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Als Berliner Husarenstreich wurde eine gezielte Militaraktion im Siebenjahrigen Krieg bekannt in deren Verlauf die preussische Hauptstadt Berlin durch Truppen des kaiserlichen Feldmarschallleutnants Reichsgraf Andreas Hadik von Futak am 16 Oktober 1757 fur einen Tag besetzt wurde Die Anregung hierzu kam vom Prinzen Karl Alexander von Lothringen unter dessen Oberbefehl Hadik stand Andreas Hadik von Futak Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangssituation 2 Verlauf 3 Hadik erhalt den Maria Theresien Orden 4 Rezeption 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAusgangssituation Bearbeiten nbsp Das Elsterschloss in Elsterwerda der Ausgangspunkt des Streifzuges nbsp Plan des Angriffs auf BerlinIm Herbst 1757 lagerte Graf Hadik mit einer kleinen Truppe in Radeburg Die Armeen des Konigs von Preussen und des Fursten von Anhalt lagen in der Umgebung von Leipzig Die Truppen des Herzogs Ferdinand kampierten bei Magdeburg Bei Breslau standen die verbundeten kaiserlichen Truppen den preussischen Truppen gegenuber Die ebenfalls verbundeten Schweden befanden sich nordlich von Berlin Sowohl die feindlichen Truppen als auch die verbundeten Kaiserlichen waren also weit entfernt In seinem Tagebuch schrieb Hadik Der Weg nach Berlin steht jetzt frei Er fasste den Plan Preussens Hauptstadt Berlin im Handstreich zu nehmen eine reiche Kriegskontribution einzufordern und sich anschliessend genauso schnell wieder zuruckzuziehen Hadik liess eine grundliche Aufklarung durchfuhren und gab seine Befehle immer nur einen Tag vorher und recht knapp aus 1 Verlauf BearbeitenAm 10 Oktober 1757 versammelte Andreas Hadik von Futak sein kleines Korps im damals kursachsischen Elsterwerda Es bestand aus 900 Mann Infanterie 2100 Mann Szluiner und Gradiskaner Grenztruppen 1000 Kurassieren und 1100 Husaren dabei das komplette Husaren Regiment Baranyay unter seinem Kommandanten Obrist von Ujhazy spater Husarenregiment Nr 8 Ausserdem wurden sechs Geschutze mitgefuhrt Ausser Hadik waren noch die Generale Wolfgang Freiherr von Babocsay Graf Mittrovsky und General von Kleefeld beteiligt 2 Als Ruckendeckung blieb von Kleefeld mit 1000 Grenzern 240 Kurassieren 300 Husaren und zwei Geschutzen in Elsterwerda zuruck Der Obrist Ferdinand Franz von Ujhazy sicherte die Marschkolonne mit 300 Husaren seines Regimentes 100 Husaren mit ausgesuchten Pferden sollten die Kommunikation zwischen den Generalen in den Marschstationen aufrechterhalten Mit 3500 Mann brach Hadik am 11 Oktober 1757 in Elsterwerda auf und erreichte uber Dobrilugk am nachsten Tag die Stadt Luckau Hier verliess Ujhazy mit seiner Abteilung die Hauptkolonne um uber Golssen und Baruth nach Mittenwalde zu ziehen und unterwegs so viel wie moglich Kriegssteuer einzutreiben Die Hauptkolonne unter Graf Hadik marschierte uber Lubben in Richtung Spree und erreichte am 15 Oktober Konigs Wusterhausen Hier befahl Hadik dem Obristen Ujhazy auf der Potsdamer Strasse in Richtung Berlin zu marschieren Seine Hauptmacht brach noch in der Nacht zum 16 Oktober in Konigs Wusterhausen auf um unentdeckt zu bleiben Sie verliess die Hauptstrasse und erreichte durch den koniglichen Wald das Schlesische Tor vor Berlin Hadik musste eine wesentlich grossere Macht vortauschen als ihm tatsachlich zur Verfugung stand und so befahl er nachts Lagerfeuer in einem weit ausgedehnten Kreis anzulegen von denen moglichst viele angezundet wurden Mit der Forderung von 300 000 Talern Brandsteuer schickte Graf Hadik einen Trompeter in die Stadt deren Magistrat sich aber ausserstande sah zu verhandeln da die Stadt einem Militargouverneur unterstand nbsp Die Berliner ZollmauerDer darauf folgende Sturm richtete sich zuerst auf das Schlesische Tor und die Spreebrucke Mit 1400 Reitern verschiedener Regimenter drang Graf Hadik durch das Schlesische Tor und fuhrte