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Haus Clorath war ein landtagsfahiger Rittersitz auf dem Gebiet der heutigen Stadt Viersen etwa drei Kilometer ostlich des Stadtkerns Bis in die Fruhe Neuzeit gehorte er zu Kurkoln und war eine Anlage des Erzbistums Koln zur Sicherung seiner Grenze gegenuber dem Herzogtum Geldern und Herzogtum Julich Mauerreste von Haus Clorath 2009 im Hintergrund die Clorather MuhleIm Mittelalter nutzte das Geschlecht von Cloerland das Haus als seinen Hauptsitz Spatere Besitzer zu denen unter anderem die Familien von Brempt von Buren von Brienen von Virmond und von Twickel zahlten gehorten meist dem reformierten Glauben an und nutzten das Anwesen deshalb nur noch als Nebensitz wahrend der dazugehorende Gutshof weiter bewirtschaftet wurde 1 Das Herrenhaus der Anlage ist am Ende des 18 oder zu Beginn des 19 Jahrhunderts verschwunden Die wenigen erhaltenen Mauerstucke finden sich auf einer Wiese hinter der Clorather Muhle die aus der ehemaligen Vorburg des Anwesens hervorging Die ruinosen Reste des Hauses stehen seit dem 20 September 2001 als Baudenkmal unter Denkmalschutz 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenGeschichte Bearbeiten nbsp Karte des Kirchspiels Oedt um 1660 rot eingefarbt Haus ClorathUber die Anfange des Hauses Clorath ist nur wenig bekannt es gilt jedoch als sicher dass seine Wurzeln bis in das Mittelalter zuruckreichen Die Namensendung rath was Rodung bedeutet deutet darauf hin dass der Bauplatz keine naturliche Stelle war sondern kunstlich angelegt wurde 2 Den Namen erhielt das Rittergut von dem bei Schiefbahn entspringenden Bach Clor der fruher beim Haus Clorath in die Niers mundete 2 An einem wichtigen Niersubergang gelegen diente es Kurkoln zur Sicherung seiner Grenze gegenuber der geldrischen Exklave Viersen und dem zu Julich gehorenden Suchteln 3 Entsprechend oft sah das Haus Clorath Grenzstreitigkeiten und kriegerische Auseinandersetzungen Ab dem 14 Jahrhundert war das Gut im Besitz der niederadeligen Familie von Cloerland denn in einem Weistum aus der Zeit um 1370 findet es als huyse zu Cloerlant Erwahnung 4 Erster namentlich bekannter Besitzer war Johan von Cloerland dessen Tochter Elisabeth aus der Ehe mit Elisabeth von Eyll Arnold von Brempt heiratete der ab 1436 Amtmann von Kempen Linn und Uerdingen war Fur die nachfolgenden drei Generationen blieb das Haus im Besitz der Familie von Brempt ehe es 1585 5 durch die Heirat der Carola von Brempt mit dem auf Haus Kalbeck ansassigen Wolter von Buren an dessen Familie gelangte 6 Carola hatte den Besitz als alteste Tochter von ihrem 1577 verstorbenen Vater Joahn III von Brempt geerbt doch mit dieser Tatsache wollte sich Carl von Honseler Ehemann von Carolas jungster Schwester Arnolda nicht abfinden Und so besetzte er die Anlage am 24 Juni 1584 um dem vorgeblichen Erbanspruch seiner Frau Gewicht zu verleihen 7 Schlussendlich konnte er sich jedoch nicht durchsetzen denn uber Carolas Sohn Johan und die Enkelin Eilberich kam Clorath im Jahr 1643 an Wolter von Brienen Herrn zu Muggenburg und Gouverneur von Emmerich 8 Zu jener Zeit war die Anlage stark beschadigt denn im Zuge des Dreissigjahrigen Krieges hatten franzosische hessische und weimarische Truppen das Haus 1642 geplundert und abgebrannt 7 9 Haus Clorath wurde aber in Anlehnung an ein offenbar alteres turmartiges Gebaude 5 wieder aufgebaut und der dazugehorende Gutsbetrieb verzeichnete um das Jahr 1672 82 5 Morgen