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Gaius war ein romischer Jurist Er lebte um die Mitte des 2 Jahrhunderts zeitgleich mit Pomponius Bekannt ist er vor allem als Autor des Lehrbuchs Institutiones der einzigen verfugbaren Originalquelle des klassischen romischen Rechts Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistung 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben BearbeitenAus dem Leben des Gaius ist wenig uberliefert nicht einmal sein vollstandiger Name ist bekannt Aus seinen Arbeiten kann geschlossen werden dass er in den Regierungszeiten der Kaiser Hadrian Antoninus Pius Mark Aurel und Commodus gearbeitet hat Seine Werke wurden folglich zwischen 130 und 180 verfasst zu einer Zeit als das Romische Reich in seiner Blute stand und seine Regierung am erfolgreichsten war Im Wesentlichen wird vermutet dass Gaius in einer Provinzstadt gelebt hatte weswegen wir auch keine zeitgenossischen Notizen uber sein Leben oder seine Arbeit haben Stark umstritten war Theodor Mommsens Versuch Gaius in der griechisch gepragten Osthalfte des Reiches konkret in der Troas zu verorten 1 Gaius galt in der Zeit der klassischen Jurisprudenz eher als Aussenseiter Als Rechtslehrer arbeitete er ohne kaiserliche Legitimation in Rechts und Gesetzesanfragen stellvertretend fur den Kaiser antworten zu durfen mithin ohne ius respondendi Da er keine einzelfallbezogenen Probleme zur Diskussion aufgriff und bearbeitete galt er seinen Kollegen als nicht zitierfahig 2 Nach seinem Tod wurde seine Schriften allerdings hochste Anerkennung zuteil sodass die Kaiser Theodosius II und Valentinian III ihn 426 in ihrem Zitiergesetz aufnahmen Dort befand er sich in der Gesellschaft von Papinian Ulpian Modestinus und Iulius Paulus und stand als funfter im Bunde der Juristen fur eine unuberwindbare Autoritat im Recht Die Justizbeamten hatten dies fur ihre praktischen Entscheidungen zu berucksichtigen und zu beherzigen Die Arbeiten der funf Juristen wurden zu wichtigen Quellen fur das romische Recht Leistung Bearbeiten Hauptartikel Institutiones Gai Gaius gilt als der erste Lehrbuchautor der romischen Rechtsgeschichte Und ahnlich wie Plutarch schuf er einen Einblick in die Geschichtlichkeit des romischen Rechts von dessen Anfangen er berichtet 3 Eine herausragende Stellung nimmt sein Werk Institutiones Institutionen noch heute ein weil Vorbild fur den gleichnamig kompilierten Werksteil des spatantiken Kaisers Justinians war und damit Bestandteil der Hauptquelle fur die Rezeption des romischen Rechts seit dem Mittelalter Neben den Institutiones Anweisungen Belehrungen die eine vollstandige Zusammenstellung der Elemente des romischen Rechts darstellen war Gaius Autor unter anderem von Kommentaren zu Edikten von Rechtsprechungsbeamten Bezug nehmend auf die Zwolf Tafeln und die Lex Papia Poppaea Sein rechtshistorisches Interesse an der Fruhzeit des romischen Rechts ist offenkundig und auch deswegen ist sein Werk zur Geschichte der fruhen Institutionen ausserst wertvoll So verdanken wir Gaius die Entstehungsgeschichte zu den XII Tafeln und kennen noch die Namen der 10 Manner 4 In den Disputen zwischen den beiden Rechtsschulen der Sabinianer und Prokulianer stand er im Allgemeinen auf der Seite der traditionsbewussten Sabinianer deren Grunder Gaius Ateius Capito gewesen sein soll und uber dessen Leben wir durch Tacitus Annalen Informationen erlangt haben Gaius verteidigte ein striktes Festhalten an altzivilen Regeln und widersetzte sich den prokulianischen Ansatzen die sich fur eine restriktive und gegebenenfalls auch extensive Gesetzesauslegung starkgemacht hatten um eine hohere Allgemeinverbindlichkeit im Urteilsspruch erzeugen zu konnen Fur die Nachwelt bedeutsam sind seine Leistungen auf den Gebieten der abstrakten Dogmatik und systematischen Vorgehensweise 2 Viele Zitate aus seinem Werk finden wir auch in den justinianischen Digesten das so einen dauerhaften Platz im romischen Rechtssystem erwarb Ein Vergleich der Institutiones des Justinian mit denen des Gaius zeigt dass die gesamte Methodik und Anordnung des spateren Werks dem des fruheren folgt und viele Passagen sogar wortlich ubereinstimmen Vermutlich waren in den drei Jahrhunderten zwischen Gaius und Justinian die Institutiones des ersteren das gelaufige Lehrbuch fur alle Studenten des romischen Rechts In Justinians Digesten sind Gaius Werke mit 535 Fragmenten vertreten Von den res cottidianae und den res aurea sieben Bucher wird vermutet dass sie uberarbeitete Fassungen der Institutiones sind 2 Das Werk der gaianischen Institutionen war fur moderne Gelehrte verloren bis 1816 Barthold Georg Niebuhr eine Handschrift aus dem 5 Jahrhundert in der Stiftsbibliothek von Verona entdeckte Dieses Manuskript enthielt einige Arbeiten des heiligen Hieronymus Sie waren uber fruhere Texte geschrieben worden von denen sich herausstellte dass sie die verlorenen Schriften des Gaius waren Der grossere Teil dieses Palimpsests konnte entziffert werden womit der Text fast vollstandig reproduziert ist Mit der