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Das Haus Steinfunder ist ein ehemaliger Adelssitz im Kempener Stadtteil Schmalbroich und gehort zu den rund 400 kleineren Rittergutern und Herrensitzen am Niederrhein Die denkmalgeschutzte Anlage liegt am ostlichen Rand der breiten Niersniederung und wurde am 26 September 1983 1 in die Liste der Baudenkmaler in Kempen aufgenommen Ihr Name ist von einer Brucke Fondern aus Stein abgeleitet 2 Haus Steinfunder Ansicht von NordostenIm 14 Jahrhundert erstmals urkundlich erwahnt und damals zum kurkolnischen Amt Kempen gehorig stammt das heutige Herrenhaus wahrscheinlich aus der Zeit um 1600 3 und wurde Ende des 17 Jahrhunderts von der Familie Hoff erweitert Das Haus befindet sich heute in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden Von der Strasse hat ein Besucher aber gute Sicht auf die Anlage deren Herrenhaus zu Wohnzwecken und die Vorburg landwirtschaftlich genutzt wird Bisweilen dient Haus Steinfunder auch als Location fur Film und Fotoaufnahmen 4 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenHaus Steinfunder ist eine zweiteilige Anlage bestehend aus einem Herrenhaus auf einer grabenumwehrten Insel und einer nordostlich davon liegenden Vorburg Deren Gebaude sind modernen Datums und werden heute noch landwirtschaftlich genutzt nbsp Grundriss des ErdgeschossesDas Herrenhaus besitzt einen winkelformigen Grundriss und besteht aus zwei Gebaudeteilen die aus unterschiedlichen Bauphasen stammen Der altere Nordwestteil ist ein zweigeschossiger Fachwerkbau mit hohem Satteldach und Staffelgiebeln aus Backstein In seinem nordlichen Bereich ist das Fachwerk noch sichtbar wahrend seine sudliche Partie in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts mit einer Ziegelmauer verkleidet wurde 5 Seine Schaufassade befindet sich an der Nordost Seite und besitzt werksteingerahmten Kreuzstockfenstern mit Entlastungsbogen sowie profilierte Sandsteinbander welche die Fassade in horizontaler Richtung gliedern Weitere Schmuckelemente der Front sind drei Kopfskulpturen eine davon als Medaillon ausgefuhrt in den Formen der niederrheinischen Renaissance des spaten 16 Jahrhunderts Zwei von ihnen stellen das damalige Besitzerehepaar dar Ahnliche Medaillons finden sich auch an Haus Zelem und Schloss Rheydt Ein in den 1990er Jahren erneuertes Steinrelief zeigt das Allianzwappen Theoderich van der Parts und seiner Frau Anna van Neerhave mit der Inschrift THE O DERICH VA N DER PART ANN N A VAN NEERHAVE N SI N H UIS F ROUWE 1566 Der Schmuckgiebel besitzt gemauerte ubereck gestellte Fialen auf Maskenkonsolen aus Sandstein Ein kleiner Erker komplettiert den architektonischen Schmuck der Schaufassade An dieser Seite des Hauses findet sich auch der Haupteingang zu dem eine holzerne Brucke uber den Wassergraben fuhrt Eine weitere Brucke fuhrt von Sudwesten auf die Herrenhausinsel Die dortige Giebelseite ist schlichter gehalten Sie besitzt Querstockfenster und drei gemauerte Aborterker Im Giebelbereich finden sich Ausfluglocher des ehemaligen Taubenschlags Dem alteren Nordwestbau schliesst sich im Suden eine quadratische Erweiterung aus der Zeit des Barocks an Seine zwei Geschosse sind von einem mehrfach abgeknickten Pyramidendach mit turmahnlichen Dachreiter bekront Der Bauteil vermittelt auf den ersten Blick den Eindruck wesentlich alter zu sein als er tatsachlich