www.wikidata.de-de.nina.az
X Chromosom ist eine Bezeichnung fur ein Geschlechtschromosom Gonosom Es bewirkt standardmassig die Ausbildung des weiblichen Phanotyps Bei Arten mit dem XX XY System zur chromosomalen Geschlechtsbestimmung haben Weibchen zwei X Chromosomen sie sind daher bezuglich der Geschlechtschromosomen homozygot Mannchen mit einem X und einem Y Chromosom sind dagegen hemizygot Das XX XY System ist in verschiedenen Tiergruppen unabhangig voneinander entwickelt worden Es kommt bei Saugern einigen Insektenarten und einigen anderen Tiergruppen vor X Chromosomen treten auch beim XX X0 System auf Beim Fadenwurm Caenorhabditis elegans haben Hermaphroditen zwei X Chromosomen Mannchen dagegen nur ein X Chromosom und somit ein Chromosom weniger Schematische Karte Idiogramm des menschlichen X Chromosoms Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckungsgeschichte 2 Strategien zur Dosiskompensation 3 Entstehungsgeschichte bei Saugern 4 Bekannte Abschnitte auf dem menschlichen X Chromosom 5 Abweichungen der Geschlechtschromosomenzahl beim Menschen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksEntdeckungsgeschichte BearbeitenBei Untersuchungen zur Entwicklung der Spermien und der Eizellen der Feuerwanzen im Jahr 1891 stellte der Zoologe Hermann Henking fest dass 50 Prozent der Spermien eine mikroskopisch deutlich sichtbare Struktur mehr enthielten als die restlichen 50 Prozent Da er sich nicht sicher war ob es sich hierbei um Chromatin handelte benannte er die Struktur zunachst als X Faktor 1 Befruchtung einer Eizelle mit einem Spermium das diesen X Faktor enthielt hatte die Entwicklung eines Weibchens zur Folge Befruchtung der Eizelle mit einem Spermium ohne diesen X Faktor die Entwicklung eines Mannchens Dies waren die ersten wissenschaftlichen Hinweise auf eine genotypische Geschlechtsbestimmung Fast gleichzeitig zu Henking entdeckte der US amerikanische Zoologe Clarence Erwin McClung sein sogenanntes accessory chromosome das sich spater ebenfalls mit dem X Faktor bzw X Chromosom identifizieren liess Damit war um 1902 die Mitwirkung der X bzw Y Chromosomen bei der Entstehung des weiblichen bzw mannlichen Geschlechts entdeckt Zudem trugen die 1908 bis 1910 von Thomas Hunt Morgan durchgefuhrten Vererbungsversuche Kreuzungsversuch an der Taufliege Drosophila zur Kenntnis der geschlechtsbestimmenden Bedeutung des X Chromosoms bei 2 Strategien zur Dosiskompensation Bearbeiten nbsp Kern einer weiblichen Zelle aus Amnionflussigkeit Oben Darstellung beider X Chromosomen durch Fluoreszenz in situ Hybridisierung Unten Der gleiche Kern mit DAPI Farbung Das Barr Korperchen ist hier gut zu erkennen Pfeil und identifiziert das inaktive X Chromosom Xi Da das X Chromosom in weiblichen Zellen doppelt so oft vorkommt wie in mannlichen Zellen haben verschiedene Tiergruppen unterschiedliche Strategien zur Dosiskompensation entwickelt um in Zellen beider Geschlechter eine gleich hohe Menge an Proteinen zu erzeugen siehe auch Dosiskompensation im Artikel Geschlechtschromosom Beim Menschen wird hierzu in der fruhen Embryonalentwicklung eines der beiden X Chromosomen in weiblichen Zellen durch X Inaktivierung weitgehend stillgelegt und somit zum Barr Korperchen Entstehungsgeschichte bei Saugern BearbeitenX und Y Chromosom der Sauger sind vermutlich aus einem Paar gleichartiger Chromosomen entstanden indem das X Chromosom zunehmend kurzer wurde siehe Y Chromosom An den Enden beider Chromosomen haben sich jedoch pseudoautosomale Regionen erhalten in denen X und Y Chromosom die gleichen Sequenzen haben Hier ist in der mannlichen Meiose ein Crossing over mit anschliessender Rekombination zwischen X und Y moglich Gene in diesen Regionen werden auf dem inaktiven weiblichen X Chromosom nicht inaktiviert Bekannte Abschnitte auf dem menschlichen X Chromosom Bearbeiten nbsp Ort des MAOA Gens in der Position Xp11 3Auf dem kurzen Arm des menschlichen X Chromosoms sind sowohl das MAOA Gen wie auch das MAOB Gen lokalisiert 3 und fur die Exprimierung von zwei mitochondrialen Enzymen verantwortlich Monoaminooxidase A MAO A und Monoaminooxidase B MAO B finden sich im Gehirn in den Astrozyten und Neuronen aber auch ausserhalb des Gehirns Beide MAO Enzyme sind vorwiegend in der Aussenmembran der Mitochondrien lokalisiert 4 5 Eine weniger aktive Variante des MAOA Gens fuhrt zu einem Uberschuss der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin im Gehirn Dieser Uberschuss kann auch Aggressionen begunstigen