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Die Einteilung der Ganggraber in Schleswig Holstein in eine Nord und eine Sudgruppe der Hunengraber erfolgte durch Ekkehard Aner wobei die Eider in etwa die Grenzlinie darstellt Da die Grosssteingraber beiderseits der Eider mitunter jedoch ahnliche Formen aufweisen kann die Zuweisung bei starker gestorten Anlagen strittig sein Ganggraber bestehen aus dem lateral ansetzenden Gang und einer Kammer mit mindestens sechs Trag und zwei Decksteinen Sie entstanden zwischen 3500 und 2800 v Chr als Megalithanlagen der Trichterbecherkultur TBK Nordische Megalitharchitektur Schema Ganggrab Querschnitt 1 Trag 2 Deckstein 3 Erdhugel 4 Dichtung 5 Verkeilsteine 6 Zugang 7 Schwellenstein 8 Bodenplatten 9 Unterbodendepots 10 Zwischenmauerwerk 11 Randsteine Neolithische Monumente sind Ausdruck der Kultur und Ideologie jungsteinzeitlicher Gesellschaften Ihre Entstehung und Funktion gelten als Kennzeichen der sozialen Entwicklung 1 Die Trager der Trichterbecherkultur bauten nach Schatzungen fast 30 000 Hunengraber Uber 7 000 Grosssteingraber sind in Danemark bekannt von denen etwa 2 800 erhalten sind in Deutschland sind es etwa 900 von vermutlich 5600 Ganggraber sind nicht nur in Schleswig Holstein deutlich seltener als die zeitgleichen Dolmentypen 2 was auch auf alle Nachbarregionen zutrifft Wobei typologische Grundformen die in Schleswig Holstein vorkommen z B auch in Danemark Mecklenburg Vorpommern oder Niedersachsen vertreten sind Die ovale Kammerform Schleswigs und das trapezoide Hunenbett Holsteins jedoch in weitaus geringer Zahl Ein Teil der Anlagen sind eingetieft 3 Jutta Ross glaubt dass eingetiefte Anlagen vermutlich keine Hugel besassen 4 Zwar haben Hugel eine stabilisierende Funktion da sie aber aufwendiger als Eintiefungen herzustellen sind erfullten sie auch andere Voraussetzungen Inhaltsverzeichnis 1 Nordgruppe 2 Sudgruppe Holsteiner Kammer 2 1 Zugange 3 Die Typentrennung 4 Hugel und Einfassung 4 1 Hunenbetten 5 Einzelnachweise 6 Siehe auch 7 LiteraturNordgruppe BearbeitenDie Fundorte dieser Gruppe reichen in Schleswig Holstein von der Flensburger Forde bis uber die obere Eider hinaus Im Westen sind sie auf Sylt und das Mundungsgebiet von Treene und Eider beschrankt Lediglich eine Anlage dieses Typs Langbett Krausort liegt in Ostholstein bei Grossenbrode nbsp Grundriss des Denghoog Wenningstedt Der in Schleswig Holstein nur dreimal vertretene Typ 1 zeigt eine kleine polygonale Kammerform die in Danemark auf der Kimbrischen Halbinsel weitaus haufiger ist Er unterscheidet sich vom Polygonaldolmen ein Deckstein durch die grossere Anzahl der fast immer parallel zur Gangachse liegenden zwei und mehr Decksteine Ein Beispiel fur das sehr kleine Ganggrab dieses Typs mit schrag angesetztem Gang ist das Ganggrab bei Kampen mit der Sprockhoff Nr 1 Die Vergrosserung des Typs 1 fuhrt zum Typ 2 dem ovalen oder nordischen Ganggrab das in Schleswig Holstein mit sieben Anlagen vertreten ist Das besterhaltene Exemplar ist der Denghoog von Wenningstedt auf Sylt Er hat in Schleswig Holstein die grosste Grundflache 15 75 m den langsten gedeckten Gang 5 25 m und drei Decksteine Die ubrigen sechs Anlagen darunter die Idstedter Rauberhohle