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Die Dolmen in Schleswig Holstein entstanden zwischen 3500 und 2800 v Chr als Megalithanlagen der Nordgruppe der Trichterbecherkultur TBK Bei ihrer Verbreitung gibt es Zentren allerdings keine deutliche Verbreitungsgrenzen wie bei den lokalen Ganggrabern Neolithische Monumente sind Ausdruck der Kultur und Ideologie jungsteinzeitlicher Gesellschaften Ihre Entstehung und Funktion gelten als Kennzeichen der sozialen Entwicklung 1 Die Trager der TBK bauten nach Schatzungen fast 30 000 Hunengraber Uber 7 000 Grosssteingraber sind in Danemark bekannt von denen etwa 2 800 erhalten sind in Deutschland sind es etwa 900 von vermutlich 5600 Allein auf Sylt sind 47 Megalithanlagen nachgewiesen die aber weitgehend ausgegangen sind Nordische Megalitharchitektur Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Bauweise 3 Urdolmen 3 1 Blockkiste 3 2 Urdolmen mit Zugang 4 Rechteckdolmen bzw erweiterte Dolmen 5 Polygonaldolmen 6 Grossdolmen 7 Die Zugange 8 Topographische Lage 8 1 Hunenbetten 9 Siehe auch 10 Literatur 11 EinzelnachweiseVerbreitung BearbeitenNach einer Aufstellung von Jurgen Hoika 2 liegen die meisten erhaltenen Megalithanlagen im Kreis Schleswig Flensburg 430 es folgt der Kreis Rendsburg Eckernforde 193 und die Kreise Nordfriesland 102 und Ostholstein 81 Wahrend Lubeck 6 Plon 1 und Steinburg 14 die wenigsten aufweisen Das spiegelt sich auch in den Zahlen pro km wider Wobei der Anteil und die Anzahl der unbestimmbaren Anlagen im Kreis Schleswig Flensburg besonders gross ist Bauweise BearbeitenDie Kammern sind in der Regel sorgfaltig gebaut und mit aufwendigen Zwischenmauerwerken und Bodenpflaster ausgestattet Fur das schleswig holsteiner Festland ist eine Flintschuttung als einziger Bodenbelag oder als Teil eines zweischichtigen Pflasters charakteristisch Aus der Kartierung der Rechteckdolmen lasst sich die Ausbreitung der Megalithanlagen von der Ostseekuste aus nach Westen ableiten die mit einer Vergrosserung des Innenraums einhergeht Lange Dolmen sind auf den nordfriesischen Inseln zu finden Sie unterscheiden sich nicht nur in der Kammergrosse und form von den festlandischen Dolmen sondern auch bei der Gestaltung baulicher Details Nach Kriterien die auf E Aner Ewald Schuldt und Ernst Sprockhoff zuruckgehen sind die norddeutschen Dolmen in vier Typen zu unterteilen Grossdolmen nur wenige Exemplare in Schleswig Polygonaldolmen Rechteckdolmen E Schuldt spricht von erweiterten Dolmen da der Grundriss auch trapezoid oder unregelmassig sein kann Urdolmen nach E Aner die Dolmen vom 1 Haupttyp nbsp Rechteckdolmen von HusbyUrdolmen BearbeitenBlockkiste Bearbeiten nbsp Urdolmen bei Grevesmuhlen nbsp Beispiele fur Zugangsformen von Urdolmen nbsp Schema Langs oder Parallellieger und QuerliegerInnerhalb der Nordgruppe der TBK stellt der Urdolmen die Urform der Megalithanlage 3 schlechthin dar Der alteste Typ ist der allseits geschlossene zuganglose Urdolmen auch Blockkiste genannt Nach ihrer Grosse und Form ggf der Lage in Langbetten durften geschlossene Urdolmen fur die einmalige Nutzung bestimmt gewesen sein E Schuldt stellt fest dass die Tragsteine beider Langseiten bei den Urdolmen auf der Seite liegen statt wie bei den anderen Dolmen auf ihrer kleinsten Flache zu stehen Die starke Verbreitung der Urdolmen auf der danischen Insel Seeland stellt das Fruhstadium der nordischen Steingrabsitte dar Auf Nordseeland sind die Urdolmen nur 0 5 bis 0 6 m breit in Schleswig Holstein mindestens 0 8 m Wahrend die Kammern in Nordseeland so kurz sind dass die Hockerbestattung angenommen werden muss setzen die schleswig holsteinischen erst bei 1 75 m Lange ein und erreichen vereinzelt mehr als 2 4 m Die kleine Kammer von Dobersdorf