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Als X Inaktivierung oder X Chromosom Inaktivierung fruher auch Lyonisierung wird in der Epigenetik ein Prozess bezeichnet bei dem ein X Chromosom ganz oder weitgehend stillgelegt wird so dass von diesem Chromosom keine Genprodukte mehr erstellt werden Kern einer weiblichen menschlichen Zelle aus Amnionflussigkeit Oben Darstellung beider X Chromosomen durch Fluoreszenz in situ Hybridisierung Gezeigt ist ein einzelner optischer Schnitt der mit einem konfokalen Laserscanningmikroskop erzeugt wurde Unten der gleiche Kern mit DAPI Farbung aufgenommen mit einer CCD Kamera Das Barr Korperchen ist hier gut zu erkennen Pfeil und identifiziert das inaktive X Chromosom Xi Am bekanntesten ist die X Inaktivierung bei Saugern Bei diesen kommen in normalen weiblichen Individuen zwei X Chromosomen pro Zelle vor in normalen mannlichen Individuen dagegen ein X Chromosom und ein Y Chromosom siehe auch Geschlechtschromosom Um die hohere Menge an X chromosomalen Genen auszugleichen werden wahrend der Embryonalentwicklung in Zellen mit mehr als einem X Chromosom alle bis auf eines durch ein Verpacken in Heterochromatin inaktiviert es entstehen Barr Korperchen Dieser Vorgang wurde erstmals 1961 durch die englische Genetikerin Mary Frances Lyon postuliert und dementsprechend als Lyon Hypothese bezeichnet Die X Inaktivierung ist heute detailliert untersucht und dokumentiert so dass die Bezeichnung als Hypothese nur noch historische Bedeutung hat Ein einmal inaktiviertes X Chromosom bleibt durch epigenetische Regulation fortlaufend inaktiv und wird so von einer Zelle auf alle Tochterzellen weitergegeben Es handelt sich um eine Regulation der Genexpression nicht etwa um eine Anderung der DNA Sequenz Daher ist die X Inaktivierung prinzipiell umkehrbar Tatsachlich wird sie in bestimmten Entwicklungsstadien der Keimbahn aufgehoben In somatischen Zellen findet eine Aufhebung nicht statt Beim Menschen der Maus und vermutlich allen hoheren Saugetieren ist es vom Zufall abhangig welches der beiden vorhandenen X Chromosomen wahrend der Embryonalentwicklung in einer Zelle inaktiviert wird und dann in allen Tochterzellen inaktiv bleibt Dies ist eine mogliche Ursache fur phanotypische Unterschiede bei eineiigen Schwestern Bei den Beuteltieren ist hingegen stets das vaterliche X Chromosom inaktiv Auf der X Inaktivierung beruhen bei einigen Tierarten auch Unterschiede in der Farbgestaltung zwischen beiden Geschlechtern Auch beim Fadenwurm Caenorhabditis elegans wurde eine X Inaktivierung beobachtet Wenn nicht ausdrucklich anders erwahnt beziehen sich die Informationen in diesem Artikel jedoch auf die X Inaktivierung bei Beuteltieren und hoheren Saugetieren Plazentatiere beziehungsweise auf Untersuchungsergebnisse bei menschlichen und Mauszellen Inhaltsverzeichnis 1 Nutzen der Inaktivierung Dosiskompensation 2 Arten der Inaktivierung 2 1 Mannliche Meiose 2 2 Vaterliches X Chromosom 2 3 Zufallige Auswahl 3 Ablauf der Inaktivierung bei hoheren Saugetieren 3 1 Xist RNA 3 2 Heterochromatinisierung und Barr Korperchen 4 Abweichende Anzahl von X Chromosomen und Barr Korperchen 5 Entdeckungsgeschichte 6 X Inaktivierung bei C elegans 7 Literatur 7 1 Einzelnachweise 8 WeblinksNutzen der Inaktivierung Dosiskompensation Bearbeitensiehe auch GeschlechtschromosomBei Saugetieren wird das Geschlecht durch die Ausstattung an sogenannten Geschlechtschromosomen Gonosomen festgelegt Weibchen