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Ambrosius Franz Friedrich Christian Adalbert Graf von Virmont und Bretzenheim 15 Dezember 1682 oder 1684 19 November 1744 in Wetzlar war Freiherr ab 1706 Graf zu Neersen und der letzte mannliche Angehorige des niederrheinischen Adelsgeschlechtes Virmond Neersen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend 1 2 Gesellschaftlicher Aufstieg 1 3 Karriere beim Reichskammergericht 1 4 Versuch der Zuruckerlangung verlorener Familienguter 1 5 Tod 2 Titel 3 Wappen 4 Literatur 5 Einzelnachweise und AnmerkungenLeben BearbeitenJugend Bearbeiten Ambrosius Franz war noch minderjahrig als sein Vater Ambrosius Adrian Freiherr von Viermund zu Neersen 1688 starb und er mit Schloss und Herrschaft zu Neersen belehnt wurde Daher stand er zunachst unter der Vormundschaft des Freiherrn Roest von Wers und des kurkolnischen Rates Solmacher Seine Mutter war Johanna Margaretha von Spee 1699 wurde er volljahrig und im folgenden Jahr Amtmann von Kempen und Oedt nbsp Heiratswappen des Ambrosius Franz Virmond Neersen und Bentheim Tecklenburg am Giebel des Schlosses Neersen nbsp Wappen des Ambrosius Franz von 1706 bis 1734 nbsp Wappen des Ambrosius Franz ab 1734 im Herzschild vermehrt um Bretzenheim Gesellschaftlicher Aufstieg Bearbeiten Am 25 November 1705 heiratete er in Anrath Eleonore Magdalena Wilhelmina 6 Februar 1687 10 Marz 1727 Tochter des Grafen Ernst Wilhelm Graf von Bentheim Tecklenburg Steinfurt Diese Heirat ebnete ihm den Weg in den europaischen Hochadel Anlasslich der tapferen Verdienste seines Onkels Damian Hugo im Turkenkrieg wurde neben diesem auch Ambrosius Franz am 8 September 1706 von Kaiser Joseph I in den Reichsgrafenstand erhoben Sein Familienname wurde dabei dem Modegeschmack der Zeit folgend ins franzosizierte von Virmont geandert Ab 1712 war er auch Eigentumer des Landgutes Clorath das seine Mutter 1693 erworben hatte 1 1723 kaufte er Rittergut Hulsdonk von Theodor von Bodden 2 Ebenso 1723 erhielt er aus dem Erbe seiner Frau die Herrschaft Zoppenbroich mit der er 1724 belehnt wurde sowie Einkunftsrechte am Gericht Schuttorf 1722 wurde er Grosskreuzherr Kapitular des Ordens vom Heiligen Michael Seine Frau Eleonore starb am 10 Marz 1727 3 Bald darauf starben auch seine Tochter Maria Isabella Augusta Ernestine 12 September 1706 9 Januar 1728 und sein Sohn Joseph Damian Max 1707 1730 4 Alle drei wurden in der Familiengruft in Neersen begraben 5 Ihr monumentaler gemeinsamer Grabstein aus schwarzem Marmor ist bis heute erhalten Ein weiterer Sohn Johann Ludwig 1710 um 1720 war bereits in jungen Jahren verstorben 4 Nach dem Tod des Grafen Alexander IV von Velen 1733 konnte Ambrosius Franz 1734 vom kurkolnische Erzbischof auch die Belehnung mit der reichsunmittelbaren Herrschaft Bretzenheim damals inklusive Winzenheim erreichen 6 Gegen den Grafen Otto Leopold Ernst von Limburg Styrum 1680 1754 der von Alexander IV als Erbe eingesetzt worden war und der 1736 versuchte sich der Herrschaft zu bemachtigen konnte Ambrosius Franz sich durchsetzen 7 Mit der Herrschaft Bretzenheim waren seit 1688 nicht nur im Oberrheinischen Reichskreis sondern auch im Westfalischen Reichsgrafenkollegium Sitz und Stimme verbunden Am 22 August 1738 wurde er auf dem Grafentag in Koln sogar zum katholischen Direktor dieses Westfalischen Reichsgrafenkollegiums gewahlt 8 Er nannte sich fortan Reichsgraf von und zu Virmont und Bretzenheim und machte Schloss Bretzenheim neben Schloss Neersen zu seiner Residenz Schloss Bretzenheim war allerdings im Pfalzischen Erbfolgekrieg 1688 von franzosischen Truppen grossenteils verwustet worden und noch nicht wieder instand gesetzt so dass er sich dort kaum aufhielt 9 Am 9 April 1741 heiratete er in Wien in zweiter Ehe die deutlich jungere Maria Elisabeth Tochter des koniglich ungarischen Generalfeldmarschalls Johann Hermann Franz von Nesselrode 1751 und seiner Cousine Maria Ludovica von Virmont Maria Elisabeth war zuvor Kammerfraulein der verwitweten Kaiserin Wilhelmine Amalie 3 Karriere beim Reichskammergericht Bearbeiten 1731 wurde Ambrosius Franz zum Prasidenten des Reichskammergerichts