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Friedrich Levin von Holmer ab 1777 Graf von Holmer 13 September 1741 in Kiel 10 Mai 1806 in Oldenburg war am Ende der Grossfurstlichen Zeit Holstein Gottorfischer Beamter und spater Oberlanddrost und dirigierender Minister des Herzogtums Oldenburg Fur seine Verdienste wurde er in den Reichsgrafenstand erhoben Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Eintritt in oldenburgische Dienste 1 3 Tatigkeit fur das Herzogtum Oldenburg 1 4 Tatigkeit als Minister 2 Wertung 3 Familie 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Holmer war der Sohn des Freiherrn Magnus Friedrich von Holmer 1704 1775 und dessen Ehefrau Caroline Friederike geb von der Wich 1719 1780 einer Tochter des britischen Ministerresidenten bei den Hansestadten Sir Cyril Wyche 1 Baronet und Enkelin von Magnus von Wedderkop 1 Er entstammte damit einer holsteinischen Adelsfamilie die in hohe Amter der gottorfischen Verwaltung aufgestiegen und durch Heirat mit den fuhrenden Geschlechtern des Landes verbunden war Sein Vater war Mitglied des Geheimen Regierungconseils in Kiel der obersten Regierungsbehorde des Gottorfer Anteils am Herzogtum Holstein die direkt dem zum russischen Thronfolger bestimmten Herzog Karl Peter Ulrich und nach seinem Tod der russischen Kaiserin Katharina II unterstand Holmer studierte April 1757 Rechtswissenschaft an der Kieler Universitat und trat danach auf Vermittlung seines Vaters ebenfalls in den holstein gottorfischen Verwaltungsdienst ein in dem er rasch Karriere machte 1761 wurde er zum Kammerjunker ernannt und trat 1763 in die Justizkanzlei in Kiel ein 1764 wurde er Geheimer Referendar und Protokollfuhrer des Geheimen Regierungsconseils 1766 Mitglied des Generallandes und Okonomie Verbesserungs Direktoriums 1769 Landrat sowie Vorsitzender Rat in der Rentenkammer 1770 Mitglied des Forst und Baudepartements und 1773 auch Amtmann des in der Nahe Kiels gelegenen Amtes Kronshagen Bereits mit dreissig Jahren war er in den Rang eines Konferenzrates aufgestiegen was neben seiner adligen Herkunft und verwandtschaftlichen Beziehungen auch durch Tatkraft Organisationstalent und Verwaltungsbegabung sowie Arbeitseifer ermoglicht wurde Durch diese Eigenschaften zog Holmer die Aufmerksamkeit des holstein gottorpischen Staatsministers Caspar von Saldern auf sich Saldern war als vertrauter Berater Katharinas II massgeblich an den russisch danischen Verhandlungen beteiligt die 1773 zum Abschluss des Vertrages von Zarskoje Selo fuhrten Hierbei trat die in Russland auf den Thron gelangte altere Linie des Hauses Holstein Gottorp ihre Besitzungen in Holstein an Danemark ab und erhielt im Austausch dafur die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst die sie im Dezember 1773 an die mit Besitzungen weniger gut versorgte jungere Linie Holstein Gottorf weitergab Dadurch wurden die Reibungsflachen zwischen Russland und Danemark zu einem einvernehmlichen Ende gefuhrt Eintritt in oldenburgische Dienste Bearbeiten Saldern bot dem neuen oldenburgischen Landesherrn und Furstbischof des Hochstifts Lubeck Friedrich August den inzwischen bewahrten Holmer fur die Position des ersten Ministers an da sich Friedrich Augusts bisheriger Minister Henning Benedikt von Rumohr den erweiterten Aufgaben nicht gewachsen fuhlte Holmer wurde die Position angeboten jedoch zogerte er zunachst weil diese Rolle offenbar seinem Ehrgeiz zu klein erschien und er hoffte mit Hilfe Salderns in Russland ein bedeutendere Tatigkeit zu finden Schliesslich akzeptierte er jedoch da seine Erwartungen sich nicht erfullten und ihm sonst nur der Ubertritt in den danischen Staatsdienst geblieben ware Dieser kam fur ihn nicht in Frage da er wie sein Vater zu den Gegnern einer Aussohnung mit dem Konigreich Danemark gehorte Auch die danische Regierung sah ihn deshalb lieber in Eutin und Oldenburg als in Kiel Tatigkeit fur das Herzogtum Oldenburg Bearbeiten Am 6 Mai 1774 wurde Holmer zum Geheimen Rat und dirigierenden Minister des neu entstandenen Herzogtum Oldenburg ernannt funf Tage spater wurde er dazu Oberlanddrost der Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst Diese Doppelstellung sollte eine einheitliche