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Dewindtit ist ein seltenes Mineral aus der Mineralklasse der Phosphate Arsenate und Vanadate Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb3 UO2 3 O OH PO4 2 2 12H2O 2 und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Blei Uranyl Phosphat mit zusatzlichen Sauerstoff und Hydroxidionen Dewindtitgelber Dewindtit aus dem Kasolo Mine in der Demokratischen Republik KongoAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Dew 1 Andere Namen StasitChemische Formel Pb3 UO2 3 O OH PO4 2 2 12H2O 2 Mineralklasse und ggf Abteilung Phosphate Arsenate und VanadateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana 7 E 07 VII E 07 080 8 EC 10 42 09 08 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch dipyramidal 2 m 2 m 2 mRaumgruppe Bmmb Nr 63 Stellung 6 Vorlage Raumgruppe 63 6Gitterparameter a 16 03 A b 17 62 A c 14 61 A 2 Formeleinheiten Z 4 2 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 75 3 Dichte g cm3 gemessen 5 03 berechnet 5 12Spaltbarkeit Vollkommen an 100 Bruch Tenazitat sprodeFarbe kanariengelb teilweise mit grunstichStrichfarbe helles gelbTransparenz halbtransparentGlanz Harz bzw Wachsglanz 4 Radioaktivitat vorhandenKristalloptikBrechungsindizes na 1 760 bis 1 762nb 1 767 bis 1 768ng 1 768 bis 1 770 5 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V moderat bis gross 5 30 3 Pleochroismus X farblos Y Z goldgelb 5 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten loslich in SaurenBesondere Merkmale grune FluoreszenzDewindtit bildet tafelige Kristalle entlang 100 mit einer Grosse von bis zu 3 mm Die Kristalle sind feinkornig bis massiv Dewindtit hat eine gelbe Farbe Aufgrund seines Pleochroismus reicht die Farbe je nach Blickrichtung von farblos bis kanariengelb Das Mineral ist durchscheinend und zeigt auf den Oberflachen einen harz bis wachsahnlichen Glanz auf Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 5 1 Chemische Eigenschaften 5 2 Physikalische Eigenschaften 6 Bildung und Fundorte 7 Vorsichtsmassnahmen 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDas Mineral wurde 1922 von Alfred Schoep in einer Probe aus Katanga Demokratische Republik Kongo entdeckt und nach dem belgischen Geologen Dr Jean Dewindt benannt der im Tanganjikasee Kongo ertrunken war 4 Schoep entdeckte 1923 dass das Mineral identisch mit Stasit ist Der Status von Dewindtit war lange Zeit sehr unklar Es wurde auf Grundlage von Untersuchungen mit Rontgenstrahlen vermutet dass Mineral ware eine Mischung aus Renardit und Phosphuranylit Zudem war auch die chemische Zusammensetzung nicht ganz klar so wurden als chemische Formeln z B auch Pb2 UO2 4 PO4 3 OH 3 7H2O angegeben basierend auf einer Analyse mit Rontgenstrahlen von Hogarth und Nuffield aus dem Jahr 1954 6 Die oben angegebene Formel wurde 1990 von Paul Piret Jacqueline Piret Meunier und Michel Deliens nach neueren Analysen mithilfe der Rontgendiffraktometrie neu definiert und entspricht wenn auch in etwas anderer Schreibweise H2Pb3 UO2 6O4 PO4 4 12H2O der aktuell 2015 von der International Mineralogical Association IMA verwendeten Formel 7 Das Typmaterial wird im Koniglichen Museum fur Zentral Afrika in Tervuren Belgien Katalog Nr RGM6433 und im Naturkundemuseum Paris Katalog Nr 122 106 aufbewahrt 5 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten aber teilweise noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Dewindtit zur Mineralklasse der Phosphate Arsenate und Vanadate und dort zur Abteilung der Uranylphosphate Arsenate und Uranylvanadate wo er zusammen mit Althupit Arsenovanmeersscheit Arsenuranylit Bergenit Dumontit Francoisit Ce Francoisit Nd Hugelit Kamitugait Kivuit Metavanmeersscheit Mundit Phosphuranylit Phuralumit Phurcalit Vanmeersscheit und Yingjiangit die unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VII E 07 bildete Die seit 2001 gultige und von der IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Dewindtit ebenfalls in die Abteilung der Uranylphosphate und Arsenate ein Diese ist jedoch weiter unterteilt nach dem Verhaltnis von Uranyl zu Anionen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung UO2 RO4 3 2 zu finden ist wo es mit Arsenuranylit Phosphuranylit und Yingjiangit in der Phosphuranylit Phurcalit Gruppe mit der Systemnummer 8 EC 10 ist Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Dewindtit in die Klasse der Phosphate Arsenate und Vanadate und dort in die Abteilung Wasserhaltige Phosphate etc mit Hydroxyl oder Halogen Nr 42 und dort in die Untergruppe mit A 3 XO4 2 Zq x H2O ein Hier ist er als einziges