ist weil er spatmittelalterliche Architekturelemente imitiert und damit an einen Wohnturm jener Epoche erinnert Zu diesen Elementen zahlen zum Beispiel zwei polygonale Eckwarten an den beiden Sudecken Die wesentlich dunneren Mauern dieses Gebaudeteils zeugen aber davon dass er wesentlich junger als der nordwestliche Bau ist Seine Errichtungszeit kann auf die 1690er Jahre datiert werden denn eine Inschrift auf einem Eckstein lautet A 1691 J B H A nno 1691 J ohann B ertram H off und auf einem Dachbalken im Gebaudeinneren findet sich die mit roter Farbe gemalte Jahresangabe 1693 3 Das Innere dieses Erweiterungsbaus wird auf beiden Etagen jeweils von einem einzigen grossen Saal eingenommen In dem des Obergeschosses hingen fruher vier Gemalde aus dem 18 Jahrhundert mit Darstellungen der damals bekannten Kontinente Afrika Asien Amerika und Europa 3 Sie befinden sich heute im Ratssaal von Oedt Geschichte BearbeitenAls Gut op den Steinvondern das zuvor Loefsittart geheissen hatte und zu dem damals etwa 100 Morgen Landbesitz gehorten 6 wurde die Anlage um 1360 im Besitz eines Wilhelm von Huls erstmals urkundlich erwahnt 2 Sie stand an der Schlecke einem Bach der zu jener Zeit die Grenze zwischen den kurkolnischen Amtern Oedt und Kempen bildete Am 10 Januar 1389 trug Lewe von Huls sein huyss genant Funderen gelegen by der Gassendunck dem Kolner Erzbischof Friedrich III von Saarwerden zu Lehen auf und raumte ihm zugleich das Offnungsrecht ein 7 Es ist jedoch nicht ganz sicher dass es sich bei Lewes Besitz tatsachlich um Haus Steinfunder gehandelt hat Fest steht lediglich dass es sich um ein festes Haus im Amt Kempen gehandelt hat weil der damalige Amtmann von Kempen als Zeuge genannt wurde 2 Vielleicht hatte sich Lewe von Huls zu dieser Lehnsauftragung entschieden um zu verhindern dass Kurkoln sein neugebautes wehrhaftes Haus direkt wieder niederreissen liess 8 nbsp Haus Steinfunder Darstellung auf einer Karte von 1801In der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts war die Anlage im Besitz von Theoderich van der Part von der Portzen 9 und seiner Frau Anna van Neerhave von Nierhoven 9 Deren Enkel Gebhard und Dederich teilten den Besitz und Gebhard verausserte seinen Anteil 1672 an Christian Hoff den kurkolnischen Kellner und Amtmann von Kempen und Oedt Nur zwei Jahre spater erwarb dieser auch die andere Halfte an Steinfunder von Gebhards Bruder Wahrscheinlich war es Christians Sohn Johann der dem Haus den heutigen Sudbau hinzufugte 10 1682 erhielt die Anlage den Status eines Adelssitzes und die damit einhergehende Steuerbefreiung als seine Besitzer in die Adelsmatrikel aufgenommen wurden Johanna Catharina Witwe des Schultheissen Johann Bertram Hoff verausserte den Besitz im Jahr 1729 an den Vogt zu Neuss Johann Hermann Josef Sybenius und seine Frau Maria Anna Eva Daniels 1802 verkaufte dann Franz Anton Sybenius Sohn des Kempener Schultheissen Johann Wilhelm Sybenius 11 Haus Steinfunder an das Ehepaar Johann Joseph Horten und Sybilla Catharina Huttmann Anlasslich dieses Geschafts wurde eine Karte des zum Steinforther Hof gehorigen Besitzes erstellt auf der auch eine Zeichnung des damaligen Hauses zu sehen ist Die Tranchotkarte von 1802 zeigt dass die Vorburg der Anlage um die Wende vom 18 zum 19 Jahrhundert noch einen eigenen Wassergraben besass der heute vollkommen verschwunden ist Ausserdem