Der Bell OH-58 Kiowa ist ein einmotoriger leichter Aufklärungs-, Verbindungs- und Kampfhubschrauber. Er war in den 1960er Jahren von Bell für die United States Army als Aufklärungshubschrauber entwickelt und gebaut worden. Seither wurde das Basismodell stetig weiterentwickelt und bis Ende der 1990er Jahre gebaut. Die Hubschrauber der United States Army werden noch heute mit einer kampfwertgesteigerten Variante der OH-58D Kiowa Warrior als Kampfzonenaufklärer und Zielzuweisungshubschrauber verwendet.
Bell Modell 206 / OH-58 Kiowa | |
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OH-58D „Kiowa“ über dem Irak im Jahre 2004 | |
Typ | Leichter Aufklärungs- und Kampfhubschrauber |
Entwurfsland | |
Hersteller | Bell Textron Helicopters |
Erstflug | 10. Januar 1966 |
Indienststellung | Mai 1969 |
Produktionszeit | 1966 bis 1989 |
Stückzahl | ca. 2.200 |
Entwicklung und Indienststellung Bearbeiten
Im Jahr 1960 schrieb die Army einen Wettbewerb zur Entwicklung eines leichten Beobachtungshubschraubers LOH (Light Observation Helicopter) aus. Alle namhaften amerikanischen Hubschrauber-Hersteller reichten Entwürfe ein. Bell Helicopter nannte seinen Prototyp OH-4/206A und kam mit diesem Modell unter die besten drei, verlor den Wettbewerb jedoch gegen den Hughes OH-6 (MD 500).
Bei Bell war man jedoch vom OH-4 so überzeugt, dass man ihn mit nur unwesentlichen Änderungen für zivile Kunden als Bell 206B JetRanger produzieren ließ.
Im Jahr 1967 kämpfte Hughes mit scheinbar unlösbaren logistischen Problemen, welche die Produktionskosten des LOH steigerten. Die Army benötigte jedoch aufgrund des sich auf seinem Höhepunkt befindlichen Vietnamkrieges dringend kostengünstige Aufklärungshubschrauber. Der LOH-Wettbewerb wurde deshalb neu ausgeschrieben und Bells Modell 206A zum Sieger erklärt. Der Hubschrauber kam umgehend in Vietnam zum Einsatz. Bis zum Kriegsende wurden über 2000 Maschinen von Bell ausgeliefert.
Design Bearbeiten
Der OH-58 ist ein leichter, viersitziger und ungepanzerter Beobachtungshubschrauber. Im Cockpit fungiert der rechts sitzende Pilot als Luftfahrzeugführer, wobei links dieselben Steuerelemente vorhanden sind. Die links befindlichen Steuerelemente können demontiert werden, um Platz zu schaffen. Die OH-58A/B/C sind mit einem Zweiblattrotor ausgerüstet, die Varianten D und F mit einem Vierblattrotor.
Varianten Bearbeiten
CH-136 „Kiowa“
COH-58A „Kiowa“
OH-58A „Kiowa“
OH-58B „Kiowa“
OH-58C „Kiowa“
OH-58D „Kiowa Warrior“
AH-58D „Kiowa Warrior“
Modell 406CS „Combat Scout“
OH-58F „Kiowa Warrior“
Einsätze Bearbeiten
Kiowa Warrior waren zwischen 1987 und 1989 bei der Operation Prime Chance erfolgreich als Tankereskorten im persischen Golf eingesetzt und konnten auch im Zweiten Golfkrieg erfolgreiche Angriffe gegen Schiffe, Raketenstellungen und andere Ziele vorweisen, ohne eigene Verluste hinnehmen zu müssen. Weitere Einsätze erfolgten im Rahmen der Peace Implementation Forces (IFOR) in Bosnien-Herzegowina.
