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Berthold XI von Wintzingerode 1505 22 September 1575 in Mainz war Grundherr der Herrschaft Bodenstein an der nordostlichen Grenze des Eichsfelds und Offizier in wechselnden Diensten Seine Eltern waren Heinrich von Wintzingerode 1460 1520 und Anna von Oldershausen Inhaltsverzeichnis 1 Bauernkrieg 1525 2 Militarische Laufbahn 3 Konflikt um die Herrschaft Bodenstein 4 Gefangennahme Prozess und Hinrichtung 5 Wirkung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBauernkrieg 1525 BearbeitenNachdem Bertholds Vater 1520 in der Hildesheimer Stiftsfehde gefallen war verwaltete seine Mutter Anna von Oldershausen dessen Anteil an den Herrschaften Bodenstein und Scharfenstein sowie der ubrigen Besitzungen der Familie 1525 wurde das Eichsfeld einer der Brennpunkte des Muhlhauser Bauernaufstandes unter der Fuhrung von Thomas Muntzer und Heinrich Pfeiffer Dieser war ein aus dem Kloster Reifenstein entlaufener Monch der auf der wintzingerodischen Burg Scharfenstein als Kaplan tatig gewesen war Ein von Muntzer und Pfeiffer organisierter Zug von Aufstandischen wandte sich in das Eichsfeld dessen Burgen Stadte und Kloster sie innerhalb einer Woche uberrannten Dabei wurden die Burgen Bodenstein und Scharfenstein verwustet In den Jahren nach dem Bauernkrieg trieb Anna von Wintzingerode den Wiederaufbau des Bodensteins und der funf zugehorigen Gerichtsdorfer energisch voran Grosse Teile der heutigen Burganlage gehen auf ihre Bautatigkeit zuruck so die Schlossbrucke mit der Toranlage und die massiven Teile des Sudflugels Die Befestigung der Vorburg wurde nur in sehr reduzierter Form wiederhergestellt und der Zugang zur Hauptburg vereinfacht Gleichzeitig stellte ihr Schwager der Duderstadter Stadthauptmann Friedrich von Wintzingerode den Scharfenstein wieder her Militarische Laufbahn Bearbeiten1534 schloss sich Berthold dem Heer Landgraf Philipps des Grossmutigen von Hessen 1504 1567 an das Herzog Ulrich von Wurttemberg 1487 1550 wieder in seine Herrschaftsrechte einsetzte 1542 focht er auf kaiserlicher Seite gegen Konig Franz I von Frankreich Pragend fur seinen weiteren Weg wurde jedoch die Teilnahme am Schmalkaldischen Krieg 1546 und 1547 auf lutherischer Seite Das Oberhaupt des Schmalkaldischen Bundes Kurfurst Johann Friedrich der Grossmutige von Sachsen 1503 1554 wurde nach der verlorenen Schlacht bei Muhlberg gefangengenommen Berthold entkam zusammen mit dem Kurprinzen Johann Friedrich dem Mittleren 1529 1595 Er setzte den Kampf zunachst als Fuhrer einer Gruppe von Freischarlern fort betrachtete ihn also nicht mehr als reine Berufsausubung sondern bereits als Glaubenskampf Im Oktober kehrte er nach Bodenstein zuruck um die Herrschaft gegen plundernde Truppen des katholischen Herzogs Heinrich von Braunschweig Luneburg 1489 1568 und die Einfalle der Herren von Bultzingslowen zu schutzen 1550 bis 1552 befand Berthold sich im Dienst des Markgrafen Albrecht Alkibiades von Brandenburg Kulmbach 1522 1557 der mit seinem Heer das Rhein Main Gebiet verwustete Der albertinische Kurfurst August von Sachsen 1526 1553 86 verdachtigte Berthold des Aufruhrs zugunsten der ernestinischen Linie als er 1563 an der Adelserhebung teilnahm die Wilhelm von Grumbach 1503 1567 gegen den Wurzburger Bischof Melchior Zobel von Giebelstadt anfuhrte der seine Guter eingezogen hatte Als