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Der Brutkamp ist ein jungsteinzeitlicher Polygonaldolmen in Albersdorf im Kreis Dithmarschen in Schleswig Holstein Aufgrund der Radiokarbon Daten kann die Fundstelle in eine fruh bis mittelneolithische 3700 3200 v Chr und eine spatneolithische 2250 2000 v Chr Phase unterteilt werden Im Spatneolithikum wurde alteres Material aus der Kammer ausgeraumt im Eingangsbereich abgelagert und der Erdhugel erneuert Der Dolmen hat die Sprockhoff Nr 150 BrutkampDer Deckstein des Brutkamp Der Deckstein des BrutkampBrutkamp Schleswig Holstein Koordinaten 54 8 36 7 N 9 17 27 2 O 54 143527777778 9 2908888888889 Koordinaten 54 8 36 7 N 9 17 27 2 OOrt Albersdorf Schleswig Holstein DeutschlandEntstehung 3600 bis 3530 v Chr 1 Sprockhoff Nr 150Landesaufnahme Albersdorf LA 5Denkmal ID aKD ALSH Nr 000 019Polygonaldolmen sind Megalithanlage der Trichterbecherkultur 3500 2800 v Chr Diese Unterart des Dolmen kommt vor allem in Danemark Schweden und Schleswig Holstein vor Aus Mecklenburg Vorpommern Lexow und Sachsen Anhalt Ludelsen 1 sind lediglich einzelne Exemplare bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Ausgrabung 2 Beschreibung 3 Phasen 4 Funde 5 Pflanzen beim Begrabnisritual 6 Der Schalenstein 7 Umfeld 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseAusgrabung BearbeitenIm Rahmen des von der DFG geforderten und Johannes Muller geleiteten SPP Teilprojektes Das trichterbecherzeitliche Westholstein Eine Studie zur neolithischen Entwicklung von Landschaft und Gesellschaft wurden mehrere Bestattungsplatze und ein Grabenwerk der mittelneolithischen Trichterbecherkultur in Westholstein von Hauke Dibbern untersucht und umfassend publiziert 2 Hierunter auch der Brutkamp im Jahre 2009 Hierbei wurde ein Schnitt von 13 5 m anlegt Ziel der Ausgrabung war nicht die Kammer sondern der Hugelaufbau sollte untersucht werden Durch stratigraphische Beobachtungen und absoluten Datierungen konnten mehrere Phasen erkannt werden die durch die Lage und Datierung der Funde erganzt wird Beschreibung BearbeitenDer Brutkamp besitzt funf Tragsteine und einen einzigen fur den Typ charakteristischen ubergrossen Deckstein dessen Gewicht bei etwa 17 Tonnen liegt ursprunglich wurden 23 Tonnen angenommen doch das konnten neuere Untersuchungen korrigieren 2 und der einen Umfang von knapp neun Metern hat Dabei handelt es sich um den grossten Deckstein in Schleswig Holstein Das Baumaterial des Dolmens besteht aus Findlingen der Eiszeit Der Gang aus niedrigen Steinen weist nach Sudosten Der Erdhugel des Brutkamp ist vollstandig abgetragen bzw erodiert Ein kleiner Park mit alten Linden umgibt heute das Grosssteingrab Der Brutkamp ist im Wappen von Albersdorf zu sehen nbsp Zeichnung um 1895 nbsp Polygonaldolmen schematisch von oben gesehen nbsp Brutkamp nbsp BrutkampPhasen Bearbeiten nbsp Rekonstruktion der Nutzung und der Umgebung der Grabes Albersdorf BrutkampIn einer ersten Phase 3600 3530 v Chr wurde das Grab errichtet Hierfur konnte ein 14C Datum in der ersten Sandaufschuttung genutzt werden In dieser Phase wurde das Grab in der noch heute sichtbaren Form konstruiert es wurden also die Tragersteine der Deckstein sowie die Steine des Kranzes aufgestellt Zudem wurde hier die Keramik der Phase Fruhneolithikum FN II deponiert In der Phase 2 3530 3100 v Chr wurden wiederholt Eingriffe in die Hugelsubstanz vorgenommen und zudem mindestens eine Ausraumung der Kammer mitsamt Material des FN II vorgenommen Hieraufhin folgt ein Hiatus In der Phase 3 2280 2030 v Chr im Spatneolithikum Dolchzeit wird dieser unterbrochen und die Anlage wieder modifiziert Es wurde der Deckstein des Zuganges entfernt und spatestens hier mit Schalchen versehen Das Material aus der Kammer wurde ausgeraumt aber nur MN Material und neues Material wie der Silexdolch wurde deponiert Zudem wurden eine Steinlage und eine Sandaufschuttung hinzugefugt Hiermit wurde der ursprungliche Hugel vermutlich deutlich erhoht In einer weiteren Phase 4 760 510 v Chr wurde am Rande des Hugels eine Grube ausgehoben Diese steht womoglich im Zusammenhang mit dem Urnengraberfeld Albersdorf LA 74 das in der unmittelbaren Umgebung des Megalithgrabes angelegt wurde 2 Die Ausraumung und teilweise Zerstorung der