Landbesitz 10 Wolter von Brienens Tochter Charlotte brachte das Anwesen in die Ehe mit Wolter von Linden der es 1693 an Johanna Margareta von Spee der Witwe von Ambrosius Adrian von Viermund auf Schloss Neersen verkaufte Nach dem Erwerb der Grafen von Virmond begannen umfangreiche Arbeiten zum Um und Ausbau der Anlage die bis 1718 anhielten In den nachfolgende Jahren diente das Haus der graflichen Familie als Pfandobjekt 11 nbsp Haus Clorath um 1730 Tuschezeichnung von Renier RoidkinAls das Geschlecht der von Virmond Neersen 1744 mit Ambrosius Franz im Mannesstamm ausstarb zog der Kolner Kurfurst Clemens August von Bayern Clorath als Teil der Herrlichkeit Neersen als erledigtes Lehen ein 11 Ambrosius Franz Witwe Maria Elisabeth von Nesselrode stritt mit dem Kolner Erzbischof jedoch lange um den Besitz und verzichtete erst 1763 gegen eine Zahlung von 110 000 Gulden auf die Herrschaften Neersen und Anrath 7 Da das Haus Clorath vollkommen uberschuldet war trat der Kurfurst seine Rechte daran anscheinend an die Familie von Spee ab 11 In ihrem Besitz verblieb es bis zum Jahr 1819 Wahrend der folgenden 150 Jahre gab es zahlreiche Besitzerwechsel Eigentumer waren Johann Kauertz 1825 eine Familie Josten 1846 die Freiherren von Twickel ab 1880 der landwirtschaftliche Siedlungsverband Dusseldorf ca 1960 und etwa 1965 die Familie Pelzhenke 12 1972 erwarb schliesslich die Familie Mertens die vollig heruntergekommene und zum Teil zerstorte Anlage 7 nbsp Darstellung des Hauses Clorath auf der Tranchotkarte von 1806Nach dem Brand 1642 war zwar ein Neubau errichtet worden das Anwesen wurde aber seit dem spaten 16 Jahrhundert gar nicht mehr als Wohnsitz der Besitzer genutzt sondern sie setzten einen Verwalter ein Im 17 Jahrhundert war es noch Sitz eines Rentmeisters doch spatestens seit dem 18 Jahrhundert war Haus Clorath ein reiner Pachthof 11 der 1754 zusammen mit seinem 100 Morgen Landbesitz mit 24 550 Reichstalern taxiert wurde 7 Wahrend der Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch franzosische Revolutionstruppen wurde das Herrenhaus des Anwesens zerstort oder zumindest stark beschadigt Die Tranchotkarte vom Beginn des 19 Jahrhunderts zeigt zwar noch diverse Gebaude auf dem Areal doch scheinen viele davon kurz darauf verfallen zu sein 13 Der Gutsbetrieb wurde jedoch weiter bewirtschaftet 1850 besass er mit seinen 224 Morgen grossen Landereien Landtagsfahigkeit 7 Ende des 19 Jahrhunderts wurden einige noch erhaltene Erdgeschossmauern des Herrenhauses mit einem Dach versehen und fortan als Schuppen genutzt doch in den 1960er Jahren war auch dieses Dach schon wieder stark verfallen 14 Die Clorather Muhle in der einstigen Vorburg des Hauses arbeitete noch bis zur Begradigung der Niers 1929 Danach musste sie den Betrieb einstellen weil der Fluss nun wesentlich weiter westlich verliess und das Wasser zum Betreiben des Muhlrads fehlte Jahrzehntelanger Leerstand und Verfall waren die Folge Nachdem die Familie Mertens Eigentumerin der Anlage geworden war liess sie die Muhle von 1986 bis 1988 13 restaurieren Seit 1996 sind die wenigen erhaltenen Reste des Herrenhauses Eigentum des Kreises Viersen 15 Sie wurden 2017 in Zusammenarbeit mit verschiedenen Vereinen und Institutionen gesichert 16 Beschreibung Bearbeiten nbsp Aussehen des Hauses Clorath in der ersten Halfte des 18 Jh nbsp Mauerreste des einstigen Herrenhauses 2009Die Anlage von Haus Clorath bestand bis etwa 1800 aus einem Herrenhaus und einer