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Sommerfeldmodell ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zum Sommerfeldmodell in der Festkorperphysik siehe Sommerfeld Theorie der Metalle Das bohr sommerfeldsche Atommodell sommerfeldsche Atommodell oder die Sommerfeld Erweiterung ist eine physikalische Beschreibung von angenommenen Elektronenbahnen in einem Atom Es wurde 1915 16 von Arnold Sommerfeld vorgeschlagen und stellt eine Verfeinerung des bohrschen Atommodells dar Es wurde 1925 26 durch das Modell auf der Grundlage der Quantenmechanik ersetzt das mit kleinen Veranderungen heute noch gultig ist Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Geometrie der Elektronenbahnen 3 Bohr Sommerfeld Quantisierung 4 Quantenzahlen 4 1 Hauptquantenzahl 4 2 Nebenquantenzahl 4 3 Magnetische Quantenzahl 4 4 Spinquantenzahl 4 5 Pauli Verbot 5 Weblinks 6 QuellenUberblick BearbeitenDas bohr sommerfeldsche Atommodell von 1916 baut auf dem bohrschen Modell von 1913 auf und ist damit eine der alteren Quantentheorien vor Entwicklung der Quantenmechanik Es wird angenommen dass sich die Elektronen um den Atomkern auf wohldefinierten Bahnen bewegen die sich aus den Bewegungsgleichungen zunachst der klassischen Mechanik ergeben also auf den aus der Planetenbewegung bekannten Ellipsen Quantentheoretische Prinzipien werden durch zusatzliche Quantisierungsbedingungen Bohr Sommerfeld Quantisierung eingefuhrt Diese fuhren dazu dass von allen Bahnen die nach der klassischen Mechanik moglich waren nur eine kleine Auswahl erlaubt ist Insbesondere konnen auch die mit der Bahnbewegung verbundenen Erhaltungsgrossen Energie und Drehimpuls nicht mehr beliebige sondern nur noch bestimmte diskrete Werte annehmen sie sind also gequantelt Beim Drehimpulsvektor betrifft die Quantelung nicht nur den Betrag sondern auch die Komponente langs einer vorgewahlten z Achse anschaulich gesprochen also den Winkel zwischen Drehimpuls und z Achse Richtungsquantelung Der unmittelbare Fortschritt des sommerfeldschen Atommodells gegenuber dem bohrschen Atommodell bestand vor allem darin dass es die Feinstruktur des Wasserstoffspektrums d h die kleinen Aufspaltungen der mit dem Bohrschen Modell berechneten Energien berechenbar machte Feinstrukturkonstante indem es die Bewegungsgleichung der speziellen Relativitatstheorie berucksichtigt Die Feinstruktur wird mit der Erhohung der tragen Masse begrundet welche die spezielle Relativitatstheorie fur steigende Geschwindigkeit voraussagt Bei gleicher Hauptquantenzahl n ist dieser Effekt umso starker je naher das Elektron im Perihel am Kern vorbeifliegt je grosser also die numerische Exzentrizitat der Ellipse bzw je kleiner der Bahndrehimpuls ist Daher haben anders als nach der klassischen Mechanik die durch den Bahndrehimpuls unterschiedenen Bahnen zu derselben Hauptquantenzahl nicht mehr exakt das gleiche Energieniveau Des Weiteren ergeben sich bei vorgegebener z Achse aus dem sommerfeldschen Atommodell zu jeder Hauptquantenzahl n nicht nur eine mogliche Bahn wie im bohrschen Atommodell sondern mehrere Bahnen in bestimmter Anzahl Diese wurde spater als die Anzahl der zur n ten Schale gehorenden Atomorbitale erkannt ist also eine fur die Erklarung des Periodensystems der chemischen Elemente zentrale Grosse Aus der Richtungsquantelung