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Die Monoaminoxidasen MAO sind mitochondriale Enzyme die Monoamine durch Desaminierung mit Hilfe von H2O und O2 zu den entsprechenden Aldehyden Ammoniak und Wasserstoffperoxid abbauen Diese Reaktionen sind Teil der Biotransformation in Eukaryoten und dienen dem Abbau giftiger Substanzen MonoaminoxidasenBezeichnerGen Name n MAOA MAOBEnzymklassifikationEC Kategorie 1 4 3 4 OxidoreduktaseReaktionsart RedoxreaktionSubstrat Monoamin H2O O2Produkte Aldehyd NH3 H2O2VorkommenUbergeordnetes Taxon EukaryotenMan unterscheidet zwischen Monoaminoxidase A MAO A deren entferntes Homolog auch bei Pilzen nachgewiesen wurde und der paralogen Monoaminoxidase B MAO B die es nur bei Saugetieren gibt MAOs sind Membranproteine der ausseren Mitochondrienmembran Beide MAO Gene sind auf dem kurzen Arm des X Chromosoms lokalisiert 1 MAO A und MAO B finden sich im Gehirn in den Astrozyten und Neuronen aber auch ausserhalb des Gehirns Beide MAO Enzyme sind vorwiegend in der Aussenmembran der Mitochondrien lokalisiert 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Desaminierung durch MAO A und MAO B 2 MAO A 2 1 MAO A Varianten und menschliches Verhalten 2 1 1 Das Brunner Syndrom 2 1 2 Die Dunedin MAO Studie 2 1 3 Warrior Gene und die Maori 3 MAO B 4 MAO Hemmer 5 Weiterfuhrende Literatur 6 EinzelnachweiseDesaminierung durch MAO A und MAO B BearbeitenDie Desaminierung durch MAO A und MAO B weist sowohl Gemeinsamkeiten als auch Spezialisierungen auf Im Einzelnen Serotonin Melatonin Noradrenalin und Adrenalin werden vorwiegend durch die MAO A abgebaut Phenethylamin und Benzylamin werden vorwiegend durch die MAO B abgebaut Beide MAO Typen bauen Dopamin Tyramin und Tryptamin gleichermassen ab 4 Die Desaminierung von Serotonin Adrenalin Noradrenalin und Dopamin erfolgt unter Bildung folgender Abbauprodukte Serotonin zu Hydroxyindolylaldehyd darauf folgt Oxidation durch Aldehyd Dehydrogenasen zu 5 Hydroxyindolylessigsaure 5 HIES Adrenalin sowie Noradrenalin zu 3 4 Dihydroxymandelsaure Dopamin zu 3 4 DihydroxyphenylessigsaureEinige Abbauprodukte der Catechol O Methyltransferase werden durch die MAO A weiter zerlegt Metanephrin sowie Normetanephrin zu Vanillinmandelsaure 3 Methoxytyramin zu HomovanillinsaureMAO A BearbeitenBeim Menschen ist die MAO A ausserhalb des Gehirns vorwiegend in den Nervenenden des sympathischen Nervensystems in den Schleimhauten des Darms und der Plazenta zu finden 2 Sie baut die Monoamin Neurotransmitter Serotonin Noradrenalin und Dopamin ab absteigend geordnet nach dem Einfluss der MAO A auf ihren Abbau 2 Mutationen im MAOA Gen oder an seinem Promoter konnen zum MAO A Mangel und bei volligem Ausfall zum Brunner Syndrom fuhren das mit leichter geistiger Behinderung einhergeht Die direkte Assoziation von MAO A Mangel mit Sucht und Aggressionsverhalten konnte bisher in keiner Studie belegt werden 1 5 MAO A Varianten und menschliches Verhalten Bearbeiten Die Lokalisierung der MAO Gene beim Menschen auf dem X Chromosom macht es schwierig einerseits gleichermassen gultige Aussagen fur Manner und Frauen zu treffen andererseits Ergebnisse aus Tierversuchen auf den Menschen zu ubertragen Der Grund ist dass Manner nur eine Kopie des X tragen und Veranderungen am MAO A Gen sich so anders auswirken als wenn noch eine normale Kopie vorhanden ware Dennoch wurden Genvarianten gefunden die auch in Studien mit grosser Anzahl Teilnehmer mit Verhaltensanderungen assoziiert waren wenn auch nur unter bestimmten Bedingungen Beispielsweise wurde nachgewiesen dass