozessgebuhren stellten eine zusatzliche Belastung dar sodass seine Witwe gleich zu Beginn ihrer Gerichtsherrschaft in finanziellen Schwierigkeiten steckte Die ihr drohende private Zahlungsunfahigkeit bewirkte dann 1687 einen Weiterverkauf der Viersener Jurisdiktionsrechte zum ursprunglichen Erwerbspreis von 12 000 Brabanter Gulden Kaufer war das Stift St Gereon das ohnehin Grundherr in Viersen war wahrend die Territorialherrschaft dort weiter vorerst beim spanischen Konig lag 5 10 Durch die Weiterverausserung der Viersener Gerichtsbarkeit konnte die Witwe von Mernich dank des erzielten Erloses zwar ihren Besitz vorerst halten politisch versanken das Haus Stockum und dessen Besitzer jedoch dadurch in der Bedeutungslosigkeit 18 Jahrhundert Bearbeiten Nach dem im Jahr 1687 gerade noch verhinderten Privatbankrott standen der Witwe von Mernich zu Beginn des 18 Jahrhunderts erneut wirtschaftlich schwierige Zeiten bevor Karl II von Spanien war kinderlos mit ihm starb 1700 der letzte habsburgische Herrscher auf dem spanischen Thron Der Streit um seine Nachfolge fuhrte ab 1701 zum Spanischen Erbfolgekrieg in dessen Verlauf auch das Haus Stockum durch seine grenznahe Lage zu den Spanischen Niederlanden in Mitleidenschaft gezogen wurde weil es immer wieder zu Plunderungen durch dort aufmarschierendes oder verweilendes Militarpersonal kam Dies fuhrte zu erneuter Verschuldung der Witwe von Mernich sodass 1707 ein zwangsweiser Verkauf des Anwesens unvermeidlich schien Dieser blieb nur deswegen aus weil die fruhere Gerichtsherrin von Viersen noch im selben Jahr verstarb 5 Nachfolger der Witwe von Mernich als Inhaber des Hauses Stockum wurde ihr Schwiegersohn der Freiherr Johann Wilhelm von Kessel der seit dem Jahr 1702 mit ihrer Tochter Anna Katharina Sophia verheiratet war Dabei hatte jener Freiherr offenbar von seiner Schwiegermutter auch deren Schuldenlast ubernommen die er aber ebenso wenig mindern konnte Dies fuhrte im Jahre 1716 zur Zwangsversteigerung des Anwesens durch das Gericht zu Oedt Dem Freiherrn von Kessel gelang es jedoch das Haus Stockum im Familienbesitz zu halten in dem er den Besitz im Namen seiner drei Sohne selbst ersteigerte Auch in der Folgezeit besserte sich die finanzielle Gesamtlage jedoch nicht wesentlich und so wurde der Freiherr von Kessel 1720 sogar in Erzwingungshaft genommen weil er seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkam Ausserdem forderte das Gericht zu Oedt Erbpachter und Zinsleute dazu auf keine Abgaben mehr an ihn zu leisten Im weiteren Verlauf des 18 Jahrhunderts ging der Besitz dann wohl auf Werner Volmar Balthasar Adolf von Kessel den zweiten Sohn des Ehepaares uber 5 Im Jahr 1794 besetzten franzosische Revolutionstruppen das gesamte linksrheinische Gebiet wozu auch der grosste Teil das Kurfurstentums Koln mit dem Amt Oedt und Haus Stockum gehorte Die Franzosenzeit wahrte bis etwa 1814 1795 und 1796 war eine franzosische Lazarettverwaltung im Haus Stockum untergebracht 5 Frankreichs Herrschaft im Rheinland beschrankte sich nicht auf die blosse Militarprasenz auch im zivilen Bereich wurden zum Zweck der Eingliederung des Gebiets in den franzosischen Staat franzosische Verwaltungsstrukturen eingefuhrt 1798 fuhrte die franzosische Verwaltung eine kommunale Gebietsreform durch Dabei wurde das Gebiet von Clorath mit Haus Stockum das bisher zum Amt Oedt gehorte von diesem abgetrennt und stattdessen der von den Franzosen neu gegrundeten Burgermeisterei Mairie Neersen zugeschlagen 13 Nach 1800 Bearbeiten nbsp Haus Stockum SudansichtNach der endgultigen Niederlage Napoleon Bonapartes Schlacht bei Waterloo im Mai 1815 kam das Gebiet beim Wiener Kongress zum Konigreich Preussen eine Siegermacht der napoleonischen Kriege Die neue preussische Verwaltung beliess es bei der Zugehorigkeit Cloraths mit Haus Stockum zur Burgermeisterei Neersen Seitdem sind fur das Haus Stockum keine adeligen Eigentumer mehr uberliefert 7 Auch unter den neuen burgerlichen Eigentumern setzte sich der Niedergang des Anwesens der bereits unter den Eheleuten von Mernich Ende des 17 Jahrhunderts begonnen hatte allmahlich fort Grosse Teile des zum fruheren Rittergut gehorenden Landbesitzes wurden nach und nach an die Bauern der umliegenden Hofe verkauft Gegen Ende des 19 Jahrhunderts ging schliesslich auch der Besitz des restlichen Anwesens auf einen benachbarten Landwirt uber In dieser Zeit verfiel der Gebaudekomplex