ergibt sich weiter dass magnetische und elektrische Felder bei den Bahnen mit gleicher Hauptquantenzahl und gleichem Drehimpulsbetrag eine zusatzliche Energieaufspaltung bewirken wie sie als normaler Zeeman Effekt und Stark Effekt schon beobachtet worden waren Das bohr sommerfeldsche Atommodell hat wegen seiner Anschaulichkeit hohen Erklarungswert statt der bisher im bohrschen Modell begrundeten einzigen Quantenzahl der Elektronenzustande lieferte es richtig alle drei raumlichen Quantenzahlen mit ihren jeweiligen Wertebereichen und ermoglichte damit erstmals eine wenigstens qualitative physikalische Erklarung des Periodensystems Das bohr sommerfeldsche Modell versagt aber wie schon das bohrsche Modell bei allen Berechnungen der Elektronenbewegung wenn das Atom mehr als ein Elektron besitzt Dass dieser Fehlschlag von der grundlegenden aber irrigen Annahme definierter klassischer Teilchenbahnen herruhrte wurde ab 1925 deutlich als die neue Quantenmechanik wesentlich mehr Beobachtungen erklaren und Vorhersagen machen konnte und diese sogar zumeist quantitativ richtig In der Quantenmechanik kann es keine definierten Bahnen mehr geben was man z B an der heisenbergschen Unscharferelation erkennen kann sondern nur noch Wahrscheinlichkeitsverteilungen Geometrie der Elektronenbahnen BearbeitenWahrend im Modell von Niels Bohr die moglichen Bahnen des Elektrons Kreise um den Atomkern sind fuhrte Sommerfeld als Erweiterung zu diesen Kreisbahnen allgemeinere Ellipsenbahnen ein Der Kern befindet sich nach diesem Modell in einem der beiden Brennpunkte einer Bahnellipse so dass sich eine geometrische Konfiguration wie bei den Planetenbahnen nach den keplerschen Gesetzen ergibt Auf diesen Bahnen soll sich wie im bohrschen Modell das Elektron stabil bewegen ohne dass die von der klassischen elektromagnetischen Theorie fur diesen Fall geforderte Abstrahlung elektromagnetischer Wellen entsteht Das bohr sommerfeldsche Modell stellt also ein keplersches Planetensystem im Kleinen dar wahrend das bohrsche Modell der alteren kopernikanischen Vorstellung reiner Kreisbahnen entspricht Diese Analogie ist naheliegend da die Kraftfelder der Coulombkraft des Atomkerns und der Gravitation der Sonne die gleiche Form haben F 1 r 2 displaystyle F sim frac 1 r 2 nbsp Bei Berucksichtigung der speziellen Relativitatstheorie ergeben sich Bahnen die nicht exakt elliptisch sind aber naherungsweise die Form einer Ellipse haben deren Hauptachse sich langsam dreht Periheldrehung Bohr Sommerfeld Quantisierung BearbeitenEine Ellipse kann nicht mehr wie ein Kreis durch einen einzigen Parameter Radius beschrieben werden vielmehr benotigt man dazu zwei z B grosse und kleine Halbachse Deshalb sind bei Ellipsenbahnen zwei Quantenzahlen notwendig um die Form festzulegen Eine dritte benotigt man fur die Orientierung der Bahnebene im Raum Eine Quantenzahl davon aber auch nur eine kann von der bohrschen Quantisierung der Kreisbewegung beigesteuert werden denn im kugelsymmetrischen Potential des Atomkerns besitzen alle Bahnen einen bestimmten Drehimpuls Sommerfeld verallgemeinerte Bohrs Quantisierung dahingehend dass jede Koordinate q displaystyle q nbsp eine eigene Quantenbedingung erfullen muss p d q n h displaystyle oint p dq nh nbsp Darin ist displaystyle oint nbsp ein Phasenintegral q