in Wetzlar ernannt Er war damit zweiter Richter des Heiligen Romischen Reichs hinter Kammerrichter Franz Adolph von Ingelheim Als Prasident leitete er einen Senat und fuhrte dort die Geschafte insbesondere hatte er die urteilsfindenden Assessoren zu uberwachen und bei Stimmengleichheit das Urteil zu fallen Am 24 Oktober 1742 erreichte seine Karriere ihren Hohepunkt mit der Ernennung zum Reichskammerrichter Versuch der Zuruckerlangung verlorener Familienguter Bearbeiten Wie schon einige seiner Vorfahren bemuhte sich auch Ambrosius Franz zeitlebens darum die einstigen Guter und Landereien seiner Familie in Hessen zuruckzuerlangen Als Jurist betrieb er diese Lehenssache besonders energisch 1742 bewarb er sich beim hessischen Landgrafen Friedrich I zugleich Konig von Schweden um Belehnung mit dem halben Gericht Viermunden Nachdem ihn Friedrich I mehrmals abschlagig bescheiden liess wandte er sich wegen der Belehnung 1743 mit einer Appellation an den Reichshofrat in Wien Sein Tod sollte schliesslich einer endgultigen Entscheidung zuvorkommen Tod Bearbeiten Am 19 November 1744 nach einem Maskenball in Wetzlar starb Ambrosius Franz plotzlich Da die Kinder aus seiner ersten Ehe alle fruh verstorben waren und die zweite Ehe kinderlos geblieben war starb das Haus Viermund mit seinem Tod aus Nach einem langen Prozess trat seine Witwe schliesslich im Jahre 1763 die Herrschaft Neersen nebst Anrath und Schloss fur 110 000 Gulden wieder an das Kurfurstentum Koln ab Die Herrschaft Bretzenheim wurde noch 1744 vom kurkolnischen Erzbischof an den Freiherrn Ignaz Felix von Roll zu Bernau vergeben 6 Die merkwurdigen Umstande seines Todes sind wie folgt uberliefert Am 19 November 1744 am Namenstag der jungen Grafin Elisabeth von Virmont gab Reichskammergerichtsprasident Philipp Karl Anton von Groschlag zu Wetzlar dieser zu Ehren eine Gesellschaft mit Maskenball Elisabeth trat dort im ominos schwarzen Kleid einer jungen Witwe auf Nachdem der alte Ambrosius Franz mit der Prasidentin einige Tanze getanzt hatte klagte er uber Ubelkeit und ging ins Freie um sich abzukuhlen begehrte aber dann einen Wagen um nach Hause zu fahren Auf dem Markt angekommen fiel er mit dem Seufzer Jesus Maria Joseph seiner jungen Gattin tot in den Schoss Am 21 November wurde er im Wetzlarer Dom begraben Die Frau von Groschlag mit welcher der Graf den Todestanz getanzt hatte war eine geborene von Bicken und ebenwohl die letzte ihres Geschlechts Seine Witwe heiratete spater Otto Heinrich Freiherr von Gemmingen zu Hornberg Titel Bearbeiten1744 fuhrte er folgende Titel 9 Reichsgraf von und zu Virmont 10 und Bretzenheim 11 Freiherr zu Neersen 11 Anrath 11 Donk Zoppenbroich 11 Nordenbeck 10 und Gundringen 12 Herr der freien Grafschaft Schonau zur Hulsdonk 13 Bladenhorst 10 Durrenhardt 12 Altenhof 13 Clorath Kollenburg 13 und Broichhausen 13 Erbvogt zu Uerdingen 11 kaiserlicher wirklicher geheimer Rat und Kammerrichter Direktor des Niederrheinisch Westfalischen Reichsgrafenkollegiums Kommandeur des Ordens vom Heiligen Erzengel Michael Wappen BearbeitenIn der letzten ab 1734 gefuhrten Form hatte das grafliche Wappen folgende Inhalte Geviert mit Herzschild Feld 1 und 4 in Silber ein golden schwarz in zwei Reihen schraggerauteter oder auch geschachter Schragbalken Stammwappen Viermund Feld 2 und 3 golden rot geteilt Herrschaft Neersen oben ein rotes Ankerkreuz irrige Verbesserung Grafschaft Pyrmont Herzschild geteilt oben in Blau drei 2 1 silberne Bugelhelme Herrschaft Nordenbeck unten in Gold eine rote gesturzte Brezel fur die Reichsherrschaft Bretzenheim Dazu werden drei gekronte Helme gefuhrt Helm 1 Mitte zu rechts schwarz silbernen und links rot goldenen Decken eine wachsende blau gekleidete Jungfrau mit offenem goldenem Haar in beiden erhobenen Armen je einen silbernen Bugelhelm haltend Herrschaft Nordenbeck Helm 2 rechts zu schwarz silbernen Decken ein wachsender Mohrinnenrumpf mit schwarz silberner Kopfbinde mit abfliegendem Ende zwischen einem silbernen Fug der rechte Flugel schragrechts der linke Flugel schraglinks belegt mit einem golden schwarz in zwei Reihen schraggerauteter Schragbalken Stammwappen