ursprunglichen Architektur erfolgte im Spatneolithikum Dolchzeit Hier wurden u a Silexdolche deponiert Dies kann als bewusster Akt aufgefasst werden in dessen Zuge ein altes Monument eine alte Glaubensvorstellung aufgrund neuer Vorstellungen umstrukturiert wurde 3 Dasselbe lasst sich wiederholt an anderen neolithischen Grabmonumenten beobachten wie beispielsweise das nahegelegene Grab LA 56 Funde BearbeitenEs wurden ein Bernsteinobjekt 4 106 Silexartefakte und 727 Keramikfragmente gefunden Zu den tausenden Silexartefakten von 10 2 kg wurden die Trummer nicht hinzugezahlt 760 kg Die Artefakte sind vor allem Abschlage 4085 Stuck Hierneben wurden elf Klingen gefunden An Geraten konnen vier Kratzer und zehn Pfeilbewehrungen angefuhrt werden Letztere sind sieben Querschneider zwei geflugelte und eine triangulare Pfeilspitze Weiterhin wurden drei Fragmente von Silexdolchen gefunden Zwei davon bilden zusammen ein vollstandiges Exemplar und gehoren zum Typ Ib nach Lomborg 4 Die 727 Keramikfragmente gt 2 kg sind sehr klein o 2 8 g und die Bruchkanten meist abgerundet Das zeigt dass die Funde wiederholt umgelagert wurden Es liessen sich 26 Gefasseinheiten rekonstruieren Einige dieser sind vollstandige fast vollstandige Gefasse So ist ein fransenverzierter Trichterbecher vorhanden der vermutlich ins Fruhneolithikum FN II datiert Eine Tonscheibe wurde gefunden die sich nicht sicher einzuordnen lasst Sie ist mindestens 20 mm dick weshalb sie womoglich mittelneolithisch MN datiert Eine generelle Zunahme der Dicke gipfelt im MN III IV mit 23 mm 5 Viele weitere Gefasse konnten in die Phasen MN I II ca 3300 31 3000 v Chr datiert werden womit die trichterbecherzeitliche Belegung vom FN II zum MN II reicht nbsp Ausgrabungsflache und Lage einiger der Funde Die Keramik stammt v a aus dem Eingangsbereich wurde also ausgeraumt Die zusammenpassenden Keramikstucke einer Gefasseinheit streuen uber eine grosse Flache und mehrere Befunde sodass wiederholte Eingriffe und Umlagerungen zu rekonstruieren sind wie es auch der soeben genannte Zustand der Keramikscherbe verrat Aufgrund der Typochronologie der Gefasse kann eine Ausraumung ins Mittelneolithikum nicht vor dem MNI II datiert werden eine weitere ins Spatneolithikum Dolchzeit Bei dieser spateren Ausraumung wurde im Gegensatz zur ersten kein Material des FN II verlagert 2 Pflanzen beim Begrabnisritual BearbeitenDie verkohlten Pflanzenreste aus dem Grosssteingrab wurden am Binokular ausgelesen und bestimmt Neben Holzkohle wurden weitere 143 verkohlte Pflanzenreste gefunden Nur 4 4 der bestimmbaren Pflanzenreste stammen von Kulturpflanzen Dies sind verschiedene unbestimmbare Getreidearten Bestimmbar ist Spelzgerste Hordeum vulgare ssp vulgare wovon ein Exemplar aber sicher eisenzeitlich ist Die unbestimmbaren Getreide sind z T sicher neolithisch Die anderen Pflanzenfunde geben Einblick in die Pflanzennutzung beim Begrabnisritual Unter den Sammelpflanzen dominieren Haselnussschalen mit 60 bzw 45 das Fundspektrum Erstmals gelang fur das Neolithikum in Deutschland der Nachweis des knolligen Glatthafers Arrhenatherum elatius ssp bulbosum zudem mit dem erstaunlich hohen Anteil von 30 Bisher waren diese Wurzelknollen vor allem aus bronze eisen und wikingerzeitlichen Brandbestattungen bekannt Offen ist ob die Knollen durch die Verwendung als Nahrung als Zunder oder als Grabbeigabe in den archaologischen Kontext gelangten Beim Brutkamp ist anzunehmen dass der Glatthafer Bestandteil der naturlichen Vegetation auf dem Grabhugel war Glatthafer der bevorzugt auf ungestorten Flachen wachst weist darauf hin dass die Umgebung der Megalithanlage aufgelichtet war nicht jedoch fur Beweidung und Bewirtschaftung genutzt wurde Der Glatthafer ist in die spatneolithische Dolchzeit Nutzungsphase des Grabes zu stellen 2 Der Schalenstein BearbeitenDer Schalenstein oder auch Schalchenstein ist ein granitischer Geschiebeblock mit einem geschatzten Gewicht von 300 kg und den ungefahren Massen 30 60 85 cm 14 Schalchen mit bis zu 8 cm Durchmesser wurden hierauf angebracht Im naheren Umfeld sind weitere Megalithgraber mit Schalchen bekannt So am Megalithgrab Papenbusch Albersdorf LA 4 und Bunsoh Der Schalchenstein lag bei der Ausgrabung 1 5 m vom Kammerzugang entfernt Vermutlich