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Die Blueserszene ˈbluːsɐˌseːne bzw Kundenszene selten auch Post Hippies war eine DDR spezifische Jugendkultur bzw eine Gegenstromung zur offiziellen Jugendkultur in der DDR Ihre Anhanger bezeichneten sich selbst als Blueser Kunden oder Tramper Zum Ende der 1970er Jahre erreichte die subkulturelle Jugendkultur ihren Hohepunkt und bildete als signifikante Bewegung 1 eine Gegenkultur zum vorgezeichneten DDR Alltag Innerhalb der Szene wurde nicht ausschliesslich Blues gehort und gespielt Ihr Leitsatz waren die Ideale aus der westlichen Hippie Bewegung wie Freiheit Authentizitat und Nonkonformismus Sie zeichnete sich durch gemeinsame Verhaltensmuster und musikalische Vorlieben sowie ihr spezielles Outfit aus das ein Wir Gefuhl erzeugte Die uberwiegende Mehrzahl der Blueser nahm eine betont antimilitaristische Geisteshaltung ein viele engagierten sich in der Friedensbewegung in der DDR Von den Behorden der Polizei oder dem Ministerium fur Staatssicherheit wurde haufig eine Oppositionshaltung gegenuber dem Staat seitens der Jugendlichen eruiert so dass sie unverhaltnismassig oft kontrolliert teilweise kriminalisiert z B PM 12 und gelegentlich sogar zu Haftstrafen verurteilt wurden Die Blueser oder Kundenszene war die langlebigste und zugleich lebendigste Jugendkultur in der DDR Inhaltsverzeichnis 1 Begriffe 2 Geschichte 3 Erscheinungsbild 3 1 Studentenkutte 3 2 Jeans 3 3 Tramper Schuhe 3 4 Accessoires 4 Musikrezeption Begegnungsraume und Freizeitkultur 4 1 Orte 4 2 Geschlechterverhaltnis 4 3 Rauschmittel 4 4 Wohnformen 5 Politische Aktivitaten 6 Personen 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBegriffe BearbeitenDer Begriff Blueser ist ein unscharfer Sammelbegriff und beschreibt phanotypische Gemeinsamkeiten wie Kleidungsstil und bestimme Formen von Verhalten Trampen Blueskonzerte besuchen Dabei pflegten die mit diesem Begriff beschriebenen Personen unterschiedliche Haltungen und Lebensweisen Eine Quelle fur die Begriffsbildung von Blueserszene sind neben der Praferenz des Musikgenres Blues rock die Blues Messen stark frequentierte Blueskonzerte in kirchlichen Raumen zwischen 1979 und 1988 2 Der Begriff Kunde bezeichnet hier nicht den heute bekannten Geschaftskunden sondern bezieht sich auf die seit dem fruhen 19 Jahrhundert belegte rotwelsche Bezeichnung Kunde fur wandernde Handwerksburschen Bettler Landstreicher 3 als positives Synonym fur unterwegs sein inspiriert nicht zuletzt durch den 1978 auch in der DDR erschienenen Roman Unterwegs von Jack Kerouac 4 Identitatsbildend wurde zugleich untereinander der Soziolekt Typ ebenfalls aus der Gaunersprache gebraucht Der Begriff Kathe war eine szeneinterne Bezeichnung fur Blueserinnen 5 Der Begriff Post Hippie s war ebenfalls eine Eigenbezeichnung von Personen in der Szene 6 Die Bezeichnung Gammler hingegen wurde ausschliesslich ausserhalb der Szene benutzt insbesondere durch die Staatsmacht Geschichte BearbeitenIn den 1960er Jahren erlangte der Blues in der DDR zunehmend offiziell Anerkennung Neben traditionellen Jazzliebhabern begannen sich auch rockbegeisterte Jugendliche fur den Blues zu interessieren Ihre Idole waren u a die Rolling Stones oder die Animals Jimi Hendrix Cream Janis Joplin und The Doors Uber deren live gespielte Coverversionen gelangte die erste Bluesergeneration zu den Wurzeln des Blues Ihren Hohepunkt erreichte die Blueser oder Kundenszene zum Ende der 1970er Jahre Insbesondere die am Rock orientierten Vertreter wie John Mayall Rory Gallagher Canned Heat Lynyrd Skynyrd oder ZZ Top fanden Anklang in der Szene In der Identifikation mit dem Blues verkorperte sich die Aneignung