sind vor allem hinsichtlich ihrer Ganglangen durftiger Die neun Kammern des Typs 3 haben annahernd rechteckige Grundrisse Sie erreichen Langen von 5 2 m und Breiten bis zu 2 2 m bei bis zu vier Decksteinen Ihre Form variiert trotz der geringen Anzahl stark Eine Unterteilung ist jedoch aufgrund des reichen Vorkommens im sudlichen Danemark moglich Einzeln oder in Kombination auftretende Merkmale 5 zeigen die enge Verzahnung mit den danischen Anlagen leichte Bauchung einer oder beider Langseiten nach aussen bei acht der Kammern ein trapezoider Grundriss Ganggrab von Missunde uberdurchschnittliche Ganglangen stumpfe Winkelstellung der beiden Schmalseitentrager wie zumeist auch bei Typ 1 und 2 nicht bei der Anlage von Linden Pahlkrug jedoch beim Ganggrab von Archsum auf Sylt Sudgruppe Holsteiner Kammer Bearbeiten nbsp Ganggrab von Bunsoh mit QuartierenDer Verbreitungsraum der Sudgruppe in Schleswig Holstein liegt sudlich der Eider die nur in Richtung der Eckernforder Bucht nach Norden uberschritten wird Mit 58 Anlagen 68 ist sie doppelt so stark vertreten wie die Anlagen der Nordgruppe Die Holsteiner Kammer ist gekennzeichnet durch einen exakt rechteckigen Kammergrundriss Zur Unterscheidung von den Anlagen der Nordgruppe werden sie Holsteiner Kammer oder norddeutsche Langkammer genannt Ihre beispiellose Homogenitat lasst keine Untergliederung zu Die Kammerlange liegt zwischen 3 0 und 8 5 m Anlagen bis 5 5 m kommen etwa doppelt so oft vor wie langere Ihre Breite variiert zwischen 1 0 und 2 25 m Etwa 60 erreichen eine Breite von 1 5 m Haufig haben die Anlagen drei mitunter auch 4 6 Decksteine Typische Vertreter sind Bunsoh und Linden Pahlkrug Zugange Bearbeiten Hauptartikel Zugang zu Megalithanlagen Ein kurzer Gang aus eins bis zwei Steinpaaren konnte bei etwa der Halfte dieser Anlagen nachgewiesen werden Eine exzentrische Lage des Ganges tritt bei 40 der Anlagen auch in der Nordgruppe auf wahrend die Mittellage fruher als niedersachsische Kammer bezeichnet 6 bei 20 hauptsachlich bei langen Kammern auftritt Bei 40 der Anlagen ist die Gangposition unklar Die Exzentrizitat ergibt sich primar aus der hohen Anzahl von Anlagen mit drei oder funf Tragsteinen auf der Zugangsseite die zumeist keine mittige Lucke zulasst 7 Ob eine geringe Anzahl von Kammern gar keinen lithisch gestalteten Zugang aufweist so genannte Portalgraber wie es nach Rekonstruktionen von Ernst Sprockhoff und Untersuchungen durch Ewald Schuldt der aufgrund von Pfostenspuren Holzkonstruktionen postuliert 8 aussieht mussen weitere Ausgrabungen klaren Die Typentrennung BearbeitenWie es in Schleswig Holstein zu dieser deutlichen Typentrennung kam wurde fruher damit erklart dass die Nordgruppe als der Auslaufer der sudjutlandischen Ganggraber betrachtet wird Eine neue Moglichkeit bietet die von Ewald Schuldt und Friedrich Laux vertretene Bautrupptheorie Nach Friedrich Laux stehen hinter diesem Verbreitungsbild unterschiedliche Bautraditionen und Bauschulen 2 Aufgrund der technischen Ausfuhrungen folgerte Ewald Schuldt bereits 1972 dass die Monumente unter Anleitung eines Spezialisten oder von Spezialistengruppen durchgefuhrt wurden Die Entstehung der Sudgruppe ist unterschiedlich erklart worden Man hat z B