www.wikidata.de-de.nina.az
Die elektromagnetische Masse auch scheinbare Masse oder effektive Masse ist ein Konzept der klassischen Mechanik bzw Elektrodynamik Sie gibt an inwieweit das elektromagnetische Feld bzw die Selbstenergie zur Masse eines geladenen Teilchens beitragt Die elektromagnetische Masse wurde zuerst von J J Thomson 1881 abgeleitet Dieser Artikel wurde in die Qualitatssicherung der Redaktion Physik eingetragen Wenn du dich mit dem Thema auskennst bist du herzlich eingeladen dich an der Prufung und moglichen Verbesserung des Artikels zu beteiligen Der Meinungsaustausch daruber findet derzeit nicht auf der Artikeldiskussionsseite sondern auf der Qualitatssicherungs Seite der Physik statt Dieser Artikel behandelt die elektromagnetische Masse die z T auch effektive Masse genannt wird Zum entsprechenden Begriff in der Festkorperphysik siehe Effektive Masse Zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurde die elektromagnetische Masse als Erklarung fur den Ursprung der Masse in Betracht gezogen Diese Interpretation wurde jedoch zu Gunsten der Aussagen der Relativitatstheorie verworfen Masse Impuls Geschwindigkeit und allen moglichen Energiearten hangen durch die Aquivalenz von Masse und Energie miteinander zusammen Was die Ursache der Masse von Elementarteilchen betrifft so wird der Higgs Mechanismus im Rahmen des relativistischen Standardmodells benutzt Fur den Spezialfall der elektromagnetischen Selbstenergie von geladenen Teilchen kann allerdings weiterhin das Vorhandensein einer effektiven elektromagnetischen Masse angenommen werden Inhaltsverzeichnis 1 Geladene Partikel 1 1 Ruhemasse und Energie 1 2 Masse und Geschwindigkeit 1 2 1 Thomson und Searle 1 2 2 Longitudinale und transversale Masse 1 2 3 Kaufmanns Experimente 1 3 Poincare Spannungen und das 4 3 Problem 2 Tragheit der Energie und Strahlungsparadoxien 2 1 Strahlungsdruck 2 2 Masse des fiktiven elektromagnetischen Fluids 2 3 Impuls und Hohlraumstrahlung 3 Moderne Sicht 3 1 Aquivalenz von Masse und Energie 3 2 Relativistische Masse 3 3 Selbstenergie 3 4 4 3 Problem 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseGeladene Partikel BearbeitenRuhemasse und Energie Bearbeiten Bereits 1843 zeigte George Gabriel Stokes im Rahmen der Hydrodynamik dass die effektive Tragheit eines bewegten Korpers in einer inkompressiblen perfekten Flussigkeit erhoht ist 1 Ahnliche Uberlegungen stellte J J Thomson 1881 an 2 Er erkannte dass eine sich in einem Medium dem elektromagnetischen Ather James Clerk Maxwells befindliche und elektrisch geladene Kugel die ein spezifisches Induktionsvermogen besitzt schwerer in Bewegung zu setzen ist als ein ungeladener Korper Durch diesen Selbstinduktionseffekt verhalt sich elektrostatische Energie als ob sie Impuls und eine scheinbare elektromagnetische Masse besasse welche die gewohnliche mechanische Masse eines Korpers erhohen kann Anders formuliert Diese Masse stammt von der elektromagnetischen Selbstenergie der Partikel Thomsons Idee wurde detaillierter ausgearbeitet von Oliver Heaviside 1889 3 Thomson 1893 4 George Frederick Charles Searle 1897 5 Max Abraham 1902 6 Hendrik Lorentz 1892 1904 7 8 und wurde direkt auf die Dynamik des damals entdeckten Elektrons unter Benutzung der Abraham Lorentz Gleichungen angewandt Die elektrostatische Energie Eem und die Masse mem eines ruhenden Elektrons ergab sich nun mit B 1 B 2 B 3 E e m 1 2 e 2 a m e m 2 3 e 2 a c 2 displaystyle E mathrm em frac 1 2 frac e 2 a qquad m mathrm em frac 2 3 frac e 2 ac 2 nbsp wo e die gleichformig verteilte Ladung und a der klassische Elektronenradius ist der endlich sein muss um unendlich grosse Energiewerte zu vermeiden Daraus ergibt sich die elektromagnetische Energie Masse Beziehung mit m e m 4 3 E e m c 2 displaystyle m mathrm em frac 4 3 frac E mathrm em c 2 nbsp Einige Forscher wie Wilhelm Wien 1900 9 und Max Abraham 1902 6 kamen zum Schluss dass die gesamte