von Werten wie Echtheit und Ursprunglichkeit Analogien zum DDR Alltag leitete man aus dem Freiheitskampf der Afroamerikaner ab und ausserte sich in der Suche nach Uberlebensstrategien und Nischen innerhalb der DDR Gesellschaft Mitte der 1980er Jahre ging die Bewegung der aufmupfigen Blueser zuruck weil weitere mehr oder weniger oppositionelle Subkulturen wie Punks Gruftis Heavy Metal Fans zusatzlich entstanden existierte aber parallel dazu weiter bis uber das Ende der DDR hinaus Angehorige der Szene wurden vor allem in den ersten Jahren nach ihrer Herausbildung von den Behorden der Polizei oder dem Ministerium fur Staatssicherheit haufig unverhaltnismassig oft kontrolliert teilweise kriminalisiert und gelegentlich sogar zu Haftstrafen verurteilt 7 Erscheinungsbild Bearbeiten nbsp Parka Hirschbeutel Levi s Klettis nbsp Romersandalen Jesuslatschen1979 zeichnete die Berliner Band Monokel in ihrem Song Bye Bye Lubben City ein treffendes Selbstportrat der Szene Blueser waren eine Mischung aus Bluesfan Beatkunde Rockfan und Blumenkind Die Stasi charakterisierte in ihrem Identifikationsschlussel in teilweise schwer diskriminierender Weise Tramper als Menschen die schmutzige ungepflegte Kleidung und Schuhe trugen ungenugend Korperpflege betreiben wurden Schlafdecken und Landkarten dabei hatten und draussen im offentlichen Raum wie z B auf Bahnhofen und in Kulturparks ubernachteten Sie wurden als provozierend gegenuber Sicherheitskraften und staatstreuen Jugendlichen dargestellt mit politischem Desinteresse und gewisser Oppositionshaltung gegenuber dem Staat Damit wurde ihnen die Verherrlichung asozialer Lebensgewohnheiten vorgeworfen Gleichzeitig beobachtete die Stasi dass die Kontaktaufnahme von Trampern zu Gleichgesinnten und Sympathisanten schnell klappte 8 Der Szene gehorten mehrheitlich junge Facharbeiter aber auch Oberschuler und Studenten an Der gemeinsame Nenner bestand in der Ablehnung staatlich verordneter Kulturmuster und in dem Drang zur Flucht aus der Enge und Beschranktheit des DDR Alltages 9 Ausserliche Merkmale waren lange Haare haufig mit Mittelscheitel die Manner trugen gern Vollbart Die Bekleidungsstandards wirken nachtraglich uniform beinhalten aber auch eine gewisse Bandbreite kreativer Modifikationen und Dekontextualisierungen tradierter Kleidung die Ausdruck der Individualitat der Trager war und sich auch daran orientieren musste was der Trager erhalten konnte Jeanshose und jacke Parka langer wallender Rock oder Kleid gebatikte T Shirts gefarbte historische Unterkleider Nachthemden und Latzhosen Fleischerhemd Jesuslatschen oder Tramperschuhe machten das spezielle Outfit aus Charakteristische Accessoires sind der oft selbst genahte Hirschbeutel haufig mit dem Motiv des rohrenden Hirsches und bei Bedarf die Nickelbrille 10 Diese selbstgewahlten Ausserlichkeiten waren stark identitatsstiftend und damit Erkennungszeichen Sie symbolisierten Freiheit Unangepasstheit Individualitat trotz relativer Uniformierung und symbolisierten den Gegenentwurf zum sozialistischen Menschenbild das gepragt war von kleinburgerlichen Werten wie Sauberkeit Fleiss Patriotismus und Unterordnung unter das sozialistische Kollektiv 9 11 Von diesem Erscheinungsbild besonders von langen Haaren bei Mannern und westlichen Jeans fuhlten sich haufig angepasstere Personen und die Polizei provoziert 9 Studentenkutte Bearbeiten Das wohl wichtigste Markenzeichen war der grune Shell Parka auch Studentenkutte oder Shelli der im Original aus den USA stammte und gleichzeitig als Bekleidung und Schlafsack diente Als Ersatz mussten oftmals Drillichjacken der FDJ aus den 1950er Jahren oder nicht mehr aktuelle Uniformjacken von NVA