und scheint mit Alkoholismus Drogenmissbrauch und antisozialem Verhalten in Verbindung zu stehen siehe auch Warrior Gene 6 Nach Benjamin Clemens macht aber diese Genvariante alleine nicht zwangsweise aggressiv Jedoch konnen Umweltfaktoren wie beispielsweise eine Traumatisierung Frustration oder Provokation mit dieser genetischen Veranlagung interagieren und so die Wahrscheinlichkeit von aggressivem Verhalten stark erhohen 7 8 2011 interpretierte eine kanadische Forschergruppe die Ubereinstimmungen eines Abschnitts des X Chromosoms in Populationen ausserhalb Afrikas mit jenem des Neandertalers bei gleichzeitigem Fehlen solcher Ubereinstimmungen in afrikanischen Populationen als Beleg fur einen Genfluss vom Neandertaler zu Homo sapiens 9 Abweichungen der Geschlechtschromosomenzahl beim Menschen BearbeitenBeim Menschen sind etliche Abweichungen in der Zahl der Geschlechtschromosomen bekannt etwa X0 nur ein X Chromosom oder XXY Da bis auf eines alle X Chromosomen weitgehend inaktiviert werden sind uberzahlige oder ein fehlendes X Chromosomen eher tolerierbar als zusatzliche andere Chromosomen Eine Ubersicht entsprechender Syndrome gibt der Abschnitt Abweichungen bei der Zahl der Geschlechtschromosomen im Artikel Chromosom Fur Allele auf einem X Chromosom entspricht die Genotypfrequenz unter mannlichen Individuen der Genfrequenz Siehe auch BearbeitenAttached X Chromosom Eine Besonderheit bei der Fliege Drosophila X chromosomaler Erbgang Ein Erbgang bei dem das merkmalstragende Gen auf dem X Chromosom liegt X Inaktivierung Die bei Saugetieren und anderen Gruppen auftretende Stilllegung des X Chromosoms Literatur BearbeitenWilfried Janning Elisabeth Knust Genetik Allgemeine Genetik Molekulare Genetik Entwicklungsgenetik 2 Auflage Thieme Stuttgart 2008 ISBN 978 3 13 128772 4 S 76 81 Donald Voet Judith G Voet Biochemistry 4 Auflage John Wiley amp Sons New York 2011 ISBN 978 1 118 13992 9 S 22 24 116 667 1251 W84f Bruce Alberts Alexander Johnson Peter Walter Julian Lewis Martin Raff Keith Roberts Molecular Biology of the Cell 4 Auflage Taylor amp Francis 2002 ISBN 0 8153 3218 1 Kapitel II 4 II 7 V 20 Einzelnachweise Bearbeiten Hermann Henking Uber Spermatogenese und deren Beziehung zur Eientwicklung bei Pyrrhocoris apterus L In Zeitschrift fur wissenschaftliche Zoologie Band 51 1891 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 55 UniProt P21397 UniProt P27338 N P Nair S K Ahmed N M Kin Biochemistry and Pharmacology of Reversible Inhibitors of MAO A Agents Focus on Moclobemide In Journal of Psychiatry amp Neuroscience Band 18 Nr 5 November 1993 S 214 225 PMID 7905288 Gene MAOB monoamine oxidase B human Abgerufen am 23 Januar 2014 Veronica Contini Francine Z C Marques Carlos E D Garcia u a MAOA uVNTR polymorphism in a Brazilian sample Further support for the association with impulsive behaviors and alcohol dependence In American Journal of Medical Genetics Part B Neuropsychiatric Genetics Band 141B Nummer 3 5 April 2006 S 305 doi 10 1002 ajmg b 30290 Benjamin Clemens Bianca Voss Christina Pawliczek u a Effect of MAOA Genotype on resting state networks in healthy participants In Cerebral Cortex Oxford Journals Medicine amp HealthScience amp Mathematics 2015 Band 25 Nummer 7 S 1771 1781 doi 10 1093 cercor bht366 Deutsche Gesellschaft fur Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung DGKN Welchen Einfluss haben Aggressions Gene wirklich Neurowissenschaftler machen Mechanismus im Hirn sichtbar Pressemitteilungen 2016 Auf dgkn de vom 24 Januar 2016 zuletzt abgerufen am 8 Marz 2016 Vania Yotova Jean Francois Lefebvre Claudia Moreau Elias Gbeha Kristine Hovhannesyan An X Linked Haplotype of Neandertal Origin Is Present Among All Non African Populations In Molecular Biology and Evolution Band 28 Nr 7 1 Juli 2011 ISSN 0737 4038 S 1957 1962 doi 10 1093 molbev msr024 oup com abgerufen am 1 Februar 2018 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons X Chromosom Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary X Chromosom Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Die Chromosomen des Menschen Chromosom 1 Chromosom 2 Chromosom 3 Chromosom 4 Chromosom 5 Chromosom 6 Chromosom 7 Chromosom 8 Chromosom 9 Chromosom 10 Chromosom 11 Chromosom 12 Chromosom 13 Chromosom 14 Chromosom 15 Chromosom 16 Chromosom 17 Chromosom 18 Chromosom 19 Chromosom 20 Chromosom 21 Chromosom 22 X Chromosom Y Chromosom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title X Chromosom amp oldid 232602483