Kreis Plon stellt mit 1 8 0 5 m eine Ausnahme dar In aller Regel reicht ein Deckstein aus um die Kammer zu bedecken An den Langseiten waren indes zu 80 zwei Tragsteine und ggf oft noch Zwischenmauerwerk erforderlich Es gibt in Schleswig Holstein funf Anlagen plus eine fragliche die Jutte Ross dieser Form zuordnet In Schleswig Holstein liegen Urdolmen zumeist im Langhugel und zwar parallel zur Langsachse so genannte Parallel oder Langslieger Diese Anordnung ist fur das nordlichste Bundesland typisch Nordlich der Eider aber vereinzelt auch sudlich Frestedt Papenbusch waren etwa 20 der Anlagen von Rundhugeln bedeckt in Mecklenburg Vorpommern waren es etwa 60 Die zeitliche mitunter auch raumliche Parallelitat von runden und eckigen Hugeln die es ansonsten bei den Urdolmen im Megalithraum nicht gibt ist eine Besonderheit Urdolmen mit Zugang Bearbeiten Als die kollektive Nutzung von Anlagen zugangliche Kammern erforderte wurde bei der nachsten Urdolmengeneration ein Zugang obligatorisch Zugange belegen dass es sich um Anlagen handelt die wiederverwandt werden sollten bzw wurden Den ursprunglich tragerhohen Endstein einer Schmalseite ersetzte man in Schleswig Holstein z B durch einen niedrigeren Eintrittstein Der verbleibende Zugang durfte mit einer kleinen Steinplatte verschlossen worden sein Der Urdolmen mit Zugang ist mit 2 2 bis 2 6 m Lange und 1 0 m bis 1 8 m Breite auch grosser als der allseits geschlossene Von den nur 20 erhaltenen Urdolmen im Land konnen 12 dem allseits geschlossenen funf dem an der Schmalseite geoffneten zugerechnet und zwei nicht naher bestimmt werden Der Urdolmen von Dobersdorf hatte vermutlich einen Zugang von oben Die Verbreitung des Typs zeigt eine Verbindung des Urdolmens mit der Ostkuste sowie sein Vordringen uber die Nordschleswiger Landbrucke auf die nordfriesischen Inseln In Archsum auf Sylt liegen z B zwei Urdolmen im selben Hunenbett Mit Ausnahme der Anlage von Dobersdorf tritt der offene Urdolmen in Schleswig Holstein nur im Sachsenwald und auf Sylt auf Rechteckdolmen bzw erweiterte Dolmen BearbeitenMit etwa 145 Kammern davon 58 erhalten steht der Rechteckdolmen in Schleswig Holstein an der Spitze der Grosssteingraber 4 das schliesst aber Ganggraber und Steinkisten ein In Mecklenburg Vorpommern ist es der Grossdolmen in Niedersachsen das Ganggrab und in Schweden die Steinkiste Der Rechteckdolmen hat stets zwei Tragsteine an jeder Langseite und besitzt zwei quer oder einen langsliegenden Deckstein Der bis auf Hemmelmark 3 an einer Schmalseite offnende Typ liegt in Schleswig Holstein in der Regel in Langhugeln quer zur Achse Querlieger Rundhugel sind mit 27 bei diesem Typ seltener Ein Teil der Dolmen ist eingetieft 5 6 Die weitere Unterteilung bezieht sich allein auf die Zugangskonstruktionen mit kammerbreitem niedrigem halbhohen Eintrittstein 43 mit tragerhohem Halbstein Schwellenstein und ggf vorgesetztem Gang 10 mit eingewinkelten Tragsteinen und ggf vorgesetztem Gang den Zugang von oben gibt es bei Anlagen in Mecklenburg der Kampener Dolmen Spr Nr 2 konnte auch einen solchen besessen haben In Ostenfeld Kreis Rendsburg Eckernforde findet sich eine Holsteiner Kammer zusammen mit einem der in Deutschland ungewohnlich seltenen schrag gestellten 7 Rechteckdolmen im selben Hunenbett Polygonaldolmen Bearbeiten nbsp Schema Polygonaldolmen von oben gesehenDer Polygonaldolmen wird durch ein mehr oder minder starkes Auswinkeln der funf oder mehr Tragsteine charakterisiert Im Allgemeinen entspricht die Kammerbreite der Lange etwa 2 2 m so dass der Grundriss einem unregelmassigen Funf oder Sechseck ahnelt und annahernd runde Form besitzt In Schleswig Holstein kommen auch ovale Polygonaldolmen von etwa 2 5 1 8 m vor Zugange sind