besitzen zwei X Chromosomen Mannchen ein X und ein Y Chromosom Es wird heute davon ausgegangen dass sich Geschlechtschromosomen wahrend der Evolution aus einem Paar Autosomen entwickelt haben siehe Y Chromosom Das Y Chromosom hat sich nach dieser Ansicht stetig verkleinert so dass viele Gene schliesslich nur noch auf dem X Chromosom vorkamen 1 Damit wurde ein verstarktes Ablesen des X Chromosoms im Mannchen evolutionar gefordert das einer Verringerung der Dosis an Genprodukten entgegenwirkt Als Konsequenz entwickelte sich ein Mechanismus der eines der beiden weiblichen X Chromosomen stilllegt die X Inaktivierung 1 Als Folge der X Inaktivierung bestehen fur die meisten Genprodukte von X chromosomalen Genen keine geschlechtsspezifischen Unterschiede wie sie ansonsten zu erwarten waren Die Inaktivierung des X Chromosoms ist nicht vollstandig eine Reihe von Genen werden nicht inaktiviert Dies gilt fur Gene der auf X und Y Chromosom identischen pseudoautosomalen Regionen Auch ausserhalb der pseudoautosomalen Region kommen einige Gene sowohl auf dem X wie auf dem Y Chromosom vor so dass eine Dosiskompensation keinen Selektionsvorteil bietet Das Xist Gen das bei der Inaktivierung selbst eine wichtige Rolle spielt siehe unten wird dagegen nur auf dem inaktiven X Chromosom abgelesen transkribiert Arten der Inaktivierung BearbeitenMannliche Meiose Bearbeiten Eine meiotische Inaktivierung von Geschlechtschromosomen meiotic sex chromosome inactivation MSCI wurde bei sehr verschiedenen Organismen beobachtet Neben der Maus bei der eingehende Untersuchungen durchgefuhrt wurden sind hier die Spitzmausbeutelratte Monodelphis domestica der Schimmelpilz Neurospora crassa und C elegans zu nennen siehe unten Da X und Y Chromosomen gleichermassen betroffen sind handelt es sich also nicht um eine spezifische X Inaktivierung Diese Inaktivierung geschieht wahrend des Pachytans jenem Stadium der Meiose in dem die homologen Chromosomen gepaart sind Ungepaarte Chromosomen oder chromosomale Abschnitte werden hier grundsatzlich stillgelegt Moglicherweise besteht der ursprungliche Nutzen dieses Mechanismus fur den Organismus darin die Meiose anzuhalten so lange noch ungepaarte Abschnitte vorhanden sind oder darin die Genexpression von fremder DNA wie Transposons oder Retroviren zu verhindern 1 Bei mannlichen Saugern ist eine Paarung von X und Y Chromosom in der Meiose nur in den pseudoautosomalen Regionen moglich die an den Enden der Chromosomen liegen nicht aber in den Regionen dazwischen In der Maus werden diese ungepaarten Abschnitte von Proteinen erkannt die sonst fur die Erkennung von DNA Bruchen zustandig sind Diese wiederum lagern Markierungen an die fur einen Stopp der Genexpression sorgen Es entsteht eine heterochromatische mikroskopisch nachweisbare Struktur der XY Body Der inaktivierte Zustand bleibt fur den Rest der Spermatogenese erhalten mit Ausnahme einiger Gene die fur die Spermatogenese selbst benotigt werden Beuteltiere haben keine pseudoautosomalen Regionen Eine meiotische Paarung von X und Y Chromosom uber homologe Sequenzen ist daher nicht moglich Die beiden inaktivierten Chromosomen kommen erst spat im Pachytan zusammen und bleiben dann ebenfalls fur den Rest der Spermatogenese inaktiv 1 Vaterliches X Chromosom Bearbeiten Bei Beuteltieren wird immer das vaterliche X Chromosom inaktiviert Dessen Erkennung wird durch Imprinting gesteuert englisch imprinted X Inactivation In der weiblichen Keimbahn werden