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Dieser Artikel befasst sich mit dem General und Widerstandskampfer Fritz Lindemann Zu anderen Personen siehe Friedrich Lindemann Fritz Lindemann 11 April 1894 in Charlottenburg 22 September 1944 in Berlin Plotzensee war ein deutscher General der Artillerie und Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus Stolperstein fur Fritz Lindemann in der Maria Louisen Strasse 57 in Hamburg Winterhude Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung und Erster Weltkrieg 1 2 Zwischenkriegszeit 1 3 Zweiter Weltkrieg 2 Auszeichnungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAusbildung und Erster Weltkrieg Bearbeiten Fritz Lindemann war der Sohn von Gertrud Lindemann geborene Reinecke und Friedrich Lindemann einem Artillerieoffizier 1912 legte Fritz als Jahrgangsbester sein Abitur ab Der Besuch des Gymnasiums galt als pragend fur seine ethischen Denk und Handlungsweisen Unmittelbar nach seinem Abitur trat er in das 4 Garde Feldartillerie Regiment ein das in Potsdam stationiert war 1913 zum Leutnant ernannt wurde Lindemann nach Beginn des Ersten Weltkriegs an der Westfront eingesetzt Im November 1914 wurde er mit dem Eisernen Kreuz II Klasse ausgezeichnet 1916 erfolgte seine Beforderung zum Oberleutnant Im Folgejahr erhielt er das Eiserne Kreuz I Klasse 1918 erfolgte seine Versetzung in den Generalstab der 35 Infanterie Division Grenzschutz Ost nach Westpreussen Zwischenkriegszeit Bearbeiten Wahrend der Novemberrevolution beteiligte sich Lindemann als Mitglied eines Freikorps aktiv an der Zerschlagung der Rateherrschaft in Dusseldorf In der Zeit vom 30 April bis 3 Juni 1919 wurde Lindemann mit funf weiteren Offizieren zum Schutz der deutschen Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz abkommandiert In dieser Zeit kam er zu der Uberzeugung dass sich Militarangehorige nie allein auf militarisches Denken beschranken durfen sondern zusatzlich politische Aspekte zu berucksichtigen haben Noch 1919 wurde Lindemann in die Reichswehr ubernommen in der er bis zum Rang eines Oberstleutnants aufstieg Er war ein Befurworter der Weimarer Republik und lehnte als Konsequenz daraus den rechtsgerichteten Luttwitz Kapp Putsch von 1920 ab Am 2 Oktober 1922 heiratete Lindemann Lina von Friedeburg Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor Lini wurde 1944 verhaftet und im April 1945 als SS Geisel nach Sudtirol verschleppt und dort am Pragser Wildsee befreit 1 Seit 1923 absolvierte Lindemann eine Generalstabs Ausbildung nach deren Anschluss er 1926 zur Heeres Statistischen Abteilung T3 des Truppenamts im Reichswehrministerium Berlin abkommandiert wurde Dort war er Kurt von Schleicher unmittelbar unterstellt und arbeitete mit Friedrich Olbricht einem spateren Gefahrten im Widerstand gegen den NS Staat zusammen Nach einer Versetzung nach Sprottau als Artilleriechef 1929 belegte Lindemann einen Kurs zur Weiterbildung besonders befahigter Generalstabsoffiziere und nahm an der Berliner Universitat ein Studium der Wirtschaftswissenschaften auf Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 hegte Lindemann Skepsis gegen den totalitaren Anspruch des Regimes billigte aber die Politik der Aufrustung Deutschlands Zwischen 1933 und 1936 unterrichtete er als Ausbilder fur Generalstabsoffiziere an der Kriegsakademie in Berlin Nach einer Versetzung nach Hamburg 1936 und seiner Beforderung zum Oberst 1937 verliess Lindemann am 31 Juli 1938 die Wehrmacht Am folgenden Tag trat er in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei NSDAP ein Im Oktober des gleichen Jahres begann er eine journalistische Arbeit als Kommentator bei den Kieler Neueste Nachrichten mit dem Fachgebiet Militarpolitik Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Lindemann im Rahmen der Mobilmachung reaktiviert und nahm als Artilleriekommandeur 138 Arko 138 am Uberfall auf Polen teil Im weiteren Kriegsverlauf nahm er an der Besetzung Frankreichs 1940 und dem Angriff auf die Sowjetunion 1941 teil Seine Ablehnung der deutschen Angriffskriege machte Lindemann nun zu einem entschiedenen Gegner der NS Herrschaft Im Januar 1942 ubernahm er den Befehl uber die 132 Infanterie Division Mit dieser war er ab Sommer an der Eroberung der Festung Sewastopol sowie an den Abwehrschlachten an der Wolchow Front beteiligt Der Kriegsverlauf nahrte seine Zweifel an der Moglichkeit eines deutschen Sieges Ab Oktober 1943 fuhrte Lindemann den Stab der Artillerie beim Oberkommando des Heeres OKH In dieser Position konnte er erste Verbindungen zum militarischen