Viermund Helm 3 links zu rot goldenen Decken ein goldener oben mit drei Pfauenfedern besteckter hoher Schaft schrag nach hinten durchsteckt von einem beiderseits ankerendigen roten Stab irrige Verbesserung Grafschaft Pyrmont zwischen einem rechts roten links goldenen Flug Die bei Lentzen zu findende Ansicht dass er aufgrund seiner Position im Ordens vom Heiligen Michael in seinem Wappen im goldenen Feld des Neersener Wappens ein rotes Ordenskreuz erganzte 14 ist irrig Bei der Grafenstandserhebung 1706 wurden sowohl das rote Ankerkreuz in dem goldenen Platz hinzugefugt als auch der wachsende Brackenrumpf der dritten Helmzier des freiherrlichen Wappens die fur die Herrschaft Neersen stand durch einen goldenen Schaft ersetzt der oben mit Pfauenfedern besteckt ist und der mit einem roten beiderseits ankerendigen Stab schrag nach hinten durchsteckt ist Beide Elemente sind dem Wappen der Grafen von Pyrmont entlehnt 15 Die Familie von Viermund bzw Virmont hat nichts mit den Grafen oder der Grafschaft Pyrmont zu tun weder genealogisch noch territorial Das Problem bei der Grafenstandserhebung war aber dass alle anderen Elemente im Wappen fur Herrschaften standen Viermund Neersen und Nordenbeck und man ein grafliches Element suchte In jedem Falle hilfreich wenn nicht sogar ursachlich war fur diesen Irrtum der Eintrag im Alten Siebmacher Weigelsches Wappenbuch zweiter Teil 16 Dort ist unter den Grafen auf Tafel 15 das Wappen der Grafen von Pyrmont mit dem Namen in der Schreibweise Virmont versehen wahrend unter Pyrmont nur die eifellandische Familie gefuhrt wird Die lautliche Nahe beider Namen fuhrte zur Verwechslung Auch die eigentlich falsche goldene Feldfarbe stammt von dort In den Zeichnungen des Aktes zur Standeserhebung lasst sich die Addition beider Wappen des freiherrlichen Virmont Wappens und des graflich pyrmont schen Wappens zum graflichen Virmont Wappen gut nachvollziehen 17 Literatur BearbeitenVirmond Viermund eine Adeliche Familie In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 48 Leipzig 1746 Sp 1771 1773 Johann Peter Lentzen Franz Verres Geschichte der Herrlichkeit Neersen und Anrath Lentzen Fischeln 1883 S 292 ff Diskussion des Exlibris im Projekt Welt der Wappen siehe Abschnitt 7Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Peter Vander Haus Clorath Heimatbuch des Kreises Kempen Krefeld Thomas Druckerei Kempen 1973 S 240 253 Lentzen S 256 a b Virmond Viermund eine Adeliche Familie In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 48 Leipzig 1746 Sp 1771 1773 a b Lentzen S 294 Vgl Konrad Eubel Geschichte der Kolnischen Minoriten Ordensprovinz J amp W Boisseree 1906 S 161 f a b Gunther Ebersold Karl August Reichsfurst von Bretzenheim Die politische Biographie eines Unpolitischen BoD Norderstedt 2004 ISBN 3 83341350 6 S 40 Winfried Dotzauer Geschichte des Nahe Hunsruck Raumes von den Anfangen bis zur Franzosischen Revolution Franz Steiner Stuttgart 2001 ISBN 3 51507878 9 S 377 Johann Jacob Moser Teutsches Staats Recht Vollrath Leipzig 1749 S 361 a b Johann Jacob Moser Staatsrecht derer Reichsgraflichen Hauser von der Leyen von Plettenberg und von Virmont Vollrath Leipzig 1744 S 28 a b c reiner Titularanspruch auf verlorene Guter der Familie a b c d e kurkolnisches Lehen a b reichsunmittelbares Rittergut a b c d freiadliger allodialer Rittersitz Lentzen S 292 https www deutsche biographie de pnd138709130 html adbcontent https gdz sub uni goettingen de id PPN871022281 Osterreichisches Staatsarchiv AT OeStA AVA Adel RAA 438 13VorgangerAmtNachfolgerAmbrosius AdrianHerr von Neersen 1689 1744an KurkolnAlexander IV von VelenHerr von Bretzenheim 1734 1744Ignaz Felix von Roll zu BernauNormdaten Person GND 174156545 lobid OGND AKS VIAF 127440359 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Virmont Ambrosius Franz vonALTERNATIVNAMEN Virmont und Bretzenheim zu Neersen Ambrosius Franz Friedrich Christian Adalbert Graf vonKURZBESCHREIBUNG deutscher AdligerGEBURTSDATUM 1682 oder 1684STERBEDATUM 19 November 1744STERBEORT Wetzlar Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ambrosius Franz von Virmont amp oldid 228222776