dabei an den Chromosomen andere Markierungen angebracht als in der mannlichen Keimbahn so dass im entstehenden Organismus erkannt werden kann von welchem Elternteil ein bestimmtes Chromosom vererbt wurde Der genaue Mechanismus der Inaktivierung bei Beuteltieren ist noch unverstanden Moglicherweise sind die Inaktivierungsmarker die in der mannlichen Keimbahn am X Chromosom angebracht werden ausschlaggebend Auch werden nicht alle Gene auf dem inaktiven X stillgelegt 1 Bei Plazentatieren findet eine nicht zufallige spezifische Inaktivierung des vaterlichen X Chromosoms wahrend der fruhen Embryonalentwicklung statt Fur Mause wurde folgender Ablauf beschrieben Im 2 Zell Stadium wenn bei Mausen die Genexpression erstmals einsetzt wird auf dem vaterlichen X Chromosom das Xist Gen abgelesen Von der Xist RNA die dabei entsteht ist bekannt dass sie zumindest bei der spater stattfindenden zufalligen X Inaktivierung eine wichtige Rolle spielt Jetzt verbleibt sie zunachst in der unmittelbaren Nahe des Xist Gens wahrend der nachsten Zellteilungen dehnt sich ihr Verbreitungsgebiet aber zunehmend aus bis sie schliesslich das vaterliche X Chromosom bedeckt Einher geht eine zunehmende Inaktivierung des Chromosoms Ab dem Morula Stadium kugeliger Zellhaufen nimmt die Xist Expression wieder ab so dass im darauffolgenden Blastocysten Stadium Embryo schon getrennt von Trophoblast aus dem die Plazenta hervorgeht im Embryo selbst beide X Chromosomen aktiv sind Im extraembryonalen Gewebe bleibt jedoch durchgehend das vaterliche X Chromosom inaktiv Diese Inaktivierung wird wiederum von Xist reguliert 1 Beuteltiere haben kein Xist Gen Da sich die nicht zufallige Inaktivierung des vaterlichen X bei Beuteltieren und bei Plazentatieren findet geht man davon aus dass dies der ursprungliche Prozess ist aus dem sich die zufallige Auswahl bei hoheren Saugetieren entwickelt hat 1 Zufallige Auswahl Bearbeiten nbsp Das schwarz rote Schildpattmuster bei manchen weiblichen Katzen wird durch X Inaktivierung verursacht Das verantwortliche Gen liegt auf dem X Chromosom und kommt in verschiedenen Auspragungen Allelen vor Je nachdem welches X Chromosom in den entsprechenden Zellen aktiv ist tritt entweder die rote oder die schwarze Fellfarbe auf Da die zufallige Auswahl des inaktivierten X Chromosoms in der fruhen Embryonalentwicklung erfolgt und dann an alle Tochterzellen weitergegeben wird entstehen Fellflecken mit gleichartiger Farbung Bei Menschen und den hoheren Saugetieren Plazentatiere wird die bleibende Auswahl des zu inaktivierenden X Chromosoms in den Zellen des Embryos zufallig und in jeder Zelle eigenstandig getroffen Diese Art der Auswahl wird als Vorteil angesehen da so im weiblichen Organismus bei einer schadlichen Mutation auf einem der X Chromosomen diese nur in etwa der Halfte der Zellen zum Tragen kommt und die gesunden Zellen dies in vielen Fallen weitgehend ausgleichen konnen 1 Der zugrunde liegende Mechanismus wird im folgenden Abschnitt dargestellt Ablauf der Inaktivierung bei hoheren Saugetieren BearbeitenDie im Folgenden dargestellten Vorgange sind beim Menschen und bei der Maus gut untersucht Es wird angenommen dass sie bei anderen Saugetieren vergleichbar ablaufen Xist RNA Bearbeiten In der Embryonalentwicklung findet die X Inaktivierung etwa zum Zeitpunkt der Differenzierung der pluripotenten Zellen zu verschiedenen Zellschichten statt also wahrend des Blastozystenstadiums Dabei spielt das Xist Gen eine