Masse eines Korpers gleich ihrer elektromagnetischen Masse sei Wien und andere nahmen uberdies an dass auch die Gravitation elektromagnetischen Ursprungs ist und folglich elektromagnetische Energie trage Masse und schwere Masse einander proportional sein mussten Wenn ein Korper einen anderen anzieht wird nach Wien der elektromagnetische Energievorrat der Gravitation verringert um den Betrag wo M die angezogenen Masse G die Gravitationskonstante und r der Abstand ist 9 G 4 3 E e m c 2 M r displaystyle G frac frac 4 3 frac E mathrm em c 2 M r nbsp Henri Poincare meinte 1906 uberdies dass wenn die Masse tatsachlich das Produkt des elektromagnetischen Feldes im Ather ist wonach also keine wirkliche Masse existiert und wenn angenommen wird dass der Begriff Materie untrennbar mit dem der Masse verknupft ist dann existiert folglich keine Materie und Elektronen seien lediglich Hohlungen im Ather 10 Masse und Geschwindigkeit Bearbeiten Thomson und Searle Bearbeiten Thomson 1893 bemerkte dass die Energie geladener Korper mit grosserer Geschwindigkeit immer weiter zunimmt Daraus ergibt sich dass immer mehr Energie erforderlich ist um die Masse weiter zu beschleunigen was als Zunahme der Masse mit grosserer Geschwindigkeit gedeutet wurde Er schrieb wo v die Geschwindigkeit des Korpers und c die Lichtgeschwindigkeit ist 4 S 21 Im Grenzbereich v c wird die Zunahme der Masse unendlich gross folglich verhalt sich eine mit Lichtgeschwindigkeit bewegte geladene Kugel als ob ihre Masse unendlich gross ware und deshalb wird ihre Geschwindigkeit gleich bleiben oder mit anderen Worten es ist unmoglich die Geschwindigkeit eines geladenen Korpers der sich durch ein Dielektrikum bewegt uber die Lichtgeschwindigkeit hinaus zu steigern 11 1897 gab Searle eine genauere Formel fur die Zunahme der elektromagnetische Energie einer bewegten Kugel an 5 E e m v E e m 1 b ln 1 b 1 b 1 b v c displaystyle E mathrm em v E mathrm em left frac 1 beta ln frac 1 beta 1 beta 1 right qquad beta frac v c nbsp und wie Thomson schloss er bei v c wird die Energie unendlich gross so dass es unmoglich erscheint einen geladenen Korper dazu zu bringen sich mit einer grosseren Geschwindigkeit als Lichtgeschwindigkeit zu bewegen 12 Longitudinale und transversale Masse Bearbeiten nbsp Voraussagen zur Geschwindigkeitsabhangigkeit der transversalen elektromagnetischen Masse nach Abraham Lorentz und BuchererAusgehend von Searles Formel leiteten Walter Kaufmann 1901 und Max Abraham 1902 die Formel fur die elektromagnetische Masse von bewegten Korpern ab 13 6 m L 3 4 m e m 1 b 2 1 b 2 ln 1 b 1 b 2 1 b 2 displaystyle m mathrm L frac 3 4 cdot m mathrm em cdot frac 1 beta 2 left frac 1 beta 2 ln left frac 1 beta 1 beta right frac 2 1 beta 2 right nbsp Abraham konnte jedoch zeigen dass diese Formel nur in longitudinaler Richtung korrekt ist longitudinale Masse d h die elektromagnetische Masse hangt auch von der Richtung der bewegten Elektronen ab Folglich leitete Abraham die transversale Masse ab 6 m T 3 4 m e m 1 b 2 1 b 2 2 b ln 1 b 1 b 1 displaystyle m mathrm T frac 3 4 cdot m mathrm em cdot frac 1 beta 2 left left frac 1 beta 2 2 beta right ln left frac 1 beta 1 beta right 1 right nbsp Andererseits hatte Lorentz bereits 1899 angenommen dass Elektronen in Bewegungsrichtung einer Langenkontraktion unterworfen sind was verhindern soll dass Beobachter ihren Bewegungszustand relativ zum Ather messen konnen Dies fuhrte dazu dass die Werte fur die Beschleunigung der Elektronen von Abrahams Werten abwichen Lorentz gab nun 1899 und etwas genauer 1904 folgende Werte fur die longitudinale und transversale Masse an welche mit den Werten die 1905 von Albert Einstein aus der Relativitatstheorie abgeleitet wurden ubereinstimmten 14 8 m L m e m 1 v 2 c 2 3 m T m e m 1 v 2 c 2 displaystyle m mathrm L frac m mathrm em left sqrt 1 frac v 2 c 2 right 3 quad m mathrm T frac m mathrm em sqrt 1 frac v 2 c 2 nbsp Daneben