ein Allel des MAO A Gens welches uber eine geringere Transkriptionseffizienz verfugt mit hoheren Schulden im Zusammenhang steht 6 7 Das Brunner Syndrom Bearbeiten Ein kompletter Ausfall der Monoaminoxidase A Monoaminoxidase A Mangel kann zum Brunner Syndrom fuhren Die Dunedin MAO Studie Bearbeiten Die Dunedin Multidisciplinary Health and Development Study ist eine auf lange Laufzeit angelegte Kohortenstudie die 1047 Personen begleitet die im Lauf eines bestimmten Jahres in Dunedin Neuseeland geboren wurden Caspi und Mitautoren untersuchten 2002 an den Teilnehmern die Hypothese ob Manner die als Kinder misshandelt wurden unterschiedlich mit ihrer Vergangenheit klarkommen und ob etwaige Unterschiede darin von der Hohe der MAO A Aktivitat abhangen Man wusste aus fruheren Studien dass misshandelte Tierjunge im Urin ahnlich veranderte Monoaminwerte aufweisen wie unter MAO A Mangel 8 9 Anhand eines sogenannten VNTR im Promoter des MAOA Gens schatzten Caspi u a die MAO A Aktivitat ab und stuften sie in zwei Korbe ein hoch und niedrig Weiterhin wurde sogenanntes antisoziales Verhalten durch Auftreten eines von vier Symptomen festgestellt wobei jedes Symptom unabhangig nach einer entsprechenden Norm bewertet wurde In allen vier Gruppen bei denen ein antisoziales Symptom auftrat waren niedrige MAO A Werte ein eindeutiger Risikofaktor dafur Im Ganzen gesehen stellten die misshandelten Personen mit niedrigem MAO A Wert 12 Prozent der Gesamtheit dar aber 44 Prozent der wegen einer Gewalttat verurteilten 85 Prozent der misshandelten Manner mit niedrigem MAO A Wert entwickelten das von der Studie definierte antisoziale Verhalten 9 In den Jahren 2004 bis 2006 erschienen sechs weitere Studien die teilweise die Ergebnisse der Dunedin Studie Caspis bestatigten teilweise aber keine Hinweise darauf finden konnten Bemerkenswert wegen der Anzahl ihrer Teilnehmer ist die Arbeit von Frazzetto und Mitautoren die 2007 anhand einer gemischten Gruppe von 235 Psychiatriepatienten und gesunden Personen eine Bestatigung dafur ermittelten dass ein niedriger MAO A Wert aufgrund des VNTR im Promoter zusammen mit einer Misshandlung in der Kindheit mit einem erhohten Risiko fur spateres aggressives Verhalten assoziiert sind 10 Warrior Gene und die Maori Bearbeiten Auf der 73 Konferenz der American Association of Physical Anthropologists im Jahr 2004 prasentierte Gibbons Daten uber das MAOA Gen bei anderen Primaten und spekulierte uber die Moglichkeit dass bestimmte Varianten des Gens den Tragern einen Vorteil in der Evolution verschafft hatten Er nannte diese Varianten oder das Gen das warrior gene deutsch Krieger Gen Allerdings waren bisher die einzigen stichhaltigen Ergebnisse von Studien mit grosser Teilnehmerzahl nur bei starkem MAO Mangel oder bei kindlichen Misshandlungserfahrungen erzielt worden 11 Massenmedial verbreitet wurde der Begriff des Warrior Gene erstmals nachdem Lea und Mitautoren auf dem dreizehnten internationalen Congress of Human Genetics im Jahr 2006 Daten veroffentlichten die zeigen sollten dass die sudpazifische Ausbreitung der Maori mit einer hoheren Wahrscheinlichkeit fur niedrige MAO A Werte einherging Auch hier wurde ein direkter Zusammenhang mit dem Verhalten suggeriert der so nicht gesichert ist Zudem war die Arbeit von Caspi auf die sich Lea bezog mit europaischstammigen Teilnehmern durchgefuhrt worden wahrend Leas Daten von 17 Maori stammten von denen dann 60 Prozent erniedrigte MAO A Werte aufwiesen 12 13 Neuseelandische und uberregionale Medien verbreiteten daraufhin Leas Behauptungen