Verwaltung sowie das Zusammenwachsen der beiden raumlich getrennten Staatsgebiete des Furstbistums Lubeck und der Grafschaften gewahrleisten Auf Dauer bewahrte sie sich jedoch nicht Im Gegenteil gerieten infolge des standigen Wechsels des Ministers zwischen Eutin wo Herzog Friedrich August weiterhin residierte und Oldenburg die Entscheidungsprozesse immer dann ins Stocken wenn Holmer das jeweilige Verwaltungszentrum verliess Aus Rucksicht auf ihn blieb aber diese Amterkumulation zeit seines Lebens bestehen erst nach seinem Tode erfolgte die Trennung zwischen dem Kabinett und den Landeskollegien innerhalb des Herzogtums Holmer sicherte sich innerhalb kurzester Zeit eine dominierende Stellung in dem kleinen uberschaubaren Staat Als Premierminister hatte er eine quasi hegemoniale Stellung und bildete auf dem Hohepunkt seines Einflusses das eigentliche Entscheidungszentrum des Herzogtums Ludwig Starklof fasste spater das allgemeine Urteil zusammen Unter Herzog Friedrich August war er der eigentliche Regent ja mehr als der Furst Er machte und entschied alles dem Herzog blieb nur das Unterzeichnen Holmers herausragende Stellung war allerdings nur eine Folge einer zufalligen personlich dynastischen Konstellation und hatte keinen Bestand Sie resultierte eher daraus dass Herzog Friedrich August sich mehr fur seine personlichen Liebhabereien interessierte als fur die Verwaltung seines Landes und ihm daher erleichtert alle Entscheidungen uberliess Holmers erste Aufgabe war es die Verhandlungen uber die Modalitaten der Erhebung des neuen Staates zum Herzogtum mit den kaiserlichen Behorden in Wien zu fuhren die mit der feierlichen Investitur Friedrich Augusts im Marz 1777 abgeschlossen wurden Um die Existenz des Herzogtums zu sichern sorgte er gleichzeitig auch fur die Regelung der Nachfolgefrage Der geisteskranke Sohn des Herzogs wurde im Februar 1777 von einem Arztekollegium fur regierungsunfahig erklart und dessen Vetter Peter Friedrich Ludwig von Holstein Gottorp zum Administrator und schlussendlichen Nachfolger bestimmt Fur seine Verdienste als Unterhandler wurde Holmer im Juli 1777 von Kaiser Joseph II in den Reichsgrafenstand erhoben Am 16 April 1786 erhielt er die Bischofliche Prabende im Lubecker Domkapitel auf die er noch im selben Jahr zugunsten eines Sohnes verzichtete 2 Tatigkeit als Minister Bearbeiten In der inneren Verwaltung war Holmer den Ideen der Zeit aufgeschlossen und stand der der Aufklarungsbewegung in einer gemassigten nordwestdeutschen Auspragung nahe Somit setzte er erste vorsichtig bedachtige Reformvorhaben in Gang Mit der Vermessung des Landes initiierte er die notwendigen planerischen Grundlagen fur die Wirtschafts und Verkehrspolitik Die Entfestigung Oldenburgs und die Umwandlung der Walle in Promenaden schufen Voraussetzung fur das spatere Wachstum der Stadt Unter der Leitung Holmers griff die oldenburgische Verwaltung auch das Armenproblem auf das zu den beherrschenden Themen der Zeit gehorte Mit der Einrichtung einer Witwen und Waisenkasse 1779 und vor allem mit der neuen Armenordnung von 1786 die das gesamte Staatsterritorium einschloss gelang ihm ein eigenstandiger Beitrag zur Losung des Problems Eine wichtige Orientierung waren dabei hamburgische Einflusse und das von Georg Christian Oeder initiierte aufgeklarte danische Reformmodell Das pragmatisch ausgerichtete Programm zur Entwicklung und Modernisierung des Kleinstaates war ein Gemeinschaftswerk einer kleinen Spitzengruppe der oldenburgischen Burokratie der neben Holmer u a der Landvogt Oeder der Kammerdirektor Friedrich Wilhelm von Hendorff der Justizrat Gerhard Anton von Halem und der Justizrat und Kabinettssekretar Ludwig Benedict Trede angehorte Holmer hatte die zentrale Position in diesem Beamtenapparat inne was mit einigen Privilegien verbunden war So residierte er bei seinen Aufenthalten in Oldenburg in dem neuen nach ihm benannten Flugel des Schlosses den Georg Greggenhofer 1774 78 erbaut hatte um den gestiegenen Anspruchen an staatliche Selbstdarstellung zu genugen In der Lambertikirche lag der Platz des Ministers neben dem herzoglichen Stuhl und er wurde nach dem Landesherrn in das Furbittengebet der Gemeinde eingeschlossen Holmers