Nachfolger Bearbeiten
Da es schwere Verluste im Irak zu verzeichnen gab und die zum Teil fast 40 Jahre alten Hubschrauber langsam am Ende ihrer Dienstzeit angelangt sind, wurde am 9. Dezember 2004 der Armed Reconnaissance Helicopter (ARH) ausgeschrieben. Bell Helicopter Textron beteiligte sich mit dem Bell 407, MD Helicopters hingegen mit einem modernisierten MH-6 Little Bird. Am 29. Juli 2005 gab die United States Army den Bell 407 als Gewinner der ARH-Ausschreibung bekannt. Der auf dem Bell 407 basierende Hubschrauber trug nun die Bezeichnung ARH-70A und sollte ab 2008 die alten Maschinen vom Typ Kiowa ersetzen, wobei die Anschaffung von 368 Hubschraubern geplant war. Am 16. Oktober 2008 gab das Pentagon jedoch bekannt, die Neuanschaffung des ARH-70 zu stoppen. Grund dafür waren die zu niedrigen Leistungen sowie die Überschreitung der Anschaffungskosten.
EADS bietet der United States Army einen Nachfolger an, den Armed Scout 645, welcher derzeit in der Entwicklung und Demonstrationsphase ist. Derweil gibt es Versuche, die vorhandenen Hubschrauber mit neuen Glascockpit-Instrumenten auszustatten; die Angebotsphase wurde für 2011 erwartet.
2014 begann die United States Army damit, die Kiowa-Flotte zu verkleinern. Die ausgemusterten Hubschrauber sollen anderen Streitkräften zum Verkauf angeboten werden.
Nutzer Bearbeiten
Stationierung in Deutschland und Österreich Bearbeiten
Neben den österreichischen „Kiowas“ waren die Hubschrauber auch auf einer Reihe von US-Basen in Süddeutschland wie dem Maurice Rose Army Airfield in Frankfurt-Bonames oder dem Heliport in Büdingen (beides reine OH-58 Verbände) sowie auf der CFB Lahr stationiert.
Technische Daten Bearbeiten
Kenngröße | OH-58B (Österreich) | OH-58D |
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Länge | 9,80 m | 12,85 m |
Rotordurchmesser | 10,77 m | 10,67 m |
Rumpfbreite | k. A. | 1,97 m |
Höhe | 2,92 m | 3,93 m |
Außenlasthaken | max. 550 kg Belastung | k. A. |
Leermasse | k. A. | 1492 kg |
max. Startmasse | 1450 kg | 2495 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 222 km/h | 241 km/h (in 1220 m mit Beladung: 204 km/h) |
max. Steigrate | k. A. | 488 m/min |
Dienstgipfelhöhe | 6400 m | 4570 m |
Reichweite mit Standardbetankung | ca. 460 km oder 2,5 Flugstunden | |
Triebwerk | eine Wellenturbine Allison 250-C20 mit 294 kW (400 PS) | eine Allison-Wellenturbine T 703 AD-700 mit 478 kW (650 PS) |
Kraftstoffverbrauch | 85–90 l/h | k. A. |
Bewaffnung Bearbeiten
Die Waffenkonfiguration wird meist so gewählt, dass ein Zweier-Team von Helikoptern einen Mix der möglichen Waffen mitführt. Bei der 1st Squadron 17th Cavalry der US-Armee sollen etwa 15 Kiowa Warrior in einer Low-Observable-Version im Einsatz stehen. Hierfür wurden die Maschinen mit radarabsorbierenden Materialien beschichtet, um den Radarquerschnitt herabzusetzen.