displaystyle q nbsp eine Koordinate p displaystyle p nbsp ihr kanonisch zugeordneter Impuls n 1 2 displaystyle n 1 2 dots nbsp eine naturliche Zahl die Quantenzahl der Koordinate q displaystyle q nbsp h displaystyle h nbsp das plancksche Wirkungsquantum Das Phasenintegral ist ein Kurvenintegral das die Flache innerhalb der betreffenden Bahn in der p q displaystyle pq nbsp Ebene angibt Es wird in der Mechanik als die Wirkung bezeichnet die dieser Bewegung zugeordnet ist Im 1 dimensionalen Fall kann q displaystyle q nbsp einfach die x displaystyle x nbsp Koordinate und p displaystyle p nbsp der gewohnliche Impuls sein Dann ergibt sich aus der Quantenbedingung z B sofort die Quantisierung des harmonischen Oszillators mit Energiestufen h f displaystyle hf nbsp Durch kanonische Transformation kann man jedoch zu anderen Variablen kommen die dann automatisch die gleiche Bedingung erfullen Bei Bewegung in zwei oder drei Dimensionen kann man als Koordinate z B einen Drehwinkel a displaystyle alpha nbsp wahlen wozu als kanonischer Impuls dann der Drehimpuls l displaystyle l nbsp gehort Das Wirkungsintegral fur einen vollen Umlauf ist dann p d q 2 p l d a 2 p l displaystyle oint p dq int 2 pi l d alpha 2 pi l nbsp und es ergibt sich die Drehimpulsquantisierung wie bei Bohr zu l n h 2 p displaystyle l nh 2 pi nbsp Quantenzahlen BearbeitenSommerfeld betrachtet das System in den drei Kugelkoordinaten Abstand r und zwei Winkel und unterwirft jede der neuen Quantisierungsbedingung So erhalt er drei Quantenzahlen die radiale n r displaystyle n r nbsp die azimutale l displaystyle l nbsp und die magnetische m l displaystyle m l nbsp Hauptquantenzahl Bearbeiten Die Quantenzahl n die wie im bohrschen Modell und in den Rydberg Formeln auch hier die Energie bestimmt wird nun Hauptquantenzahl genannt und erweist sich als n n r l displaystyle n n r l nbsp bzw eigentlich als n n r l 1 displaystyle n n r l 1 nbsp Nebenquantenzahl Bearbeiten Die azimutale Quantenzahl l displaystyle l nbsp nun Nebenquantenzahl genannt gibt den Bahn Drehimpuls l ℏ displaystyle l hbar nbsp an ℏ displaystyle hbar nbsp ist die plancksche Konstante h displaystyle h nbsp geteilt durch 2 p displaystyle 2 pi nbsp Bei gegebenem n kann die Nebenquantenzahl als Werte die naturlichen Zahlen von 1 bis n displaystyle n nbsp annehmen l 1 2 n displaystyle l 1 2 ldots n nbsp wobei der grosstmogliche Drehimpuls l n displaystyle l n nbsp zur bohrschen Kreisbahn gehort Ausdrucklich wird der Wert l 0 displaystyle l 0 nbsp ausgeschlossen weil in diesem Fall das Elektron auf einer Geraden hin und her schwingt die durch den Kern geht nbsp Elektronenbahnen fur Wasserstoff im bohr sommerfeldschen Atommodell fur n 1 2 3 Skalenwerte in Angstrom Nach der quantenmechanischen Berechnung die ab 1925 das Bohr Sommerfeld Modell abloste ist der Drehimpuls allerdings um genau eine Einheit ℏ displaystyle hbar nbsp geringer und der richtige Wertebereich folglich l 0 1 n 1 displaystyle l 0 1 ldots n 1 nbsp s auch nebenstehende Abb Zu l 0 displaystyle l 0 nbsp gehort dabei nicht eine lineare Bahn sondern ein kugelsymmetrisches Orbital Magnetische Quantenzahl Bearbeiten Die magnetische Quantenzahl m l displaystyle m l nbsp bestimmt die Orientierung der Bahnebene gegenuber der z Achse Sie gibt den Neigungswinkel a displaystyle alpha