in der unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 42 09 08 zu finden Chemismus BearbeitenDewindtit besteht theoretisch das heisst in idealer Zusammensetzung aus 49 18 Uran 21 41 Blei 4 27 Phosphor 0 90 Wasserstoff und 24 24 Sauerstoff 8 Kristallstruktur BearbeitenDewindtit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Bmmb Raumgruppen Nr 63 Stellung 6 Vorlage Raumgruppe 63 6 mit den Gitterparametern a 16 03 A b 17 62 A und c 14 61 A und vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Eigenschaften BearbeitenChemische Eigenschaften Bearbeiten Dewindtit ist sehr gut loslich in Sauren 3 Physikalische Eigenschaften Bearbeiten Durch seinen Urangehalt von bis zu 49 18 8 ist das Mineral sehr stark radioaktiv Unter Berucksichtigung der naturlichen Zerfallsreihen bzw vorhandener Zerfallsprodukte wird die spezifische Aktivitat mit 88 04 kBq g 8 angegeben zum Vergleich naturliches Kalium 0 0312 kBq g Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen auch sind selektive An oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte moglich und andern die Aktivitat Unter kurz und langwelligem UV Licht zeigt Dewindtit eine grune Fluoreszenz 5 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Zitronengelbe nadelige Dewindtitkristalle aus Grury Frankreich Bildbreite ca 5 mm Dewindtit bildet sich als Sekundarmineral in der Oxidationszone von Uraninit oder anderen uranhaltigen Mineralien Es bildet Vergemeinschaftungen mit Torbernit Parsonsit Dumontit Uraninit Bergenit Autunit bariumhaltigem Uranophan Uranospharit und Wolsendorfit 5 Von Dewindtit sind 88 Fundorte bekannt Stand 2015 4 Die Typlokalitat von Dewindtit liegt in der Demokratischen Republik Kongo Neben der Typlokalitat ist es noch aus der Swambo Mine im Kongo bekannt In Deutschland sind neun Fundorte bekannt In Baden Wurttemberg im Schwarzwald gibt es eine Fundstelle bei Menzenschwand In Bayern sind drei Fundorte bekannt einmal im Fichtelgebirge ein zweiter in Wolsendorf und ein dritter in Zandt Auch in Rheinland Pfalz gibt es eine Fundstelle beim Ort Ellweiler im Landkreis Birkenfeld In Sachsen gibt es einen Fundort im Erzgebirge bei Schneeberg und zwei Fundorte im Vogtland Ein letzter deutscher Fundort befindet sich in Thuringen bei Wurzbach 4 In der Schweiz finden sich im Kanton Wallis zwei Fundorte Einmal bei Finhaut und einmal bei Les Marecottes 4 Erstaunlich viele Fundorte gibt es in Frankreich welches 30 Fundorte aufzeigen kann Sie liegen in den Regionen Auvergne Rhone Alpes Bretagne Bourgogne Franche Comte Okzitanien Nouvelle Aquitaine Pays de la Loire und Provence Alpes Cote d Azur 4 Die weiteren Fundorte liegen in Argentinien Australien Gabun Italien Kanada Kolumbien Madagaskar Portugal Slowenien Tadschikistan Tschechien dem Vereinigten Konigreich und den Vereinigten Staaten von Amerika 4 Vorsichtsmassnahmen BearbeitenAufgrund der Toxizitat und der starken Radioaktivitat des Minerals sollten Mineralproben vom Dewindtit nur in staub und strahlungsdichten Behaltern vor allem aber niemals in Wohn Schlaf und Arbeitsraumen aufbewahrt werden Ebenso sollte eine Aufnahme in den Korper Inkorporation Ingestion auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Korperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenC Palache H Berman C Frondel Dana s system of mineralogy 7 Auflage Band 2 1951 S 875 928 Clifford Frondel Systematic Mineralogy of Uranium and Thorium In U S Geological Survey Bulletin 1958 PDF D D Hogarth E W Nuffielt Studies of radioactive compounds VII Phosphuranylite and dewindtite In American Mineralogist Vol 39 1954 S 444 447 PDF Paul Piret Jacqueline Piret Meunier Michel Deliens Composition chimique et structure cristalline de la dewindtite Pb3 H UO2 3O2 PO4 2 2 12H2O In European Journal of Mineralogy Band 2 1990 S 399 405 doi 10 1127 ejm 2 3 0399 Franzosisch mit englischer Kurzbeschreibung Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dewindtite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Dewindtit Webmineral Dewindtit Database of Raman spectroscopy Dewindtit American Mineralogist Crystal Structure Database DewindtitEinzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 528 a b c Mineralienatlas Dewindtit a b c d e f g Mindat Dewindtit a b c d e f Dewindtite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 PDF 59 7 kB Clifford Frondel Systematic Mineralogy of Uranium and Thorium In U S Geological Survey Bulletin 1958 PDF IMA CNMNC List of Minerals Dezember 2014 englisch PDF a b c Webmineral Dewindtit Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dewindtit amp oldid 230424983