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Die Bergische Landwehr ist ein vorneuzeitliches System von Wall Graben Anlagen Landwehren die ursprunglich mit undurchdringlichen Hecken sog Gebuck zur Sicherung der Landesgrenzen des Herzogtums Berg versehen waren Sie verliefen in unterschiedlichem Abstand parallel zu den Grenzen zumeist an Abhangen von Bachtalern Graben der Bergisch Markischen Landwehr bei Filde RadevormwaldDie Landwehr bei Radevormwald Landwehr Inhaltsverzeichnis 1 Interpretation 2 Verlauf 2 1 Landwehren innerhalb des heutigen Wuppertals 2 2 Teilstuck der Elberfelder Landwehr zwischen der Wupper und der Ennepe 2 3 Landwehr Ispingrade Stoote 2 4 Landwehr Overath Federath 2 5 Landwehr Ruppichteroth Drabenderhohe 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseInterpretation BearbeitenDie Landwehren wurden in verschiedenen Schriften naher beschrieben und erortert Zu den Autoren zahlen Anton Fahne 1865 Wilhelm Crecelius Adolf Werth Gustav Lons Gottfried Dutschke Emil Wahl 1959 Hermann Kiessling Erich Schultze Gebhardt 1980 1 Otto Burger 1988 2 Justus Bockemuhl 1987 3 Gerd Helbeck 2003 4 Martin Kollmann 2007 5 und vor allen Wilhelm Engels 1935 6 mit dem Standardwerk Die Landwehren in den Randgebieten des Herzogtums Berg von 1938 7 Da eine Datierung nach Funden bisher nicht moglich war ist die zeitliche Einordnung schwierig Einige zumeist altere Vermutungen gehen dahin dass schon Grenzstreitigkeiten zwischen den Sachsen und den Franken in karolingischer Zeit den Bau einer ersten Landwehr veranlassten Ein ehemaliger Schlagbaum im Bereich Marscheider Wald hiess nach Helbeck fruher Frankenbaum Die uberwiegende Meinung geht derzeit jedoch von einer Errichtung im Hoch oder Spatmittelalter aus in denen das Herzogtum Berg seine Landesgrenzen zu sichern suchte Kollmann 5 bemerkt allerdings dass der Stand der Waffentechnik gegen eine Anlage im Spatmittelalter spricht da eine Hecke zu dieser Zeit keinen ausreichenden Schutz mehr bot Dies steht aber im Widerspruch zu belegten Vorgangen aus dem Dreissigjahrigen Krieg die noch dort einen gewissen Nutzen bewiesen Zuerst finde ich sie erwahnt im Weistum Much von 1557 wo denen Strafe an Leib und Gut angedroht wird welch sich unterstehen sollten sie zu verwusten Sodann ist aus den Kellnerreirechnungen des Amt Windeck ersichtlich dass sie vor dem Jahre 1620 als Eigentum des Herzogs von Berg verpachtet wurde Aus Das alte Kirchspiel Much Prof K Oberdorfer Rheinland Verlag 1923 Daraus geht hervor dass die Linie der Landhecken im staatlichen Besitz der Herzoge von Berg war Die Landwehr wurde ab dem 16 Jahrhundert zumeist nicht mehr als Schutzbauwerk benotigt und daher gegen eine festgesetzte Summe an die anliegenden Bauern verpachtet Eine herzogliche Landwehrkommission wurde ausgesandt um deren Verlauf zwecks Pachtberechnung zu vermessen Die meisten und zumeist auch ersten schriftlichen Belege uber die bergischen Landwehren stammen aus diesen Kommissionsberichten und weiteren Kameralunterlagen uber die anschliessende Verpachtung Das auf den Landwehren stehende Buchen und Eichenholz wurde vom Pachter verkohlt und musste auf genau festgeschriebene Art vom Pachter neu bepflanzt werden Durch Grossherzog Joachim Murat wurden die Landwehrreste 1802 in der franzosischen Zeit parzelliert und offentlich verkauft Historisch gesichert ist die Pflege und Nutzung der Landwehr als den Landfrieden sichernde Befestigung und Zollgrenze von der beginnenden Neuzeit bis in das 17 Jahrhundert Am alten Mauspfad befindet sich bei Urbach eine fruhere Zollstation genannt der Grengel Grindel Grendel oder Grengel sind gleichbedeutend mit Riegel Stange oder Balken Zahlreiche noch heutige Ortsbezeichnungen Teile von Ortsnamen oder Flurnamen in der Region gehen auf die Landwehren zuruck Neben dem