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Oliver Heaviside 18 Mai 1850 in London 3 Februar 1925 in Homefield bei Torquay war ein britischer Mathematiker und Physiker Er lieferte wesentliche Beitrage zur Entwicklung der Theorie des Elektromagnetismus Oliver Heaviside Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Zitat 4 Trivia 5 Veroffentlichungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenLeben BearbeitenHeaviside wuchs in London auf Sein Vater stellte Holzschnitte und Aquarelle her In fruher Jugend erkrankte Heaviside an Scharlach und die nachgebliebene Schwerhorigkeit machte den kleingewachsenen rothaarigen Heaviside bei seinen Mitschulern zum Aussenseiter Trotz guter schulischer Leistungen verliess er mit 16 Jahren die Schule um Telegraphist zu werden Dabei unterstutzte ihn sein Onkel Charles Wheatstone ein Physiker und einer der Erfinder der Telegraphie Heaviside lernte Deutsch und Danisch und erlernte ab 1868 in Fredericia in Danemark den Beruf des Telegraphen Ab 1870 war er wieder in England wo er es in Newcastle schnell zum Chef Telegraphisten der Great Northern Telegraphe Company brachte Ab 1872 publizierte er Aufsatze auch uber Elektrizitatslehre die auch die Aufmerksamkeit von James Clerk Maxwell erregte er sollte sie spater in der zweiten Auflage seines Hauptwerks Treatise on Electricity and Magnetism erwahnen nbsp Grabstatte in PaigntonHeaviside war von Maxwells Werk fasziniert Im Jahr 1874 gab er seinen Beruf auf und zog zu seinen Eltern nach London um sich ganz dem Studium der Elektrizitatslehre zu widmen Seine mathematischen Kenntnisse musste er sich autodidaktisch aneignen in der Schule war ihm die Mathematik durch den damals ublichen pedantischen Euklid Unterricht verleidet worden Er brauchte Jahre um tiefer in Maxwells Werk einzudringen Dabei ging er letztendlich dazu uber seine eigenen mathematischen Methoden zu entwickeln die seiner Zeit weit voraus waren und die elektromagnetische Theorie und die Behandlung von Schwingkreisen stark vereinfachten Ab 1882 veroffentlichte er regelmassig in der Zeitschrift The Electrician Finanziell wurde er von seinem Bruder unterstutzt aber auch fuhrende Wissenschaftler unterstutzten ihn Er erhielt zuletzt ab 1896 eine Pension und Angebote zur finanziellen Unterstutzung zum Beispiel von US amerikanischen Elektrizitatsgesellschaften der Royal Society oder franzosischen Ingenieuren die er aber haufig aus Stolz ablehnte Gleichwohl war er standig in Finanznot unter anderem wegen seiner Gewohnheit sein Haus den ganzen Winter auf hohe Zimmertemperaturen zu heizen die ihm einige der hochsten privaten Gasrechnungen der Grafschaft einbrachten Er verbrauchte so viel wie zwanzig normale Haushalte 1 Der Physiker Lord Kelvin erkannte ihn als Autoritat auf seinem Gebiet an auch offentlich in der Presidential Adress 1889 fur die Institution of Electric Engineers ebenso Physiker wie Oliver Lodge und George Francis FitzGerald Heaviside korrespondierte mit Heinrich Hertz und wurde 1891 in die Royal Society gewahlt 1899 in die American Academy of Arts and Sciences Im Jahre 1905 erhielt er auch einen Ehrendoktorgrad der Universitat Gottingen Er wurde Ehrenmitglied der Institution of Electrical Engineers 1908 des American Institute of Electrical Engineers 1918 erhielt 1921 die Faraday Medal und wurde 1912 fur den Nobelpreis nominiert Er sollte auch 1904 die Hughes Medal der Royal Society erhalten lehnte aber ab Heaviside lebte lange mit seinen Eltern die ab 1889 mit ihm in Paignton wohnten uber dem Musikladen seines Bruders Im Jahre 1894 starb seine Mutter und er zog 1897 nach dem Tod des Vaters nach Newton Abbott und 1908 nach Torquay in die Nahe seines Bruders Dort teilte er ein Haus mit Mary Way der Schwagerin seines Bruders und unterstutzte sie bei den Hypothekenzahlungen Das Haus ging 1911 in seinen Besitz uber Er kommandierte Way jedoch derart herum dass sie 1916 auszog 2 Er heiratete nie und wurde ein immer exzentrischerer Einsiedler Viele der uber ihn