und der GST dienen die ahnlich aussahen Etabliert hatten sich auch alte dunkle Ledermantel und spater Lodenmantel die nur noch gebraucht zu kaufen waren 9 Jeans Bearbeiten Als Nonplusultra galten Bluejeans vor allem echte aus den USA Dazu haufig die passende Jeansjacke Ein Schlussel zur beliebtesten Bluejeans marke Levi s ist u a in dem 1972 erschienenen Roman von Ulrich Plenzdorf Die neuen Leiden des jungen W zu sehen in dem neben dem Fehlen von Entfaltungsmoglichkeiten parallel zur Erziehung einer sozialistischen Personlichkeit in der DDR und der Flucht aus der kleinburgerlichen Enge ausfuhrlich und genau zu dieser Jeans gesprochen wurde Dieser Roman war sofort zunachst durch Mundpropaganda unter den Jugendlichen Kult mit der Folge dass er selbst im Kinderferienlager gelesen wurde und die kommende Blueser Generation nachhaltig beeinflusste Neben diesem Buch wurde auch der 1975 erschienene Jugendroman von Joachim Walther Ich bin nun mal kein Yogi spater 1980 als Light Version verfilmt unter Und nachstes Jahr am Balaton zu einem Dokument der unangepassten Jugendlichen und deren spezieller Sprachkultur 9 Bluejeans waren in der DDR kostbar weil sie nur uber Umwege aus Westeuropa zu bekommen waren Wer z B eine Levi s besass trug sie daher auch noch wenn sie bereits zerschlissen waren Daraus entstand eine neue identifikationsstiftende Komponente Die Flickenjeans wurde Kult 12 Die Jugendlichen nahten und arrangierten sich die passenden haufig kleinteiligen Flicken moglichst asthetisch in verschiedenen Blautonen abgestimmt auf ihre Bluejeans Um den schweren Baumwollstoff zu bewaltigen wurden die alten Singernahmaschinen plotzlich sehr gefragt Manche Bluejeans bestanden fast nur noch aus Flicken Wichtig war die personliche Individualitat die die Blueser mit ihrem Beinkleid nach aussen dokumentierten 9 Tramper Schuhe Bearbeiten An den Fussen trugen Blueser braune knochelhohe aber leichte Bergkletterschuhe aus Wildleder die Tramper oder Klettis genannt wurden Im Sommer waren die sogenannten Jesuslatschen oder Romersandalen obligatorisch Getragen wurden auch die DDR Standard Arbeitsschuhe oder Wanderschuhe Accessoires Bearbeiten Als standiger Begleiter galt ein moglichst historischer Brotbeutel oder auch Tornister Der Hirschbeutel eine aus einem alten Wandteppich mit Hirschmotiv oder ahnlichem selbstgenahte Umhangetasche setzte sich erst in den 1980er Jahren als unverwechselbares Attribut durch 9 nbsp Michael Linke von Monokel 2008Musikrezeption Begegnungsraume und Freizeitkultur BearbeitenMusikalisch orientierten sich Blueser am Folk Blues Southern Rock und Bluesrock Als Motor der Szene fungierten einheimische Bands wie Engerling Freygang Die Firma Monokel Hof Blues Band Passat Jonathan Blues Band Hansi Biebl Mama Basuto Kerth Blues vital Pasch ergo Keimzeit und Stefan Diestelmann nbsp Der AmorsaalOrte Bearbeiten An den Wochenenden waren Blueser haufig unterwegs reisten per Bahn oder trampten den Bands hinterher und lebten ihre Auffassung von Freiheit und Moral Vornehmlich in Dorfkneipen in den sudlichen DDR Bezirken oder am Rande der grossen Stadte vermittelten Bands Blues Seligkeit Beliebte Konzertorte waren teils privat bewirtschaftete alte Dorfsale wie z B das Waldschlosschen Roderau bei Riesa 13 der Gasthof zum Lowen in Ebersbrunn bei Zwickau Kuhstall in Tanna OT von Starkenberg 14 der Amorsaal in Mulsen St Niclas der Grune Baum in Glauchau Schlettwein bei Possneck Luttewitz Medewitz Leipzig Gaschwitz Ruhland Schoneiche bei Berlin und Doberlug Kirchhain 15 oder Open Airs wie das Open Air Altdobern bei Cottbus 16 17 Steinbrucken Open Air 18 u a Im Schatten der offiziellen Kulturpolitik und des Mainstreams