immer mehr Die Wirtschaftsgebaude des Anwesens wurden abgebrochen und mit dem dabei anfallenden Bauschutt fullte man die Wassergraben auf sodass von deren einstiger Tiefe nicht viel blieb Zu Beginn des 20 Jahrhunderts war das noch verbliebene Wohngebaude das Herrenhaus nicht mehr bewohnbar 5 Im Jahr 1925 kaufte Peter Joseph Jorg seinerzeit Landrat des fruheren Kreises Gladbach das Grundstuck mit dem noch vorhandenen Herrenhaus Mit finanzieller Unterstutzung des Vereins fur Denkmalpflege in der Rheinprovinz liess Jorg das Anwesen sanieren und wiedererrichten Die Fundamente wurden gestutzt und die Teichanlage auf der West bzw Nordwestseite des Wohnhauses die Teil des Wassergrabensystems war wurde wiederhergestellt 5 Sonstiges BearbeitenHaus Stockum das Duckerhaus in Oedt und Haus Neersdonk bei Vorst haben alle je zwei diagonal versetzte Eckturme 14 Literatur BearbeitenPaul Clemen Die Kunstdenkmaler der Stadte und Kreise Gladbach und Krefeld Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Band 3 Nr 4 L Schwann Dusseldorf 1896 S 70 71 Digitalisat Gottfried Daum Haus Stockum seine Geschichte seine Besitzer In Burgerverein Anrath e V Hrsg Anrather Heimatbuch 1978 Willich Anrath 1977 S 5 ff Gottfried Daum Der Unterbrucher Herrensitz Haus Stockum in Vennheide In Burgerverein Anrath e V Hrsg Anrather Heimatbuch 1989 Willich Anrath 1989 S 4 ff online Georg Dehio Rheinland Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1967 S 495 Stefan Frankewitz Burgen Schlosser Herrenhauser an den Ufern der Niers 1 Auflage B o s s Kleve 1997 ISBN 978 3 9805931 0 6 S 99 101 Stefan Frankewitz Der Niederrhein und seine Burgen Schlosser Herrenhauser an der Niers 1 Auflage Boss Goch 2011 ISBN 978 3 941559 13 4 S 189 194 Karl Emerich Kramer Burgen in und um Krefeld 1 Auflage Mercator Duisburg 1981 ISBN 3 87463 091 9 S 20 21 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Haus Stockum Willich Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag von Jens Wroblewski zu Haus Stockum in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Haus Stockum private Internetseite der Familie Slickers Willich Clorath mit weiteren Infos zum Haus Stockum Fussnoten Bearbeiten a b Beschreibung des Hauses Stockum von der Denkmalbehorde auf limburg bernd de abgerufen am 2 August 2015 Denkmalliste der Stadt Willich Stand Marz 2011 PDF 29 kB Eintrag von Jens Wroblewski zu Haus Stockum in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Stadtgeschichte von Wilich 1408 abgerufen am 2 August 2015 a b c d e f g h i j k Gottfried Daum Haus Stockum seine Geschichte seine Besitzer In Burgerverein Anrath e V Hrsg Anrather Heimatbuch 1978 Willich Anrath 1977 S 5 ff a b Stadtgeschichte von Willich 1618 abgerufen am 2 August 2015 a b Informationen zu Haus Stockum auf burgendaten de abgerufen am 2 August 2015 Hans Kaiser Die alteste Karte des Amtes Oedt In Heimatbuch Kreis Viersen Viersen 1979 ISSN 0948 6631 S 120 132 Johann Peter Lentzen Franz Verres Geschichte der Herrlichkeit Neersen und Anrath J P Lentzen Fischeln 1883 urn nbn de hbz 061 1 3033 a b c Peter Joerres Urkundenbuch des Stiftes St Gereon zu Koln P Hanstein Bonn 1893 Nr 688 S 663 664 Digitalisat Franz Joseph Schroeteler Die Herrlichkeit und Stadt Viersen Ein Beitrag zur Geschichte des Niederrheines Weyer Viersen 1861 S 3 Digitalisat Franz Joseph Schroeteler Die Herrlichkeit und Stadt Viersen Ein Beitrag zur Geschichte des Niederrheines Weyer Viersen 1861 S 86 Digitalisat Karl Heinz Brocker Geschichte des alten Amtes und spateren Gemeinde Oedt S 4 PDF 226 kB Leo Peters Der Wohnsitz des ersten Landrates Rheinische Post Grenzland Kurier 1 Oktober 2015 Seite C6 Burgen Schlosser und Herrenhauser im Kreis Viersen Haus Aldenhoven Rittergut Altenhof Burg Alt Krickenbeck Haus Barlo Haus Bey Burg Bocholt Haus Bockdorf Haus Bonninghausen Haus Brempt Haus Broich Burg Bruggen Haus Clee Haus Clorath Wasserschloss Dilborn Haus Donk Dorenburg Haus Duckerhaus Haus Elmpt Haus Erprath Rittergut Gelleshof Herrenhaus Gross Lind Schloss Hariksee Haus Hulsdonk Burg Ingenhoven Burg Kempen Rittergut Koitzhof Schloss Krickenbeck Haus Neersdonk Schloss Neersen Haus Niershof Burg Padenberg Haus Raedt Raveshof Herrenhaus Routenburg Haus Steinfunder Haus Stockum Burg Uda Haus Velde Weyer Kastell 51 267736 6 445807 Koordinaten 51 16 3 8 N 6 26 44 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haus Stockum Willich amp oldid 219927111