offensichtlichen Flurnamen Landwehr sind haufig Formen zu finden die auf Begriffe des Wall und Grabensystems verweisen wie zum Beispiel Schlagbaum fur einen beschrankten Durchlass oder Haspel fur einen Personendurchgang mit Drehkreuz Verlauf BearbeitenBei Annahme einer hoch oder spatmittelalterlichen Anlage sicherte die Befestigung hauptsachlich das Territorium an der ostlichen Grenze zur Grafschaft Mark Daher spricht man hier auch von der Ausseren Bergischen Landwehr Weitere Landwehren sind auch an der Grenze zum Herzogtum Kleve im Norden sowie im Osten zu den Grenzen der Herrschaft Homburg und der Grafschaft Gimborn zum Erzbistum Koln und den im Suden angrenzenden Gebieten Sayn Hachenburg Sayn Altenkirchen und Herrschaft Wildenburg zu finden Nach Kollmann 5 allerdings lasst sich die Vorstellung die Landwehranlage sei auf Zwistigkeiten mit der Grafschaft Mark zuruckzufuhren uberzeugend widerlegen denn das Verhaltnis zum markischen Nachbarn war um die Wende des 14 Jh nicht so nachhaltig gestort dass sich die langwierige Errichtung und auf Dauer kostspielige Unterhaltung hatte lohnen konnen Dies steht aber im Widerspruch zu den teilweise kriegerischen bergisch markischen Auseinandersetzungen in der Folge der Schlacht von Kleverhamm 1397 Die nach Kollmann vorhandene aber archaologisch unbelegte sogenannte Innere Bergische Landwehr sicherte das Altsiedelland im Rheintal gegen das dunn besiedelte und im fruhen Mittelalter sachsische Waldland der hoher liegenden ostlicheren Gebiete Moglicherweise ist davon auszugehen das Teile der territorialen Landwehren bereits im Fruhmittelalter und davor sowie auch noch nach dem Hochmittelalter der Sicherung von Dorfern oder Hofen dienten und nicht oder nicht mehr im Zusammenhang mit einer einheitlichen Landbefestigung standen Da die Fundlage sehr durftig ist bleibt hier kaum die Moglichkeit zu einer klaren Feststellung nbsp Teilausschnitt mit ostlichen Landesgrenzen Das gesamte System der ausseren Landwehren erstreckte sich vom Rhein bei Duisburg uber Mulheim an der Ruhr Kettwig Heiligenhaus Velbert Neviges Barmen Beyenburg Radevormwald Kreuzberg Ronsahl Lindlar Remshagen Engelskirchen Drabenderhohe Ruppichteroth dann die Herrschaft Homburg umrundend zur Sieg und weiter wieder zuruck zum Rhein bei Bad Honnef Es wanderte mit den Anderungen der Territorialgrenzen so dass es streckenweise parallel verlaufende altere und jungere Linien gibt Die Verlaufe decken sich allerdings an vielen Stellen nicht mit den bekannten historischen Begebenheiten Da die Hecken auch gut zur Einhegung von Viehweiden und als Leitlinie bei der Wolfsjagd geeignet waren ist es zudem moglich dass auch solche Nutzlichkeiten fur die zum Bau der Landwehre zwangsverpflichteten Bauern den Lauf der Linie beeinflussten Die Landwehr bestand aus einem bis drei Erdwallen mit einem Graben von geringer Tiefe dazwischen Am Aussenfuss der Walle befanden sich tiefere Graben Quellen bezeugen den Bewuchs mit undurchdringlichen Dornenhecken in einem sogenannten Gebuck Diese Hecke ergab die eigentliche Schutzfunktion der Landwehr Eine Befestigung mit Palisaden aus Baumstammen ist aufgrund der Lange der Landwehr und des immensen Holzbedarfes auszuschliessen Wenige Landwehrreste sind heute noch in Teilen erhalten und abschnittsweise als Bodendenkmal geschutzt Landwehren innerhalb des heutigen Wuppertals Bearbeiten Im Stadtgebiet des heutigen Wuppertals gab es zwei parallel verlaufende Landwehrlinien die allerdings an mehreren Stellen durchbrochen oder unklar sind Ihr Verlauf lasst sich neben Bodenfunden laut Engels 7 vor allen aus einem Verzeichnis einer Beyenburger Rentmeisterabrechnung von 1759 60 belegen Die hintere Linie auch Elberfelder Landwehr genannt trennte das Bergische Amt Elberfeld von dem Amt Beyenburg zu dem auch das