www.wikidata.de-de.nina.az
Das Basler Antependium auch Goldene Tafel genannt das sich heute im Musee national du Moyen Age in Paris befindet ist eine Altarbekleidung aus Metall die durch Heinrich II gestiftet wurde Basler AntependiumZusammen mit dem wahrscheinlich von Otto III gestifteten Antependium der Pala d oro im Aachener Dom zahlt die Goldene Tafel aus Basel zu den altesten Altarbekleidungen aus Metall die sich im deutschen Sprachraum erhalten haben Sie war einst Bestandteil im Basler Munsterschatz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Beschreibung 2 Rezeption 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte und Beschreibung BearbeitenDas goldene Antemensale wurde von Heinrich II moglicherweise am 11 Oktober 1019 anlasslich der Weihe des neu erbauten Munsters in Basel gestiftet Die erste Nachricht findet man in den Grossen Basler Annalen aus dem Jahr 1416 Kaiser Heinrich habe das munster begabet mit einer guldenen tafel Die Altartafel 120 cm hoch 175 cm breit ist aus dunnem Goldblech getrieben die auf einem Eichenholzteilkern angebracht und nach dem Vorbild antiker Sarkophagreliefs in funf Figurenfelder unterteilt ist Die Komposition ist von links nach rechts gestaffelt und die Figuren sind jeweils im Arkadenbogen namentlich gekennzeichnet Ganz links befindet sich der hl Benedikt von Nursia mit Tonsur Monchskutte und Sandalen Krummstab und Regelbuch kennzeichnen ihn als Abt Grunder des ersten Monchsordens Benediktinerregel um 529 Die Verehrung des Vaters des abendlandischen Monchstums ist bei Heinrich II fruh fassbar Er ubertrug seinem Schwager am Tag des Heiligen Benedikt 1004 das Herzogtum Bayern Auch das Kloster Michelsberg in Bamberg zu dessen Grundung Heinrich II massgeblich beitrug hat als zweiten Heiligen neben dem Erzengel Michael den hl Benedikt Wohin die Stiftung des Antependiums ursprunglich gerichtet war bleibt unklar Die Ansicht dass es ursprunglich fur das Benediktinerkloster auf dem Michelsberg in Bamberg bestimmt gewesen sein konnte scheint bestechend Dafur wurde neben der Darstellung des heiligen Benedikt die Tatsache sprechen dass man den Michelsberg auch Engelsberg nannte Auf jeden Fall durfte die Tafel ursprunglich nicht fur Basel angefertigt worden sein da jeder Bezug zu den damaligen Basler Kirchenpatronen Maria Johannes der Taufer und die Apostel fehlt In der zweiten Arkade befindet sich der Erzengel Michael zur Rechten Christi in der Ehrenposition mit Fahnenlanze als Wachter und Streiter und kreuzverzierter Kosmoskugel In der Mitte ragt Christus uber die anderen Dargestellten hinaus Als Salvator segnet er mit zwei Fingern der rechten Hand in der Linken halt er eine goldene Kugel mit dem Christusmonogramm Chi Rho zwischen Alpha und Omega Er tragt ein langes antikisierendes Gewand besonders zu beachten die Bewegtheit in der Darstellung Die Inschrift im mittleren Arkadenbogen hebt hervor dass Christus hier als Konig der Konige und Herr der Herrscher in Gestalt des Pantokrators der Apokalypse Offb 19 16 EU erscheint Ursprunglich bezog sich dieser Titel auf babylonische Konige bzw agyptische Pharaonen Durch den romischen Kaiser wurde der Titel auf den Herrscher der christlichen Kirche bzw das Christentum ubertragen Die Figur des Christus ist durch besondere Plastizitat hervorgehoben uberragt die anderen in der Grosse nur in seinem Nimbus befinden sich antike Gemmen sowie grossere Edelsteine und Perlen Der Kreuznimbus ist den drei gottlichen Personen vorbehalten und verweist auf die Kreuzigung Christi Gabriel und Raphael beide sind als barfussige Junglinge mit kleinen Flugeln und langen Stabszeptern dargestellt Gabriel verkundete Maria die Geburt des Herrn damit wird hier auf den