umlaufenden Geschichten waren aber nur Mythen teilweise befordert durch seinen skurrilen Humor er machte sich zum Beispiel einen Spass daraus mit dem enigmatischen W O R M hinter seinem Namen zu unterschreiben 3 Heaviside liegt in Paignton begraben neben seinen Eltern Werk BearbeitenHeaviside war massgeblich an der Einfuhrung der Vektoren und der Vektoranalysis beteiligt wie gleichzeitig in den USA Josiah Willard Gibbs der Heavisides Methoden aber ablehnte und ihn mehrmals in Nature angriff Er vereinfachte die fur die Elektrodynamik grundlegenden Maxwellgleichungen 1884 stark und brachte sie auf die heute bekannte Form Heaviside entdeckte auch unabhangig den Poyntingvektor Die Vektormethoden setzten sich ab etwa 1910 durch und verdrangten die auch in England in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts sehr beliebten Quaternionen von William Rowan Hamilton und dessen schottischen Protagonisten Peter Guthrie Tait Auch fur die Analyse elektrischer Schwingkreise und Schaltungen fuhrte er die heute weit verbreiteten Methoden ein und pragte viele Begriffe wie Impedanz oder Induktivitat Er war einer der ersten die dazu komplexe Zahlen verwendeten Fur die Losung der dabei vorkommenden Differentialgleichungen entwickelte er von 1880 bis 1887 seinen Operatorkalkul operational calculus der aus der Differentialgleichung eine algebraische Gleichung machte und die Laplace Transformation vorwegnahm wie Mathematiker spater erkannten Sein Operatorkalkul stiess bei zeitgenossischen Mathematikern auf Misstrauen wie im 20 Jahrhundert die Methoden seines Landsmanns Paul Dirac wurde aber spater durch die Arbeiten von Bromwich und Norbert Wiener gerechtfertigt Erst gut 65 Jahre spater wurde sein Operatorkalkul von Jan Mikusinski mathematisch exakt begrundet Die nach ihm benannte Heavisidesche Sprungfunktion verwendete er zur Untersuchung von Pulsen in elektrischen Leitungen und auch die fur die Ausbreitung von Signalen in Telegraphenleitungen massgebliche Leitungsgleichung wurde von ihm aufgestellt 1880 erforschte er den Skin Effekt in Telegrafenleitungen und erhielt in England ein Patent auf das Koaxialkabel Heaviside erkannte auch als Erster die Notwendigkeit fur eine verzerrungsfreie Ubertragung in regelmassigen Abstanden Induktionsspulen an den Telegraphenleitungen anzuordnen was mathematisch in der Heaviside Bedingung formuliert ist In England konnte er sich damit nicht durchsetzen da er mit William Henry Preece dem technischen Leiter des britischen General Post Office verfeindet war In den USA hingegen studierten AT amp T Ingenieure seine Arbeiten genau und meldeten sie unter eigenem Namen zum Patent an Mihajlo Pupin 1900 Pupin sorgte dafur dass sein Name fur die Erfindung stand und machte damit ein Vermogen Heaviside wurde zwar ein finanzieller Ausgleich angeboten den er aber trotz seiner finanziellen Engpasse ablehnte Er wollte die volle Anerkennung Norbert Wiener wurdigte Heavisides Verdienste in seiner Novelle The Tempter 4 und prangerte darin AT amp T Williams Controls Company genannt und Mihajlo Pupin Diego Dominguez genannt an sich die Erfindungen zur verzerrungsfreien Ubertragung aus wirtschaftlichem Eigennutz widerrrechtlich angeeignet zu haben 5 Im Jahr 1902 sagte Heaviside die Existenz der Kennelly Heaviside Schicht in der Ionosphare vorher an der sich Radiowellen reflektieren lassen und die so eine weltweite Ausbreitung ermoglicht experimentell sollte sie erst 1923 nachgewiesen werden Er untersuchte 1888 89 das Feld bewegter Ladungen was George Francis FitzGerald zu seinen Arbeiten im Vorfeld der speziellen Relativitatstheorie anregte Fitzgerald Lorentz Kontraktion Dabei untersuchte er auch den Ubergang in dichtere Medien wobei er die Tscherenkov Strahlung vorwegnahm in Band III seiner Electromagnetic Theory von 1912 Heaviside untersuchte um dieselbe Zeit auch die elektromagnetische Masse die er fur ebenso real hielt wie die der gewohnlichen Materie Fur das elektrische Analogon zum Permanentmagneten fuhrte Heaviside