Widerstand um Henning von Tresckow und Claus Schenk Graf von Stauffenberg knupfen Im Dezember wurde Lindemann zum General der Artillerie befordert Spatestens seit 1944 nahm Lindemann aktiv an den Vorbereitungen des Attentats auf Hitler teil und muss somit zu dem engsten Kreis der Verschworer gerechnet werden Fur die Zeit nach dem geplanten Umsturz war er als Sprecher einer neuen Regierung vorgesehen Im Auftrag von Generaloberst Ludwig Beck sollte Lindemann im Rundfunk den ersten Aufruf an die deutsche Bevolkerung verlesen Nach dem Scheitern des Attentats tauchte Lindemann zuerst in Dresden unter Mit Hilfe von Hans Ludwig Sierks und Carl Adolf Marks wurde er nach Berlin zu Erich Gloeden geschleust in dessen Haus er zusammen mit der Ehefrau Elisabeth Charlotte Gloeden und deren Mutter Elisabeth Kuznitzky versteckt lebte Am 4 August 1944 wurde Lindemann wegen seiner Verstrickung in das gescheiterte Attentat auf Hitler durch den zwei Tage zuvor gebildeten Ehrenhof aus der Wehrmacht unehrenhaft ausgestossen so dass das Reichskriegsgericht fur die Aburteilung nicht mehr zustandig war Eine intensive Fahndung nach ihm wurde aufgenommen die Behorden setzten fur seine Ergreifung eine Belohnung von 500 000 Mark aus Bald darauf wurde Lindemann verraten und durch die Geheime Staatspolizei am 3 September im Hause Gloeden aufgespurt Beim Versuch sich aus dem Fenster zu sturzen wurde er durch Schusse in Bauch und Unterschenkel schwer verletzt An den Folgen dieser Verletzungen starb Fritz Lindemann nach mehreren Operationen und standigen Verhoren im Berliner Polizeikrankenhaus Carl Marks Hans Ludwig Sierks Erich Gloeden Elisabeth Charlotte Gloeden und Elisabeth Kuznitzky wurden verhaftet und nach Prozessen vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt Carl Marks und Hans Ludwig Sierks wurden im April 1945 erschossen Erich Gloeden Elisabeth Charlotte Gloeden und Elisabeth Kuznitzky am 30 November 1944 in Plotzensee enthauptet Fritz Lindemanns Tochter Marie Luise 10 Jahre wurde in das Kinderheim im Borntal in Bad Sachsa vom 26 August 1944 bis Dezember 1945 verschleppt Seine Sohne Friedrich und Georg bekamen Haftstrafen von sieben beziehungsweise funf Jahre Zuchthaus wegen Wehrkraftzersetzung und Nichtanzeige eines Landes und Hochverrats 2 Auszeichnungen BearbeitenHanseatenkreuz Hamburg Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 4 September 1941 3 Deutsches Kreuz in Gold am 23 August 1942 3 Krimschild Ehrenblattspange des Heeres 1942 Rumanischer Militarorden Michael der Tapfere III Klasse am 8 Mai 1942 Orden der Krone von Rumanien Grossoffizierskreuz mit Krone und Schwertern 1942 Vor seinem Wohnsitz in der Maria Louisen Strasse 57 in Hamburg Winterhude wurde ein Stolperstein fur ihn verlegtLiteratur BearbeitenWolfgang Welkerling General der Artillerie Fritz Lindemann In Gerd R Ueberschar Hrsg Hitlers militarische Elite Vom Kriegsbeginn bis zum Weltkriegsende Band 2 Primus Darmstadt 1998 ISBN 3 89678 089 1 S 107 115 Friedrich Christian Stahl Lindemann Fritz In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 585 f Digitalisat Bengt von zur Muhlen Sie gaben ihr Leben Unbekannte Opfer des 20 Juli 1944 General Fritz Lindemann und seine Fluchthelfer Berlin Kleinmachow 1995 ISBN 3 931054 01 2 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Fritz Lindemann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Arnulf Scriba Fritz Lindemann Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Kurzbiografie der Gedenkstatte Deutscher Widerstand Herbert Ammon Fritz Lindemann ein ungeruhmter Mann des 20 Juli 1944 Aufsatz 2010 Nachlass BArch N 240Einzelnachweise Bearbeiten Zeitgeschichtsarchiv Pragser Wildsee Charlotte Pommer Barbara Orth Gestapo im OP Bericht der Krankenhausarztin Charlotte Pommer Lukas 2013 ISBN 978 3 86732 126 6 S 57 Fussnote 83 google de a b Veit Scherzer Ritterkreuztrager 1939 1945 Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer Luftwaffe Kriegsmarine Waffen SS Volkssturm sowie mit Deutschland verbundete Streitkrafte nach den Unterlagen des Bundesarchivs 2 Auflage Scherzers Militaer Verlag Ranis Jena 2007 ISBN 978 3 938845 17 2 S 155 Normdaten Person GND 119328380 lobid OGND AKS LCCN n97082803 VIAF 35263888 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lindemann FritzKURZBESCHREIBUNG deutscher General der Artillerie Mitglied im Widerstand gegen das Dritte ReichGEBURTSDATUM 11 April 1894GEBURTSORT CharlottenburgSTERBEDATUM 22 September 1944STERBEORT Berlin Plotzensee Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Lindemann amp oldid 221491851