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Das Amt Windeck war ein seit dem spaten Hochmittelalter bis 1806 bestehender fruherer Verwaltungsbezirk der Grafschaft Berg ab 1380 des Herzogtums Berg Sein Verwaltungszentrum war zuerst die Burg Windeck nach deren endgultiger Zerstorung 1672 die Burg Denklingen Ruine der Burg Windeck an der Sieg um 1800 Inhaltsverzeichnis 1 Umfang 2 Verwaltung 2 1 Amtmanner 2 2 Amtsverwalter 3 Gerichtswesen 4 Wirtschaft 5 Religionsverhaltnisse 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 Literatur 9 EinzelnachweiseUmfang Bearbeiten nbsp Amt Windeck 1575 1 Die territoriale Entwicklung des Amtes Windeck ein langwieriger Vorgang 2 erkennbar daran dass es bis 1604 aus vier raumlich voneinander getrennten Gebieten bestand das Eigen von Eckenhagen heute Gemeinde Reichshof das Eigentum Morsbach heute ostlicher Teil der Gemeinde Morsbach der Hof von Rospe heute grp0e Teile der Gemeinde Windeck sowie der sudlich des Nutscheid gelegene Teil der Stadt Waldbrol das Kirchspile Much heute Gemeinde Much Getrennt wurden diese Gebiete durch Teile der Grafschaft Sayn allerdings nicht im Sinne einer Abgrenzung im heutigen Sinne Vielmehr hatte Berg im Verlaufe des Mittelalters in den vier genannten Gebieten wesentliche Hoheitsrechte gewonnen z B die Hohe Gerichtsbarkeit und das Regalienrecht Zudem lebten in den zu Sayn gehorigen Kirchspielen Waldbrol Wiehl und Bielstein zahlreiche bergische Untertanen die der bergischen Gerichtsbarkeit unterstanden In Waldbrol gab es im 16 Jahrhundert sogar drei Schultheissen fur die bergischen sanischen und wittgensteinischen Untertanen 3 Nach der Vereinbarung von 1604 im sogenannten Siegburger Vergleich mit den Grafen von Sayn Wittgenstein war der Umfang des Amtes Windeck im 17 und 18 Jahrhundert weitgehend festgelegt Es umfasste die Kirchspiele Much Eckenhagen Denklingen Odenspiel Waldbrol Morsbach Rosbach Dattenfeld und Leuscheid Verwaltung BearbeitenDie zentrale Verwaltung des Amtes Windeck bestand aus den fur das ganze Amt zustandigen Beamten Amtmann satrapa vor Ort haufig vertreten durch einen Amtsverwalter vice satrapa Richter des Hohen Gerichts zu Windeck judex Gerichtsschreiber scriba judiciis und Rentmeister Kellner cellarius 4 Die lokale Verwaltung in den einzelnen Kirchspielen lag in der Hand des dortigen Schultheissen praetor dem in den Untergerichtsbezirken 5 ein Amtsknecht Much Fender Eigen von Eckenhagen bzw Unterschultheiss Morsbach fur die nicht juristischen Angelegenheiten zur Seite stand Dazu gehorte insbesondere die Einziehung der Steuern wofur in den ubrigen Kirchspielen der dortige Schultheiss oft Schatzschultheiss genannt zustandig war 6 Die Stelle des Amtmanns befand sich seit dem fruhen 15 Jahrhundert de facto erblich in der Hand der Familie von Nesselrode zu Ehreshoven die selbst nicht im Amt Windeck ansassig sich seit der Mitte des 16 Jahrhunderts durch einen Verwalter vertreten liess Diese Verwalter gehorten nach 1650 alle zu den im Amt fuhrenden eng miteinander verwandten Beamtenfamilien 7 Amtmanner Bearbeiten Quelle 8 1260 Adolf von Wiehl advocatus de Wintecgin 1313 Johann Quad advocatus de Windechke 1356 Heinrich von Grafschaft amptman zu Windecke 1361 Gerhard der Jungere von Waldenburg gen Schenkern officiatus in Windecke 1362 1363 Adolf von Grafschaft amptman zo Windecke 1388 Wilhelm Stael von Holstein Amtmann zu Windeck 1404 Everhard zu Limburg 1413 Johann Kreuwel von Gimborn 1431 1472 Wilhelm von Nesselrode zu Ehreshoven 1472 1510 Bertram von Nesselrode zu Ehreshoven Sohn des vorigen 1510 1513 Heinrich von Nesselrode zu Ehreshoven Sohn des vorigen 1514 1540 Wilhelm von Nesselrode zu Ehreshoven Sohn des vorigen 1515 1528 vertreten durch seinen Onkel Moritz von Nesselrode 1542 1549 Johann von Selbach zu Krottorf 1549 1561 Johann von Nesselrode