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Das Frauenwahlrecht in Deutschland bezeichnet seit 1918 das Recht von Frauen in Deutschland aktiv und passiv an Wahlen und Abstimmungen teilzunehmen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gesetzgebung und Wahlverhalten 2 1 Wahl zur deutschen Nationalversammlung 2 2 Reichstagswahlen in der Weimarer Republik 2 3 Zeit des Nationalsozialismus 2 4 Nachkriegsdeutschland 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten Hauptartikel Frauenstimmrechtsbewegung in Deutschland Das Inkrafttreten des Reichsvereinsgesetzes am 15 Mai 1908 gewahrte auch Frauen die Vereinigungsfreiheit indem es die bis dahin bestehenden landesgesetzlichen Beschrankungen fur die Teilnahme der Frauen am politischen Leben aufhob 2 und auch Frauen die Mitgliedschaft in einer politischen Partei erlaubte 3 Frauen erreichten jedoch in den parteiinternen Aufstellungsverfahren oft nur hintere Listenplatze 4 Nach dem Ende des Deutschen Kaiserreichs hatte der Rat der Volksbeauftragten am 12 November 1918 in Berlin das gleiche geheime direkte und allgemeine Wahlrecht fur alle mindestens 20 Jahre alten mannlichen und weiblichen Personen ausgerufen 5 Damit wurde das feudale Dreiklassenwahlrecht abgeschafft nach dem nur Manner wahlberechtigt waren nbsp Wahlaufruf der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands SPD fur die Wahlen zur Deutschen Nationalversammlung 1919Gesetzgebung und Wahlverhalten BearbeitenWahl zur deutschen Nationalversammlung Bearbeiten Das reichsweite Frauenwahlrecht wurde mit einer Verordnung des Rats der Volksbeauftragten vom 30 November 1918 gesetzlich eingefuhrt und konnte bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 19 Januar 1919 erstmals ausgeubt werden 6 Wahlberechtigt waren alle deutschen Manner und Frauen die am Wahltag das 20 Lebensjahr vollendet hatten 82 3 der wahlberechtigten Frauen 17 7 Mio Personen beteiligten sich an der Wahl 7 Von den 300 Kandidatinnen wurden 37 einschliesslich Nachruckerinnen 41 gewahlt 8 Das entsprach einem Frauenanteil von knapp 9 der Delegierten Reichstagswahlen in der Weimarer Republik Bearbeiten Nach Art 109 Abs 2 der Weimarer Verfassung WRV vom 11 August 1919 hatten Manner und Frauen grundsatzlich dieselben staatsburgerlichen Rechte und Pflichten Die Abgeordneten des Reichstags wurden in allgemeiner gleicher unmittelbarer und geheimer Wahl von den uber zwanzig Jahre alten Mannern und Frauen nach den Grundsatzen der Verhaltniswahl gewahlt Art 22 WRV Das Nahere zum Wahlrecht der Weimarer Republik bestimmte das Reichswahlgesetz von 1920 Zwischen 1920 und 1930 wahlten Frauen uberwiegend gemassigte Parteien vor allem christlich gebundene wie das katholische Zentrum und die protestantisch konservative Deutschnationale Volkspartei DNVP aber auch die SPD 9 10 In der Zeit von 1919 bis 1933 besassen insgesamt 111 weibliche Abgeordnete ein Mandat in der Nationalversammlung und in den acht Legislaturperioden des Reichstags 11 Viele weibliche Abgeordnete setzten sich fur jene Themen ein die sie bereits zuvor uber ihre Frauenverbande oder Parteien hatten durchsetzen wollen Verfassungsartikel bei denen Parlamentarierinnen besonders mitwirkten waren z B die grundsatzliche Gleichberechtigung von Mann und Frau Art 109 Abs 2 WRV und die Aufhebung der Entlassung von Beamtinnen bei Heirat Art 128 WRV Einfachgesetzliche Initiativen im Reichstag betrafen beispielsweise die Zulassung von Frauen zu juristischen Berufen 12 13 ein Heimarbeitergesetz 14 die Erweiterung des Mutterschutzes 15 16 das Wahlrecht von Frauen zu den Kaufmanns und Gewerbegerichten 17 das Hausangestelltenrecht Fragen des Ehe und Familienrechts den Umgang mit Prostitution den Abtreibungsparagraphen die Regelung der Jugendwohlfahrt das Jugendgerichtsgesetz die Madchenbildung oder die Erwerbsarbeit von Frauen 18 Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Die 1919 gegrundete NSDAP