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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Siehe auch Mundpropaganda Musikgruppe Der Begriff Mundpropaganda oder Mund zu Mund Propaganda steht fur die Verbreitung von Informationen oder Empfehlungen durch mundliche Weitergabe im personlichen Gesprach von Mund zu Mund 1 sodass sie bald wirklich in aller Munde sind Dementsprechend gilt im Gegensatz zur Propaganda im herkommlichen Sinn bspw eine Rede die offentlich oder vor vielen gehalten wird nicht als Mundpropaganda obwohl auch sie Informationen mundlich vermittelt Mundpropaganda funktioniert oft in ungesteuerter nicht flachendeckender Weise Dabei geht es um ein mehr oder weniger meinungsbildendes Uber etwas Reden Ich hab da was gesehen oder Hast du das schon gehort Sie kann aber auch in der Manier der klassischen Propaganda gezielt begonnen werden um Informationen unter die Leute zu bringen oder Geruchte zu streuen Wenn Sie mit meiner Arbeit zufrieden sind sagen Sie es bitte weiter wenn aber nicht so sagen Sie es mir Wegen der Unabhangigkeit von Medien und der Intimitat der Verbreitungssituation wird oft angenommen dass Mundpropaganda besonders vertrauenswurdig erscheine 90 Prozent der Konsumenten weltweit vertrauen den Ratschlagen von Bekannten 2 Die Verbreitung eines Geruchts kann je nach Standpunkt erwunscht oder unerwunscht sein die subversive Form der Mundpropaganda bei der die Verbreitung der Information besonders heikel ist und bei der die Intimitat die grosste Rolle spielt bezeichnet man als Flusterpropaganda Inhaltsverzeichnis 1 Verwendung im Marketing 2 Definition des Word of Mouth in der klassischen Literatur 3 Word of Mouth im Online Kontext 3 1 eWOM in den sozialen Medien 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseVerwendung im Marketing BearbeitenMundpropaganda ist ein deutsches Synonym fur Word of Mouth WOM Im Marketing wird Word of Mouth als eine informelle wertende Meinungsausserung uber Marken Produkte Dienstleistungen und Unternehmen zwischen Konsumenten verstanden 3 Das Mundpropaganda Marketing engl word of mouth marketing will Aktivitaten auf solche Weise steuern dass in den passenden Zielgruppen moglichst positiv uber einen Anbieter bzw seine Produkte und Dienstleistungen gesprochen wird Dies soll Aufmerksamkeit und Interesse wecken den Bekanntheitsgrad das Image und in der Folge auch die Verkaufszahlen steigern 4 Eine Empfehlung uber Mundpropaganda weitergegeben impliziert uber die reine Kommunikation hinaus einen einflussnehmenden Handlungshinweis ebenfalls positiver oder negativer Natur dem in den meisten Fallen eine eigene Erfahrung mit dem jeweiligen Angebot vorausgeht Kann ich dir warmstens empfehlen oder Kauf das bloss nicht Dabei wird in aller Regel ein nicht kommerzielles Interesse des Empfehlenden unterstellt Empfehlungen konnen durch Empfehlungsmarketing systematisch gesteuert werden Zunehmend wird klassische Werbung durch Mundpropaganda Marketing erganzt oder ersetzt 5 insb in Zusammenhang mit Social Media Marketing Im Verbraucheralltag begegnet man ihr beispielsweise als Rezension auf Meinungsportalen und in Online Shops in Gestalt von Produktbewertungen oder auch als Erfahrungsbericht auf den unterschiedlichen Social Media Plattformen 6 Ziel ist die Erzeugung von moglichst viel positivem Buzz Gerede Gemurmel uber ein Produkt eine Dienstleistung oder ein Unternehmen Definition des Word of Mouth in der klassischen Literatur BearbeitenArndt 1967 war einer der ersten Forscher welcher sich mit dem Einfluss von Word of Mouth auf das Konsumentenverhalten auseinandergesetzt und den Begriff in einer griffigen Definition niedergeschrieben hat Arndt 1967 definiert Word of Mouth als oral person to person communication between a receiver and a communicator whom the receiver perceives as non commercial regarding a brand a product or a service 7 Word of Mouth muss jedoch nicht zwangsweise produkt marken oder servicebezogen sein es kann beispielsweise auch auf eine Organisation fokussiert sein 8 Nyilasy 2006 teilt die Definition von Arndt 1967 basierend auf einer Analyse von uber 150 wissenschaftlichen Publikationen in drei essentielle Teile des Word of Mouth auf Erstens ist das traditionelle Word of Mouth eine interpersonelle Kommunikation und somit klar abzugrenzen von der Massenkommunikation und anderen unpersonlichen Kommunikationsformen 9 Sie zeichnet sich dadurch aus dass sie in beide Richtungen verlaufen