Vorburg mit Wassermuhle siehe Clorather Muhle und separater Olmuhle Vom Herrenhaus sind heute nur noch wenige Mauerreste vorhanden wahrend viele der Wirtschaftsgebaude in der Vorburg nach Restaurierung noch erhalten sind Haupthaus und Wirtschaftshof standen fruher auf separaten Inseln die von Schlingen der Niers umgeben waren Nach deren Begradigung fliesst sie nun 600 Meter 2 westlich des Anwesens vorbei die einstigen Wassergraben sind nur noch teilweise erhalten Das Herrenhaus war ein barocker Bau der nach dem Dreissigjahrigen Krieg errichtet wurde Sein Aussehen ist durch zwei Tuschezeichnungen des wallonischen Malers Renier Roidkin aus der Zeit um 1730 bekannt Demnach war es ein dreigeschossiges Gebaude mit einem L formigen Grundriss das von einem Dachreiter bekront war An der Verbindungsecke beider Gebaudeflugel stand ein turmahnlicher Bau alteren Datums 13 mit separatem Walmdach und einer Tourelle an der Ecke Der langere der beiden Gebaudetrakte besass vier Achsen der kurze zwei Im kurzen Flugel lag der Haupteingang zu dem eine Brucke fuhrte denn Herrenhaus und Wirtschaftshof waren voneinander durch einen Graben getrennt Bei Renaturierungsmassnahmen des alten Niersbettes im Jahr 2002 wurden Funde gemacht die zudem bewiesen dass Haus Clorath fruher uber einen Bootsanleger verfugte 17 Von dem Hauptgebaude sind heute nur noch einige ruinose Grundmauern erhalten die in den Wiesen hinter der noch existierenden Muhle sichtbar sind Sie lassen auf ein Gebaude mit einem Grundriss von etwa 12 12 Metern 13 schliessen In einem der Mauerreste ist eine annahernd rundbogige Offnung zu finden deren Ursprung bisher noch nicht geklart ist Ein moglicherweise von Haus Clorath stammender Wappenstein ist heute an Haus Stockum in Willich angebracht 13 Von der fruhneuzeitlichen Anlage ist heute nur der Wirtschaftshof teilweise erhalten Auf den Roidkin Zeichnungen ist er als Ansammlung mehrerer unregelmassig verteilter niedriger Gebaude dargestellt Er wurde wegen des sumpfigen Untergrunds der Niersniederung auf einem Pfahlrost gegrundet 18 Sein altester Teil ist der Marstall von etwa 1665 An ihn schliesst sich die Kornmuhle aus der Zeit um 1805 19 an Ebenfalls erhalten ist ein Wohnhaus aus dem Jahr 1715 An der Stelle der heutigen Hofzufahrt stand fruher ein Torhaus das 1734 noch von einem Pfortner bewohnt war 20 Literatur BearbeitenStefan Frankewitz Der Niederrhein und seine Burgen Schlosser Herrenhauser an der Niers Rheinischer Burgenatlas Band 2 Boss Goch 2011 ISBN 978 3 941559 13 4 S 195 202 Heinz und Margret Hesse Haus Clorath Beschreibung einer Handzeichnung des Frans Decht von 1752 In Oberkreisdirektor des Kreises Viersen Hrsg Heimatbuch des Kreises Viersen 2003 Kuhlen Monchengladbach 2002 ISSN 0948 6631 S 129 134 Heinz und Margret Hesse Zwei besondere Funde aus dem Bereich der ehemaligen Wasserburg Clorath In Landschaftsverband Rheinland Amt fur Bodendenkmalpflege Hrsg Archaologie im Rheinland 2001 Theiss Stuttgart 2002 ISSN 0935 9141 S 122 123 Julia Obladen Kauder Kulturlandschafts und Bodendenkmalpflege am Beispiel der Wasserburg Clorath In Landschaftsverband Rheinland Amt fur Bodendenkmalpflege Hrsg Archaologie im Rheinland 2001 Theiss Stuttgart 2002 ISSN 0935 9141 S 119 120 Peter Vander Haus Clorath In Oberkreisdirektor Kempen Krefeld Hrsg Heimatbuch des Kreises Kempen Krefeld 1973 Thomas Kempen 1972 S 240 253 Franz Verres Beitrage zur Geschichte des Amtes Oedt Teil VII Die Ritterguter im Amte Oedt