versucht einen Einfluss zu sehen der von Westeuropa uber Holland und Nordwestdeutschland in das Gebiet gelangte Dieser These widerspricht dass die Anlagen der Sudgruppe wahrscheinlich alter sind als die Emslandischen Kammern Zudem hat die spezifische Bauart Holsteins in Westeuropa keine echten zeitlichen Vorlaufer Ein lateraler Zugang lasst sich von westeuropaischen Anlagen nur schwer ableiten obwohl er dort Crec h Quille wie auch in hessisch westfalischen Galeriegrabern Galeriegrab von Sorsum vorkommt Fur die Holsteiner Kammer finden sich die meisten Parallelen im Suden der danischen Inseln wo rechteckige Ganggraber mit zum Teil exzentrisch gelegenem Gang dominieren Jedoch ist im Bereich der danischen Inseln der Rundhugel in Holstein dagegen der Langhugel gelaufiger In Ostholstein tritt neben dem Rund und Langhugel vereinzelt auch der D formige Hugel meist hufeisenformig genannt auf Grosssteingrab Blankensee Gowenz Bei diesen Anlagen geht der Gang von der geraden Seite der D formigen Hugeleinfassung aus Beim Grosssteingrab Blankensee liegen Kammer und Gang schrag in der D formigen Einfassung Hugel und Einfassung BearbeitenNur 50 der Hugel waren der Form nach bestimmbar Auch die Reste der Einfassungen aus Findlingen oder seltener Teilbereichen aus Trockenmauerwerk Hunenbetten Archsum Osterby waren vielfach erhalten Im westlichen und nordlichen Verbreitungsgebiet uberwiegen runde oder ovale Hugel Im ostlichen die rechteckigen oder mitunter nur schwach trapezoiden Langhugel und zwar jeweils im Verhaltnis 1 2 Insgesamt liegt die Zahl der verglichen mit Danemark relativ kleinen Rundhugel bei etwa 45 Nur bei neun der Anlagen lag der Durchmesser uber 15 m Hugel in denen Nachbestattungen vorgenommen wurden wurden teilweise sogar mehrfach uberhoht bzw erweitert und erreichen etwa 30 m Durchmesser Die Hugelschuttung erfolgte aus Erde Lehm Plaggen oder Sand Mit einer Rollsteinschicht als so genannter Steinmantel bepackte Hugel die in Mecklenburg Vorpommern 14 von 38 untersuchten Anlagen haufiger sind sind nur vereinzelt vertreten Hunenbetten Bearbeiten nbsp Langen der Hunenbetten Schleswig HolsteinsEtwa 130 Hunenbetten lassen sich masslich bestimmen 14 bis 40 m lang sind etwa 62 Uber 70 m lange Einfassungen finden sich vornehmlich in der Osthalfte Holsteins Nur 4 der Hunenbetten haben Langen uber 100 m Eine Gruppe dieser Hunenbetten mit 115 und 130 m Lange sind die Dolmen von Putlos bei Weissenhauser Strand im Amt Oldenburg Land Die grosste deutsche Anlage liegt im Sachsenwald in Schleswig Holstein und misst 154 Meter 9 Das langste Hunenbett Danemarks der Kardyb Dysse ist 185 m lang Die so genannten Riesenbetten enthalten fast durchweg Dolmen bzw sind kammerlos Nur ein Mal findet sich darin eine Holsteiner Kammer Die meisten liegen in Hunenbetten zwischen 14 und 30 m Lange Betten mit zwei und drei in Danemark vereinzelt mit vier bis sechs Kammern sind selten langer als 40 m In Betten mit mehr als einer Kammer fallt auf dass diese in der Regel demselben Typ angehoren nicht in Ostenfelde In Archsum auf Sylt sind es zwei Urdolmen in Kampen drei Polygonaldolmen und in 21 weiteren Fallen sind zwei oder drei Hunenbett von Waabs Karlsminde querliegende Rechteckdolmen im Hunenbett