war es der ehemalige Deckstein des Kammerzuganges Er wurde direkt unterhalb der spatneolithischen Dolchzeit Steinpackung gefunden Das heisst dass der Deckstein vor der spatneolithischen Kammerberaumung entfernt wurde Hieraus ergibt sich ein terminus ante quem fur die Schalchen Sie gehoren mindestens dieser spatneolithischen Nutzungsphase an womoglich sind sie sogar alter Der Schalchenstein ist sehr bedeutsam Generell treten Schalchensteine in verschiedener Form auf So sind einzelne kleine und portable Steine mit einem bis mehreren Schalchen ausgestattet danisch Lommeskalsten Hosentaschenschalchensteine Daneben existieren vor allem in Schweden und Norwegen zahlreiche Felswande die neben Mensch Tier und Bootfiguren mit tausenden Schalchen ausgestattet wurden s Felsritzungen in Schweden Diese datieren in die Bronzezeit Hierneben sind einzelnstehende Findlinge mit Schalchen ausgestattet wie die ehemals funf Findlinge von Bunsoh in der Nahe des prominenten Megalithgrabes Bunsoh 6 Dieses Grab ist ebenfalls mit Schalchen ausgestattet worden Auch diese wurden bislang in die Bronzezeit datiert Doch zeigen neuere Ergebnisse vermehrt dass Schalchen auch bereits im Neolithikum hergestellt wurden Einerseits sind portable Schalchensteine aus dem MN V beginnendes drittes Jahrtausend v Chr auf Bornholm kurzlich entdeckt worden 7 Eine weitere neuere Studie hat auf mit Schalchen ausgestatteten Fragmenten von mittel und jungneolithischen Streitaxten aufmerksam gemacht 8 9 Der Befund aus Albersdorf ist der alteste bekannte Nachweis fur einen Deckstein eines Megalithgrabes der definitiv vor der Bronzezeit mit Schalchen ausgestattet wurde Dies erfolgte mindestens im Spatneolithikum Dolchzeit womoglich sogar fruher Umfeld BearbeitenIn Albersdorf befindet sich das Archaologische okologische Zentrum AOZA im Steinzeitpark und das Museum fur Archaologie und Okologie Dithmarschen In der Nahe liegen auch die Langbetten im Bredenhoop und das Erdwerk auf dem Dieksknoll Siehe auch BearbeitenNordische Megalitharchitektur Dolmen in Schleswig HolsteinLiteratur BearbeitenW Hansen Der Brutkamp bei Albersdorf in Holstein In Die Heimat Band 11 1901 S 205 207 Ernst Sprockhoff Atlas der Megalithgraber Deutschlands Teil 1 Schleswig Holstein Rudolf Habelt Verlag Bonn 1966 S 40 Hauke Dibbern Das trichterbecherzeitliche Westholstein Eine Studie zur neolithischen Entwicklung von Landschaft und Gesellschaft Fruhe Monumentalitat und soziale Differenzierung Band 8 Rudolf Habelt Verlag Bonn 2016 ISBN 978 3 7749 3989 9 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grosssteingrab Albersdorf 7 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The Megalithic Portal BAlbersdorf Brutkamp KuLaDig Grosssteingrab Brutkamp Einzelnachweise Bearbeiten Hauke Dibbern Das trichterbecherzeitliche Westholstein 2016 S 88 a b c d e Hauke Dibbern Das trichterbecherzeitliche Westholstein 2016 Muller 2019 J Muller Boom and bust hierarchy and balance From landscape to social meaning Megaliths and societies in Northern Central Europe In J Muller M Hinz M Wunderlich Hrsg Megaliths Societies Landscapes Early monumentality and social differentiation in Neolithic Europe Verlag Rudolf Habelt GmbH Bonn 2019 29 74 Lomborg 1973 E Lomborg Die Flintdolche Danemarks Studien uber Chronologie und Kulturbeziehungen des sudskandinavischen Spatneolithikums Nordiske Fortidsminder Serie B 1 Kobenhavn 1973 Davidsen 1974 K Davidsen Neolitiske lerskiver belyst af danske fund Aarb Nordisk Oldkde og Hist 1973 1974 5 72 Kelm 2018 R Kelm Grosssteingraber Riesenbetten und Schalensteine Spuren der Steinzeit auf der Dithmarscher Geest Archaologisch Okologisches Zentrum Albersdorf Nielsen 2020 P O Nielsen First Famers on the Island of Bornholm The Royal Society of Northern Antiquaries University Press of Southern Denmark Odense 2020 Sebastian Schultrich Das Jungneolithikum in Schleswig Holstein In Wiebke Kirleis Johannes Muller Hrsg Scales of Transformations in Prehistoric and Archaic Societies Band 1 Sidestone Press Leiden 2018 ISBN 978 90 8890 742 5 Sebastian Schultrich Das Jungneolithikum in Schleswig Holstein 2018 ISBN 978 90 8890 742 5 sidestone com abgerufen am 1 Dezember 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Brutkamp amp oldid 235082430