der Kaiser daraufhin uber Grumbach die Reichsacht verhangte versuchte dieser einen allgemeinen Aufstand der Ritterschaft gegen die erstarkende Furstenmacht auszulosen Obwohl Berthold die Teilnahme daran ablehnte wurde er gegen seinen Willen auf die Soldlisten der Aufstandischen gesetzt deren Oberhaupt der ernestinische Herzog Johann Friedrich der Mittlere von Sachsen war Obwohl Bertholds eigene Interessen mit denen der Erzachter ubereinstimmten schloss er sich ihrem Abenteuer nicht an 1569 nahm Berthold als Oberstleutnant an einem letzten Feldzug teil diesmal bei den deutsch niederlandischen Hilfstruppen auf der Seite der Hugenotten unter dem Prinzen von Conde Als Berthold in Metz erfuhr dass der Krieg auf deutschem Boden stattfinden sollte um die Verwustungen von Frankreich fernzuhalten hielt er es jedoch fur seine Ehrennotturft dagegen zu protestieren zumal dieses Vorhaben den Bedingungen seiner Bestallung gestrackt widerspreche Nachdem Graf Ludwig von Nassau Dillenburg als Oberst der deutschen Hilfstruppen auf Bertholds Forderungen nicht eingehen wollte entschloss sich dieser zur Befehlsverweigerung und brachte sein ganzes Kontingent bei dieser Meuterei hinter sich Er kundigte die Dienstverpflichtung einseitig auf und kehrte nach Bodenstein zuruck Konflikt um die Herrschaft Bodenstein BearbeitenSeit den 40er Jahren des Jahrhunderts war es immer wieder zu gewaltsam ausgetragenen Streitigkeiten Bertholds mit den benachbarten Herren von Bultzingslowen mit seinen Scharfensteiner Vettern Bertram und Hans sowie mit dem Grafen Volkmar Wolf von Honstein gekommen Die Bultzingslowen versuchten immer wieder sich ostliche Randgebiete der Herrschaft anzueignen wobei sich beide Seiten der Methoden des Faustrechts bedienten Die Vettern stellten an Berthold Forderungen welche seine fruhere vormundschaftliche Verwaltung ihres Anteils am Familienbesitz betrafen Die Vettern und Volkmar Wolf unternahmen 1559 1568 und 1572 erfolglose Versuche den Bodenstein militarisch einzunehmen und sich an Bertholds Stelle zu setzen In der Auseinandersetzung mit Honstein ging es um die Ausubung diverser Hoheitsrechte so 1555 1572 um das Patronatsrecht in Wehnde Wegen seiner Angriffe auf die Burg kundigte Berthold die Lehnsbindung an Honstein auf und betrachtete die Herrschaft fortan als freies Eigentum Die Herren von Wintzingerode hatten die Burg ab 1337 zwar als Allodium erworben sie aber spater den Grafen von Honstein wieder zu Lehen aufgetragen ohne dass ihr personlicher edelfreier Status davon beruhrt worden ware Der Mainzer Erzbischof und Kurfurst Daniel Brendel von Homburg begann zur gleichen Zeit die Reformation auf dem Eichsfeld aktiv zuruckzudrangen wobei das unter fremder Herrschaft stehende Gericht Bodenstein und sein einflussreicher uberzeugt protestantischer Grundherr ein Hindernis war Daher bot Mainz dem Grafen Volkmar Wolf an gegen die Ubertragung der Oberlehnsherrschaft Berthold vom Bodenstein zu vertreiben und stattdessen seine gefugigeren Vettern dort zu installieren Honstein nahm an und schloss mit Mainz am 24 November 1573 in Bleicherode einen entsprechenden Vertrag Der Ubergang des Obereigentums an Mainz wurde weder von Berthold noch von den Welfen akzeptiert welche die Landeshoheit uber die Herrschaft als ein altes Hausgut der liudolfingischen Herzoge von Sachsen ebenso beanspruchten wie uber die an Mainz