besetzten Blueser auch sozialistische Volksfeste wie den Republikgeburtstag Pressefeste Stadtfeste den Weimarer Zwiebelmarkt das Schleizer Dreieckrennen oder den Wasunger Karneval und gerieten somit ins Visier der Staatsmacht 19 14 Blueser und Blueserinnen trampten auch ins sozialistische Ausland in die Tschechoslowakei nach Ungarn Rumanien und Bulgarien Ein wichtiger Treffpunkt in der Tschechoslowakei war Gustav Ginzels Misthaus im Isergebirge und das U Fleku in Prag Noch heute wird diese Kultur bei diversen Festivals in Refugien gepflegt wie z B in der Kunden Blues Nacht in der Berliner WABE 20 und im Wotufa Saal in Neustadt Orla 21 oder dem Bluesfasching im thuringischen Apolda mit Ausstellungen und Lesungen 22 dem Kuhstall in Tanna 23 u a wie z B Blues in Reitwein im Oderbruch Geschlechterverhaltnis Bearbeiten Die Blueser oder Kundenszene war von strukturellem Machismo gepragt und mannlich dominiert obwohl zahlenmassig viele Frauen dabei waren 24 Nur sehr wenige von ihnen standen im Fokus der Szene weil sie z B als Musikerinnen in Bands aktiv waren Beispiele sind Viola Woigk Keyboarderin der Thuringer Band Pasch die Sangerin Angelika Weiz die Sangerin Uschi Bruning oder Tatjana Besson die Bassistin und Sangerin der Band Die Firma Antje Pfeffer beschreibt die Szenegangerinnen als selbstbewusste und schlagfertige Frauen Die haben sich da durchaus zu behaupten gewusst und die Typen haben das eigentlich auch geachtet und akzeptiert Also es gab da keine jedenfalls habe ich das nicht erlebt so Weibchen sage ich jetzt mal die so ein bisschen teenymassig und madchenhaft waren Es waren eigentlich eher so robustere Typen die in dieser Szene waren als Frauen und die da durchaus mitgesoffen haben und mitgetanzt und mitgezogen sind und sich da auch nicht die Butter vom Brot nehmen liessen Die haben da echt ihr Ding auch genauso gemacht wie die Kerle Antje Pfeffer Michael Rauhut Honeckers Schmuddelkinder Hippies in der DDR Feature Deutschlandfunk 2005 Frauen wurden sorgsam behandelt Andreas Ibscher Michael Rauhut Honeckers Schmuddelkinder Hippies in der DDR Feature Deutschlandfunk 2005 Rauschmittel Bearbeiten Starker Alkoholkonsum kam an den Wochenenden haufig vor Insoweit wichen Blueser kaum von der allgemeinen zeit und landestypischen Feierkultur ab Andere Drogen waren aus Vogelfuttersamen selbst gezuchteter Hanf 25 psychoaktive Mischungen von Psychopharmaka wie Faustan mit Schnaps und oder Cola oder LSD das uber Polen in die DDR kam 26 27 28 Beliebt in der Szene waren auch filterlose Zigaretten der Marke Karo Wohnformen Bearbeiten Analog zu den Hippies im Westen experimentierten einige Blueserinnen und Blueser mit alternativen Wohn und Lebensformen In Berlin Prenzlauer Berg Dresden Neustadt Halle Kellnerstrasse Leipzig Erfurt Jena und anderen Orten entstanden Kommunen Leerstehende Wohnungen in zum Abriss vorgesehenen Gebauden wurden still besetzt Die Illegalitat dieser Wohnform wurde legalisiert indem in Eigenregie punktlich eine selbstgewahlte Miete an die Kommunale Wohnungsverwaltung gezahlt wurde Manchmal gelangten Kommunardinnen durch Verwandte an offizielle Mietverhaltnisse So konnte Franziska Groszer zusammen mit Gert Grosser den Brudern Frank und Florian Havemann Thomas Brasch u a uber einen Wohnungstausch mit ihrer Mutter im Jahr 1969 die Kommune 1 Ost grunden die bis 1973 bestand 29 30 In Gera existierte eine Kommune in der jegliches Eigentum Gemeinschaftseigentum war 31 In Hartroda in Thuringen grundeten 1978 Behinderte und Nichtbehinderte eine Kommune in einem verlassenen Pfarrhof Finanziert wurde die gemeinschaftliche Lebensform von den Renten und Pflegegeldern der Behinderten Die Nichtbehinderten