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Ernest J Salter Pseudonym 8 Mai 1905 in Waren 5 Dezember 1967 in Berlin burgerlicher Name Henri Max Friedrich Johansen weitere Pseudonyme Peter Marum Theodor Lohrstein war ein deutscher Publizist und Autor und Kenner der Sowjetunion und des Kommunismus mit einem wechselvollen politischen Lebensweg Ernest J Salter 1954 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Nach der Machtergreifung 1 2 Zeit in Berlin 1 3 Kritiker der Sowjetunion 2 Familie 3 Leistung 4 Veroffentlichungen 5 Zeitschriftenaufsatze Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErnest J Salter wurde als Henri Max Friedrich Johansen eigentlich Johanns 1905 in Waren an der Muritz geboren Sein Vater war Louis Friedrich Wilhelm August Johanns der den Beruf des Zimmermanns und Poliers ausubte Seine Mutter Henriette Auguste Matull war vor der Ehe Mamsell bei einem Kommerzienrat 1921 im Alter von 16 Jahren grundete Salter auf dem Marktplatz in seiner Heimatstadt Waren eine ortliche Gruppe der KPD Ende 1922 ubersiedelte er nach Berlin und wurde Mitarbeiter der KPD Zentrale Im Fruhjahr 1923 wurde er nach Nurnberg geschickt wo er in der Bezirksleitung Nordbayern fur die Jugendarbeit verantwortlich war Er wurde bald als guter und radikaler Redner bekannt Von der bayerischen Polizei wurde er verhaftet und von November 1923 bis zum 30 April 1924 fur ein halbes Jahr in Schutzhaft genommen Da er als geistiges Haupt der kommunistischen Jugend in Nordbayern 1 galt wurde er aus Bayern ausgewiesen und erhielt ein Aufenthaltsverbot Nach der Ubernahme der KPD Fuhrung durch den linken Flugel stieg Salter in der Zentrale 1924 als junger Theoretiker rasch auf Er schloss sich der Gruppe Entschiedene Linke an die von Karl Korsch und seiner Frau Hedda Korsch einer Reformpadagogin und Enkelin der Feministin Hedwig Dohm angefuhrt wurde Bei der Gruppe handelte es sich um einen dem Trotzkismus nahestehenden oppositionellen Zirkel An dessen Diskussionen beteiligten sich unter anderem auch Bert Brecht Alfred Doblin Susanne Leonhard auch Heinz Langerhans In dieser Zeit anderten Salter und seine Bruder auch in Abgrenzung zu ihrem patriarchalen Vater und im Einverstandnis mit der Mutter ihren Namen von Johanns in Johansen In der Berliner KPD Zentrale setzten sich zunehmend die Krafte durch die sich strikt an der Komintern und dem erstarkenden Stalinflugel in der KPdSU orientierten Ruth Fischer KPD Vorsitzende aus dem linken Flugel wurde in der Sowjetunion festgehalten und entmachtet und Ernst Thalmann ubernahm die Fuhrung Die Korsch Gruppe selber zerstritt sich bei ihrer Spaltung im September 1926 blieb Henri Johansen auf einer Reichskonferenz seiner Fraktion an der Seite von Karl Korsch und bekampfte die Anhanger von Ernst Schwarz Salter wurde Anfang 1926 wie die Korsch Gruppe insgesamt aus der KPD wegen sogenannter Rechtsabweichung ausgeschlossen 1927 28 verschwand die Korsch Gruppe von der politischen Buhne nachdem sie auch im Reichstag die stalinistische Entwicklung der Sowjetunion scharf kritisiert hatte Salter wurde 1928 Sekretar des Verbandes der ausgeschlossenen Bauarbeiter in Monchen Gladbach Von 1929 bis 1933 arbeitete er als freier Schriftsteller sowie als standiger Mitarbeiter beim Aufwarts dem Organ des ADGB Auch war er bei anderen Gewerkschaftsblattern tatig vor allem der Deutschen Metallarbeiterzeitung als dem Organ des Deutschen Metallarbeiter Verbandes Ausserdem war er Dozent an Gewerkschaftsschulen und der Marxistischen Arbeiterschule MASCH 1928 trat er in die SPD ein Nach der Machtergreifung