primus adventus als Antitypus des kreuznimbierten Christus der als Typus fungiert verwiesen Dichtes Rankwerk fullt die Zwischenraume In den Arkadenzwickeln sind die vier Kardinaltugenden dargestellt Klugheit Gerechtigkeit Massigkeit Tapferkeit Spiralformen schliessen Fruchte und Vierbeiner ein was einen Verweis auf den Erlosungscharakter sein konnte Granatapfel bzw Trauben verweisen auf den Kreuzestod Num 13 23 EU Das friedfertige Nebeneinander der pflanzenfressenden Tiere konnte auf den Tierfrieden nach Jesaja hinweisen Die umlaufende Inschrift lautet Quis sicut hel fortis medicus soter benedictus prospice terrigenas clemens mediator usias lat Wer ist wie Gott stark ein Arzt ein Heiland ein Gepriesener Sorge gutiger Mittler fur die irdischen Wesen Die Verse sind im leonischen Hexameter 6 hebiges Versmass bestehend aus Binnenreimen besonders beliebt im 10 11 Jhd verfasst Ausserdem impliziert die Inschrift sowohl griechische als auch hebraische Worter griech usias soter Retter Heiland und hebr hel was eine ahnliche Deutungsabsicht hat In den drei zeitgenossischen Weltsprachen wird hier um Erlosung gebeten Absichtliches Einflechten von Fremdwortern ist moglicherweise eine Demonstration von der klassischen Bildung des Auftraggebers Heinrich II Aus der Inschrift geht der Stiftungszweck der Tafel hervor Wenn uber die Guten und die Bosen gerichtet wird sollen die drei Erzengel und der heilige Benedikt Furbitte einlegen fur das Stifterpaar Heinrich II und Kunigunde von Luxemburg Der Kaiser Heinrich II und seine Gemahlin sind zu Fussen Christi in einem Stifterbild dargestellt Sie sind durch die Kronen als weltliche Herrscher ausgezeichnet Es handelt sich nicht um ein Dedikationsbild bei dem der Stifter den zu stiftenden Gegenstand Architektur in Handen halt und ihn an z B einen Heiligen ubergeben will Auf kirchlichen Ausstattungsstucken erscheinen Stifter meist betend im fruhen Mittelalter sind sie haufig verschwindend klein neben den Heiligen oder Christus dargestellt Bei diesem Altarbild ist der Stifter traditionell deutlich verkleinert gegenuber dem uberdimensionalen Christus dargestellt Bedeutungsperspektive dazu noch mit seiner Ehefrau Die aussergewohnliche Verkleinerung ist als Ausdruck ihrer Demut vor Gott zu deuten Ausserdem dokumentiert die Darstellung des Kaiserpaares ihre Frommigkeit Diese religiose Stiftung sollte ihnen Seelenheil sichern und die Zeit im Purgatorium verkurzen Besonders die Tatsache dass das Konigspaar kinderlos geblieben ist und somit kein direkter Nachkomme fur die Memoria vorhanden ist erfordert besondere Jenseitsvorsorge u a durch Stiftungen Die Funktion des Stifterbildes soll aber nicht nur auf die Auftraggeberschaft hinweisen sondern stellt auch gleichzeitig den Rechtsakt der Stiftung dar Rezeption BearbeitenDas Basler Antependium gehorte im 19 Jahrhundert zu den am haufigsten publizierten Werken der mittelalterlichen Goldschmiedekunst wozu einerseits seine einzigartige Stellung innerhalb der Monumentalplastik und Goldschmiedekunst sowie die legendenhaften Umstande seiner Wiederentdeckung und des unruhmlichen Verkaufes durch den neu gegrundeten Kanton Basel Landschaft dem von Schweizer Bund nach der gewaltsamen Basler Kantonstrennung 2 3 des Munsterschatzes zugelost wurden Der finanziell angeschlagene junge Halbkanton verkaufte Teile davon zunachst an private Bieter 1836 und 1838 und von dort an den franzosischen Staat beitrugen Seit 1852 ist die Tafel im Pariser Musee national du Moyen Age deponiert Von der Altartafel existieren ein vergoldeter und ein ungefasster weisser Gipsabguss im Historischen Museum Basel bzw im ehemaligen Stadt und Munstermuseum Basel Museum Kleines Klingental beide vor 1849 von