den Begriff Elektret ein Nach ihm ist auch das vor allem in der Teilchenphysik gebrauchliche Heaviside Lorentz Einheitensystem benannt an dessen Entwicklung er massgeblich beteiligt war Nach ihm sind ein Mondkrater 6 und ein Marskrater 7 benannt Zitat Bearbeiten Die Mathematik ist eine experimentelle Wissenschaft und Definitionen waren nicht zuerst da sondern entstanden erst spater 8 Trivia BearbeitenDie unter anderem nach Heaviside benannte Kennelly Heaviside Schicht wurde von T S Eliot in seinem Gedicht The Journey To The Heaviside Layer aufgegriffen das im Musical Cats vertont wurde Veroffentlichungen BearbeitenElectromagnetic induction and its propagation The Electrician 1885 1886 and 1887 Electrical Papers 1887 The Electro magnetic Effects of a Moving charge Electrician 1888 On the Electro magnetic Effects due to the Motion of Electrification through a Dielectric Phil Mag S 5 vol 27 1889 p 324 1889 On the Forces Stresses and Fluxes of Energy in the Electromagnetic Field Philosophical Transactions of the Royal Society London 1892 A gravitational and electromagnetic analogy Memento vom 30 April 2008 imInternet Archive The Electrician 1893 Electromagnetic Theory Volume I The Electrician Printing and Publishing Company London 1898 Reprint ISBN 978 1 4400 8252 8 Online Electromagnetic Theory Volume II The Electrician Printing and Publishing Company London 1899 Reprint ISBN 978 1 4400 8877 3 Online Electromagnetic Theory Volume III The Electrician Printing and Publishing Company London 1912 Reprint ISBN 978 1 4400 8253 5 OnlineLiteratur BearbeitenH Josephs Oliver Heaviside a biography London 1963 Jed Z Buchwald Oliver Heaviside Maxwell s Apostle and Maxwellian Apostate Centaurus Band 28 1985 288 330 G Searle Oliver Heaviside the man St Albans 1987 P J Nahin Oliver Heaviside Sage in solitude the life work and times of an electrical genius of the Victorian age New York 1988 2002 I Yavetz From Obscurity to Enigma The Work of Oliver Heaviside 1872 1889 Basel 1995 Basil Mahon Oliver Heaviside Maverick mastermind of electricity The Institution of Engineering and Technology London 2009 K Jager F Heilbronner Hrsg Lexikon der Elektrotechniker VDE Verlag 2 Auflage von 2010 Berlin Offenbach ISBN 978 3 8007 2903 6 S 184 185 Charles Susskind Heaviside Oliver In Charles Coulston Gillispie Hrsg Dictionary of Scientific Biography Band 6 Jean Hachette Joseph Hyrtl Charles Scribner s Sons New York 1972 S 211 212 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Oliver Heaviside Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Oliver Heaviside Quellen und Volltexte englisch Literatur von und uber Oliver Heaviside im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek John J O Connor Edmund F Robertson Oliver Heaviside In MacTutor History of Mathematics archive Anmerkungen Bearbeiten Mahon Oliver Heaviside 2009 S 132 Bruce Hunt Oliver Heaviside A first rate oddity In Physics Today Volume 65 Nr 11 1 November 2012 S 48 54 doi 10 1063 PT 3 1788 Mahon Oliver Heaviside 2009 S 133 Norbert Wiener The Tempter Random House New York 1959 englisch 242 S Leone Montagnini Harmonies of Disorder Norbert Wiener A Mathematician Philosopher of Our Time Springer Cham Schweiz 2017 ISBN 978 3 319 84455 8 S 249 252 englisch Oliver Heaviside im Gazetteer of Planetary Nomenclature der IAU WGPSN USGS Oliver Heaviside im Gazetteer of Planetary Nomenclature der IAU WGPSN USGS Mathematics is an experimental science and definitions do not come first but later on Heaviside On operators in physical mathematics II Proceedings of the Royal Society of London Bd 54 1893 S 121Normdaten Person GND 118901192 lobid OGND AKS LCCN n85318513 NDL 001107978 VIAF 12382540 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heaviside OliverKURZBESCHREIBUNG britischer Mathematiker und PhysikerGEBURTSDATUM 18 Mai 1850GEBURTSORT LondonSTERBEDATUM 3 Februar 1925STERBEORT Homefield bei Torquay Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oliver Heaviside amp oldid 234313942