Bearbeiten Nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten wurden SPD und Gewerkschaften bald aufgelost und Ernest J Salter wurde arbeitslos Er emigrierte nach Prag wohin auch die sozialdemokratische Fuhrung ins Exil gegangen war und die deutschen Emigranten unter dem fruheren Chefredakteur der Berliner Zeitung am Mittag Franz Hollering den Prager Mittag 2 gegrundet hatten Salter kam aber nach einigen Monaten wieder nach Berlin zuruck Dort lebte er zeitweise illegal und beteiligte sich am Widerstand in der Gruppe um Bernhard Pampuch und Gertrud Keen 3 Diese Gruppe hatte viele Beruhrungspunkte mit der Gruppe Emil um Ruth Andreas Friedrich und Kontakte zur Widerstandsgruppe Rote Kapelle Er wurde von der Gestapo zweimal verhort sie liess ihn aber mit der Auflage einer polizeilichen Meldepflicht laufen Salter heiratete vor der Geburt seines ersten Sohnes 1934 seine Lebensgefahrtin Erna Maria Auguste Kakuschke Seine Frau war Erzieherin fiel 1933 unter das Berufsverbot fur SPD Mitglieder und hatte damit ihre Stelle als Berufspraktikantin beim Bezirksamt Prenzlauer Berg 1933 verloren Er bekam eine Unterstutzung von der Grossgemeinde Berlin und musste dafur Gemeindearbeit als Leichenwascher und Strassenfeger leisten Spater gelang es ihm durch die Vermittlung eines befreundeten Arztes einen Arbeitsplatz als Schreiber beim Hauptversorgungsamt zu bekommen 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und kam zur Kavallerie hinter der Front zustandig fur die Pferdepflege Er war in Italien Tschechien und Serbien Im Mai 1945 geriet er in Bohmen in sowjetische Kriegsgefangenschaft gewann das Vertrauen der sowjetischen Kommandeure und leitete spater das Antifa Aktiv erst in Brunn dann in Kischinjow 1946 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen und kehrte nach Deutschland zuruck Zeit in Berlin Bearbeiten In Berlin trat Salter im August 1946 in die SED ein und arbeitete als freier Mitarbeiter beim Ulenspiegel und beim Aufbau Verlag 1947 wurde er Redakteur der Zeitung Berlin am Mittag mit der die sowjetische Fuhrung versuchte in Anlehnung an die populare B Z am Mittag ein sozialistisches Boulevardblatt fur den Kalten Krieg auf die Beine zu stellen Im Marz 1948 wurde die Berlin am Mittag durch den alliierten Kontrollrat moglicherweise infolge einer Intrige zugunsten des SED eigenen Vorwarts liquidiert 4 1948 verliess Salter den Ostteil von Berlin und ging in den Westen der Stadt Dort schloss er sich der SPD an und wurde durch Vermittlung von Ernst Reuter den er noch aus den 1920er Jahren kannte unter dem Namen Ernest J Salter Leiter der Ost Redaktion der Tageszeitung Die Neue Zeitung Sie wurde ab 1947 in West Berlin vom amerikanischen Information Control Division herausgegeben bis zur Einstellung des Blattes im Jahr 1955 war er dort tatig Johansen wurde Mitglied in dem von Ernst Reuter 1951 gegrundeten Deutsch russischen Freiheitsbund arbeitete auch zusammen mit Alfred Weiland der illegal eine ratekommunistische Gruppe Internationaler Sozialisten aufbauen wollte Ernest J Salter wurde ein enger Mitarbeiter des 1951 von Margarete Buber Neumann gegrundeten Befreiungskomitees fur die Opfer totalitarer Willkur und engagierte sich im Kontext des Kongresses fur kulturelle Freiheit Er pflegte Verbindungen zum amerikanischen Geheimdienst und war in der Grauzone zwischen antikommunistischen Organisationen und Geheimdiensten tatig Kritiker der Sowjetunion Bearbeiten 1955 wurde er durch Vermittlung von Willy Brandt Abteilungsleiter fur Ostfragen beim Sender Freies Berlin der 1954 als eigenstandiger