wichtige Rolle Die X Inaktivierung erfolgt durch das Binden einer speziellen Ribonukleinsaure RNA an das betreffende X Chromosom Diese RNA wird als X inactive specific transcript beziehungsweise kurz als Xist RNA bezeichnet das entsprechende Gen befindet sich in einem als X Inactivation Center XIC bezeichneten Abschnitt des X Chromosoms Es wird vermutet dass zum Xist Gen kein korrespondierendes Protein existiert sondern dass dieses Gen ausschliesslich uber die entsprechende RNA wirkt Es unterliegt also der Transkription von DNA zu RNA nicht jedoch der Translation von RNA zum Protein siehe Non coding RNA Durch die Bindung der Xist RNA an das zu inaktivierende X Chromosom werden viele der Gene auf diesem Chromosom inaktiviert Ausnahmen sind das Xist Gen selbst sowie rund ein Viertel der restlichen Gene insbesondere im Bereich der als pseudoautosomale Regionen bezeichneten Abschnitten an beiden Enden des X Chromosoms Bereichen mit entsprechenden homologen Abschnitten auf dem Y Chromosom Vor der X Inaktivierung werden von beiden Chromosomen geringe Mengen an Xist RNA gebildet Auf dem spater aktiven X Chromosom Xa erfolgt dann keine Expression des Xist Gens mehr wahrend es auf dem inaktivierten X Chromosom Xi zu den wenigen aktiven Genen zahlt Das Xist Gen auf dem X Chromosom der Mutter liegt in der Eizelle zunachst methyliert d h inaktiv vor das X Chromosom ist dementsprechend aktiv Kommt mit dem Spermium ein Y Chromosom hinzu so bleibt das Xist Gen methyliert Kommt jedoch ein weiteres X Chromosom hinzu so liegt bei ihm das Xist Gen nicht methyliert vor das Xist Gen wird nur bei der Spermatogenese exprimiert Es entsteht die Xist RNA und auch das zweite X Chromosom wird inaktiviert Dieser Zustand ist jedoch nicht stabil da fur die Aufrechterhaltung das EED Protein benotigt wird und dies ebenfalls auf dem X Chromosom codiert vorliegt Dadurch werden im Morula Stadium beide X Chromosomen und somit das Xist Gen wieder aktiv Diesmal wird jedoch nur ein X Chromosom inaktiviert wobei entweder das vaterliche oder das mutterliche X Chromosom ausgeschaltet wird Da dies erst im mehrtagigen Embryo bei der Maus nach dem siebten Tag bei Menschen nach 16 Tagen erfolgt sind Saugerweibchen sogenannte genetische X Mosaike Dies lasst sich zum Beispiel an der Fellfarbe von Katzen gut erkennen siehe Abbildung Heterochromatinisierung und Barr Korperchen Bearbeiten siehe auch Geschlechts Chromatin nbsp Der Zellkern eines menschlichen weiblichen Fibroblasten wurde mit dem blau fluoreszierenden DNA Farbstoff DAPI angefarbt um das Barr Korperchen also das inaktive X Chromosom darzustellen Pfeil Ausserdem wurde im gleichen Kern eine Sonderform eines Histons macroH2A mit Antikorpern nachgewiesen die an einen grunen Fluoreszenz Farbstoff gekoppelt waren Diese Histon Sonderform ist im Barr Korperchen angereichert Das Binden der Xist RNA lost zusammen mit weiteren Faktoren eine Hypoacetylierung der Histone aus die mit speziellen inaktivierenden Methylierungsmustern der Histone einhergeht Schliesslich wird das normalerweise vorhandene Histon H2A durch die Variante macroH2A ersetzt siehe Abbildung Dadurch kommt es zur DNA Methylierung und damit zur Inaktivierung der Promotoren Dies geht einher mit der Verdichtung des Chromatins in Form von Heterochromatin das spat repliziert und meist in peripheren Bereichen des Zellkerns zu finden ist Entsprechend inaktivierte und verdichtete X Chromosomen werden als Barr Korper englisch