vereint Demnach scheint der Einbau zusatzlicher Kammern zu einer Zeit vorgenommen worden zu sein in der die entwickelten Bauformen abgesehen vom Urdolmen noch gebrauchlich waren falls sie denn je ausser Gebrauch gingen Man kann die Lange der Riesenbetten nicht das Raumbedarf fur Bestattungen erklaren Vielmehr muss man in ihnen das Bestreben sehen ein eindrucksvolles Monument zu errichten 10 wie dies bereits bei den steinkammerlosen Vorlaufern den bis zu 200 m langen Anlagen vom Typ Konens Hoj der Fall ist Im Gegensatz zu Dolmen treten Holsteiner Kammern nie zu zweit im Hunenbett auf In Ostenfeld Kreis Rendsburg Eckernforde findet sich eine Holsteiner Kammer zusammen mit einem der in Deutschland seltenen schrag gestellten 11 Rechteckdolmen im selben Hunenbett Offenbar bestand wahrend des Mittelneolithikums in Schleswig Holstein anders als in Jutland und auf Seeland keine Erfordernis mehrere Ganggraber innerhalb einer Einfassung zu vereinen Einzelnachweise Bearbeiten J Muller in Varia neolithica VI 2009 S 15 Schleswig Holstein ist lt Ernst Sprockhoff 1892 1967 das klassische Land der Dolmen in Norddeutschland Fur Schleswig Holstein legt Jurgen Hoika 1941 2005 Zahlen vor nach denen etwa 12 der kleinen Ur und Rechteckdolmen aber weniger als 2 der Ganggraber und Polygonaldolmen eingetieft sind In den anderen Bundeslandern durften sich ahnliche Zahlen ergeben J Ross Megalithgraber in Schleswig Holstein S 9 E Aner 1968 S 53 63 von Jacob Friesen und Aner Analog dazu stellt Ewald Schuldt 1972 S 37f fur Mecklenburg Vorpommern fest das alle Ganggraber mit vier oder sechs Tragsteinen auf der Zugangsseite mittig ansetzende Gange haben E Schuldt 1972 S 31 Oft wird ein Hunenbett in Albersdorf Holstein mit 160 Metern als das langste Deutschlands genannt Dieser Irrtum beruht auf einer falschen Angabe in Ernst Sprockhoffs Atlas der Megalithgraber Deutschlands Schleswig Holstein Das Hunenbett ist tatsachlich nur 60 Meter lang und so auch in der Landesaufnahme als LA53 verzeichnet J Ross 1992 S 175 Da der Bau von Megalithgrabern rational nicht begrundet oder erklart werden kann mussen wir die Hintergrunde im Bereich religioser Vorstellungen annehmen Vermutlich sind Megalithgraber nicht nur Grabstatten gewesen sondern haben daruber hinaus eine Funktion und Bedeutung im religiosen oder kultischen Leben gehabt J Ross S 56 in Ausnahmefallen wie beim Dolmen von Ostenfeld liegt der Zugang an einer Kammerecke diese Form ist in Schweden haufiger Siehe auch BearbeitenNordische Megalitharchitektur Dolmen in Schleswig HolsteinLiteratur BearbeitenEkkehard Aner Die Grosssteingraber Schleswig Holsteins In Fuhrer zu vor und fruhgeschichtlichen Denkmalern 9 1968 S 46 69 Volker Arnold Kleine Graberkunde der Vorgeschichte Teil 1 Grosssteingraber aus der Bauernzeit In Blatter zur Heimatkunde 1 Beilage der Zeitschrift Ditmarschen 1977 Ewald Schuldt Die mecklenburgischen Megalithgraber Deutscher Verlag der Wissenschaft Berlin 1972 Jutta Ross Megalithgraber in Schleswig Holstein Untersuchungen zum Aufbau der Grabanlagen nach neueren Ausgrabungsbefunden Verlag Dr Kovac Hamburg 1992 ISBN 3 86064 046 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ganggraber in Schleswig Holstein amp oldid 233219206