Sender West Berlins vom NWDR abgetrennt worden war 1957 schied er dort im Streit aus weil er sich bei einem Streik mit den Putzfrauen des Senders solidarisiert hatte Er siedelte anschliessend nach Kasbach am Rhein uber und arbeitete als Berliner Korrespondent fur den Deutschlandfunk sowie fur die Deutsche Welle Unter dem Pseudonym Ernest J Salter auch Theodor Lohrstein trat er als Kritiker der Sowjetunion und des Stalinismus in den 1950er und 1960er Jahren immer wieder in Erscheinung Eine offentliche Polemik zwischen ihm und dem sowjetischen Okonomen Eugen Varga fand 1956 grosses Interesse in den Medien 5 Das war auch dem Umstand geschuldet dass der Ost West Konflikt Kalter Krieg zur Grundung eines neuen Instituts fur Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen an der Akademie der Wissenschaften der UdSSR gefuhrt hatte zu dessen aktiven Forderern Eugen Varga zahlte 1959 beteiligte er sich am antikommunistischen Komitee Rettet die Freiheit das Rainer Barzel CDU und Franz Josef Strauss CSU gegrundet hatten Gemeinsam mit Otto Stolz dem Leiter der Osteuropa Redaktion der Deutschen Welle bekampfte er den zunehmenden Einfluss von Herbert Wehner in der SPD Salter wurde aus der SPD vorubergehend ausgeschlossen trat aber Anfang der 1960er Jahre wieder ein Mitte der 1960er Jahre ging er zuruck nach West Berlin und schrieb unter anderem fur Die Welt Er veroffentlichte seit 1950 zahlreiche Artikel in der Zeitschrift Der Monat und in der Kulturzeitschrift FORVM Beide Zeitschriften waren kulturell hochstehende Diskussionsplattformen bekannter und angesehener linker liberaler und zugleich antikommunistisch eingestellter Intellektueller sowie Schriftsteller Zwanzig Jahre nach der Grundung 1967 stellte sich heraus dass sie von der CIA finanziert wurden Als Ernest J Salter war Henri Johansen zudem ein gefragter Vortragsredner Familie BearbeitenHenri Johansen hatte vier Sohne und eine Tochter Von seiner Ehefrau Erna Maria Johansen liess er sich 1936 scheiden und heiratete sie 1940 vor der Geburt des 4 Sohnes erneut 1954 liessen sie sich wieder scheiden Henri Johansen heiratete danach noch zwei weitere Male Er verstarb am 5 Dezember 1967 in West Berlin 62 jahrig unerwartet an einem Herzinfarkt Seine fruhere Ehefrau Erna Johansen wurde in den 1960er Jahren eine in Berlin bekannte Padagogin Sie beteiligte sich dort unter der Leitung von Grete Sonnemann schon 1951 an der Grundung des Arbeitskreises Neue Erziehung Leistung BearbeitenHenri Johansen war nach Wolfgang Leonhard und Richard Lowenthal in den 1950er und 1960er Jahren einer der fuhrenden deutschen Kenner der Sowjetunion und des Kommunismus Ostexperte und Kommentator fur Fragen des internationalen Kommunismus Er analysierte vor allem die sowjetische Aussen und Deutschlandpolitik Seine zahlreichen Publikationen Artikel und Vortrage machten ihn zu der Zeit als Sowjetologen bekannt Die wechselvolle Lebensgeschichte spiegelt die widerspruchlichen Entwicklungen Linksintellektueller in Vorkriegs Kriegs und Nachkriegszeit wider die sich nach 1945 als Lehre aus ihren Lebenserfahrungen gegen jede Form des Totalitarismus wenden wollten Ihre Legitimationsbasis fanden sie im amerikanischen Weg der ab den 1960er Jahren durch die linksintellektuelle Studentenbewegung zunehmend in Frage gestellt wurde Veroffentlichungen BearbeitenVon Lenin bis Chruschtschow der moderne Kommunismus Ullstein Verlag Frankfurt am Main 1958 Taschenbuch des Kommunismus in These und Gegenthese Bad Godesberg 1959 mit Otto Stolz Wehner ante portas Ein Beitrag zur Politik der deutschen