ausweislich der danischen Kammern fur den Typ kennzeichnend in Schleswig Holstein allerdings anders als der Deckstein mit seinen gewaltigen Ausmassen Brutkamp nur selten erhalten Der haufiger im Rundhugel bezeugte Polygonaldolmen hat Merkmale wie im Langhugel die Querlage gemeinsam mit den anderen Typen in Kampen liegen drei Polygonaldolmen im Hunenbett vereint 8 Sudwarts von Mitteljutland wird seine Verbreitung schwacher so dass die geringe Anzahl in Schleswig Holstein nicht verwundert Mit 11 Kammern ist der Polygonaldolmen der auch in den sudlichen Nachbarregionen Schleswig Holsteins nur vereinzelt belegt ist der am wenigsten verbreitete Dolmentyp in Deutschland Die schleswig holsteinischen Fundorte liegen im Osten des Landes zwischen der Flensburger und der Kieler Forde im Westen auf Sylt und in Dithmarschen wohin der Typ offenbar uber die nordfriesischen Inseln gelangte Die altesten in Polygonaldolmen gefundenen Beigaben gehoren in die Ubergangsphase vom Fruh zum Mittelneolithikum Doch ist das Fundmaterial zu durftig um daraus folgern zu konnen dass der Kammertyp erst am Ende der Stufe C im Norden erschien Vielmehr geht die Vorstellung dahin dass der in die Urdolmengebiete vordringende Polygonaldolmen die Wende vom Einzel zum Kollektivgrab ausloste und die Ganggrabform wesentlich beeinflusste In welchem Umfang Rechteck und Polygonaldolmen im Mittelneolithikum errichtet wurden lasst sich nicht bestimmen auch wenn Beigaben aus dieser Zeit vorliegen altere dagegen fehlen Seit der Fruhphase der Megalithik darf anders als fruher gedacht mit der Koexistenz von Dolmen und Ganggrabern gerechnet werden Dolmen wie die Kammer von Hemmelmark mit der ungewohnlichen Grosse von 2 8 2 25 m und von Suderende mit ihrer von Ganggrabern insbesondere in Mecklenburg und Schweden bekannten Abtrennung von Bodenflachen der Kammer durch lotrechte Platten in so genannte Quartiere wird man als zeitgleich einstufen konnen Grossdolmen BearbeitenDer von E Sprockhoff herausgestellte und von E Schuldt eingehend untersuchte Grossdolmen mit drei bis vier Tragsteinen an jeder Langseite und einer entsprechenden Anzahl von mind drei Decksteinen erreicht im aussersten Norden in Wees Kreis Schleswig Flensburg Spr Nr 16 und Steenodde auf Amrum Spr Nr 12 eine Lange von vier Metern Er ist fur Mecklenburg Vorpommern insbesondere fur Rugen charakteristisch In Schleswig Holstein spielt der Typ eine geringe Rolle Die Zugange Bearbeiten Hauptartikel Zugang zu Megalithanlagen Bei etwa 20 der Rechteckdolmen wird ein Zugang von 1 0 bis 1 5 m Lange und eins bis zwei Steinpaaren vor die Kammeroffnung gesetzt Er ist oftmals so kurz dass er die Hugeleinfassung nicht erreicht Sie ist dort wo man eine Lucke fur den Gang erwarten wurde geschlossen Aufgrund gleichartiger danischer Befunde scheint es gang und gabe gewesen zu sein einen Zugang zu ermoglichen jedoch die Grenze zum Bereich der Toten mit nur schwer uberbruckbaren Hindernissen zu versehen Der zumeist uber 2 0 m lange und uber 0 9 m breite Rechteckdolmen der 3 8 m Lange und 1 5 m Breite erreichen kann belegt auch die Tendenz zur Kammervergrosserung wobei E Aner eine von Seeland nach Schleswig Holstein gerichtete Entwicklung zu erkennen glaubt In der Hohe variieren die Anlagen deren Tragsteine bereits auf ihrer kleinsten Flache stehen zwischen 0 8 und beachtlichen 1 75 m Rechteckdolmen kommen haufiger im Hinterland und in Sudholstein bis nahe der Elbe vor Der Typ hat zwei Decksteine Ab dem dritten Deckstein spricht man von Grossdolmen Er tritt auf den nordfriesischen Inseln und als erste Megalithanlagenform im westlichen Teil von Schleswig und Holstein auf Weite Teile des Landes wurden offenbar erst mit Aufkommen des Rechteckdolmens in die Megalithgrabsitte