sie gegen zwei preussische Bataillone die in den Strassen der Louisen Vorstadt Stellung genommen hatten und innerhalb weniger Minuten von Hadiks Truppen vollig aufgerieben wurden General Babocsay wurde bei dieser Attacke verwundet und erlag kurz darauf seinen Verletzungen Eine 300 bis 400 Mann starke Abteilung preussischer Infanterie die sich in der Nahe vom Kottbusser Tor aufgestellt hatte ergriff die Flucht wurde aber von Hadiks Husaren eingeholt zusammengehauen oder gefangen genommen In Begleitung des Berliner Kommandanten von Rochow verliess die Konigin von Preussen die Stadt und zog sich in die Festung Spandau zuruck wohin auch der Staatsschatz gebracht wurde Um eine Plunderung zu vermeiden zahlte die Stadt rund 200 000 Taler Kontribution sowie 25 000 Taler an die Truppe die Hadik sofort verteilen liess Mit einer Aus den Mauern von Berlin betitelten Eilstafette liess er an Prinz Karl von Lothringen die Ersturmung der Stadt melden Als der vom Konig zum Entsatz ausgeschickte Furst Moritz von Dessau mit starken Truppen nur noch zwei Stunden entfernt war verliess Hadik mit seinen Truppen in der Nacht zum 17 Oktober 1757 die Stadt Die Verluste der Osterreicher bei der ganzen Aktion waren gering Sie beliefen sich auf zehn Tote 28 Verwundete und vier Pferde Sie zogen anschliessend uber Storkow und Lieberose Eine Abteilung wurde nach Frankfurt Oder geschickt die noch einmal 30 000 Taler Kontribution eintrieb und sich in Lieberose mit der Hauptkolonne wieder vereinigte Man erreichte am 20 Oktober uber Cottbus die Stadt Spremberg wo ein dringend notwendiger Rasttag eingelegt wurde Nachdem Hadik anschliessend in Richtung Hoyerswerda weitergezogen war war man endlich aus dem Bereich der Verfolger Obrist Ujhazy sicherte mit den Husaren seines Regimentes rechts den Marsch Dabei kam es zu Scharmutzeln mit Husaren des Generals Seydlitz und Ujhazy verlor 20 Mann Ein Rittmeister der sich mit 50 Husaren auf Patrouille befand geriet in preussische Gefangenschaft Am 22 Oktober 1757 erreichte Ujhazy das Lager des General von Kleefeld bei Elsterwerda dem Ausgangspunkt der Aktion Hadik erhalt den Maria Theresien Orden Bearbeiten nbsp Maria Theresia von OsterreichVon Maria Theresia erhielt Andreas Hadik von Futak spater das folgende Schreiben Wir haben Dir andurch unsere ob der von Dir so klug und wohl ausgefuhrten Unternehmung gegen Berlin geschopfte gnadigste Zufriedenheit und dass uns die hierbei von den Generalen Officiers und Gemeinen nicht nur erwiesene standhafte Tapferkeit sondern auch der von letztern in sothaner occassion bezeigte blinde Gehorsam und eingezogenem Betragen zu ausnehmenden Wohlgefallen gereiche zu erkennen zu geben das Vergnugen machen wollen und beziehen uns das Weitere auf jenes was wohl dir als unserm Oberstfeldzeugmeister Baron Marschall durch unsern Hofkriegsrath diesfalls zukommen wird Dir mit kaiserlich koniglicher Huld und Gnade gewogen bleibend Maria Theresia m p 3 Fur seine Tat erhielt Graf Hadik das Grosskreuz des Maria Theresien Ordens Er war der zweite Husarengeneral der diese hochste Auszeichnung erhielt 4 Graf Franz Nadasdy hatte diese bereits fur seine Verdienste in der Schlacht bei Kolin im Juni 1757 erhalten Die Verleihung der Auszeichnung fand in der ersten Promotion am 7 Marz 1758 statt Ausserdem schenkte ihm die Kaiserin 3000 Dukaten Im selben Jahr wurde Hadik zum General der Kavallerie 5 6 ernannt Friedrich der Grosse soll Hadik diesen Streifzug auf seine Hauptstadt nie verziehen haben obwohl die Stadt dabei relativ glucklich davonkam Siehe auch Russische Besetzung Berlins 1760 Rezeption Bearbeiten nbsp Husaren anlasslich des 250 jahrigen Jubilaums in ElsterwerdaDie erfolgreiche Aktion war namensgebend fur das sprichwortliche Husarenstuck Uber dieses Ereignis im Siebenjahrigen Krieg wurde auch folgende Anekdote uberliefert Als ritterliche Geste gegenuber der Kaiserin