zu Ehreshoven Sohn des obigen Wilhelm v N wohl 1561 ca 192 nur als Pfrunde Wilhelm von Nesselrode zu Ehreshoven julich bergischer Kanzler Sohn des vorigen 1561 1586 Johann von Lutzenrode 1586 ca 1598 Wilhelm von Leerodt zu Hunstorf ca 1592 1610 Bertram von Nesselrode zu Ehreshoven Brueder des obigen Wilhelm 1610 1617 Heinrich Quad von Isengarten 1618 1622 Friedrich Wilhelm von der Lipp genannt Hoen 1622 1625 Walram Scheiffart von Merode zu Alfter 1625 1637 Adolf von Nesselrode zu Ehreshoven Sohn des obigen Wilhelm 1637 ca 1663 Bertram von Nesselrode zu Ehreshoven Sohn des vorigen ca 1666 1673 Konrad Gumprecht von Aldenbruck genannt von Velbruck 1673 1702 Wolfgang Philipp Franz von Velbruck Sohn des vorigen 1702 1737 Maximilian Heinrich von Velbruck Neffe des vorigen 1737 1776 Adam von Velbruck Sohn des vorigen 1776 1794 Gerhard Johann Wilhelm von Mirbach Schwiegersohn des vorigen 1794 1804 Moritz von GaugrebenAmtsverwalter Bearbeiten Quelle 9 1625 1637 Wilhelm von Hillesheim 1648 1651 Hermann Froning 1653 1669 Johann Heinrich Wilhelmi aus Waldbrol Kalkberg 1694 1700 Johann Adolf Saur zu Waldbrol Romberg 10 1700 1720 Hubert Langenberg zu Waldbrol Brenzingen 1725 1747 Johann Gerhard Ubersetzig zu Windeck Hahnenbach 1768 1774 Wilhelm Heinrich Jansen zu WaldbrolGerichtswesen BearbeitenDas hochste Gericht im Amt war in Zivil und Strafsachen das Hohe Gericht zu Windeck das als Hochgericht auch uber Leben und Tod entschied Hinrichtungsstatte war der Galgenberg in der Nutscheid bei Waldbrol Bladersbach Historisch bedingt verfugten das Kirchspiel Much das Eigen von Eckenhagen und das Kirchspiel Morsbach uber sogenannte Untergerichte als Schoffengerichte erster Instanz ohne Blutgerichtsbarkeit unter dem Vorsitz eines Schultheissen praetor der dort im Gegensatz zum Schatzschultheiss der anderen Kirchspiele auch Gerichtsschultheiss genannt wurde Diese Untergerichte blieben bis 1806 bestehen Wirtschaft BearbeitenDas Amt Windeck galt innerhalb des Herzogtums Berg als sehr arm und wurde im Volksmund oft Haferspanien genannt da auf den unfruchtbaren Boden als Getreide nur Hafer angebaut werden konnte Die Menschen lebten uberwiegend sehr karg von der Weidewirtschaft Der Mathematiker Erich Philipp Ploennies schrieb in seinem Werk Topographia Ducatus Montani 11 1715 uber das Amt Windeck Dieses Ambt obgleich darinnen mehrentheils Haber wachsst ist jedoch gut weilen die Leut darin fleissig und mit Viehzucht und Handel den Mangel zu ersezzen suchen Eine besondere Stellung hatte der Bergbau inne vor allem im ostlichen Teil Eckenhagens an der Grenze zum Sauerland wo in der Silberkuhle seit dem Hochmittelalter mehr als 500 Jahre lang Silber und andere Erze gefordert wurden Ebenso bedeutsam war der Bergbau im Raum Morsbach mit zahlreichen Gruben die teilweise erst in der Mitte des 20 Jahrhunderts stillgelegt wurden 12 Religionsverhaltnisse BearbeitenDurch die sehr liberale Kirchenpolitik der Herzoge von Julich Kleve Berg im 16 Jahrhundert drang das Luthertum sehr schnell auch im Amt Windeck vor was grossen Teilen des Amtes wie auch im ubrigen Bergischen Land zu lokal gemischten Religionsverhaltnissen fuhrte ohne dass dies zu religiosen Konflikten fuhrte 13 Nach der Festlegung der Besitzanspruche der Konfessionen an den Kirchen durch das Normaljahr 1624 gehorten die Einwohner des Amtes Windeck seit etwa 1650 uberwiegend der lutherischen Konfession an doch waren die Kirchspiele Much Dattenfeld und Morsbach fast ausschliesslich katholisch In den lutherisch dominierten Kirchspielen Eckenhagen Denklingen Odenspiel Waldbrol Holpe und Leuscheid entstanden in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts im Rahmen des Rekatholisierungsprogramms der pfalz neuburgischen Kurfursten sogenannt Bergische Missionsstationen 14 und der Bau katholischer Kirchen