nbsp des Drehimpulses l displaystyle l nbsp gegen die z Achse an bzw genau genommen die Grosse der Projektion des Drehimpulses l displaystyle l nbsp auf die z Achse m l l cos a cos a m l l displaystyle m l l cdot cos alpha Leftrightarrow cos alpha tfrac m l l nbsp Der Wertebereich dieser Quantenzahl ist m l l l 1 l 1 l displaystyle m l l l 1 ldots l 1 l nbsp insgesamt 2 l 1 displaystyle 2l 1 nbsp verschiedene Werte von genau parallel bis zu genau antiparallel zur z Achse Damit ist die Richtungsquantelung vorhergesagt denn es gibt nur diese Einstellmoglichkeiten Die Quantenmechanik gibt dem Drehimpulsvektor die Lange l l 1 displaystyle sqrt l l 1 nbsp statt l displaystyle l nbsp wodurch die beiden extremen Einstellmoglichkeiten cos a l l l 1 displaystyle cos alpha pm tfrac l sqrt l l 1 nbsp doch nicht ganz mit der z Achse zusammenfallen Das sich um den Atomkern bewegende Elektron bildet einen magnetischen Dipol m displaystyle vec mu nbsp dessen Richtung senkrecht auf der Bahnellipse steht also parallel zum Vektor l displaystyle vec l nbsp des Bahndrehimpulses Bringt man das Atom in ein ausseres Magnetfeld B ext displaystyle vec B text ext nbsp das die z Achse definiert dann hangt die Energie des Dipols vom Einstellwinkel ab Wegen der Richtungsquantelung spaltet die Energie je nach dem Wert der magnetischen Quantenzahl daher ihr Name in 2 l 1 displaystyle 2l 1 nbsp verschiedene Werte auf Zeeman Effekt Spinquantenzahl Bearbeiten Neben diesen im bohr sommerfeldschen Atommodell eingefuhrten raumlichen Quantenzahlen gibt es fur jedes Elektron auch noch die magnetische Spinquantenzahl m s displaystyle m s nbsp die die stets genau zwei Einstellmoglichkeiten seines Eigendrehimpulses Spin angibt Sie wird mit den Werten oder beziehungsweise den Symbolen oder angegeben Diese Quantenzahl resultiert nicht aus Sommerfelds Quantisierungsbedingungen sondern wurde spater aufgrund sonst unerklarlicher experimenteller Befunde z B geradzahlige Aufspaltung im Stern Gerlach Versuch und im anomalen Zeeman Effekt dem Bohr Sommerfeld Modell hinzugefugt Zu jeder der bisher genannten Bahnen gehoren dadurch je nach Spinquantenzahl zwei verschiedene Energien Pauli Verbot Bearbeiten Hauptartikel Pauli Prinzip Aufgrund der durch das sommerfeldsche Modell ermoglichten Ordnung im Verstandnis des Atomaufbaus konnte Wolfgang Pauli 1925 das Pauli Verbot entdecken Jede Bahn die durch die drei raumlichen Quantenzahlen bestimmt ist kann maximal zwei Elektronen aufnehmen die dann entgegengesetzte Spinquantenzahl haben mussen Weblinks BearbeitenStefan Keppeler Die alte Quantentheorie Spinprazession und geometrische Phasen In Physik Journal Band 3 Nr 4 2004 S 45 49 pro physik de PDF abgerufen am 25 Oktober 2023 Quellen BearbeitenArnold Sommerfeld Zur Quantentheorie der Spectrallinien I II In Annalen der Physik 51 Jahrgang 1916 S 1 94 doi 10 1002 andp 19163561702 statt Bd 51 gilt bei Wiley online Bd 356 Helmut Rechenberg Quanta and Quantum Mechanics In Laurie M Brown et al Hrsg Twentieth Century Physics vol I IOP Publishing Ltd AIP Press Inc 1995 ISBN 0 750303530 Friedrich Hund Geschichte der Quantentheorie BI Hochschultaschenbucher Bd 200 200a Bibliographisches Institut Mannheim 1967 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bohr sommerfeldsches Atommodell amp oldid 238488823