existierte zu jener Zeit sudlich des Haupthauses eine zweite von Wassergraben umgebene Insel In den 1990er Jahren erwarb der Dusseldorfer Kunsthandler Karl Ernst Becker die derweil marode Anlage und liess sie restaurieren Durch ihn wurde auch wieder ein kleiner symmetrisch gestalteter Barockgarten sudwestlich der Wassergrabens angelegt Seit 2005 ist Haus Steinfunder Eigentum von Doris Zehr Literatur BearbeitenPaul Clemen Die Kunstdenkmaler des Kreises Kempen Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Band 1 Abt 1 L Schwann Dusseldorf 1891 S 120 Digitalisat Stefan Frankewitz Der Niederrhein und seine Burgen Schlosser Herrenhauser an der Niers Rheinischer Burggenatlas Band 2 1 Auflage Boss Goch 2011 ISBN 978 3 941559 13 4 S 221 230 Karl Emerich Kramer Burgen in und um Krefeld 1 Auflage Mercator Duisburg 1981 ISBN 3 87463 091 9 S 40 41 Gregor Spohr Ele Beuthner Wie schon hier zu vertraumen Schlosser am Niederrhein Pomp Bottrop Essen 2001 ISBN 3 89355 228 6 S 78 79 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Haus Steinfunder Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Haus Steinfunder Foto um 1920 Rheinische Wasserburgen Bonn 1922 Tafel 27 S 59 Eintrag von Jens Friedhof und Jens Wroblewski zu Haus Steinfunder in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen BurgeninstitutsEinzelnachweise Bearbeiten Kurzbeschreibung von der Denkmalbehorde auf limburg bernd de Zugriff am 28 Mai 2014 a b c S Frankewitz Der Niederrhein und seine Burgen Schlosser Herrenhauser an der Niers 2011 S 221 a b c S Frankewitz Der Niederrhein und seine Burgen Schlosser Herrenhauser an der Niers 2011 S 230 Eintrag von Jens Friedhof und Jens Wroblewski zu Haus Steinfunder in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Zugriff am 28 Mai 2014 S Frankewitz Der Niederrhein und seine Burgen Schlosser Herrenhauser an der Niers 2011 S 228 K E Kramer Burgen in und um Krefeld 1981 S 40 Theodor Joseph Lacomblet Urkundenbuch fur die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstifts Coln der Furstenthumer Julich und Berg Geldern Meurs Kleve und Mark und der Reichsstifte Elten Essen und Werden Band 3 Wolf Dusseldorf 1853 S 825 Nr 935 Digitalisat S Frankewitz Der Niederrhein und seine Burgen Schlosser Herrenhauser an der Niers 2011 S 224 a b Carsten Sternberg Das Bildnis der Anna van der Portzen In Heimatbuch des Kreises Viersen 36 Folge 1985 S 158 163 S Frankewitz Der Niederrhein und seine Burgen Schlosser Herrenhauser an der Niers 2011 S 224 225 Gerhard Terwelp Das Haus Steinfunder bei Kempen In Niederrheinischer Kalender 1913 S 44 51 339047222222 6 3866333333333 Koordinaten 51 20 20 6 N 6 23 11 9 O Burgen Schlosser und Herrenhauser im Kreis Viersen Haus Aldenhoven Rittergut Altenhof Burg Alt Krickenbeck Haus Barlo Haus Bey Burg Bocholt Haus Bockdorf Haus Bonninghausen Haus Brempt Haus Broich Burg Bruggen Haus Clee Haus Clorath Wasserschloss Dilborn Haus Donk Dorenburg Haus Duckerhaus Haus Elmpt Haus Erprath Rittergut Gelleshof Herrenhaus Gross Lind Schloss Hariksee Haus Hulsdonk Burg Ingenhoven Burg Kempen Rittergut Koitzhof Schloss Krickenbeck Haus Neersdonk Schloss Neersen Haus Niershof Burg Padenberg Haus Raedt Raveshof Herrenhaus Routenburg Haus Steinfunder Haus Stockum Burg Uda Haus Velde Weyer Kastell Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haus Steinfunder amp oldid 229172305