einbezogen Topographische Lage BearbeitenIn den Ausgrabungsberichten finden sich selten Angaben uber die topographische Lage Den Berichten nach sind die meisten Anlagen auf naturlichen Anhohen errichtet worden die sich mehr oder weniger deutlich von ihrer Umgebung absetzen Hunenbetten Bearbeiten nbsp Langen der Hunenbetten Schleswig HolsteinsEtwa 130 Langbetten lassen sich masslich bestimmen 14 bis 40 m lang sind etwa 62 Uber 70 m lange Einfassungen finden sich vornehmlich in der Osthalfte Holsteins Nur 4 der Hunenbetten haben Langen uber 100 m Eine imposante Gruppe der Hunenbetten bilden die Dolmen von Putlos bei Weissenhauser Strand im Amt Oldenburg Land mit Betten von 115 und 130 m Lange Die grosste deutsche Anlage liegt im Sachsenwald in Schleswig Holstein und misst 154 Meter 9 Die so genannten Riesenbetten enthalten fast durchweg Dolmen bzw sind kammerlos Die meisten Anlagen liegen in Hunenbetten zwischen 14 und 30 m Lange Betten mit zwei und drei in Danemark vereinzelt mit vier bis sechs Kammern sind selten langer als 40 m In Langbetten mit mehr als einer Kammer fallt auf dass diese in der Regel demselben Typ angehoren In Archsum auf Sylt sind es zwei Urdolmen in Kampen drei Polygonaldolmen und in 21 weiteren Fallen sind zwei oder drei Hunenbett von Waabs Karlsminde querliegende Rechteckdolmen im Hunenbett vereint Siehe auch BearbeitenNordische Megalitharchitektur Ganggraber in Schleswig HolsteinLiteratur BearbeitenE Aner Die Grosssteingraber Schleswig Holsteins In Fuhrer zu vor und fruhgeschichtlichen Denkmalern 9 1968 S 46 69 V Arnold Kleine Graberkunde der Vorgeschichte Teil 1 Grosssteingraber aus der Bauernzeit In Blatter zur Heimatkunde 1 Beilage der Zeitschrift Ditmarschen 1977 H J Beier Die megalithischen submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thuringer Wald Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas 1 Wilkau Hasslau 1991 E Schuldt Die mecklenburgischen Megalithgraber Deutscher Verlag der Wissenschaft Berlin 1972 J Ross Megalithgraber in Schleswig Holstein Hamburg 1992 ISBN 3 86064 046 1 Einzelnachweise Bearbeiten J Muller In Varia neolithica VI 2009 S 15 http www jungsteinsite uni kiel de 2011 2011 Rinne low pdf Hans Jurgen Beier 1991 zahlt diese oft kleinen Anlagen zur Submegalithik Schleswig Holstein ist lt Sprockhoff das klassische Land der Dolmen in Norddeutschland Fur Schleswig Holstein legt J Hoika Zahlen vor nach denen etwa 12 der kleinen Ur und Rechteckdolmen aber weniger als 2 der Ganggraber und Polygonaldolmen eingetieft sind In den anderen Bundeslandern durften sich ahnliche Zahlen ergeben Eingetiefte Anlagen bringen jene stabilisierenden Elemente weitgehend mit die oberirdische errichtete Anlagen durch Steinpackungen und dergleichen durch einen Hugel erhalten Sie brauchen auch keine einwarts geneigten Tragsteine haben sie aber gelegentlich aus anderen Grunden trotzdem J Ross S 56 in Ausnahmefallen wie beim Dolmen von Ostenfeld liegt der Zugang an einer Kammerecke diese Form ist in Schweden haufiger E Aners Ansicht dass er von Westeuropa uber den Limfjord nach Nordjutland vorgedrungen ist wo er auf der Halbinsel Djursland massenhaft auftritt und von hier den Weg zur schwedischen Westkuste und zu den danischen Inseln gefunden hat ist durch Schuldts neuere Untersuchungen widerlegt Oft wird ein Hunenbett in Albersdorf Holstein mit 160 Metern als das langste Deutschlands genannt Dieser Irrtum beruht auf einer falschen Angabe in Ernst Sprockhoffs Atlas der Megalithgraber Deutschlands Schleswig Holstein Das Hunenbett ist tatsachlich nur 60 Meter lang und so auch in der Landesaufnahme als LA53 verzeichnet Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dolmen in Schleswig Holstein amp oldid 233218917