wurde von Alfred Bucherer und Paul Langevin 1904 ein weiteres Elektronenmodell entwickelt wonach die Elektronen in Bewegungsrichtung kontrahieren jedoch senkrecht dazu expandieren wodurch das Volumen konstant bleibt Sie erhielten folgenden Werte 15 m L m e m 1 1 3 v 2 c 2 1 v 2 c 2 8 3 m T m e m 1 v 2 c 2 2 3 displaystyle m mathrm L frac m mathrm em left 1 frac 1 3 frac v 2 c 2 right left sqrt 1 frac v 2 c 2 right 8 3 quad m mathrm T frac m mathrm em left sqrt 1 frac v 2 c 2 right 2 3 nbsp Kaufmanns Experimente Bearbeiten Hauptartikel Kaufmann Bucherer Neumann Experimente Die Formeln fur die transversale Masse in der Theorien von Abraham und Lorentz wurden gestutzt durch die Experimente von Kaufmann 1901 1903 jedoch waren sie nicht genau genug um zwischen den Theorien eine Entscheidung herbeizufuhren 13 Kaufmann fuhrte 1905 deswegen weitere Experimente durch die ungefahr in Ubereinstimmung mit Abrahams und Bucherers Formeln jedoch im Widerspruch zur Lorentz Einstein Formel standen 16 17 Die nachfolgenden Experimente von Bucherer und anderen ergaben allerdings eine bessere Ubereinstimmung mit der Lorentz Einstein Formel als mit denen von Abraham und Bucherer Ruckwirkend betrachtet waren diese Experimente allerdings nicht genau genug um zwischen den Alternativen zu entscheiden was erst 1940 erreicht werden konnte Dies betraf allerdings nur diese Art von Experimenten bei anderen konnte die Lorentz Einstein Formel viel fruher ab 1917 genau bestatigt werden B 4 Poincare Spannungen und das 4 3 Problem Bearbeiten Die Idee einer elektromagnetischen Begrundung der Materie war jedoch unvertraglich mit dem lorentzschen Elektron Abraham 1904 1905 18 zeigte dass eine nicht elektromagnetische Kraft benotigt wurde um die Lorentz Elektronen daran zu hindern einfach zu explodieren und zwar aufgrund der elektrostatischen Abstossung der einzelnen Abschnitte ihres Feldes Er zeigte uberdies dass verschiedenen Werte fur die longitudinale elektromagnetische Masse folgen abhangig davon ob sie aus ihrer elektromagnetischen Energie oder ihrem Impuls abgeleitet werden Er errechnete das ein nicht elektromagnetisches Potential entsprechend einem Drittel der elektromagnetischen Energie notig sei um die verschiedenen Ergebnisse anzugleichen Abraham bezweifelte dass es moglich ist eine Theorie zu entwickeln die alle diese Forderungen erfullt 19 Um dieses Problem zu losen fuhrte Henri Poincare 1905 20 21 die nach ihm benannten einen negativen Druck ausubenden Poincare Spannungen ein die ein nicht elektromagnetisches Potential innerhalb der Elektronen darstellen Wie von Abraham gefordert fugen sie eine nicht elektromagnetische Energie zu den Elektronen hinzu die sich auf ihrer gesamten Energie bzw ihrer elektromagnetischen Energie belauft Die Poincare Spannungen losen somit den Widerspruch in der Herleitung der longitudinalen Masse auf sie verhindern die Explosion der Elektronen sie verbleiben unverandert durch eine Lorentz Transformation sie sind also Lorentz invariant und wurden von Poincare auch als dynamische Ursache fur die Langenkontraktion angesehen Poincare blieb allerdings bei der Meinung dass nur die elektromagnetische Energie zur Masse der Korper beitrage B 5 Wie spater bemerkt wurde liegt die Wurzel des Problems im 4 3 Faktor der elektromagnetischen Ruhemasse also mem 4 3 Eem c2 wenn diese aus den Abraham Lorentz Gleichungen abgeleitet wird Wird sie jedoch von der elektrostatischen Energie der Elektronen abgeleitet ergibt sich eine Masse von mes Eem c2 ohne den Faktor Dieser Widerspruch wird durch die nicht elektromagnetische Energie Ep der Poincare Spannungen aufgelost wodurch sich die Gesamtenergie der Elektronen Etot ergibt E t o t c 2 E e m E p c 2 E e m E e m 3 c 2 4 3 E e m c 2 4 3 m e s m e m displaystyle frac E mathrm tot c 2 frac E mathrm em E mathrm p c 2 frac E mathrm em frac E mathrm em 3 c 2 frac 4 3 frac E mathrm em c 2 frac 4 3 m mathrm es m mathrm