benachbarte Barmen gehorte Sie verlief laut Engels 6 von der Horather Schanze Schanze zum Mirker Bach im Oberlauf Hager Bach Hagen Hecke einer Landwehr an dessen Westseite bis zum Uellendahl bog dann in Richtung Norden ab bis zum Quartier Ostersbaum ursprunglich Mostertsbaum man vermutet hier einen Schlagbaum der von der Familie Mostert bewacht wurde dann weiter uber den Hardtberg zur Wupperfurt bei Haspel Auf der anderen Flussseite verlief sie entlang dem Bendahler Bach zum Hof Dorn Gedorn Dort bog die Landwehr nach Osten ab und verlief uber Lichtscheid Erbschlo den Marscheider Wald nordlich von Herbringhausen uber Sondern nach Beyenburg Drei erhaltene Abschnitte zwei bei Dorn einer im Marscheider Bachtal sind als Bodendenkmal von der Stadt unter Schutz gestellt Der nordliche Anschluss an die nachgewiesene Landwehr der Herrschaft Hardenberg ist laut Burger 2 nicht gesichert Bei der heutigen Wustung Delle lag ein Abzweig nach Nordosten am Schmalenhofer Bach entlang uber das Blombachtal nach Werbsiepen Dort verliert sich die Spur nbsp Reste der Landwehr nahe der Herbringhauser TalsperreDie vordere Linie auch Barmer Landwehr genannt beginnt an der heutigen Stadtgrenze zu Sprockhovel auf Hatzfeld bei der Sprockhoveler Ortschaft Horath lauft entlang dem Leimbach Lehmbach Lehmbecke in Richtung Wupper hier auch die Landwehrstrasse die im heutigen Ortszentrum am Alten Markt bei dem ehemaligen Schlipperhof Schlippe Landwehrdurchlass uberquert wurde Durch das Fischertal und die Barmer Anlagen lief sie am Toelleturm vorbei hier ist ein erhaltener Abschnitt als Bodendenkmal geschutzt bergauf uberquerte das Murmelbachtal und stieg bei Konradswuste hinab in das untere Blombachtal Anschliessend folgte sie der Wupper bis Beyenburg auf deren Westseite Im Norden besass sie vermutlich Anschluss an eine markische Landwehrlinie 1 die sich von der Horather Schanze geradlinig nach Hasslinghausen erstreckte Die Barmer Landwehr war keine Grenzlinie da die bergisch markische Grenze bis zu 2 5 Kilometer weiter ostlich liegt Sie diente moglicherweise als zuruckliegende strategische Verteidigungslinie Sie folgte der Trennlinie zwischen Ober und Niederbarmen war aber nicht deren Ursache In Beyenburg endete die Barmer Landwehrlinie an der Burg Beyenburg die Elberfelder Linie uberquert einen Kilometer flussaufwarts die Wupper und setzt sich laut Engels 7 und Helbeck 4 unterbrechungsfrei uber Oge und Spreel im Teilstuck zwischen der Wupper und der Ennepe fort Teilstuck der Elberfelder Landwehr zwischen der Wupper und der Ennepe Bearbeiten Am besten ist ein Teilstuck zwischen der Wupper und der Ennepetalsperre erhalten Dort ist sie ein uber weite Strecke gut sichtbarer meist im Wald verlaufender mehr als zwolf Kilometer langer Landwehrgraben und bildet grob die Grenze von Radevormwald zu Ennepetal und Breckerfeld Der Abschnitt beginnt bei Vorm Baum dreht kurz vor Remlingrade nach Osten uberquert bei dem Ort Landwehr die Bundesstrasse 483 quert bei Schifffahrt das Heilenbeckertal und lauft im grossen Bogen um Filde herum und ist anschliessend sich sudlich wendend von der Ennepetalsperre uberflutet Sie umschliesst Wellershausen und Borbeck und endet sudostlich von Klaukenburg Die Landwehr schutzte das Viereck Radevormwald Borbeck Filde Remlingrade Zwischen der Hofschaft Singerhof und der Heilenbecker Talsperre verlief im Landwehrgraben bis in die 1980er Jahre ein markierter Radevormwalder Ortswanderweg Landwehr Ispingrade Stoote Bearbeiten Ein wesentlich kleineres Teilstuck findet sich im Radevormwalder Suden zwischen dem Wiebach und der Ortschaft Marke 8 Landwehr Overath Federath Bearbeiten Von Federath uber den Heckberg weiter in ostlicher Richtung verlief eine Landwehr parallel zu der Bruderstrasse die im 16 17 Jahrhundert durch Bergbautatigkeit zerstort