versorgten im Gegenzug die Behinderten Einige Personen stellten Postkarten und Linoleumdrucke her andere gingen Berufen wie z B Totengraber nach Nahrungsmittel wurden teilweise in Subsistenzwirtschaft angebaut Die Kommune war gleichzeitig der Versuch einer Alternative zur Verwahrung behinderter Menschen in Alterspflegeheimen Nichtbehinderte Menschen konnten sich durch die Kommune regularen DDR Arbeitsverhaltnissen entziehen ohne der Gefahr ausgesetzt zu sein wegen des sogenannten Asozialenparagrafen 249 StGB verfolgt zu werden Einmal im Jahr veranstaltete die Kommune ein Festival Ursprunglich christlich intendiert entwickelte sich allerdings mit der Zeit bei den Beteiligten wie z B bei Matthias Vernaldi eine anarchistische Haltung Vernaldi durfte als Schwerstbehinderter in die BRD reisen und konnte so Cannabis Bucher und Antifaflyer in die DDR schmuggeln 32 Politische Aktivitaten BearbeitenDie Szene organisierte sich informell sodass Blueser ein schwer abgrenzbarer Begriff ist und kein durchgehend homogener Wertekanon der beteiligten Personen auszumachen ist Das bedeutete auch dass verschiedene Personen ein unterschiedliches Verstandnis von politischem Engagement und damit ein unterschiedliches Mass an Politizitat aufwiesen Die damals stark devianten und szeneintern identitatsstiftenden Ausserlichkeiten erregten Aufmerksamkeit bei der von kleinburgerlichen Werten gepragten Mehrheitsgesellschaft bis hin zu Abscheu und Aggressionen Unter den darauf folgenden Diskriminierungen starker sozialer Kontrolle Uberwachung durch die Stasi und teilweise Verfolgung den eigenen Lebensstil zu behaupten und beizubehalten war unter den gegebenen Umstanden politisch 31 Aber nur ein Teil der Szene war politisch aktiv im Sinn sozialer Bewegungen Auch wenn die uberwiegende Mehrzahl der Blueser eine betont antimilitaristische Geisteshaltung einnahm verweigerten nicht zwangslaufig alle mannlichen Blueser den Wehrdienst in der NVA indem sie den Dienst als Bausoldaten ableisteten und damit weitere Benachteiligungen und Repressionen in Kauf nahmen Ein Beispiel ist der Bluesmusiker Gunter Holwas der auch Initiator der Blues Messen war Ein damals unveroffentlichter Songtext der Band Renft beschreibt die Haltung der Blueser zum Wehrdienst Aufnaher Schwerter zu Pflugscharen das Original hier auf LeMO Link zum Bild Bitte Urheberrechte beachten Ein Teil der Szene war in der Friedensbewegung der Frauen Menschenrechts und der Umweltbewegung engagiert z T mit ratedemokratischen oder anarchistischen Tendenzen Symbolhaftes Erkennungszeichen fur die Zugehorigkeit zur Friedensbewegung war Anfang der 80er Jahre das offentliche Tragens des Aufnahers Schwerter zu Pflugscharen Politische Aktivitaten fanden haufig unter dem Dach und dem Schutz der Kirche statt wobei die beteiligten Personen allerdings nicht zwangslaufig Christen waren Eine solche Gruppe ist die seit 1982 aktive Dresdner Gruppe Anarchistischer Arbeitskreis Wolfspelz die bald in der gesamten DDR aktiv war Flugblatter mit Auflagen von z T uber 20 000 Exemplaren druckte und zu Aktionen mobilisierte Ein Beispiel dafur ist der Aufruf der Gruppe Wolfspelz zu einer folgenreichen landesweiten Friedens Protestaktion an der Frauenkirche in Dresden 33 Seit 1986 existiert die Gruppe Kirche von Unten KVU die tendenziell atheistisch anarchistisch orientiert und in Uberschneidung mit der Punkszene die herrschenden Verhaltnisse in Staat und Kirche kritisierte und Konzerte veranstaltete Die Umwelt Bibliothek Ost Berlin war explizit anarchistisch verfasst 34 Seit Mitte der 1980er Jahre wurden u a dort libertare Untergrund Zeitschriften gedruckt wie z B der Kopfsprung mOAning STAR der