Sozialdemokratie Echter Verlag Wurzburg 1959 Deutschland und der Sowjetkommunismus Die Bewahrung der Freiheit Piper Verlag Munchen 1961 Der permanente Konflikt Die Auseinandersetzung zwischen den kommunistischen Grossreichen Ullstein Verlag Frankfurt am Main 1965 als Hrsg Die Entlarvung Stalins Ein erschutterndes Dokument Chruschtschows Rede auf dem 20 Parteitag der KPdSU in Moskau In Berliner Stimme Sonderdruck o J 1956 Zeitschriftenaufsatze Auswahl BearbeitenHistorisch gewordene Bedenken In Der Monat Heft 15 1949 S 320 323 Deutschland zwischen Ost und West In Der Monat Heft 21 1950 S 313 317 Der permanente Terror In Der Monat Heft 16 1950 S 435 439 Gefangnis der Volker In Der Monat Heft 24 1950 S 600 603 Klassenkampf gegen die Arbeiter Die Betriebs Kollektivvertrage der Ostzone machen den sozialen Fortschritt zunichte In Sonderdruck Die neue Zeit 1951 Der Aufstand im Juni Ein dokumentarischer Bericht Teil 1 In Der Monat Heft 60 1953 S 595 624 Der Aufstand im Juni Ein dokumentarischer Bericht Teil 2 In Der Monat Heft 61 1953 S 45 66 Walter Ulbricht Portrait eines Satrapen In Die politische Meinung Heft 37 1959 Charakter und Perspektiven des Sowjetkommunismus In Der Monat Heft 197 1965 S 96 ff Literatur BearbeitenSylvia Kubina Die Bibliothek des Berliner Ratekommunisten Alfred Weiland 1906 bis 1978 Universitatsbibliothek der FUB Berlin 1995 Eugen Varga Geschichte und Politik Antwort an Herrn Ernest Salter In Bundeszentrale fur Heimatdienst Hrsg Aus Politik und Zeitgeschichte Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament Jg 24 Bonn 1956 S 365 376 Gerhard Zwerenz Heldengedenktag Dreizehn Versuche in Prosa eine ehrerbietige Haltung einzunehmen Scherz Verlag Munchen 1964 S 141 163 Rettet ihre Freiheit In Der Spiegel 21 1960 S 16ff Koffer in Berlin In Der Spiegel 16 1963 S 20ff Ernst Reuter Grundungskundgebung des Freiheitsbundes fur Deutsch Russische Freundschaft vom 13 Mai 1951 in der Stadtischen Oper Berlin Berlin 1951 Johansen Henry Salter In Hermann Weber Andreas Herbst Hrsg Handbuch der Deutschen Kommunisten Karl Dietz Verlag Berlin 2008 ISBN 978 3 320 02130 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernest J Salter Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Ernest J Salter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ernest J Salter im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Einzelnachweise Bearbeiten Ernest J Salter im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar abgerufen 18 April 2013 Thomas Kirschner Der Prager Mittag die kurze Geschichte einer Emigrantenzeitung Radio Prag 28 April 2007 abgerufen 18 April 2013 Burkhard Zimmermann Gertrud Keen Memento des Originals vom 31 Januar 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www spd berlin Personenarchiv SPD Berlin abgerufen 18 Januar 2017 BAM Boom Sonst BUM In Der Spiegel 10 1948 6 Marz 1948 S 7 abgerufen 18 April 2013 Eugen Varga Geschichte und Politik Antwort an Herrn Ernest Salter In Aus Politik und Zeitgeschichte Bundeszentrale fur Heimatdienst Jg 24 Bonn 1956 S 365 376 Normdaten Person GND 117162086 lobid OGND AKS LCCN no2002104000 VIAF 37432259 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Salter Ernest J ALTERNATIVNAMEN Johansen Henri Max Friedrich wirklicher Name Lohrstein Theodor Pseudonym Marum Peter Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist und politischer PublizistGEBURTSDATUM 8 Mai 1905GEBURTSORT Waren an der MuritzSTERBEDATUM 5 Dezember 1967STERBEORT Berlin West Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernest J Salter amp oldid 228077017