em nbsp Folglich ist der fehlende 4 3 Faktor wiederhergestellt wenn die Masse auf ihre elektromagnetische Energie bezogen wird was zu jener Zeit ublich war und er verschwindet wenn die Gesamtenergie berucksichtigt wird B 6 B 7 Tragheit der Energie und Strahlungsparadoxien BearbeitenStrahlungsdruck Bearbeiten Ein anderer Weg der benutzt wurde um eine Art Verbindung zwischen elektromagnetischer Energie und Masse herzustellen basierte auf dem Konzept des Strahlungsdrucks Dieser Druck bzw das Vorhandensein von Spannungen im elektromagnetischen Feld wurde von James Clerk Maxwell 1874 und Adolfo Bartoli 1876 abgeleitet Auch Lorentz 1895 22 konnte zeigen dass diese maxwellschen Spannungen aus seiner Theorie des ruhenden Athers folgen Allerdings ergab sich dabei das Problem dass Korper durch diese Spannungen bewegt werden konnen jedoch konnen sie nicht auf den ruhenden Ather zuruckwirken da letzterer definitionsgemass absolut unbeweglich war Folglich war in Lorentz Theorie das Prinzip von actio und reactio verletzt was von Lorentz durchaus akzeptiert wurde Er erklarte auch dass man in einem ruhenden Ather nur von fiktiven Spannungen sprechen konne und folglich seien sie nur mathematische Modelle zur Erleichterung der Beschreibung elektrodynamischer Wechselwirkungen Masse des fiktiven elektromagnetischen Fluids Bearbeiten 1900 23 untersuchte Poincare diesen Konflikt zwischen dem Reaktionsprinzip und der lorentzschen Theorie Er fand heraus dass das Prinzip von der Erhaltung der Schwerpunktsbewegung eines materiellen Systems sofern elektromagnetische Felder bzw Strahlung vorhanden sind aufgrund der Verletzung des Reaktionsprinzips nicht mehr gultig ist Um dies zu vermeiden leitete er aus den maxwellschen Spannungen bzw dem Poynting Vektor das Vorhandensein eines elektromagnetischen Impulses in den elektromagnetischen Feldern ab ein solcher Impuls wurde bereits 1893 von Thomson in einer allerdings umstandlicheren Art und Weise abgeleitet 4 Daraus schloss er dass sich die elektromagnetische Feldenergie wie ein fiktives Fluid fluide fictif verhalt dem eine Masse von Eem c2 also mem Eem c2 zugeschrieben werden kann Wenn nun das Schwerpunktsystem als zusammengesetzt aus der Masse der Materie und der Masse des fiktiven Fluids betrachtet wird und wenn das fiktive Fluid als unzerstorbar angesehen wird es wird also weder emittiert noch absorbiert dann bleibt die Schwerpunktsbewegung gleichformig Diese Losung war jedoch unzureichend fur den Fall wenn die elektromagnetische Energie in andere Energieformen umgewandelt bzw absorbiert wird Dies hatte zur Folge dass das damit verbundene Fluid zerstort wird was fur Poincare der Grund ist wieso diese Fluid bzw ihr Impuls und Masse eben nur als fiktiv anzusehen ist Eine einfache Losung dieses Problems ware gewesen wie es spater Einstein getan hatte anzunehmen dass die Masse der elektromagnetischen Energie bei der Absorption direkt in die Materie ubergeht und deren Masse folglich zu oder abnimmt wahrend des Emissions bzw Absorptionsprozesses Doch dies wurde von Poincare nicht in Betracht gezogen sondern er erfand ein weiteres fiktives nicht elektromagnetisches Fluid Dieses befindet sich unbeweglich an jedem Ort im Raum und besitzt ebenfalls eine fiktive Masse proportional zu ihrer Energie Wenn nun das fiktive elektromagnetische Fluid zerstort wurde ubertragt es seine Energie und Masse auf das nicht elektromagnetische Fluid und zwar unter der Bedingung dass diese Masse genau an diesem Ort verbleibt und nicht mit der Materie mitgenommen wird Poincare fugte hinzu dass man nicht zu sehr uber diese Annahmen verwundert sein soll da es sich nur um mathematische Fiktionen handle Wird nun die Masse der Materie und die Masse der beiden Fluida elektromagnetisch und nicht elektromagnetisch zusammen berucksichtigt bleibt auch hier die Schwerpunktsbewegung gleichformig Die daraus folgende Tatsache dass im Falle von Emission bzw