kann mit potentiell standigen Ruckkopplungseffekten Grundsatzlich wird also im traditionellen Word of Mouth davon ausgegangen dass der Empfanger aktiv an der Kommunikation teilnimmt und somit jeweils direkt auf das Kommunizierte reagieren kann 10 Zweitens ist der Inhalt der personlichen Kommunikation kommerziell The message is about commercial entities products product categories brands and marketers or even their advertising Nach Nyilasy ist Word of Mouth im Zusammenhang mit Marketing Konsumentenverhalten und Massenkommunikation somit abzugrenzen von seinem Gebrauch in der Alltagssprache worin Word of Mouth haufig fur jegliche Art der interpersonellen Kommunikation verwendet wird Dies bedeutet jedoch nicht dass Word of Mouth immer bewusst von einem Unternehmen gesteuert wird bzw es vorteilhaft fur das betroffene Unternehmen sein muss Vielmehr ist Word of Mouth ein naturlich auftretendes Phanomen im Konsumentenverhalten und it may or may not be induced by the conscious efforts of marketers 9 Drittens ist der Inhalt des Word of Mouth zwar kommerziell jedoch wird der Sender vom Empfanger als nicht kommerziell motiviert wahrgenommen Diese Definition schliesst also einen kommerziell motivierten Sender nicht aus Wie Nyilasy es treffend auf den Punkt bringt In this case eines kommerziell motivierten Senders Anm d Verf perception is reallity 9 Westbrook 1987 definiert Word of Mouth sehr ahnlich wie Arndt 1967 word of mouth consists of informal communications directed at other consumers about ownership usage or characteristics of particular goods and services and or their sellers 11 Im Gegensatz zur Definition von Arndt 1967 welcher Word of Mouth einzig als mundliche Kommunikation zwischen einem Sender und einem Empfanger sieht und somit unter anderem schriftliche und non verbale Kommunikation ausschliesst beschrankt Westbrook Word of Mouth nicht nur auf die mundliche Uberlieferung sondern versteht darunter samtliche informelle Kommunikation zwischen Konsumenten Dieses allgemeinere Verstandnis des Word of Mouth ist in der Literatur weit verbreitet 12 13 14 Word of Mouth im Online Kontext BearbeitenMit fortschreitender Digitalisierung verschiebt sich das WOM zunehmend in den Onlinekontext 15 Durch die teilweise Verlagerung der Kommunikation in das Internet und in soziale Medien etablierte sich der Begriff des elektronischen WOM eWOM auch word of mouse Das Konstrukt wird definiert als any positive or negative statement made by potential actual or former customer about a product or company which is made available to a multitude of people and institutions via the Internet 16 Der grosste Unterschied des eWOM im Vergleich zum klassischen WOM besteht darin dass Informationen nicht mehr mundlich sondern schriftlich oder audiovisuell in Form von Videos prasentiert werden und dass sich Kommunikationsteilnehmer zur Verbreitung der Information nicht mehr am gleichen Ort befinden 17 Ausserdem konnen Informationen bei eWOM gespeichert werden wodurch eine nachtragliche Suche nach spezifischen Nachrichten moglich wird 15 12 eWOM in den sozialen Medien Bearbeiten Insbesondere in sozialen Medien bestehen die ausgetauschten Informationen oftmals aus Produktempfehlungen oder sie haben einen werblichen Hintergrund 15 Gemass einer Studie von Pfeffer et al 2014 bieten insbesondere soziale Medien ein hohes Potenzial fur negative Mundpropaganda sog Online Firestorms 18 Grunde dafur liegen gemass den Autoren in den folgenden Eigenschaften Geschwindigkeit amp Umfang von Kommunikation Binare Reaktionswahl gefallt gefallt nicht Netzwerkstruktur grosse Verbreitungsmoglichkeit Uneingeschrankter Informationsfluss Mangel an Informationsvielfalt systematische Informationseinschrankung durch Filter Bubbles und Echo Chambers Crossmediale Dynamiken Berichterstattung von social Media Inhalten in andere Formate wie TV Radio Netzwerkbedingte Entscheidungsprozesse Beeinflussung der Meinungsbildung durch die Punkte 1 6 Besonders interessant ist dass junge Konsumenten zwar sowohl traditionelles WOM als auch eWOM grundsatzlich hilfreich finden sich vorwiegend aber auf Empfehlungen von Familienmitgliedern Freunden und Bekannten verlassen 17 Die Wahrscheinlichkeit fur die Generierung von positivem oder negativem WOM im privaten Umfeld ist somit wesentlich hoher als mit eWOM 17 Siehe auch BearbeitenFlusterpropaganda Virales Marketing Netzwerk MarketingLiteratur BearbeitenJustin Kirby Paul Marsden Connected