- 2 × Doppel-Lenkwaffenwerfer ATAS (Air To Air Stinger) für je 2 × Raytheon AIM-92 „Stinger“ RMP Block I – infrarotgesteuert für Kurzstrecken
- 2 × LAU-260/A-Raketen-Rohrstartbehälter für je 7 × ungelenkte Hydra-Luft-Boden-Raketen; Kaliber 68 mm / 2,75 inch
- 2 × LAU-68D/A-Raketen-Rohrstartbehälter für je 7 × ungelenkte FFAR-Luft-Boden-Hydra-Raketen; Kaliber 70 mm
- 2 × LAU-131/A-Raketen-Rohrstartbehälter für je 7 × ungelenkte FFAR-Luft-Boden-Hydra-Raketen; Kaliber 70 mm
- 2 × M299-Lenkwaffen-Aufhängungen für je 2 × Boeing Corp/Martin Marietta AGM-114F/N „Hellfire“ – lasergesteuert
- 2 × M299-Lenkwaffen-Aufhängungen für je 2 × Lockheed Martin AGM-179 „JAGM“ – laser- bzw. radargesteuerte Panzerabwehrlenkwaffen
- 2 × M-27-Waffensystem bestehend aus je 1 × 7,62-mm-Gatling-Maschinengewehr General Electric M134 mit je 2000 Schuss Munition
- 2 × 12,7-mm-Maschinengewehr Browning M296 mit je 500 Schuss Munition
- 2 × dreiläufiges 12,7-mm-Gatlingmaschinengewehr General Dynamics GECAL 50 (GAU-19/A) mit je 2000 Schuss Munition (Kadenz: 2000 bzw. 4000 Schuss/min; Einsatzschussweite bis 1000 m)
Siehe auch Bearbeiten
Weblinks Bearbeiten
- OH-58D Kiowa Warrior. beim FAS – Federation of American Scientists, Military Analysis Network. In: man.fas.org (englisch)
- (Memento vom 31. März 2016 im Internet Archive) In: Kamov.net (englisch)
- OH-58B. beim österreichischen Bundesheer In: Doppeladler.com
Einzelnachweise Bearbeiten
- Jane’s Defense Weekly, 22. Oktober 2008, S. 5.
- (Memento vom 6. Mai 2009 im Internet Archive)In: Armedscout.com (englisch)
- Brendan Sobie: US Army to trial glass cockpit retrofit for OH-58, TH-67 helicopters. In: Flightglobal.com. DVV Media International Limited, 7. April 2010, abgerufen am 25. September 2023 (englisch).
- Jon Hemmerdinger: US Army begins grounding Kiowas, seeks buyers. In: Flightglobal.com. DVV Media International Limited, 7. Mai 2014, abgerufen am 12. Mai 2014 (englisch): „The US Army has started grounding some of its Bell Helicopter OH-58 Kiowa Warriors and is now seeking buyers for the aircraft, including possible foreign customers.“
- (Memento vom 5. Mai 2010 im Internet Archive) In: raaf.gov.au (australisches Englisch)
- (Memento vom 19. März 2008 im Internet Archive) In: milaviapress.com, abgerufen am 16. Mai 2023 (englisch)
- Inigo Guevara: Air Combat Information Group (acig.org), 1. September 2003, archiviert vom 10. Oktober 2004; abgerufen am 25. September 2023 (englisch). am
- Theodore L Valmas: Military Capabilities: Hellenic Army finalises OH-58D Kiowa Warrior helicopter deal. IHS Jane’s Defence Weekly. In: janes.com. Jane’s Information Group, 9. Mai 2018, abgerufen am 25. September 2023 (englisch).
- The Military Balance 2018, S. 342
- Igor Tabak: Military Capabilities: Croatia receives final OH-58D Kiowa helicopters. IHS Jane’s Defence Weekly. In: janes.com. Jane’s Information Group, 5. Dezember 2016, abgerufen am 25. September 2023 (englisch).
- Militärluftfahrzeuge des Österreichischen Bundesheeres ab 1955. Bundesheer – Luftstreitkräfte. In: doppeladler.com. Doppeladler.com, abgerufen am 26. September 2023 (österreichisches Deutsch).
- Wilfried Rombold: Leonardo AW-169: Österreich kauft weitere 18 Hubschrauber in Italien. In: kleinezeitung.at. Kleine Zeitung GmbH & Co KG, 29. November 2022, abgerufen am 25. September 2023 (österreichisches Deutsch, mit Interview auf Videoclip).
- Bell OH-58D Kiowa Warrior. Republic of China Army Aviation. In: taiwanairpower.org. TaiwanAirPower.org, abgerufen am 25. September 2023 (englisch).
- (Memento vom 6. Februar 2017 im Internet Archive) In: janes.com, Jane’s Information Group, 6. Februar 2017 (englisch)