Barr bodies oder Geschlechts Chromatin bezeichnet die Bildung von Barr Korpern als Lyonization Mit der Inaktivierung des X Chromosoms kommt es zu folgenden molekularen Veranderungen viele Promotoren insbesondere CpG Inseln werden methyliert und somit die Gene ausgeschaltet die Histone H3 werden methyliert und die Histone H4 deacetyliert Dadurch wird die DNA starker an die Histone gebunden was das Ablesen erschwert Das inaktivierte X Chromosom wird somit zum optisch dichteren Heterochromatin und wird als Barr Korper bezeichnet Die Heterochromatinisierung geschieht beim Menschen nicht vollstandig und gleichartig weswegen bei heterozygot vorliegenden Allelen von X chromosomal rezessiv vererbten Krankheiten diese nicht ausbrechen mussen Dies erklart warum Manner haufiger an solchen Krankheiten wie der Bluterkrankheit erkranken Ihnen fehlt das zweite X zum eventuellen Ausgleichen Der mikroskopische Nachweis von Barr Korpern dient zur Bestimmung des genetischen Geschlechts einer Person beispielsweise in der Sportmedizin Abweichende Anzahl von X Chromosomen und Barr Korperchen BearbeitenDas Vorhandensein von zusatzlichen X Chromosomen und damit Abweichungen vom Karyotyp XX bei Frauen oder XY bei Mannern fuhrt aufgrund der X Inaktivierung im Gegensatz zu den oft schwerwiegenden Folgen von zusatzlich vorhandenen Autosomen in der Regel zu milden und gut behandelbaren Symptomen oder sogar zu einem symptomlosen Verlauf Dies gilt beispielsweise fur das Triplo X Syndrom 47 XXX bei Frauen oder das Klinefelter Syndrom 47 XXY bei Mannern Eine Inaktivierung durch XIST kann auch Gene auf anderen Chromosomen inaktivieren wenn das XIST Gen durch eine Chromosomenmutation oder kunstlich auf ein anderes Chromosom ubertragen wurde Beispielsweise wurde ein XIST Gen auf ein uberzahliges Chromosom 21 in menschlichen Zellen ubertragen das daraufhin inaktiviert wurde Ein uberzahliges Chromosom 21 ist die Ursache des Down Syndrom Ob diese Entdeckung jedoch eine therapeutische Bedeutung gewinnen wird ist unklar 2 Entdeckungsgeschichte BearbeitenBarr Korperchen wurden erstmals 1949 von Murray Llewellyn Barr und Ewart George Bertram fur Neuronen weiblicher Katzen beschrieben 3 Sie fanden ein Chromatin Korperchen an der Innenseite der Kernmembran das sie als Sex Chromatin Geschlechts Chromatin bezeichneten Sie konnten zeigen dass durch den Nachweis eine Bestimmung des Geschlechts moglich war Die englische Genetikerin Mary Frances Lyon postulierte 1961 dass eines der beiden in einer weiblichen Zelle vorhandenen X Chromosomen inaktiv sei dass die Inaktivierung fruh in der Embryonalentwicklung stattfinden wurde und die Auswahl des betreffenden X Chromosoms zufallig sei 4 Diese Hypothese beruhte auf Beobachtungen bei der Kreuzung verschiedener Mausestamme und sich daraus ergebenden Unterschieden bei den Nachkommen in der Fellfarbung und Haarform Mary Frances Lyon erkannte daruber hinaus das von Barr und Bertram beschriebene Sex Chromatin als inaktivierte X Chromosomen und pragte den heute verwendeten Begriff Barr Body auf Deutsch meist als Barr Korperchen ubersetzt seltener als Barr Korper Der Durchbruch zum Verstandnis des Mechanismus der X Inaktivierung kam 1991 mit der Beschreibung der Xist Gene des Menschen und der Maus 5 Ein Jahr spater wurden in mehreren weiteren Arbeiten die RNA Transkripte der beiden Gene charakterisiert und die Expression sowie deren Zusammenhang mit der X Inaktivierung dokumentiert 6 1993 konnte erstmals