Absorption die Schwerpunktsbewegung des Systems bestehend aus der Masse der Materie und des elektromagnetischen Fluids nicht mehr gleichformig ist denn die Auswirkungen des nicht elektromagnetischen Fluids sind experimentell nicht zuganglich fuhrte Poincare zu folgendem Strahlungsparadoxon Wenn ein Strahl in eine bestimmte Richtung emittiert wird erleidet der Korper einen Ruckstoss aufgrund des Impulses des Strahls Poincare fuhrte nun eine Lorentz Transformation fur geringe Geschwindigkeiten in ein relativ dazu bewegtes System durch Er bemerkte dass zwar die Energieerhaltung aufrechtbleibt jedoch der Impulserhaltungssatz ist verletzt was die Moglichkeit der Konstruktion eines Perpetuum mobile ergab was Poincare sehr problematisch fand Er musste also annehmen dass eine zusatzliche Kompensationskraft existiert die diesen Effekt ausgleicht Hatte er wie Einstein angenommen dass die Masse von der Materie selbst aufgenommen bzw abgegeben wird wurde dieses Problem nicht bestehen s w u B 8 B 9 Poincare griff dieses Thema 1904 wieder auf 24 25 Dieses Mal verwarf er die Losung dass Bewegungen im Ather die Bewegungen der Materie kompensieren konnen denn diese waren experimentell nicht feststellbar und somit wissenschaftlich unbrauchbar Er verwarf auch das Konzept dass Energie mit Masse verknupft ist und schrieb im Zusammenhang mit dem Ruckstoss wahrend der Strahlungsemission Der Apparat wird zuruckweichen als ob er eine Kanone und die Energie die er ausgestrahlt hat eine Kugel ware und dies widerspricht dem Newtonschen Prinzip weil unser Geschoss hier keine Masse hat es ist keine Materie es ist Energie Impuls und Hohlraumstrahlung Bearbeiten Poincares ursprungliche Idee einer Verbindung vom Impuls und Masse mit elektromagnetischer Strahlung erwies sich jedoch als durchaus korrekt Abraham erweiterte Poincares Formalismus und fuhrte das Konzept des elektromagnetischen Impulses ein dessen Felddichte Eem c pro cm und Eem c2 pro cm betrug Im Gegensatz zu Lorentz und Poincare fasste er dies als reale und nicht als fiktive Grosse auf wodurch Impulserhaltung garantiert ist 6 In diesem Zusammenhang erfolgten auch die Arbeiten Friedrich Hasenohrls 1904 Er studierte die Auswirkungen der Hohlraumstrahlung und errechnete dass sie die Masse von bewegten Korpern erhoht 26 Er leitete die Formel mem 8 3 Eem c2 fur die scheinbare Masse aufgrund von Strahlung und Temperatur ab d h durch elektromagnetischer Strahlung kann Masse von einem Korper auf den anderen ubertragen werden Abraham und er selbst korrigierten dies 1905 indem sie den 8 3 Faktor durch den 4 3 Faktor ersetzten wodurch sie also dieselbe Formel erhielten wie fur die elektromagnetische Masse 27 B 10 Moderne Sicht BearbeitenAquivalenz von Masse und Energie Bearbeiten Hauptartikel Aquivalenz von Masse und Energie Die Idee dass das Verhaltnis von Masse Energie Geschwindigkeit Impuls durch Betrachtungen zur dynamischen Struktur der Materie bestimmt werden muss wurde gegenstandslos durch Albert Einstein als dieser 1905 die Aquivalenz von Masse und Energie aus der speziellen Relativitatstheorie ableitete 28 29 30 Aus ihr folgt dass alle Formen von Energie zur Masse eines Korpers beitragen gemass E c2 B 2 Im Gegensatz zur Annahme Poincare wird daher durch Absorption oder Emission von Energie die Masse des absorbierenden Korpers selbst erhoht oder verringert wodurch Poincares Strahlungsparadoxon aufgelost wird B 9 Uberdies musste die Idee dass die Gravitation elektromagnetischen Ursprungs ist mit der Entwicklung der allgemeinen Relativitatstheorie aufgegeben werden Jede Theorie welche die dynamischen Zusammenhange der Masse eines Korpers behandelt muss daher von vorneherein nach relativistischen Gesichtspunkten formuliert werden Dies ist der Fall bei der derzeit gultigen quantenfeldtheoretischen Erklarung der Masse von Elementarteilchen im Rahmen des Standardmodells dem Higgs Mechanismus Aufgrund dieses Mechanismus