zusammen mit Interviewzitaten Nach Veroffentlichung von Kritik aus den wissenschaftlichen Reihen antwortete Lea mit einem Fachartikel in welchem er der Australian Press Association Missverstandnisse und fehlerhafte Zitate vorwarf Die Einrichtung einer Ethikkommission mit Maori Beteiligung wurde angekundigt Deren zusammenfassender Review erschien 2009 unter dem Titel Kriegergene und die Krankheit Maori zu sein und hebt neben den offensichtlichen wissenschaftlichen Problemen der bisherigen Arbeiten hervor dass keine der in der Literatur mit MAO A Mangel assoziierten psychischen Krankheiten fur ein solches Unternehmen wie die Besiedlung des Sudpazifik oder die militarische Fitness von Kriegern zutraglich seien 14 13 15 16 17 MAO B Bearbeiten nbsp Wirkung eines TAAR1 englisch trace amine associated receptor 1 Agonisten auf ein NeuronDie MAO B baut im ZNS insbesondere b Phenylethylamin PEA und Benzylamin und ebenso wie die MAO A Dopamin ab Seine Rolle beim Abbau des Neurotransmitters Dopamin macht die medikamentose Blockade der MAO B zu einer der moglichen Optionen in der Behandlung der Parkinson Krankheit Der Abbau von PEA fuhrt indirekt mutmasslich durch geringere TAAR1 Aktivierung zu einer geringeren Ausschuttung des Neurotransmitters Noradrenalin welcher von der MAO A abgebaut wird Eine medikamentose Teil Blockade beider MAO Enzyme hat daher starkere Auswirkung auf den Noradrenalinspiegel als die selektive Blockade der MAO A 18 Marvin Zuckerman untersuchte im Zusammenhang Sensation Seeking biochemische Korrelate Demnach korrelieren MAO B Konzentrationen negativ mit selbstbeurteiltem Sensation Seeking aber auch Aggressivitat und Impulsivitat 19 MAO Hemmer Bearbeiten Hauptartikel Monoaminooxidase Hemmer Es gibt naturliche und kunstlich synthetisierte Stoffe die dieses Enzym hemmen und entsprechend Monoaminooxidase Hemmer MAOH genannt werden Einige Arzneistoffe mit MAOH Wirkung werden als Antidepressiva verwendet Der naturliche MAOH Harmalin wird traditionell von verschiedenen sudamerikanischen Indianervolkern in traditionellen Ayahuasca Zeremonien genutzt Weiterfuhrende Literatur BearbeitenD C Rowe Biology and Crime New York Oxford University Press 2007 ISBN 978 0 19 533009 0 R A Philibert T D Gunter S R Beach G H Brody A Madan MAOA methylation is associated with nicotine and alcohol dependence in women In Am J Med Genet B Neuropsychiatr Genet 147B Nr 5 Juli 2008 S 565 570 doi 10 1002 ajmg b 30778 PMID 18454435 D A Nielsen V Yuferov S Hamon u a Increased OPRM1 DNA methylation in lymphocytes of methadone maintained former heroin addicts In Neuropsychopharmacology Band 34 Nr 4 Marz 2009 S 867 873 doi 10 1038 npp 2008 108 PMID 18650805 M C Ho C G Cherng Y P Tsai u a Chronic treatment with monoamine oxidase B inhibitors decreases cocaine reward in mice In Psychopharmacology Berl Band 205 Nr 1 Juli 2009 S 141 149 doi 10 1007 s00213 009 1524 5 PMID 19343328 M Rivera B Gutierrez E Molina u a High activity variants of the uMAOA polymorphism increase the risk for depression in a large primary care sample In Am J Med Genet B Neuropsychiatr Genet 150B Nr 3 April 2009 S 395 402 doi 10 1002 ajmg b 30829 PMID 18626920 A M Dlugos A A Palmer H de Wit Negative emotionality monoamine oxidase B gene variants modulate personality traits in healthy humans In J Neural Transm Band 116 Nr 10 Oktober 2009 S 1323 1334 doi 10 1007 s00702 009 0281 2 PMID 19657584 Einzelnachweise Bearbeiten a b UniProt P21397 UniProt P27338 a b c N P Nair S K Ahmed N M Kin Biochemistry and pharmacology of reversible inhibitors of