hatte auf der ersten Generalmitgliederversammlung der Partei am 21 Juni 1921 in Munchen beschlossen Eine Frau kann in der Fuhrung der Partei und in den leitenden Ausschuss nie aufgenommen werden Damit wurden die weiblichen Parteimitglieder de facto ihres passiven Wahlrechts beraubt 19 Nach dem Gesetz gegen die Neubildung von Parteien waren seit Juli 1933 alle anderen Parteien in Deutschland verboten und nicht mehr wahlbar Nach dem Reichsburgergesetz vom 15 September 1935 waren nur Reichsburger alleinige Trager der vollen politischen Rechte nach Massgabe der Gesetze Nach 4 der Ersten Verordnung zum Reichsburgergesetz vom 14 November 1935 konnte ein Jude nicht Reichsburger sein Ihm stand daher ein Stimmrecht in politischen Angelegenheiten nicht zu er kann ein offentliches Amt nicht bekleiden Damit verloren alle judischen Frauen und Manner per Gesetz das aktive und passive Wahlrecht in Deutschland Hatten die Frauen es wahrend der Weimarer Republik noch vorgezogen der NSDAP nicht beizutreten so unterstutzen sie doch aktiv etwa die SA im Strassenkampf durch verschiedene Karitas Dienste Helene Bechstein Elsa Bruckmann oder Winifred Wagner gehorten zu den vermogenden Unterstutzerinnen Adolf Hitlers Nach 1933 erhohte sich der Frauenanteil unter den Parteimitgliedern Von 1942 bis 1944 machten junge Madchen etwa ein Drittel der gesamten Neu Aufnahmen in der NSDAP aus Ihr Durchschnittsalter betrug knapp 21 Jahre 20 Nationalsozialistisch uberzeugte Frauen waren schon vor der Machtergreifung in der NS Frauenschaft organisiert die sich Fachern wie Rassenhygiene und Jungmadchenerziehung widmete und deren Fuhrung Gertrud Scholtz Klink innehatte Nach der Reichstagswahl im Marz 1933 zogen noch 20 Frauen aus verschiedenen Parteien nicht aber der NSDAP ins Parlament ein was 3 4 der Mitglieder entsprach 21 Bei den drei folgenden Wahlen im November 1933 Marz 1936 und April 1938 gab es keine Kandidatinnen und somit keine weiblichen Abgeordneten mehr 22 Nachkriegsdeutschland Bearbeiten nbsp Revers der im Januar 2019 ausgegebenen Gedenkmunze Entwurf Anne Karen Hentschel Motiv eine Gruppe von Frauen aus verschiedenen Zeiten an der Mode kenntlich die bis heute fur eine gleichberechtigte Teilhabe an politischen Prozessen kampft 23 Unter den 65 Abgeordneten des Parlamentarischen Rates der das deutsche Grundgesetz ausarbeitete waren 4 Frauen Diese sog Mutter des Grundgesetzes waren Friederike Nadig SPD Elisabeth Selbert SPD Helene Weber CDU und Helene Wessel Zentrum 24 Gemass Art 3 Abs 2 Satz 1 GG sind Manner und Frauen gleichberechtigt Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden unabhangig von Geschlecht Einkommen Konfession Beruf oder politischer Uberzeugung in allgemeiner unmittelbarer freier gleicher und geheimer Wahl gewahlt Art 38 Abs 1 Satz 1 GG 25 Gemass Art 117 Abs 1 GG blieb das diesem Grundsatz entgegenstehende Recht langstens bis zum 31 Marz 1953 in Kraft Am 1 Juli 1958 trat das Gleichberechtigungsgesetz in Kraft 26 Bei der ersten Bundestagswahl 1949 wurde die Christlich Demokratische Union Deutschlands CDU durch gut ein Funftel der Wahler aber zwei Funftel der Wahlerinnen gewahlt Nur knapp ein Viertel der Wahlerinnen gegenuber einem Drittel der Wahler entschied sich 1949 fur die SPD die noch in der Tradition des Klassenkampfes den Sozialismus als Ziel programmierte In der Wahlforschung wird dieser Gender Gap vor allem auf die Unterscheidung in der religiosen Bindung der Geschlechter zuruckgefuhrt 27 Nach Art 7 der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik von 1949 waren Mann und Frau gleichberechtigt Alle Gesetze und Bestimmungen die der Gleichberechtigung der Frau entgegenstanden waren aufgehoben 28 Der Frauenanteil in der ersten Volkskammer betrug 24 eine paritatische Vertretung in den Parteien war auch in der DDR nicht gegeben 29 Siehe auch BearbeitenListe der Frauen in den Landtagen der Weimarer Republik Frauen in der Politik