Maria Theresia wollte Graf Hadik der Herrscherin ein Souvenir aus der feindlichen Hauptstadt mitbringen Er verlangte von einer Berliner Manufaktur ein Dutzend kostbarer Damen Handschuhe die mit dem Berliner Wappen gestempelt waren Nachdem er sie bekommen hatte sandte er sie umgehend in einer Holzkassette nach Wien Die Berliner hatten ihn ausgetrickst es waren nur linke Handschuhe Anlasslich des 250 jahrigen Jubilaums wiederholte der im Jahr 2000 von Zoltan Kickinger und Furst Anton Esterhazy gegrundete Traditionsverein der Esterhazy Husaren aus Eisenstadt den legendaren Ritt von Graf Hadik Am 14 Oktober 2007 erhielt Oberstleutnant Zoltan Kickinger vor dem Elsterwerdaer Schloss die Ehrentafel der Stadt Elsterwerda und dessen Husaren eine fur diesen Tag gepragte Erinnerungsmedaille vom dortigen Burgermeister Auf der historischen Route ging es in den nachsten Tagen uber Sonnewalde Luckau Lubben und Konigs Wusterhausen nach Berlin 7 Die DEFA verfilmte die Episode des Berliner Husarenstreichs 1971 unter dem Titel Husaren in Berlin Die Rolle des Hadik von Futak spielte Manfred Krug Literatur BearbeitenGunter Dorn Joachim Engelmann Die Schlachten Friedrich des Grossen Bechtermunz Weltbild Augsburg 1997 ISBN 3 86047 242 9 Georg Duwe Berlin in fremder Hand Schicksalsstunden der preussischen Haupt und Residenzstadt vom 30jahrigen Krieg bis zu den Freiheitskriegen Biblio Osnabruck 1991 ISBN 3 7648 1788 7 Herman Granier Die Russen und Osterreicher in Berlin im Oktober 1760 In Paul Seidel Hrsg Hohenzollern Jahrbuch 1898 S 113 145 zlb de Wladimir Kusnezow Der Berliner Husarenstreich Bezirksmuseum Friedrichshain Kreuzberg Berlin 2012 148 S kreuzbergmuseum de PDF 4 8 MB Alber Naude Die Einnahme von Berlin durch die Osterreicher im Oktober 1757 und die Flucht der Koniglichen Familie von Berlin nach Spandau In Markische Forschungen Band 20 Berlin 1887 S 149 170 Tibor Tibor Simanyi Die Osterreicher in Berlin Der Husarenstreich des Grafen Hadik anno 1757 Amalthea Wien Munchen 1987 ISBN 3 85002 246 3 Jurgen Wilke Umstande Nachricht von dem Ueberfall der Koniglichen Residentz Berlin von Russisch Kaiserlichen Truppen unter dem Commando He Generals und Graffen von Totleben Propst Sussmilch schildert seine Erlebnisse im Herbst 1760 In Berlin in Geschichte und Gegenwart Jahrbuch des Landesarchivs Berlin Siedler Berlin 1990 ISBN 3 88680 379 1 S 17 60 Gustav Ritter Amon von Treuenfest Geschichte des k k Huszaren Regimentes Nr 8 Wien 1880 Egon Sauer von Nordendorf Osterreichische Militargeschichte Osterreichische Kavallerie von den Anfangen bis zur Gegenwart Sonderband Stohr Wien 1997 ISBN 3 901208 19 4 Lars Holger Thummler Die Osterreichische Armee im Siebenjahrigen Krieg Brandenburgisches Verlagshaus Berlin 1993 ISBN 3 89488 050 3 Einzelnachweise Bearbeiten Esterhazy Husaren Abgerufen am 25 Marz 2022 Harald Skala Besetzung von Berlin 1757 Nicht mehr online verfugbar In kuk wehrmacht de Archiviert vom Original am 2 Januar 2017 abgerufen am 25 Marz 2022 Friedrich Wolfgang Gotz Berlichingen Rossach Graf von Geschichte des Ritters Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand und seiner Familie Brockhaus 1861 google de Hadik In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 7 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 994 Das Biographische Lexikon des Kaisertums Osterreich Siebenter Teil Habsburg Hartlieb S 171 172 nennt als Datum der Ernennung den 5 Marz 1758 Der Ersch Gruber nennt als Datum den 19 Dezember 1758 Nicht mehr online verfugbar In gdz cms de Ehemals im Original abgerufen am 25 Marz 2022 1 2 Vorlage Toter Link www gdz cms de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Husaren nach 250 Jahren wieder zuruck in Elsterwerda In Lausitzer Rundschau Regionalausgabe Bad Liebenwerda 16 Oktober 2007 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berliner Husarenstreich amp oldid 235937985