In Niederrheinischer Geschichtsfreund 5 Jahrgang Nr 2 1883 S 9 11 27 28 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Haus Clorath Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag von Hans Jurgen Greggersen zu Haus Clorath in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Eintrag des Hauses Clorath in der Viersener Denkmalliste Chronik des Hauses auf der Website der Clorather MuhleFussnoten Bearbeiten a b Eintrag des Hauses Clorath in der Viersener Denkmalliste Zugriff am 7 Oktober 2020 a b c Stefan Frankewitz Der Niederrhein und seine Burgen Schlosser Herrenhauser an der Niers 2011 S 195 Geschichte des Haues Clorath Teil 1 auf der Website der Clorather Muhle Zugriff am 7 Oktober 2020 Stefan Frankewitz Der Niederrhein und seine Burgen Schlosser Herrenhauser an der Niers 2011 S 196 a b Eintrag von Hans Jurgen Greggersen zu Haus Clorath in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Zugriff am 8 Oktober 2020 Franz Verres Beitrage zur Geschichte des Amtes Oedt Teil VII Die Ritterguter im Amte Oedt 1883 S 27 a b c d e f Chronik des Hauses auf der Website der Clorather Muhle Zugriff am 7 Oktober 2020 Stefan Frankewitz Der Niederrhein und seine Burgen Schlosser Herrenhauser an der Niers 2011 S 196 197 Gottfried Kricker Geschichte der Gemeinde Anrath Von den Anfangen bis zur Gegenwart Schriftenreihe des Landkreises Kempen Krefeld Band 7 Enger Kempen 1959 S 51 Franz Verres Beitrage zur Geschichte des Amtes Oedt Teil VII Die Ritterguter im Amte Oedt 1883 S 9 a b c d Stefan Frankewitz Der Niederrhein und seine Burgen Schlosser Herrenhauser an der Niers 2011 S 197 Besitzer Eigentumer Rentmeister und Pachter des Hauses Clorath auf der Website der Clorather Muhle Zugriff am 8 Oktober 2020 a b c d e Stefan Frankewitz Der Niederrhein und seine Burgen Schlosser Herrenhauser an der Niers 2011 S 199 Peter Vander Haus Clorath 1973 S 249 Geschichte des Haues Clorath Teil 2 auf der Website der Clorather Muhle Zugriff am 7 Oktober 2020 Jiota Kallianteris Clorather Burgruine soll gerettet werden In Rheinische Post Ausgabe vom 19 April 2017 online Heinz und Margret Hesse Haus Clorath Beschreibung einer Handzeichnung des Frans Decht von 1752 2002 S 134 Alle nachfolgenden Angaben sofern nicht anders angegeben gemass der Geschichte des Haues Clorath Teil 2 auf der Website der Clorather Muhle Angabe gemass der Geschichte des Haues Clorath Teil 2 auf der Website der Clorather Muhle Stefan Frankewitz datiert sie in das 18 Jahrhundert Vergleiche Stefan Frankewitz Der Niederrhein und seine Burgen Schlosser Herrenhauser an der Niers 2011 S 199 Heinz und Margret Hesse Haus Clorath Beschreibung einer Handzeichnung des Frans Decht von 1752 2002 S 133 51 2787431 6 414366 Koordinaten 51 16 43 5 N 6 24 51 7 O Burgen Schlosser und Herrenhauser im Kreis Viersen Haus Aldenhoven Rittergut Altenhof Burg Alt Krickenbeck Haus Barlo Haus Bey Burg Bocholt Haus Bockdorf Haus Bonninghausen Haus Brempt Haus Broich Burg Bruggen Haus Clee Haus Clorath Wasserschloss Dilborn Haus Donk Dorenburg Haus Duckerhaus Haus Elmpt Haus Erprath Rittergut Gelleshof Herrenhaus Gross Lind Schloss Hariksee Haus Hulsdonk Burg Ingenhoven Burg Kempen Rittergut Koitzhof Schloss Krickenbeck Haus Neersdonk Schloss Neersen Haus Niershof Burg Padenberg Haus Raedt Raveshof Herrenhaus Routenburg Haus Steinfunder Haus Stockum Burg Uda Haus Velde Weyer Kastell Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haus Clorath amp oldid 226735185