Entdeckung konnte Licht auf bedeutende Teile des romischen Rechts geworfen werden die ansonsten im Dunklen verblieben waren denn einige geschichtliche Information fehlen im kompilierten Sammelwerk Justinians besonders die Beschreibung alter Verfahrensvorschriften In diesen Vorschriften konnen Uberbleibsel aus fruhester Zeit nachverfolgt werden die die vergleichende Rechtsforschung mit wertvollen Hinweisen dabei unterstutzt sonderbare Verfahrensvorschriften anderer fruher Systeme zu erklaren Ein weiterer Umstand der die Schriften des Gaius fur die historische Forschung in Abgrenzung zu Justinian interessant macht ist dass Gaius in einer Zeit lebte als Verfahren durch das System des Formularprozesses formulae das das altzivile Legisaktionenverfahren noch in der Zeit der Republik abgelost hatte vorangetrieben wurden Formulae waren die formlichen Streitprogramme der Parteien die der Prator mittels dienstlicher Anweisungen vom materiellen Recht in die prozessuale Praxis ubersetzte bevor er sie an den Richter zur Entscheidung abgab Gaius beschaftigte die Gestaltungsfreiheit des Prators zu den entscheidungserheblichen Rechts und Tatfragen ebenso die formalen Aspekte 5 Ohne die von Gaius verschaffte Kenntnis der Bedingungen der formulae ware es unmoglich der Frage nachzuspuren wie sich die altrechtlichen und starren Regeln zu einem flexiblen System der pratorischen Jurisdiktion wandelten Die Modernitat lag darin dass sie mit einer rasant sich entwickelnden Bedurfnisstruktur der romischen Gesellschaft mithielten Romisches Recht wurde wandelbar es ging durch den Verfahrenstyp auf die sich wandelnden Zeitumstande ein 3 Aus den Belegen des Gaius wird deutlich dass dieses Ergebnis nicht durch eine unabhangige Gerichtsverwaltung wie in England vor dem Judicature Act einem System das von dem gewohnlicher Gerichtshofe differiert erreicht wurde sondern durch eine Manipulation der formulae Zur Zeit Justinians war die Arbeit getan und das System der formulae verschwunden Die Institutiones des Gaius sind in drei Themenbereiche personae res actiones Personen Sachen Klagemoglichkeiten gegliedert und bestehen aus vier Buchern das erste handelt von Personen und den Statusunterschieden die sie vor dem Gesetz einnehmen das zweite handelt von Sachen und den Arten mit denen Rechte an ihnen erworben werden konnen einschliesslich des Rechtes der Testamente das dritte von der Erbfolge ohne Testament und den Schuldverhaltnissen das vierte behandelt den Prozess und die Verfahrensvorschriften Der Einfluss der gaianischen Institutionen ist bis heute nachweisbar Sie wurden nicht nur fur das Corpus iuris civilis dem Inhalt nach uberarbeitet das formale Institutionensystem pragte auch den Aufbau der modernen neuzeitlichen Naturrechtskodifikationen etwa den franzosischen Code civil und das osterreichische Allgemeine burgerliche Gesetzbuch ABGB Auch der italienische Codice civile und sogar der Allgemeine Teil des Burgerlichen Gesetzbuches BGB unterliegen den Institutionensystem Literatur BearbeitenHerbert Hausmaninger Walter Selb Romisches Privatrecht Bohlau Wien 1981 9 Aufl 2001 Bohlau Studien Bucher ISBN 3 205 07171 9 S 45 Detlef Liebs Gaius In Klaus Sallmann Hrsg Die Literatur des Umbruchs Von der romischen zur christlichen Literatur 117 bis 284 n Chr Handbuch der lateinischen Literatur der Antike Band 4 C H Beck Munchen 1997 ISBN 3 406 39020 X S 188 195 Hein L W Nelson Uberlieferung Aufbau und Stil von Gai Institutiones Brill Leiden 1981 ISBN 978 3 428 07274 3 Cristina Vano Il nostro autentico Gaio Strategie della scuola storica alle origini della romanistica moderna Editoriale Scientifica Napoli 2000 ISBN 88 87293 76 7Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gaius im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Gaius in der Deutschen Digitalen Bibliothek The Roman Law Library by Yves Lassard and Alexandr Koptev Anmerkungen Bearbeiten Franz Peter Bremer Die Rechtslehrer und Rechtsschulen im Romischen Kaiserreich Verlag von I Guttentag Berlin 1868 S 71 ff 77 f wahrend Friedrich Bluhme und Eduard Bocking uber die Beweiskraft der Mommsen schen Vermutungen spekulierten bestritten sie Adolf August Friedrich Rudorff und Philipp Eduard Huschke schlicht a b c Herbert Hausmaninger Walter Selb Romisches Privatrecht Bohlau Wien 1981 9 Aufl 2001 Bohlau Studien Bucher ISBN 3 205 07171 9 S 45 a b Folker Siegert Charakteristika des romischen Rechts Aus dem Buch Band I Einleitung Arbeitsmittel und Voraussetzungen hrsg von Folker Siegert Berlin Boston De Gruyter 2023 S 53 76 53 Diodor 12 23 1 Herbert Hausmaninger Walter Selb Romisches Privatrecht Bohlau Wien 1981 9 Aufl 2001 Bohlau Studien Bucher ISBN 3 205 07171 9 S 382 f Normdaten Person GND 118689215 lobid OGND AKS LCCN n80120984 VIAF 5725215 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME GaiusALTERNATIVNAMEN CaiusKURZBESCHREIBUNG romischer JuristGEBURTSDATUM 1 Jahrhundert oder 2 JahrhundertSTERBEDATUM 2 Jahrhundert oder 3 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gaius Jurist amp oldid 234628696