Grenzfall telegraph die Umweltblatter Es wurden unterdruckte Informationen uber den DDR Alltag publiziert wie z B das Uberschreiten der Smoggrenzwerte in Berlin um das Neunfache und damit eine Gegenoffentlichkeit geschaffen Artikel aus den Umweltblattern wurden in Zeitschriften der BRD nachgedruckt wie z B in der Graswurzelrevolution in der direkten aktion in der Interim und in der Taz So wurden Informationsflusse verstarkt die kritische Positionen zu herrschenden Auffassungen transportierten und wodurch die DDR Opposition anwuchs bis hin zur gewaltfreien Revolution In diese Opposition waren auch eine ganze Reihe Personen aus der Blueserszene involviert 35 36 37 nbsp Der Fotograf Harald HauswaldPersonen BearbeitenRoland Barwinsky Blueskunde seit 1980 Bibliothekar Journalist 38 Tatjana Besson Bassistin und Sangerin der Bands Die Firma und Freygang Steffi Breiting Musikerin 39 Citrone Uta Muller Szenegangerin 31 Peggy D Szenegangerin 40 Matthias Domaschk 1981 in einer Stasizelle nach einem Verhor zu Tode gekommener junger friedensbewegter Tramper 41 Renate Ellmenreich Pfarrerin und friedensbewegte Aktivistin der Jungen Gemeinde Jena Stadtmitte in den 1970er und 1980er Jahren 41 Constanze Freund auch Constanze Friend Weimarer Musikerin Sangerin der Blues R amp B Soul Funkband Mr Adapoe 1986 1992 zusammen mit Hans Raths Thomas Adapoe Andreas Martin Matthias Batzel Alexander Urschanow Peter Klinke und bei Friend n Fellow 42 Nelli Gudat Clubbetreiberin DJ 38 Peter Glaser Sanger und Gitarrist bei Renft Karussell Casars Rockband 38 Andre Greiner Pol Musiker und Sanger bei Freygang sowie Autor Harald Hauswald Fotograf 31 43 Elke Hemme Sangerin bei der Band Modern Blues 1970er Jahre 39 Gunter Holwas Blues Musiker Initiator der Blues Messen Wehrdienstverweigerer Jayne Ann Igel Schriftstellerin Rex Joswig Kunstler Musiker Produzent und DJ Sanger der Band Herbst in Peking freier Journalist Radiomacher 38 Johanna Kalex Anarchistin Kneipenbetreiberin Mitglied der Gruppe Wolfspelz 44 Lutz Kowalewski Blues Gitarrist der ostdeutschen Bluesszene Hannelore Kurth mit der Band Rhythm amp Blues Collegium aus Eberswalde Schriftstellerin Biologin Naturschutzerin 45 46 47 Gosse Andreas Ibscher Kommunenmitglied in Gera Tramper seit den fruhen 1970er Jahren Sozialarbeiter 38 Doris Liebermann Featureautorin friedensbewegte Aktivistin der Jungen Gemeinde Jena Stadtmitte in den 1970er und 1980er Jahren 41 Barbel Muller bei der Band Blues vital 1970er Jahre zusammen mit Wolfgang Klawonn Thomas Abendroth Wilfried Woigk Ulrich Fasshauer Michael Schwandt 39 Antje Pfeffer Szenegangerin seit den 1980er Jahren Bibliothekarin Archivarin Autorin 38 Michael Rauhut Musikwissenschaftler Autor Angelika Weiz Blues und Soulmusikerin seit 1975 Mitglied in der Bluesband ergo Jazzsangerin im Gunther Fischer Sextett Viola Woigk Keyboarderin der Thuringer Band PaschSiehe auch BearbeitenMusik der DDR Bluesmusik Jugendkultur in der DDR Der Kunde erste Zeit und Streitschrift der Vagabunden zwischen 1927 und ca 1931 Literatur BearbeitenMichael Rauhut Thomas Kochan Bye bye Lubben City Bluesfreaks Tramps und Hippies in der DDR Schwarzkopf amp Schwarzkopf Berlin 2009 ISBN 978 3 89602 793 1 Christoph Dieckmann My Generation Cocker Dylan Honecker und die bleibende Zeit Christoph Links Verlag Berlin 1999 ISBN 3 86153 195 X Michael Rauhut Rock in der DDR 1964 1989 Bundeszentrale fur politische Bildung Hrsg Berlin 2002 ISBN 3 89331 459 8 Michael Rauhut Das Kunden Buch Blues in Thuringen Landeszentrale fur politische Bildung Thuringen Erfurt 2011 ISBN 978 3 937967 78 3 Michael Rauhut und Tom Franke Kirche Pop und Sozialismus Dokumentarfilm Erstausstrahlung 26 