ist auch die Annahme dass die Masse aller Korpers vollstandig durch dynamischen Wechselwirkungen mit elektromagnetischen Feldern bestimmt ist nicht mehr relevant Relativistische Masse Bearbeiten Die Konzepte der longitudinalen und transversalen Masse aquivalent mit denen von Lorentz wurden auch von Einstein in seinen ersten Arbeiten zur Relativitatstheorie benutzt 28 Hier gelten diese jedoch fur die gesamte Masse nicht nur fur den elektromagnetischen Teil Tolman 1912 zeigte jedoch dass die damit zusammenhangende Definition von Masse als Quotient von Kraft und Beschleunigung unvorteilhaft ist 31 Wird stattdessen F d p d t displaystyle vec F mathrm d vec p mathrm d t nbsp benutzt verschwinden die richtungsabhangigen Terme und es ergibt sich die relativistische Masse M m 0 1 v 2 c 2 m 0 E c 2 displaystyle M frac m 0 sqrt 1 frac v 2 c 2 qquad m 0 frac E c 2 nbsp Dieses Konzept wird in manchen Physiklehrbuchern bis heute verwendet Viele bezeichnen es allerdings als uberholt und sprechen nur noch von der invarianten Masse welche dem alteren Begriff der Ruhemasse entspricht Die Auswirkungen grosserer Geschwindigkeiten werden stattdessen mittels der relativistischen Energie und des Impulses beschrieben Selbstenergie Bearbeiten In Spezialfallen wenn es um Fragen der Selbstenergie oder Selbstkraft von geladenen Teilchen geht ist weiterhin die Verwendung einer effektiven elektromagnetischen Masse sinnvoll nicht mehr als Erklarung fur die gesamte Masse der Materie sondern als Erganzung zur gewohnlichen Masse Dabei werden und wurden immer wieder Varianten und Abanderungen der Abraham Lorentz Gleichungen vorgeschlagen um beispielsweise das 4 3 Problem zu losen s nachsten Abschnitt Dies steht auch im Zusammenhang mit der Renormierung im Rahmen von Quantenmechanik und Quantenfeldtheorie Quantenphysikalische Konzepte mussen berucksichtigt werden wenn das Elektron als physikalisch punktformig angesehen wird Fur grossere Abstande kommen die klassischen Konzepte wieder ins Spiel B 11 Eine Ableitung der elektromagnetischen Selbstkrafte wurde beispielsweise durch Gralla et al 2009 gegeben welche auch den Beitrag der Selbstkraft zur Masse der Korper beinhaltet 32 4 3 Problem Bearbeiten Max von Laue 1911 33 benutzte ebenfalls die Abraham Lorentz Bewegungsgleichungen in seiner Weiterentwicklung der speziell relativistischen Dynamik wodurch auch hier der 4 3 Faktor auftritt wenn die elektromagnetische Masse aus dem Selbstfeld eines geladenen kugelformigen Elektrons berechnet wird Dies steht nun im Widerspruch zur Aquivalenzformel welche die Beziehung mem Eem c2 ohne den 4 3 Faktor verlangt ansonsten wurde der Viererimpuls nicht mehr korrekt als Vierervektor transformiert werden Laue fand nun eine Losung welche aquivalent zu Poincares Einfuhrung eines nicht elektromagnetischen Potentials war Poincare Spannungen jedoch konnte er ihre tiefere relativistische Bedeutung aufzeigen da er Minkowskis Raumzeitformalismus weiter entwickelte Laues Formalismus erforderte dass zusatzliche Komponenten und Krafte auftreten sodass raumlich ausgedehnte Systeme immer ein geschlossenes System bilden wo elektromagnetische und nicht elektromagnetische Energien kombiniert sind Obwohl also in der elektromagnetischen Masse weiterhin ein 4 3 Faktor auftritt verschwindet er wenn das gesamte System berucksichtigt wird was letztendlich den Zusammenhang mtot Etot c2 ergibt B 6 B 7 Alternative Losungen fanden Enrico Fermi 1922 34 Paul Dirac 1938 35 Fritz Rohrlich 1960 36 oder Julian Schwinger 1983 37 Sie zeigten dass die vorangehenden Definitionen des Viererimpulses in Verbindung mit den Abraham Lorentz Gleichungen von vorneherein nicht Lorentz kovariant waren und setzten an ihre Stelle eine Formulierung wodurch die elektromagnetische Masse einfach als mem Eem c2 geschrieben werden kann und der 4 3 Faktor uberhaupt nicht aufscheint Jeder Teil des Systems egal ob geschlossen oder nicht kann als