verpfandete Goldene Mark Duderstadt Folglich begann Berthold seine Verteidigung gegen einen Mainzer Angriff vorzubereiten und stutzte sich dabei auf die Unterstutzung der Herzoge von Braunschweig Gefangennahme Prozess und Hinrichtung BearbeitenIn der Nacht vom 29 zum 30 Juni 1574 ruckte der Mainzer Oberamtmann des Eichsfeldes Lippold von Stralendorff mit 2000 Mann vor den Bodenstein nahm ihn ein und brachte Berthold und 16 seiner Landsknechte ins Gefangnis nach Heiligenstadt Das alles geschah heimlich um den Uberraschungseffekt zu nutzen und den Verbundeten Bertholds keine Gelegenheit zur Hilfeleistung zu geben Um eine gewaltsame Befreiung zu verhindern wurde Berthold auf die Festung Steinheim am Main dann nach Mainz gebracht wo ihm der Prozess gemacht wurde Vorgeworfen wurde ihm jedoch nicht Bruch der Lehnstreue und Auflehnung gegen Honstein und Mainz sondern ein Vorfall der sich am 3 Februar 1573 ereignet hatte Das Dorf Wintzingerode war in einen Anteil Bertholds und einen seiner Vettern geteilt Deren Holzforster Arnold Geilhaus diente ihnen wiederholt als Werkzeug um Berthold zu provozieren So war er mehrfach in die unter der Burg Bodenstein gelegene Muhle der Katharina von Wintzingerode Bertholds Frau eingedrungen um deren Besitzrechte sich die Vettern vor dem Reichskammergericht beklagten und hatte die Abgabe der Zinsen gefordert Nachdem Geilhaus zum dritten Mal im Auftrag der Scharfensteiner mit Gewalt die uberfalligen Abgaben wie Ganse 1 Mehl und Korn aus der Muhle entnommen hatte schoss ihn Berthold von Wintzingerode unmittelbar nach dem Vorfall nieder Dessen Angehorige sowie Bertram und Hans von Wintzingerode erhoben daraufhin Klage gegen Berthold wegen Mordes die nach der Gefangennahme vom Kurmainzer Gericht angenommen wurde Ublicherweise hatte das Erzstift Berthold nun als einen in einer Fehde unterlegenen Kriegsgefangenen behandeln und ihn gegen ein Losegeld und das Versprechen der Urfehde freilassen mussen Mainz sah in Berthold aber offenbar einen gefahrlichen Gegner dessen man sich nur durch physische Beseitigung entledigen konnte Die Affare Geilhaus lieferte dazu den Vorwand obwohl sie bisher als Totung nach angesagter Fehde also als zulassige kriegerische Handlung gegolten hatte Auch Bertholds Gegner hatten das bisher so gesehen Die Bedeutung die seiner Person als moglichem Haupt einer protestantischen Adelserhebung gegen Mainz beigemessen wurde zeigte sich in seiner unritterlichen Behandlung Man verweigerte die ublichen Hafterleichterungen fur Edelleute und legte ihn in Ketten Die zahlreichen Interventionen seiner Freunde die auf seine Freilassung nicht etwa auf die Abwendung einer Hinrichtung die man nicht im Bereich des Moglichen sah liefen ins Leere Bertholds 46 engste Vertraute aus dem Braunschweiger Adel boten sogar an mit ihrer eigenen Person und ihrem Gefolge in den Dienst des Kurfursten zu treten wenn Berthold dafur freigegeben werde Auch ein grosser Teil der nord und mitteldeutschen Fursten darunter samtliche Herzoge von Braunschweig der Konig von Danemark die Kurfursten von Brandenburg und von der Pfalz die Landgrafen von Hessen die Herzoge von Schleswig Holstein Lothringen und Bayern verwandten sich personlich fur seine Freilassung Seine Verteidiger bemuhten sich nachzuweisen dass Geilhaus von Berthold in Verteidigung seines Eigentums und in angesagter Fehde gegen seine