ein Zusammenhang zwischen Storungen der Xist Expression und einem seltenen auf dem Vorhandensein von X Ringchromosomen beruhenden Krankheitsbild gezeigt werden Ein Jahr spater wurde erstmals das Xist Gen fur diagnostische Zwecke zum Nachweis des Klinefelter Syndroms genutzt In den folgenden Jahren wurden die der X Inaktivierung zugrundeliegenden Mechanismen durch weitere Arbeiten detailliert aufgeklart X Inaktivierung bei C elegans BearbeitenBeim Fadenwurm Caenorhabditis elegans wurde ebenfalls eine Inaktivierung von X Chromosomen beschrieben Diese liegt allerdings nicht in somatischen Zellen vor sondern in einem Stadium der Keimbahn Bei C elegans gibt es zwei Geschlechter Hermaphroditen mit zwei X Chromosomen und Mannchen mit nur einem X Chromosom X0 siehe auch Geschlechtschromosomen Die Genexpression auf dem X Chromosom wird wahrend der Meiose in beiden Geschlechtern herunterreguliert im Weibchen auf beiden X Chromosomen Auch hier gehen bestimmte Modifikationen der Histone mit der Inaktivierung einher Entsprechende Unterschiede in den Histonmodifikationen wurden auch in meiotischen Zellen anderer Nematodenarten gemacht sowohl in hermaphroditischen Arten als auch in Arten mit Mannchen und Weibchen 7 Literatur BearbeitenJ C Chow Z Yen S M Ziesche C J Brown Silencing of the mammalian X chromosome In Annual Review of Genomics and Human Genetics Band 6 2005 S 69 92 doi 10 1146 annurev genom 6 080604 162350 PMID 16124854 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Payer B Lee JT X Chromosome Dosage Compensation How Mammals Keep the Balance In Annual review of genetics August 2008 doi 10 1146 annurev genet 42 110807 091711 PMID 18729722 Jun Jiang Yuanchun Jing Gregory J Cost Jen Chieh Chiang Heather J Kolpa Allison M Cotton Dawn M Carone Benjamin R Carone David A Shivak Dmitry Y Guschin Jocelynn R Pearl Edward J Rebar Meg Byron Philip D Gregory Carolyn J Brown Fyodor D Urnov Lisa L Hall Jeanne B Lawrence Translating dosage compensation to trisomy 21 In Nature 2013 S doi 10 1038 nature12394 M L Barr and E G Bertram A morphological distinction between neurones of the male and female and the behaviour of the nuclear satellite during accelerated nucleoprotein synthesis In Nature 163 1949 Nature Publishing Group S 676 677 ISSN 0028 0836 Mary F Lyon Gene Action in the X chromosome of the Mouse Mus musculus L In Nature Band 190 Nr 4773 April 1961 S 372 373 doi 10 1038 190372a0 C J Brown A Ballabio J L Rupert R G Lafreniere M Grompe R Tonlorenzi H F Willard A gene from the region of the human X inactivation centre is expressed exclusively from the inactive X chromosome In Nature Band 349 Nr 6304 Januar 1991 S 38 44 doi 10 1038 349038a0 PMID 1985261 G Borsani R Tonlorenzi M C Simmler L Dandolo D Arnaud V Capra M Grompe A Piizzuti D Muzny C Lawrence H F Willard P Avner A Ballabio Characterization of a murine gene expressed from the inactive X chromosome In Nature Band 351 Nr 6324 Mai 1991 S 325 329 doi 10 1038 351325a0 William G Kelly Christine E Schaner Abby F Dernburg Min Ho Lee Stuart K Kim Anne M Villeneuve and Valerie Reinke X chromosome silencing in the germline of C elegans Development 2002 Jan 129 2 479 92 PMID 11807039 Weblinks BearbeitenEntwicklungsbiologie X Chromosom Inaktivierung Animation zum Mechanismus deutsch The Centre for Genetics Education Factsheet Epigenetics PDF englisch 593 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title X Inaktivierung amp oldid 230228471