Vierervektor transformiert werden Dadurch konnte gezeigt werden dass die Stabilitat der Elektronen und das 4 3 Problem entgegen fruheren Anschauungen nicht miteinander verknupft waren Trotzdem sind sofern das Elektron als ausgedehntes kugelformiges Objekt angesehen wird ahnliche Mechanismen wie die Poincare Spannungen notig um die Stabilitat der Elektronen aufrechtzuerhalten In der Fermi Rohrlich Definition ist dies jedoch nur mehr ein dynamisches Problem und hat nichts mehr mit den Transformationseigenschaften des Systems zu tun B 5 Siehe auch BearbeitenGeschichte der speziellen RelativitatstheorieEinzelnachweise BearbeitenSekundarquellen Feynman Ch 28 a b Pais S 155 159 Miller S 45 47 102 103 Miller 1981 334 352 a b Janssen Mecklenburg 2007 a b Miller 1981 382 383 a b Janssen Mecklenburg 2007 S 32 40 Miller 1981 41ff a b Darrigol 2005 18 21 Miller 1981 359 360 Rohrlich 1997 Olivier Darrigol The Genesis of the theory of relativity In Seminaire Poincare 1 Jahrgang 2005 S 1 22 bourbaphy fr PDF R P Feynman The Feynman Lectures on Physics Band 2 Addison Wesley Longman Reading 1970 ISBN 0 201 02115 3 Electromagnetic mass Michel Janssen Matthew Mecklenburg Interactions Mathematics Physics and Philosophy Hrsg V F Hendricks et al Springer Dordrecht 2007 From classical to relativistic mechanics Electromagnetic models of the electron S 65 134 Arthur I Miller Albert Einstein s special theory of relativity Emergence 1905 and early interpretation 1905 1911 Addison Wesley Reading 1981 ISBN 0 201 04679 2 Abraham Pais Subtle is the Lord The Science and the Life of Albert Einstein Oxford University Press New York 1982 ISBN 0 19 520438 7 Electromagnetic Mass The First Century F Rohrlich The dynamics of a charged sphere and the electron In American Journal of Physics 85 Jahrgang Nr 11 1997 S 1051 1056 doi 10 1119 1 18719 F Rohrlich Classical charged particles 3 Auflage World Scientific Singapore 2007 ISBN 981 270 004 8 Primarquellen George Gabriel Stokes On some cases of fluid motion In Transactions of the Cambridge Philosophical Society 8 Jahrgang Nr 1 1844 S 105 137 archive org Thomson Joseph John On the Electric and Magnetic Effects produced by the Motion of Electrified Bodies In Philosophical Magazine 11 Jahrgang Nr 68 1881 S 229 249 Oliver Heaviside On the Electromagnetic Effects due to the Motion of Electrification through a Dielectric In Philosophical Magazine 27 Jahrgang Nr 167 1889 S 324 339 a b c Joseph John Thomson Notes on recent researches in electricity and magnetism Clarendon Press Oxford 1893 a b George Frederick Charles Searle On the Steady Motion of an Electrified Ellipsoid In Philosophical Magazine 44 Jahrgang Nr 269 1897 S 329 341 a b c d e Abraham Max Prinzipien der Dynamik des Elektrons In Annalen der Physik 315 Jahrgang Nr 1 1903 S 105 179 doi 10 1002 andp 19023150105 bibcode 1902AnP 315 105A Hendrik Antoon Lorentz La Theorie electromagnetique de Maxwell et son application aux corps mouvants In Archives neerlandaises des sciences exactes et naturelles 25 Jahrgang 1892 S 363 552 archive org a b Hendrik Antoon Lorentz Das Relativitatsprinzip Eine Sammlung von Abhandlungen Hrsg Otto Blumenthal Arnold Sommerfeld 1913 Elektromagnetische Erscheinungen in einem System das sich mit beliebiger die des Lichtes nicht erreichender Geschwindigkeit bewegt S 6 26 a b Wilhelm Wien Uber die Moglichkeit einer elektromagnetischen Begrundung der Mechanik In Annalen der Physik 310 Jahrgang Nr 7 1900 S 501 513 doi 10 1002 andp 19013100703 enri Poincare Das Ende der Materie In Athenaeum 1906 When in the limitv c the increase in mass is infinite thus a charged sphere moving with the velocity of light behaves as if its mass were infinite its velocity therefore will remain constant in other words it is impossible to increase the velocity of a charged body moving through the dielectric beyond that of light whenv cthe energy becomes infinite so that it would seem to