in diesen Orten was teilweise zu sehr schwerwiegenden Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen fuhrte 15 Siehe auch BearbeitenBergisches Land Bergische Amterverfassung im Jahr 1363 Burg Windeck Sieg Weblinks BearbeitenHistorische Karte des Herzogtums Berg im Jahre 1789Literatur BearbeitenAlbrecht Brendler Auf dem Weg zum Territorium Verwaltungsgefuge und Amtstrager der Grafschaft Berg 1225 1380 Inaugural Dissertation Bonn 2015 S 224 241 Gottfried Corbach Geschichte von Waldbrol Scriba Verlag Koln 1973 ISBN 3 921232 03 1 Gottfried Corbach Beitrage zur Bergischen Geschichte Koln 1976 ISBN 3 921232 00 7 Thomas Kraus Die Entstehung der Landesherrschaft der Grafen von Berg bis zum Jahre 1225 Bergische Forschungen 16 Stefan Gorissen Horst Sassin Kurt Wesoly Hrsg Geschichte des Bergischen Landes Band 1 Bis zum Ende des alten Herzogtums 1806 Wissenschaftliche Kommission des Bergischen Geschichtsvereins Band 31 Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2014 ISBN 978 3 89534 971 3 Stefan Gorissen Horst Sassin Kurt Wesoly Hrsg Geschichte des Bergischen Landes Band 2 Das 19 und 20 Jahrhundert Wissenschaftliche Kommission des Bergischen Geschichtsvereins Band 32 Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2016 ISBN 978 3 7395 1132 0 Einzelnachweise Bearbeiten Ausfuhrlich zu dieser Karte Hynek Sabine Arnold Mercator Die Grenzen des Bergischen Amtes Windeck und der Herrschaft Homburg 1575 Ein Arbeitsbericht in Histrhen Rheinische Geschichte wissenschaftlich bloggen 20 Januar 2020 abgerufen am 14 August 2022 Ausfuhrlich dazu Brendler 2015 S 214 230 Corbach 1973 S 413 418 Die Rentmeister und Richter des Amtes Windeck In Corbach 1976 S 151 157 Am Ende des 18 Jahrhunderts waren 1779 1796 Johann Andreas Paschalis Joesten und 1796 1806 dessen Bruder Heinrich Joseph Richter des Amtes Windeck 1776 1784 Maximilian Kaspar Hasenclever und 1784 1806 FRranz Anton Graff dort Rentmeister Siehe weiter unten bei Gerichtswesen Corbach 1973 S 61 65 Ausfuhrlich dazu die genealogischen Untersuchungen zu den Oberbergische Beamtenfamilien 14 Folgen 1975 1986 vor 1400 Brendler 2015 S 241 nach 1400 Die Amtmanner des Amtes Windeck In Corbach 1976 S 140 146 Einige kurze biographische Angaben auch bei Burg Windeck Sieg Corbach 1976 S 146 Saur war 1675 bis 1705 auch Schultheiss in Much und kaufte 1684 die Burg Overbach bei Much Dort S 102 Alfred Nehls Aller Reichtum lag in der Erde die Geschichte des Bergbaus im Oberbergischen Kreis Gummersbach 1993 Ders Als in den Talern die Hammer drohnten die Geschichte der Eisenindustrie im Oberbergischen Kreis Wiehl 1996 Gottfried Corbach Die kirchlichen Verhaltnisse im Oberbergischen in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts Dusseldorf 1967 Sonderdruck aus Monatshefte fur evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes Jg 16 H 1 3 S 1 97 Zur liberaler religiosen Einstellung auch in der Bevolkerung des Herzogtums s Franz Josef Burghardt Tradition Toleranz Stoa Zur politischen Philosophie im nordlichen Rheinland am Vorabend des Dreissigjahrigen Krieges In Rheinische Vierteljahrsblatter 75 2011 S 171 202 Akten dazu im Historischen Archiv des Erzbistums Koln In Waldbrol fuhrte dies bei einer Fronleichnamsprozession sogar zu einer gewalttatigen Gegendemonstration der Luitheraner in deren Verlauf zwei Katholiken erschlagen wurde Corbach 1973 S 380 391 Amter und Herrschaften im Herzogtum Berg Amt Angermund Amt Beyenburg Amt Blankenberg Amt Bornefeld Amt Bornefeld Huckeswagen Amt Elberfeld Herrschaft Broich Herrschaft Hardenberg Amt Huckeswagen Amt Kaiserswerth Amt Landsberg Amt Lowenburg Amt Lulsdorf Amt Mettmann Amt Miselohe Amt Monheim Herrschaft Odenthal Amt Porz Amt Solingen Amt Steinbach Amt Windeck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amt Windeck amp oldid 238279461