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Topographische Aufnahme der Rheinlande auch Tranchotkarte ist ein von dem franzosischen Geographen Jean Joseph Tranchot aufgenommenes Kartenwerk Ubersicht uber die BlatteinteilungZwischen 1801 und 1814 wurden die Rheinlande auf personlichen Befehl Napoleons unter dem Kommando des Oberst Jean Joseph Tranchot topographisch aufgenommen kartiert Nach dem Tod von Tranchot 1815 setzte Karl von Muffling das Projekt im Auftrag der preussischen Regierung fort Am 8 Februar 1815 sprach der Wiener Kongress die rheinischen Lande Preussen zu Die Bearbeitung wurde 1828 beendet Das Werk besteht aus 264 Einzelblattern im Massstab 1 20 000 Inhaltsverzeichnis 1 Tranchot 2 Fortsetzung der Arbeiten durch Karl von Muffling 3 Gliederung der Karte 4 Reduktionen 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseTranchot BearbeitenDer Geograph Tranchot war 1794 in den wissenschaftlichen Stab des Depot de la Guerre berufen worden Im Range eines Colonel beforderte die napoleonische Regierung ihn 1801 zum Chef des Bureau topographique de la carte des quatre Departements reunis de la rive gauche du Rhin Topographische Abteilung zur Kartierung der vier vereinigten linksrheinischen Departements das wie ahnliche Abteilungen auch gezielt fur die Kartierung potentieller Kriegsschauplatze gegrundet wurde Die Arbeiten dauerten insgesamt von 1801 bis 1814 Im Sinne der Auftraggeber war prinzipiell nur eine qualitativ gleichwertige Erweiterung des Kartenwerks von Jacques Cassini im Massstab 1 86 400 ausgedehnt auf die Departements Rur Rhein und Mosel Saar und Donnersberg die in dieser Zeit von Aachen Koblenz Trier und Mainz aus verwaltet wurden Fur die Zwecke der Kriegsfuhrung wurden Cassinis Karten als ausreichend angesehen Abgesehen von der Entwicklung modernerer Messverfahren und Gerate bei denen M Maissiat oft als begabter Mitarbeiter genannt wurde hatte sich Tranchot auch stets leidenschaftlich bemuht um die Vereinheitlichung der graphischen Darstellung von topographischen Daten die auch viele tiefergehende Informationen von wirtschaftlichem Nutzen umfassten sollten Seinen neuen Auftrag sah er vermutlich als beste Gelegenheit an diese Ideen umzusetzen und ein Kartenwerk zu erstellen das die uber funfzig Jahre alteren Cassini Karten in jeder Hinsicht ubertraf Tranchot und sein Mitarbeiterstab nutzten und entwickelten Modernisierungen fur fast alle Teilbereiche ihres Projektes Sie verbesserten die Messinstrumente und Methoden und erfanden eigene sinnvolle Gestaltungsrichtlinien wo diese fehlten Ab 1803 gab das Depot de la Guerre allmahlich topographische und technische Richtlinien vor in denen auch viele Ideen und Erfahrungen Tranchots und seiner Mitarbeiter berucksichtigt wurden Lange Zeit war die Frage des Massstabs strittig Zunachst war 1 10 000 als Massstab zur Datenerfassung festgelegt worden Dies erlaubte eine grosse Detailfulle bei der Darstellung von Gelande Wegen und Gewassern mit Flachenmassen Angaben zur Bebauung ziviler wirtschaftlicher und militarischer Nutzung bzw Nutzbarkeit geschichtlicher Entwicklung Atmosphare und lokaler Besonderheiten Vor allem der Mitarbeiter Rousseau war mit der Ermittlung der riesigen Datenmenge betraut ab 1808 ganz allein bis er 1810 erfolgreich um seine Entlassung wegen Erschopfung bat Seine Arbeit wurde danach nicht mehr fortgesetzt In Aachen besuchte Napoleon 1804 personlich das Zeichenburo und erboste sich uber das langsame Fortschreiten der Arbeit In einem Brief an