Selbsteinschatzung entsprechende glanzende Reprasentation ruinierte allerdings sein Familienvermogen Nach dem Regierungsantritt Peter Friedrich Ludwigs 1785 verlor Holmer seine Leitungsposition und seine bisherige Machtstellung wurde empfindlich beschrankt Der junge Herzog wollte selbst regieren und bestand bei seinen Ministern auf Unterordnung innerhalb ihrer Amter Allerdings fand sich Holmer nach anfanglichen Spannungen mit seinem Machtverlust ab zumal der Herzog seine Befugnisse nach aussen hin nicht antastete So konnte Peter Friedrich Ludwig die Erfahrung und praktische Klugheit Holmers weiterhin nutzen und arbeitete uber zwanzig Jahre lang vertrauensvoll mit ihm zusammen Holmer starb am 10 Mai 1806 vollig unerwartet was auch fur Herzog Peter Friedrich Ludwig als schwerer Verlust eingeschatzt wurde Nach der Volkssage so Karl Eduard Vehse starb er durch Selbstmord 3 Holmers Grabspruch auf dem von Herzog Peter Friedrich Ludwig gestifteten Ehrengrabmal auf dem Gertrudenfriedhof in Oldenburg fasst seine Tatigkeitsbereiche zusammen Bieder war er gerecht und mit Wahrem einet er Schones Alles was Menschen betraf fuhlte sein menschliches Herz 4 Holmer war auch literarisch interessiert so war er mit Graf Friedrich Leopold zu Stolberg und Friedrich Wilhelm Sturz eng befreundet Gerhard Anton von Halem widmete ihm nach seinem Tod das Gedicht Elegie bei Holmer s Grabe 5 das sein Verhaltnis zu den beiden in ihren Personlichkeiten sehr verschiedenen ersten oldenburgischen Herzogen unter denen er diente treffend charakterisiert Wertung BearbeitenHolmer gehorte zweifellos zu den bedeutenderen kleinstaatlichen Ministern seiner Zeit Hochgebildet und vielseitig interessiert stand er in Verbindung mit den besten Kopfen Norddeutschlands und leitete als Reprasentant einer handlungsfahigen Beamtenschaft im Bundnis mit dem absoluten Furstenstaat jene Reformen von oben ein die Oldenburg innerhalb der niedersachsischen Aufklarungslandschaft zum kleinstaatlich landlichen Modell der Aufklarung 6 machten und die Durchsetzung der Burgerlichen Gesellschaft vorbereiteten Familie BearbeitenHolmer heiratete am 7 Februar 1779 die aus Mecklenburg stammende Sophie Henriette Elisabeth geb Freiin von der Luhe 1759 1839 Das Paar hatte einen Sohn Magnus Friedrich von Holmer 1781 1857 der als Redakteur der Hippologischen Blatter und Fachmann fur Pferdezucht tatig war Mit ihm starb die Familie im Mannesstamm aus Literatur BearbeitenHolmer Friedrich Levin Freiherr seit 1777 Graf von In Hans Friedl u a Hrsg Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg Hrsg im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft Isensee Oldenburg 1992 ISBN 3 89442 135 5 S 321 323 online August Mutzenbecher Holmer Friedrich Levin In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 12 Duncker amp Humblot Leipzig 1880 S 773 Bernd Muller Friedrich Levin Graf von Holmer 1741 1806 Minister zweier Herzoge von Holstein Gottorp Oldenburg Eine biographische Studie Oldenburger Forschungen Neue Folge Band 36 Isensee Oldenburg 2021 ISBN 978 3 7308 1785 8 Einzelnachweise Bearbeiten Karl Eduard Vehse Geschichte der deutschen Hofe seit der Reformation Band 37 Hamburg Hoffmann amp Campe 1856 S 11 Wolfgang Prange Verzeichnis der Domherren In Ders Bischof und Domkapitel zu Lubeck Hochstift Furstentum und Landesteil 1160 1937 Lubeck Schmidt Romhild 2014 ISBN 978 3 7950 5215 7 S 419 Nr 412 Karl Eduard Vehse Geschichte der deutschen Hofe seit der Reformation Band 37 Hamburg Hoffmann amp Campe 1856 S 11 zitiert nach ADB 12 S 773 Gerhard Anton von Halem Gedichte Neueste Auflage Bauer Verlag Wien 1818 Seite 246 online Ernst Hinrichs Aufklarung in Niedersachsen Zentren Institutionen Auspragungen Gottingen 1990 ISBN 3 525 82836 5 Seite 18 Normdaten Person GND 116965738 lobid OGND AKS VIAF 52455175 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Holmer Friedrich Levin vonALTERNATIVNAMEN Holmer Friedrich Levin Graf von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG oldenburgischer Oberlanddrost und MinisterGEBURTSDATUM 13 September 1741GEBURTSORT KielSTERBEDATUM 10 Mai 1806STERBEORT Oldenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Levin von Holmer amp oldid 233767205