Marketing Butterworth Heinemann Oxford 2006 ISBN 0 7506 6634 X Sascha Langner Viral Marketing Gabler Wiesbaden 2005 ISBN 3 8349 0595 X Bernd Rothlingshofer Mundpropaganda Marketing Was Unternehmen wirklich erfolgreich macht dtv Munchen 2008 ISBN 978 3 423 50914 5 Emanuel Rosen The Anatomy of Buzz Revisited Real life lessons in Word of Mouth Marketing Broadway Business 2009 ISBN 978 0 385 52632 6 Anne M Schuller T Schwarz Hrsg Leitfaden WOM Marketing Absolit Waghausel 2010 ISBN 978 3 00 030470 5 Anne M Schuller Zukunftstrend Empfehlungsmarketing 4 Auflage Business Village Gottingen 2009 ISBN 978 3 280 05382 9 Ossi Urchs Alexander Korner Mundpropaganda Marketing In Torsten Schwarz Leitfaden Online Marketing marketing BORSE GmbH Waghausel 2007 ISBN 978 3 00 020904 8 S 672 ff Einzelnachweise Bearbeiten geruchte nachrichten gehen von mund zu mund schon mhd von munde ze munde LEXER 1 2232 In Jacob Grimm Wilhelm Grimm Deutsches Worterbuch Hirzel Leipzig 1854 1961 woerterbuchnetz de Universitat Trier Frauke Schobelt Nielsen Konsumenten vertrauen Mundpropaganda und Medien Word of Mouth In Gabler Wirtschaftslexikon Springer Fachmedien Sabine Andres Mundpropaganda Marketing aktuelle Entwicklung Beurteilung und Expertenmeinungen Hamburg 2006 ISBN 3 8324 9342 5 Vorschau bei Google Books abgerufen am 2 Juni 2012 Bernd Rothlingshofer Wie lost man Mundpropaganda aus Memento vom 19 November 2010 im Internet Archive PDF 401 kB In Mundpropaganda Marketing Deutscher Taschenbuch Verlag 2008 ISBN 978 3 423 50914 5 Alexander Korner in Leitfaden WOM Marketing Johan Arndt Word of Mouth Advertising and Informal Communication In Donald F Cox Hrsg Risk Taking and Information Handling in Consumer Behavior Division of Research Graduate School of Business Administration Harvard University Boston 1967 S 195 Francis A Buttle Word of mouth understanding and managing referral marketing In Journal of Strategic Marketing Band 6 Nr 3 10 Januar 2011 S 243 doi 10 1080 096525498346658 a b c Greg Nyilasy Word of Mouth What We Really Know And What We Don t In Justin Kirby Paul Marsden Hrsg Connected marketing the viral buzz and word of mouth revolution Butterworth Heinemann Oxford 2006 ISBN 978 0 7506 6634 3 S 163 165 abufara com PDF Bettina Lis Simon Korchmar Digitales Empfehlungsmarketing Konzeption Theorien und Determinanten zur Glaubwurdigkeit des Electronic Word of Mouth EWOM Springer Gabler Wiesbaden 2013 ISBN 978 3 658 01008 9 S 6 doi 10 1007 978 3 658 01008 9 Robert A Westbrook Product Consumption Based Affective Responses and Postpurchase Processes In Journal of Marketing Research Band 24 Nr 3 1987 S 258 270 doi 10 2307 3151636 JSTOR 3151636 a b Thorsten Hennig Thurau Gianfranco Walsh Gianfranco Walsh Electronic Word of Mouth Motives for and Consequences of Reading Customer Articulations on the Internet In International Journal of Electronic Commerce Band 8 Nr 2 1 Dezember 2003 S 51 doi 10 1080 10864415 2003 11044293 Stephen W Litvin Ronald E Goldsmith Bing Pan Electronic word of mouth in hospitality and tourism management In Tourism Management Band 29 Nr 3 1 Juni 2008 S 459 doi 10 1016 j tourman 2007 05 011 Eugene W Anderson Customer Satisfaction and Word of Mouth In Journal of Service Research Band 1 Nr 1 1 August 1998 ISSN 1094 6705 S 6 doi 10 1177 109467059800100102 a b c Konstantin Ripperger Markus Appel Word of Mouth Von Mund zu Mund Propaganda zu viralem Marketing In Die Psychologie des Postfaktischen Uber Fake News Lugenpresse Clickbait amp Co Springer Berlin Heidelberg Berlin Heidelberg 2020 ISBN 978 3 662 58695 2 S 167 176 doi 10 1007 978 3 662 58695 2 15 Thorsten Hennig Thurau Kevin P Gwinner Gianfranco Walsh Dwayne D Gremler Electronic word of mouth via consumer opinion platforms What motivates consumers to articulate themselves on the Internet In Journal of Interactive Marketing Band 18 Nr 1 1 Januar 2004 ISSN 1094 9968 S 38 52 doi 10 1002 dir 10073 sciencedirect com abgerufen am 12 Januar 2020 a b c Thomas Aichner Oswin Maurer Denise Frotscher Traditionelles WOM vs eWOM in der Filmindustrie In Marketing Review St Gallen Band 37 Nr 2 1 Januar 2020 S 62 69 J Pfeffer T Zorbach K M Carley Understanding online firestorms Negative word of mouth dynamics in social media networks In Journal of Marketing Communications Band 20 Nr 1 2 4 Marz 2014 ISSN 1352 7266 S 117 128 doi 10 1080 13527266 2013 797778 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mundpropaganda amp oldid 235328521