DeutschlandWeblinks BearbeitenHelene Weber Kolleg Geschichte des Frauenwahlrechts in Deutschland Bundeszentrale fur politische Bildung Dossier Frauenwahlrecht Einzelnachweise Bearbeiten Wahlen und gewahlt werden 100 Jahre Frauenwahlrecht Bundesministerium des Innern fur Bau und Heimat abgerufen am 31 August 2021 Gertrud Baumer Das Recht der Frau in der beruflichen Interessenvertretung Zeitschrift fur Politik 1910 S 599 607 Andreas Braune Die Parteien und das Frauenwahlrecht im Kaiserreich 12 November 2018 Julia Paulus 19 Januar 1919 Erstmaliges aktives und passives Wahlrecht fur Frauen in Deutschland Internet Portal Westfalische Geschichte abgerufen am 30 August 2021 An das deutsche Volk Aufruf vom 12 November 1918 Verordnung uber die Wahlen zur verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung Reichswahlgesetz vom 30 November 1918 verfassungen de abgerufen am 29 August 2021 Barbara von Hindenburg Die Auswirkungen des Frauenwahlrechts in der Weimarer Republik 12 November 2018 Geburtsstunde des Frauenwahlrechts Landeszentrale fur politische Bildung Baden Wurttemberg November 2020 Julia Paulus 19 Januar 1919 Erstmaliges aktives und passives Wahlrecht fur Frauen in Deutschland Internet Portal Westfalische Geschichte abgerufen am 30 August 2021 Stimmabgabe in Prozent bei den Reichstagswahlen 1920 1930 nach Geschlecht Sonderauszahlungen In Karin Ehrich Martina Kathner um die Stimmen der Frauen Materialien zum Wahlverhalten von Frauen sowie zur Parteienwerbung um Wahlerinnen fur den Geschichts und Politikunterricht Verein zur Forderung der Frauenpolitik in Niedersachsen ohne Jahr abgerufen am 31 August 2021 Julia Paulus 19 Januar 1919 Erstmaliges aktives und passives Wahlrecht fur Frauen in Deutschland Internet Portal Westfalische Geschichte abgerufen am 30 August 2021 Gesetz uber die Zulassung von Frauen zu den Amtern und Berufen der Rechtspflege vom 11 Juli 1922 RGBl S 573 Annelies Kohleiss Frauen in und vor der Justiz Der lange Weg zu den Berufen der Rechtspflege KritV 1988 S 115 127 Hausarbeitgesetz vom 30 Juni 1923 Gesetz uber die Beschaftigung vor und nach der Niederkunft Vom 16 Juli 1927 Thyra Veyder Malberg 16 Juli 1927 Reichstag ratifiziert Washingtoner Ubereinkommen Die Geschichte des Mutterschutzes in Deutschland MDR 8 Marz 2021 Gertrud Baumer Das Recht der Frau in der beruflichen Interessenvertretung Zeitschrift fur Politik 1910 S 599 607 Barbara von Hindenburg Die Auswirkungen des Frauenwahlrechts in der Weimarer Republik 12 November 2018 Frauke Geyken Ein neuer Ausschluss 1928 1945 12 November 2018 Michael H Kater Frauen in der NS Bewegung Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 1983 S 202 ff S 207 Mechtild Fulles Frauen in Partei und Parlament Verlag fur Wissenschaft und Politik Koln 1969 Gabriele Sturm Vor 100 Jahren erhielten Frauen in Deutschland das Wahlrecht Stadtforschung und Statistik Zeitschrift des Verbandes Deutscher Stadtestatistiker 2018 Tabelle 3 S 84 Bekanntmachung uber die Auspragung von deutschen Euro Gedenkmunzen im Nennwert von 20 Euro Gedenkmunze 100 Jahre Frauenwahlrecht vom 7 August 2019 BGBl I S 1374 Mutter des Grundgesetzes Abgerufen am 28 August 2021 Allgemein unmittelbar frei gleich und geheim bundestag de abgerufen am 2 September 2021 Gesetz uber die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf dem Gebiet des burgerlichen Rechts Gleichberechtigungsgesetz GleichberG BGBl I S 609 Gisela Notz Der Kampf um die Gleichberechtigung in beiden deutschen Staaten 1945 1949 und die Auswirkungen auf Parteien 12 November 2018 Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik vom 7 Oktober 1949 GBl 1949 S 5 verfassungen de abgerufen am 30 August 2021 Gisela Notz Der Kampf um die Gleichberechtigung in beiden deutschen Staaten 1945 1949 und die Auswirkungen auf Parteien 12 November 2018 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frauenwahlrecht Deutschland amp oldid 235462391