seinen Kriegsminister Louis Alexandre Berthier ist zu lesen Je ne sais pas pourquoi la Guerre veut faire des cadastres Sinngemass Ich weiss nicht warum das Kriegsministerium Kataster machen will nbsp Kartenausschnitt Mairie de LoevenichTranchot konnte noch erreichen dass sein neuer Arbeitsmassstab nicht auf 1 50 000 sondern auf 1 20 000 festgelegt wurde Ab Ende 1807 wurden dennoch immer mehr Vorabkarten bis hin zum Massstab 1 100 000 erstellt die auf Kopien vorhandener Karten Kataster und eilig ermittelter Daten beruhten So gelang es den anderen Mitarbeitern eine Fortsetzung der genauen Bestandsaufnahme im Massstab 1 20 000 zu ermoglichen Drei Arbeitssektionen teilten sich die verschiedenen Aufgaben Unter der Leitung von Tranchot und seinem Vertrauten Pigeou erstellte die erste Sektion Triangulations Dreiecke der ersten und zweiten Ordnung Zwei weitere Sektionen beschaftigten sich mit der Topographie und bestanden aus ein bis zwei Ingenieuren zur Vermessung und Kalkulation begleitet von einer Gruppe von meist gut ausgebildeten Ingenieurgeographen fur Geodasie und Kartografie Napoleon behielt das Projekt weiter argwohnisch im Auge 1809 zweifelte er an der Fuhrung des Depot de la Guerre nachdem ihm eine Vorabkarte im Massstab 1 100 000 vorgelegt worden war die ihm nun wiederum zu klein war wo er schliesslich von Anfang an nur eine Erweiterung der vergleichsweise ruckstandigen Cassini Karten aus der Zeit des Ancien Regime angeordnet hatte J ai demande une adjonction a la carte de Cassini et vous me proposez une dimension d un huitieme plus petite Le Depot de la Guerre est mal mene Deutsch Ich verlangte eine Erweiterung der Cassini Karte und Sie legen mir einen kleineren Massstab vor Das Kriegsministerium wird schlecht gefuhrt Bis 1814 entstand trotz alledem ein Kartenwerk von bemerkenswerter Qualitat unter immer schwieriger werdenden Arbeitsbedingungen je weiter das Kriegsgeschehen der Epoche fortschritt Die Anzahl der Mitarbeiter war stets starken Schwankungen ausgesetzt 1812 erlitt Tranchot einen Unfall Sein Buro war inzwischen von Aachen nach Trier verlegt worden und wurde 1814 nach der Absetzung Napoleons aufgelost Das unvollendete Kartenwerk wurde vorerst nach Paris gebracht Jean Joseph Tranchot starb 1815 Fortsetzung der Arbeiten durch Karl von Muffling BearbeitenGleichzeitig zu den Arbeiten Tranchots in franzosischen Diensten beschaftigte das Konigreich Preussen den Freiherrn Friedrich Karl Ferdinand von Muffling mit gleichartiger Aufgabenstellung Dieser war neben seiner militarischen Laufbahn und begeisterter Kriegsteilnahme auch mit der Kartierung Westfalens betraut Wahrend seiner intensiven Suche nach allen verfugbaren Karten seines Wirkungsfeldes erfuhr er auch von den Arbeiten Tranchots und der hohen Qualitat seiner Ergebnisse Deshalb bemuhte er sich ab 1814 zunachst vergeblich um die Herausgabe der Karten Tranchots durch den franzosischen Staat nbsp Der Tranchot Obelisk auf dem LousbergAuf dem Aachener Lousberg ordnete von Muffling die Wiedererrichtung des sogenannten Tranchot Obelisken an der am 2 April 1814 zerstort und 15 Mai 1815 wieder eingeweiht wurde Eine Lobrede auf Napoleon war durch eine Inschrift gegen den Tyrannen und zum Lob der Wissenschaft und deutschen Kraft ersetzt worden Das Denkmal fur Tranchot und seine Mitarbeiter war im Spatsommer 1807 nach den Entwurfen von Capitaine Boucher eines Mitarbeiters Tranchots im Auftrag des Kriegsministeriums errichtet worden 1 Das Denkmal bedeutete eine hohe Auszeichnung