be impossible to make a charged body move at a greater speed than that of light a b Kaufmann Walter Die elektromagnetische Masse des Elektrons In Physikalische Zeitschrift 4 Jahrgang 1b 1902 S 54 56 Hendrik Antoon Lorentz Simplified Theory of Electrical and Optical Phenomena in Moving Systems In Proceedings of the Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences 1 Jahrgang 1899 S 427 442 A H Bucherer Mathematische Einfuhrung in die Elektronentheorie Teubner Leipzig 1904 Online Walter Kaufmann Uber die Konstitution des Elektrons In Sitzungsberichte der Koniglich Preussischen Akademie der Wissenschaften 45 Jahrgang 1905 S 949 956 Walter Kaufmann Uber die Konstitution des Elektrons In Annalen der Physik 324 Jahrgang Nr 3 1906 S 487 553 Max Abraham Die Grundhypothesen der Elektronentheorie In Physikalische Zeitschrift 5 Jahrgang 1904 S 576 579 Theorie der Elektrizitat Elektromagnetische Theorie der Strahlung Teubner Leipzig 1905 S 201 208 Online Henri Poincare Sur la dynamique de l electron In Comptes rendus hebdomadaires des seances de l Academie des sciences 140 Jahrgang 1905 S 1504 1508 Siehe auch deutsche Ubersetzung archive org Henri Poincare Sur la dynamique de l electron In Rendiconti del Circolo matematico di Palermo 21 Jahrgang 1906 S 129 176 Siehe auch deutsche Ubersetzung archive org Hendrik Antoon Lorentz Versuch einer Theorie der electrischen und optischen Erscheinungen in bewegten Korpern E J Brill Leiden 1895 Henri Poincare La theorie de Lorentz et le principe de reaction In Archives neerlandaises des sciences exactes et naturelles 5 Jahrgang 1900 S 252 278 Siehe auch deutsche Ubersetzung archive org Henri Poincare Der Wert der Wissenschaft Kap 7 9 B G Teubner Leipzig 1906 Der gegenwartige Zustand und die Zukunft der mathematischen Physik S 129 159 Henri Poincare Wissenschaft und Methode Xenomos Berlin 2003 ISBN 3 936532 31 1 Friedrich Hasenohrl Zur Theorie der Strahlung in bewegten Korpern In Annalen der Physik 320 Jahrgang Nr 12 1904 S 344 370 doi 10 1002 andp 19043201206 bibcode 1904AnP 320 344H Friedrich Hasenohrl Zur Theorie der Strahlung in bewegten Korpern Berichtigung In Annalen der Physik 321 Jahrgang Nr 3 1905 S 589 592 doi 10 1002 andp 19053210312 bibcode 1905AnP 321 589H a b Albert Einstein Zur Elektrodynamik bewegter Korper In Annalen der Physik 322 Jahrgang Nr 10 1905 S 891 921 doi 10 1002 andp 19053221004 bibcode 1905AnP 322 891E Albert Einstein Ist die Tragheit eines Korpers von seinem Energieinhalt abhangig In Annalen der Physik 323 Jahrgang Nr 13 1905 S 639 643 doi 10 1002 andp 19053231314 bibcode 1905AnP 323 639E Albert Einstein Das Prinzip von der Erhaltung der Schwerpunktsbewegung und die Tragheit der Energie In Annalen der Physik 325 Jahrgang Nr 8 1906 S 627 633 doi 10 1002 andp 19063250814 bibcode 1906AnP 325 627E R Tolman Non Newtonian Mechanics The Mass of a Moving Body In Philosophical Magazine 23 Jahrgang 1912 S 375 380 Samuel E Gralla Abraham I Harte Robert M Wald Rigorous derivation of electromagnetic self force In Physical Review D 80 Jahrgang Nr 2 2009 S 024031 doi 10 1103 PhysRevD 80 024031 arxiv 0905 2391 Max von Laue Das Relativitatsprinzip Vieweg Braunschweig 1911 Online Enrico Fermi Uber einen Widerspruch zwischen der elektrodynamischen und relativistischen Theorie der elektromagnetischen Masse In Physikalische Zeitschrift 23 Jahrgang 1922 S 340 344 Paul Dirac Classical Theory of Radiating Electrons In Proceedings of the Royal Society of London A 167 Jahrgang Nr 929 1938 S 148 169 doi 10 1098 rspa 1938 0124 bnf fr Fritz Rohrlich Self Energy and Stability of the Classical Electron In American Journal of Physics 28 Jahrgang Nr 7 1960 S 639 643 doi 10 1119 1 1935924 Julian Schwinger Electromagnetic mass revisited In Foundations of Physics 13 Jahrgang Nr 3 1983 S 373 383 doi 10 1007 BF01906185 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elektromagnetische Masse amp oldid 237203140