dem Basler Modelleur und Bildhauer Johann Heinrich Neustuck geschaffen weiterhin eine vergoldete Replik in der Schlosskirche von Arundel Castle in der Grafschaft Sussex Fur die Abtei Maria Laach schuf der Munchner Goldschmied Cosmas Leyrer 1904 1905 den Bonifatiusaltar als freie Nachschopfung des Basler Antependiums mit verandertem Figurenprogramm Literatur BearbeitenJosef Braun Altarantependium in der katholischen Kirche In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Bd 1 Stuttgart 1934 Sp 441 458 Tilmann Buddensieg Die Basler Altartafel Heinrichs II In Wallraf Richartz Jahrbuch 19 1957 S 133 192 Rudolf F Burckhardt Der Basler Munsterschatz Die Kunstdenkmaler des Kantons Basel Stadt Bd 2 Birkhauser Basel 1933 Wolfgang Cortjaens Die Konstruktion der Einzigartigkeit Die goldenen Altartafeln von Basel und Aachen in der Kunstgeschichtsschreibung des 19 Jahrhunderts In Brigitte Meles Hrsg Der Basler Munsterschatz Basel 2001 S 304 309 Wolfgang Cortjaens Rheinische Altarbauten des Historismus Sakrale Goldschmiedekunst 1870 1918 Rheinbach 2002 zugl Phil Diss RWTH Aachen 1999 S 48 58 Abb 9 18 zur Rezeption der Altartafel im 19 Jahrhundert sowie zu den Repliken in vergoldetem bzw weissem Gips im Historischen Museum Basel und im Munstermuseum Julia Gauss Zur Bestimmung und Herkunft der Basler Goldenen Altartafel Eine Hypothese In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde 81 1981 S 5 24 doi 10 5169 seals 118041 Hans F Haefele Die metrische Inschrift auf der Altartafel Heinrichs II In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde Bd 56 1957 S 25 34 http doi org 10 5169 seals 117090 Digitalisat Stefan Hess Zwischen Verehrung und Versenkung Zum Nachleben Kaiser Heinrichs II in Basel In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde Bd 102 2002 S 83 143 doi 10 5169 seals 118454 Volkhard Huth Barmherziger Mittler des Seins Eine altere Beobachtung zur Basler Goldenen Altartafel in neuem Licht In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde Bd 103 2003 S 11 29 Joseph Kirmeier u a Hrsg Heinrich II 1002 1024 Stuttgart 2002 Carl Pfaff Kaiser Heinrich II sein Nachleben und Kult im mittelalterlichen Basel Diss phil Universitat Basel Basel Stuttgart 1963 Burkard von Roda Die Goldene Altartafel Basel 1999 Basler Kostbarkeiten 20 ISBN 3 9520458 9 6 Gude Suckale Redlefsen Das Basler Antependium ein ottonischer Goldaltar aus dem Munster zu Basel In Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte Bd 51 2000 S 60 63 1 Gude Suckale Redlefsen Die goldene Altartafel und ihre kunsthistorische Einordnung In Brigitte Meles Hrsg Der Basler Munsterschatz Basel 2001 S 293 303 Gude Suckale Redlefsen Goldener Schmuck fur Kirche und Kaiser In Josef Kirmeier u a Hrsg Kaiser Heinrich II 1002 1024 Bamberg 2002 S 78 92 Joachim Wollasch Bemerkungen zur Goldenen Altartafel von Basel In Christel Meier Uwe Ruberg Hrsg Text und Bild Wiesbaden 1980 S 383 407 Stefan Weinfurter Heinrich II Herrscher am Ende der Zeiten Regensburg 1999 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Basler Antependium Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Basler Antependium beim Haus der Bayerischen Geschichte Barbara Schellewald Die goldene Altartafel des Munsterschatzes In Universitat Basel 2014 Markus Wuest Das goldene Herz der Stadt Basel In Basler Zeitung 10 Oktober 2019 Gold amp Ruhm Geschenke fur die Ewigkeit In Kunstmuseum Basel Ausstellung von 11 Oktober 2019 19 Januar 2020Einzelnachweise Bearbeiten Kunst Architektur in der Schweiz Das Basler Antependium ein ottonischer Goldaltar aus dem Munster zu Basel Abgerufen am 18 Oktober 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Basler Antependium amp oldid 237679535