Vettern erschossen worden war Drohungen mit Folter und Lockungen mit Lohn und Freiheit konnten Bertholds mitgefangenes Gefolge nicht dazu bringen ihn zu belasten Selbst seine feindlichen Vettern als Klager bestatigten dass die Tat unter dem Kriegsrecht geschehen war und baten darum sein Leben zu schonen Dennoch verurteilte ihn das Gericht zum Tod durch das Schwert Ein eiliges Gnadengesuch das die zur Verteidigung Bertholds in Mainz erschienenen Geheimen Rate des Herzogs von Braunschweig und der Edelherr Werner von Plesse beim Kurfursten einreichten blieb unbeachtet Der Fall loste Unruhe unter den Fursten und im Adel Mittel und Norddeutschlands aus die sich jedoch bald legte und den Weg freigab fur die Rekatholisierung des Eichsfelds die Mainz auch aus Grunden des territorialen Machterhalts geboten erscheinen musste Wirkung BearbeitenBerthold von Wintzingerode ist von der konfessionell bestimmten Geschichtsschreibung je nach Stossrichtung entweder als Aufruhrer Raubritter Totschlager und Unterdrucker oder aber als Blutzeuge des protestantischen Kampfes um die Freiheit des Bekenntnisses bewertet worden Ab 1900 entwickelte sich eine heftige publizistische Auseinandersetzung uber Berthold und die Beurteilung der Gegenreformation auf dem Eichsfeld deren Protagonisten der Heiligenstadter Geistliche Rat Philipp Knieb und die Freiherren Levin von Wintzingeroda Knorr und Wilhelm Clothar von Wintzingerode waren 1905 regte der Prasident des Evangelischen Bundes Wilko Levin Graf von Wintzingerode Bodenstein den Schriftsteller Paul Schreckenbach zu dessen Roman Die von Wintzingerode an der Bertholds letztes Lebensjahr zum Inhalt hat und bis 1930 mehrfach wiederaufgelegt wurde Literatur BearbeitenPhilipp Knieb Geschichte der Reformation und Gegenreformation auf dem Echsfelde 1 Aufl Heiligenstadt 1900 2 erweiterte Aufl Heiligenstadt 1909 Inge Mager Katholiken und Protestanten als Minderheiten auf dem Eichsfeld insbesondere in Duderstadt In Rottenburger Jahrbuch fur Kirchengeschichte 13 Sigmaringen 1994 Levin Freiherr von Wintzingeroda Knorr Die Kampfe und Leiden der Evangelischen auf dem Eichsfeld wahrend dreier Jahrhunderte Halle 1892 93 Wilhelm Clothar Freiherr von Wintzingerode Barthold von Wintzingerode Ein Kultur und Lebensbild aus dem Reformationsjahrhundert Gotha 1907 Heinrich Jobst Graf von Wintzingerode Recht tun behalt sein Preis allzeit Die Geschichte der Familie Wintzingerode und der Burg Bodenstein Galerie in der Burg Grossbodungen 2004 ISBN 3 00 013996 6 Alexander Jendorff Der Tod des Tyrannen Geschichte und Rezeption der Causa Barthold von Wintzingerode Oldenbourg Verlag Munchen 2012 ISBN 978 3 486 70709 0 Alexander Jendorff Adel vor Gericht Strategien Argumente und Sprache des Konfliktaustrags in der causa Barthold von Wintzingerode 1574 75 In Mainzer Zeitschrift 106 107 2011 12 S 217 232 Weblinks BearbeitenPaul Schreckenbach Die von Wintzingerode im Projekt Gutenberg DEEinzelnachweise Bearbeiten A 37a Nr 76 Bl 10Normdaten Person GND 11987220X lobid OGND AKS LCCN no2013112764 VIAF 296107511 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Berthold XI von WintzingerodeKURZBESCHREIBUNG Grundherr der Herrschaft Bodenstein und OffizierGEBURTSDATUM 1505STERBEDATUM 22 September 1575STERBEORT Mainz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berthold XI von Wintzingerode amp oldid 239403864