MAO A agents Focus on moclobemide In Journal of psychiatry amp neuroscience JPN Band 18 Nr 5 November 1993 S 214 225 PMID 7905288 PMC 1188542 freier Volltext Gene MAOB monoamine oxidase B human Abgerufen am 23 Januar 2014 A S Kalgutkar D K Dalvie N Castagnoli T J Taylor Interactions of nitrogen containing xenobiotics with monoamine oxidase MAO isozymes A and B SAR studies on MAO substrates and inhibitors In Chem Res Toxicol Band 14 Nr 9 September 2001 S 1139 1162 doi 10 1021 tx010073b PMID 11559028 Brunner Syndrom In Online Mendelian Inheritance in Man englisch Valerie Ross Born into Debt Gene Linked to Credit Card Balances In Scientific American Mind Juli 2010 abgerufen am 16 August 2010 englisch Jan Emmanuel De Neve James H Fowler Credit Card Borrowing and the Monoamine Oxidase A MAOA Gene In Journal of Economic Behavior and Organization Forthcoming Rochester NY 27 Februar 2014 doi 10 2139 ssrn 1457224 englisch J D Bremne E Vermetten Stress and development behavioral and biological consequences In Development and Psychopathology Band 13 Nr 3 2001 S 473 489 PMID 11523844 a b Avshalom Caspi Joseph McClay Terrie E Moffitt Jonathan Mill Judy Martin Ian W Craig Alan Taylor Richie Poulton Role of genotype in the cycle of violence in maltreated children In Science Band 297 Nr 5582 August 2002 S 851 854 doi 10 1126 science 1072290 PMID 12161658 G Frazzetto G Di Lorenzo V Carola u a Early trauma and increased risk for physical aggression during adulthood the moderating role of MAOA genotype In PLoS ONE Band 2 Nr 5 2007 S e486 doi 10 1371 journal pone 0000486 PMID 17534436 PMC 1872046 freier Volltext A Gibbons American Association of Physical Anthropologists meeting Tracking the evolutionary history of a warrior gene In Science Band 304 Nr 5672 Mai 2004 S 818 doi 10 1126 science 304 5672 818a PMID 15131284 D Hall M Green G Chambers R Lea Tracking the evolutionary history of the warrior gene in the South Pacific 11th International Human Genetics Meeting Brisbane Australia August 6 10 2006 Abstract Memento vom 1 September 2007 im Internet Archive a b Tony Merriman Vicky Cameron Risk taking behind the warrior gene story In The New Zealand Medical Journal Band 120 Nr 1250 2007 S U2440 PMID 17339896 nzma org nz Memento vom 27 April 2011 im Internet Archive Maori warrior gene linked to aggression In New Zealand Herald Peter Crampton Chris Parkin Warrior genes and risk taking science In The New Zealand Medical Journal Band 120 Nr 1250 2007 S U2439 PMID 17339895 nzma org nz Memento vom 23 Mai 2010 im Internet Archive Rod Lea Geoffrey Chambers Monoamine oxidase addiction and the warrior gene hypothesis In The New Zealand Medical Journal Band 120 Nr 1250 2007 S U2441 PMID 17339897 nzma org nz Memento vom 16 April 2010 im Internet Archive G R Hook 1 2 Vorlage Toter Link www review mai ac nz Warrior genes and the disease of being Maori Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven In MAI Review 2009 2 Yuji Kitaichi Takeshi Inoue Shin Nakagawa Shuken Boku Takeshi Izumi Tsukasa Koyama Combined treatment with MAO A inhibitor and MAO B inhibitor increases extracellular noradrenaline levels more than MAO A inhibitor alone through increases in beta phenylethylamine In European Journal of Pharmacology Band 637 Nr 1 3 10 Juli 2010 S 77 82 doi 10 1016 j ejphar 2010 04 014 PMID 20406628 Jens Asendorpf Psychologie der Personlichkeit 4 uberarb und aktual Auflage Springer Heidelberg u a 2007 ISBN 978 3 540 71684 6 S 186 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Monoaminoxidasen amp oldid 238829100