wurde Diese Landwehr hatte damit zu dieser Zeit keine Bedeutung mehr die bis dahin darin bestand die im 13 Jahrhundert tatigen Blei und Silberminen Bliesenbach und Silberkaule sowie die Siedlungen der Bergleute vor auf der Bruderstrasse vorbeiziehenden Raubern zu schutzen Die Minen wurden bereits im 13 Jahrhundert aufgegeben die Landwehr verlauft noch heute als Grenze zwischen Rhein Sieg Kreis und dem Oberbergischen Kreis Nachgewiesen ist laut Engels 7 ein Teilstuck bei Lorkenhohe an der Bruderstrasse wo ein Ortsteil noch heute Landwehr heisst Weiterhin eine Linie von Loope bis zum Donselberg bei Schalken wo sie auf die Bruderstrasse stiess In Drabenderhohe schloss sie sich an eine in Nord Sud Richtung verlaufende Linie an die die Grenze zur Herrschaft Homburg sicherte Landwehr Ruppichteroth Drabenderhohe Bearbeiten nbsp Grenze zwischen dem Herzogtum Berg und der Herrschaft Homburg 1765Diese Karte deren oberer Rand nach Osten zeigt entstand auf Grund von Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden Territorien der Massstab differenziert betrachtlich Der Ort Ruppichteroth ist als grosserer Ort mit den zwei Kirchen dargestellt Die jetzige Burgermeisterei Much beruhrt von dem Zuge einer grossen Landwehr Grenzwehr welche an vielen Stellen den Namen Landhecke in alten Zeiten Landhegge tragt Sie erstreckt sich von der Sieg bei Eitorf uber Ruppichteroth Hotgerath an Bolkum vorbei bis an die Brol bei Rottgen Jenseits der Brol zieht sie sich an Alefeld Niederdreisbach Oberdreisbach vorbei den Abhangen des Haubachtales bald rechts bald links folgend uber Bonrath bis Drabenderhohe dahin Uber diesen Ort hinaus bis an die Agger und noch weiter lasst sich diese Landwehr verfolgen An vielen Stellen ist der Wall und Graben noch zu erkennen Aus Das alte Kirchspiel Much Prof K Oberdorfer Rheinland Verlag 1923Siehe auch BearbeitenKolsches Heck Mittelhessische Landheegen Landwehren Rheingauer Gebuck Bechtheimer GebuckWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Bergische Landwehr Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Landwehren im Bergischen Land Landwehr Wiki abgerufen am 20 Januar 2016 Eintrag In Wuppertaler Denkmalliste Marscheider Wald Eintrag In Wuppertaler Denkmalliste Barmer Anlagen Eintrag In Wuppertaler Denkmalliste Dorner Weg Eintrag In Wuppertaler Denkmalliste Dorn Eintrag in der Radevormwalder Bodendenkmalliste Hohensperre zwischen der Wupper und der Brambecke Landwehr Wiki abgerufen am 22 Marz 2019 Landwehr Teilstuck 1 B 483 Landwehr Teilstuck II Landwehr Teilstuck III ennepetal deEinzelnachweise Bearbeiten a b Erich Schultze Gebhardt Besiedlung und Industrie zwischen Ruhr und Wupper Selbstverlag des Heimat und Geschichtsvereins Sprockhovel 1980 S 111 118 a b Otto Burger Die Hardenberger Landwehr von der Velau in Velbert bis Horath In Historische Beitrage des Bergischen Geschichtsvereins e V Abt Velbert Hardenberg Heft 9 1988 Justus Bockemuhl Peter Arnold Heuser Adelsuberlieferung und Herrschaftsstrukturen Gedanken zur Geschichte des Bergischen Landes im 11 Jahrhundert 1987 ISBN 3 924224 07 2 a b Gerd Helbeck Die bergischen Landwehren zwischen Wupper Ennepe und Bever In Romerike Berge Solingen 2003 Heft 3 S 2 ff a b c Martin Kollmann Landwehren In Romerike Berge Solingen 2007 Heft 1 S 27 41 a b Wilhelm Engels Die Barmer Landwehr In Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 63 Band Jahrgang 1935 S 78 90 Verlag Martini amp Gruttefien Elberfeld a b c d Wilhelm Engels Die Landwehren in den Randgebieten des Herzogtums Berg In Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 66 Band Jahrgang 1938 S 67 278 Verlag Martini amp Gruttefien Elberfeld Maximillian Dornseif Bergische Landwehr zwischen Kirschsiepen und Marke Nicht mehr 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