November 2013 RBB Lutz Rentner Michael Rauhut Frank Otto Sperlich Wittstock statt Woodstock Hippies in der DDR Dokumentarfilm RBB Erstausstrahlung am 10 Oktober 2005 45 Minuten Michael Rauhut Honeckers Schmuddelkinder Hippies in der DDR Rundfunkfeature Deutschlandfunk Erstausstrahlung am 25 Januar 2005 45 Minuten Freya Klier Matthias Domaschk und der Jenaer Widerstand Berlin 2007 ISBN 978 3 942657 02 0 Kulturschleuder Riesa e V Hg Das Waldschlosschen Hippies im Rockschuppen Roderau Riesa 2006 ZeitungsbeitrageJens Rosenkranz Ausstellung erinnert an Rock Randale zur 1000 Jahr Feier in Altenburg Leipziger Volkszeitung online 27 Mai 2016 Jens Rosenkranz 1976 Tausende Langhaarige fordern die DDR Staatsmacht heraus Leipziger Volkszeitung Ausgabe Muldental 27 Juni 2016 S 27 ganzseitiger Beitrag Weblinks BearbeitenBlueser Tramper Kunden und Hippies in der DDR Hintergrundartikel Videos und Fotos Bundeszentrale fur politische Bildung Robert Havemann Gesellschaft e V Freya Klier Matthias Domaschk und der Jenaer Widerstand Memento vom 21 Februar 2014 im Internet Archive Berlin 2007 ISBN 978 3 942657 02 0 Michael Rauhut Blues in der DDR Kulturelle Symbolik und politische Interpretation In PopScriptum 8 Humboldt Universitat Berlin Memento vom 26 September 2010 im Internet Archive Webprasenz des Fordervereins fur Bluesfasching in Apolda Website der UmweltbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Zur Bedeutung des Worts Bewegung aus duden de Bluesmessen hrsg v Bundeszentrale fur politische Bildung und Robert Havemann Gesellschaft e V Siegmund A Wolf Worterbuch des Rotwelschen Deutsche Gaunersprache Bibliographisches Institut Mannheim 1956 S 188 Nr 3017 Jack Kerouac Unterwegs On The Road Berechtigte Ubertragung aus dem Amerikanischen Nachwort von Bernhard Scheller Reclam Leipzig 1978 Reclams Universal Bibliothek 760 Lizenz des Rowohlt Verlags Reinbek b Hamburg Heiner Stahl Rezension zu Rauhut Michael Kochan Thomas Hrsg Bye Bye Lubben City Bluesfreaks Tramps und Hippies in der DDR Berlin 2004 In H Soz u Kult 13 Februar 2006 Rex Joswig In Michael Rauhut Honeckers Schmuddelkinder Hippies in der DDR Rundfunkfeature Deutschlandfunk Erstausstrahlung am 25 Januar 2005 45 Minuten Zu entsprechenden Fallen in der Kleinstadt Weimar vgl Axel Stefek 1969 1984 Unangepasste Jugendliche werden zu Staatsfeinden gemacht In Axel Stefek Weimar unangepasst widerstandiges Verhalten 1950 bis 1989 Weimarer Schriften Bd 68 Weimar Stadtmuseum 2014 S 49 60 Quelle Michael Rauhut Rock in der DDR S 80 a b c d e f g Michael Rauhut Thomas Kochan Bye bye Lubben City Bluesfreaks Tramps und Hippies in der DDR Schwarzkopf amp Schwarzkopf Berlin 2009 ISBN 978 3 89602 793 1 siehe Die unerlasslichen Tramperutensilien der ostdeutschen Hippies Hirschbeutel Hebammentasche Nickelbrille Klettis Kletterschuhe Karo Goldbrandflasche Tornister Brotbeutel auf Jugendopposition de Die Norm der sozialistischen Personlichkeit In Opposition und Repression in der DDR Bildungsserver Berlin Brandenburg Vom Tresen auf die Buhne In Melodie amp Rhythmus 5 2011 Sebastian Schultz Was in keinem Geschichtsbuch steht Projekt Zeitensprunge begab sich auf Zeitreise Memento vom 22 Mai 2014 im Webarchiv archive today In Website des Kulturwerk Riesa e V a b Roland Barwinsky Michael Rauhut prasentiert in Lohma Kundenbuch uber DDR Bluesszene In Ostthuringer Zeitung 12 April 2012 Wir Waldmenschen Gosse Andreas Ibscher Baujahr 1957 erinnert sich In Michael Rauhut Bye Bye Lubben City Bluesfreaks Tramps und Hippies in der DDR Berlin 2009 whiskey soda de Open Air Altdobern Namhafte Bands spielen den Blues fur UNICEF Memento vom 22 Mai 2014 im Internet Archive MrDrohnex Blueser in der