ihrer Arbeit die motivierte und half den standigen Unmut Napoleons zu kompensieren Mit dem zweiten Pariser Frieden vom September 1815 wurde das Kartenmaterial schliesslich dem Konigreich Preussen zugesprochen und zu treuen Handen an von Muffling ausgehandigt Die Qualitat der Karten begeisterte ihn und die preussischen Ingenieure erzielten einen hohen Lernerfolg anhand des Materials Aktiv bis 1818 und in leitender Position bis 1828 vollendeten von Muffling und seine Mitarbeiter die Karten Tranchots mit gleicher Akribie und nach eigenen Prinzipien die vor allem die geographische Darstellung von Hohenzugen anders angingen Die Erfullung der militarischen Prioritaten fiel ihm deutlich leichter dennoch berucksichtigte er ohne Mangel auch die friedlichen Nutzungsmoglichkeiten der Karten Das Aufnahme und Zeichenburo in Koblenz wurde von Major Knackfuss geleitet der sich somit in Tranchots Stellung befand und entscheidend an der graphischen Darstellung der Informationen mitwirkte Gliederung der Karte BearbeitenDie Gesamtkarte ist in Blatter gegliedert Die ubliche Nummerierung trennt zwischen dem linksrheinischen und dem rechtsrheinischen Teil Zusatz r oder rrh Die Blatter an den Grenzen dieser Untergliederungen werden ublicherweise mit Doppelnummern bezeichnet z B 93 34r fur Bonn linksrheinisch und Beuel rechtsrheinisch Die Gliederung der Karte ist aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte nicht ganz gleichmassig Auffalligste Unregelmassigkeit sind die Klaffungen und Verschiebungen zwischen dem von den Franzosen aufgenommenen linksrheinischen Teil und dem spater von Preussen aufgenommenen rechtsrheinischen Teil der Karte Schon vorher war die ursprungliche Gliederung im Zuge der Fertigung von Kopien fur das Depot de la Guerre 1815 1816 dadurch gestort worden dass die Kartenblatter auf quadratische Stucke von 50 50 cm halbiert wurden Weil die Randblatter grosser waren entstanden dort drei Teile wobei einer jeweils etwas schmaler ist als die anderen Teilweise kamen dabei ausgerechnet die Reststucke im Innenbereich der Karte zu liegen heutige Blatter 73 75 so dass die Karte dort ungleichmassig aufgeteilt ist Reduktionen BearbeitenEs gibt zum einen die Reduktion der Kartenaufnahme in 15 Blattern durch das Depot de la Guerre unter dem Titel Carte topographique des Pays compris entre la France les Pays Bas et le Rhin 1 100 000 Es wurde zuerst 1840 und zuletzt in vierter Auflage 1870 71 veroffentlicht Zum anderen gibt es die Reduktion durch den preussischen Generalstab mit 85 Blattern in einer Grosse von 41 32 cm Die Karten sind bis heute nutzlich fur historische und okologische Forschungen da sie ein sehr genaues und asthetisches Bild der damaligen topographischen Verhaltnisse festgehalten haben Nachdrucke sind im freien Handel erhaltlich Siehe auch BearbeitenListe von KartenwerkenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Topographische Aufnahme der Rheinlande Album mit Bildern Videos und Audiodateien Online Darstellung der Karten bei TIM online nur NRW Online Darstellung der Karten bei Geoportal RLP nur RLP Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und von Muffling 1803 1820 Der Hintergrund zur Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und von Muffling im Spiegel einer InschriftEinzelnachweise Bearbeiten Dorothee Hugot Geschichte des Lousbergs Lousberg Gesellschaft abgerufen am 8 Januar 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Topographische Aufnahme der Rheinlande amp oldid 229329629