DDR Altdobern 1985 1990 In Youtube veroffentlicht am 19 Marz 2012 Zur Sonne zur Freiheit In Frankfurter Rundschau 17 Juli 2009 Woodstock an der Werra Die Geschichte des Kunden Karnevals in Wasungen Erzahlt anhand von Stasi Unterlagen in der Mediathek des BStU 2 Kunden Blues Nacht in der WABE 5 Oktober 2013 Kunden Blues Nacht am 2 Dezember 2017 im Wotufa Saal in Neustadt Orla Ausstellung im Fanprojekt wird mit Dieckmann Lesung abgeschlossen Ausstellung nach einem Titel der 1975 verbotenen Band Renft Zwischen Liebe und Zorn Bluesfasching de September 2013 Wolfgang Wukasch 20 Jahre Kuhstall Tanna Deftiger Blues und harter Rock In Ostthuringer Zeitung 31 Marz 2012 Heiner Stahl Rezension zu Rauhut Michael Kochan Thomas Hrsg Bye Bye Lubben City Bluesfreaks Tramps und Hippies in der DDR Berlin 2004 In H Soz u Kult 13 Februar 2006 Dethleff Kuhlbrodt Der Teufel hat den Schnaps gemacht In TAZ 21 Januar 2012 Christian Schluter Blauer Wurger und so weiter und so fort In Berliner Zeitung 21 Januar 2012 Michael Kleim Drogenkultur aus dem Osten Impulse und Anstosse von einem nichtnostalgischen Ruckblick zu Perspektiven In cannabislegal de Gunter Amendt Die Legende vom LSD Frankfurt 2008 Boheme im Niemandsland In Katalog zur Ausstellung Boheme und Diktatur in der DDR Gruppen Konflikte Quartiere 1970 bis 1989 im Deutschen Historischen Museum Website des Deutschen Historischen Museums Experiment Kommune 1 Ost In Mitteldeutsche Zeitung 14 August 2008 a b c d Lutz Rentner Michael Rauhut Frank Otto Sperlich Wittstock statt Woodstock Hippies in der DDR Dokumentarfilm RBB Erstausstrahlung am 10 Oktober 2005 45 Minuten Kai Schlieter Laufen wollt ich doch man gab mir Flugel In Thuringen entstand vor 30 Jahren so etwas wie die Kommune 1 der DDR Hartroda war ein einmaliges Lebensprojekt Behinderter zum Missfallen der StaSi In Taz 16 August 2008 Come Together Dresden und der 13 Februar In weiterdenken Heinrich Boll Stiftung Sachsen Dietmar Wolf Die Berliner Umwelt Bibliothek Links anarchistisch und auch immer ein wenig chaotisch In telegraph 2011 Dresden und die Gruppe Wolfspelz hrsg v Bundeszentrale fur politische Bildung und Robert Havemann Gesellschaft e V letzte Anderung Marz 2012 Bernd Drucke Anarchy in East Germany Ohne dieUmweltblatterund denTelegraphhatte es die Wende so nicht gegeben In Divergensces Revue libertaire internationale en ligne 15 September 2009 Ehrhart Neubert Geschichte der Opposition in der DDR 1949 1989 Berlin 1997 a b c d e f Michael Rauhut Honeckers Schmuddelkinder Hippies in der DDR Feature Deutschlandfunk 2005 a b c Michael Rauhut Das Kundenbuch Blues in Thuringen Erfurt 2011 friedrichshainer chronik de So ne kleine Frau Die Uberlebende Peggy D Memento vom 25 Oktober 2014 im Internet Archive a b c Freya Klier Matthias Domaschk und der Jenaer Widerstand Berlin 2007 ISBN 978 3 942657 02 0 S 40 ff Michael Rauhut Das Kundenbuch Blues in Thuringen Erfurt 2011 S 29 Karim Saab Stimmungsvergleich in Schwarzweiss Warum realitatssuchtige Fotografie auch gut und gern auf Farbe verzichten kann In Liberal Vierteljahreshefte fur Politik und Kultur Heft 1 2007 Johanna Kalex hrsg v Bundeszentrale fur politische Bildung und Robert Havemann Gesellschaft e V letzte Anderung September 2008 Dr Hannelore Gilsenbach Eintrag in der Autorinnendatenbank des Bundesverband Friedrich Bodecker Kreis e V Memento des Originals vom 2 Oktober 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www boedecker kreis de Website von Hannelore Kurth Gilsenbach Untermenu Musik Hannelore Gilsenbach Herbst Kiefern Blues in Website von Hannelore Gilsenbach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blueserszene amp oldid 238048767