www.wikidata.de-de.nina.az
Das ehemalige Augustiner Chorherrenstift Sternberg tschechisch Augustiniansky klaster Sternberk lateinisch Ordo Canonicorum regularium sancti Augustini in Sterbergensis wurde im Jahre 1371 durch den Leitomischler Bischof Albrecht von Sternberg in Sternberk in der Markgrafschaft Mahren gegrundet Es gehorte zum Bistum Olmutz im Olmutzer Kreis und bestand bis zur Auflosung 1784 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bibliothek 3 Besitzungen 4 Propste 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGeschichte BearbeitenBischof Albrecht von Sternberg der dem mahrischen Zweig des Adelsgeschlechts Sternberg entstammte erteilte vermutlich nach dem Tod seines Vaters Stephan Stepan von Sternberg 1357 dem Stadtchen Sternberg die Rechte einer befestigten Untertanenstadt 1371 grundete er mit Zustimmung des Olmutzer Bischofs Johannes von Neumarkt und dessen Domkapitels in seiner Heimatstadt Sternberg ein Augustiner Chorherrenstift Als Vorbild diente das im Geist des Renaissance Humanismus 1333 begrundete Augustiner Chorherrenstift Raudnitz Besiedelt wurde das Stift mit 14 Kanonikern aus Raudnitz erster Propst wurde Bischof Albrechts Kaplan Wenzel Als Stiftskirche wurde die bisherige Kirche St Georg bestimmt der das Patrozinium Maria Verkundigung verliehen wurde Mit dem Bau der Klostergebaude und der Propstei wurde 1372 begonnen An der Dotation beteiligte sich auch Albrechts Neffe Peter von Sternberg 1397 Ihm folgte als Patronatsherr Peter II von Krawarn der 1415 zu den Unterzeichnern eines Protestschreibens gegen die Verbrennung von Jan Hus gehorte Trotzdem wurde Sternberg 1430 von den Hussiten erobert denen es als Stutzpunkt diente Als die Truppen des Heerfuhrers Andreas Prokop in die Stadt vordrangen wurden auch die Klostergebaude und die Stiftskirche niedergebrannt Die meisten Chorherren flohen in die Bischofsstadt Olmutz Erst in den 1470er Jahren konnten sie nach Sternberg zuruckkehren 1451 1461 wurden die Klostergebaude und die Stiftskirche im Stil der Spatgotik wieder aufgebaut Bischof Protasius von Boskowitz und Cernahora veranlasste eine Visitation durch die Propste von Glatz und Lanskroun Sie bestatigten das Stift sei in gutem Zustand und es solle weiterhin nach den Raudnitzer Statuten Consuetudines Rudnicences gefuhrt werden Am 24 Marz 1490 bestatigte Papst Innozenz VIII das Privileg der Pontifikalien und die damit verbundenen Rechte Nach Tod des Georg Jiri von Krawarn erbte Sternberg dessen Tochter Ludmilla von Krawarn der damit auch das Patronat uber das Stift zufiel Sie war mit Albrecht Kostka von Postupice verheiratet und vermahlte sich nach dessen Tod 1477 mit Jan Berka von Duba Im Verlauf der Reformation kam es in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts auch im Sternberger Stift zu einem Niedergang der klosterlichen Disziplin und zu einem Nachwuchsmangel Beim Stadtbrand 1536 wurden auch die Klostergebaude und die Stiftskirche schwer beschadigt Unter Jan Wenzel Vaclav Berka von Duba wurden sie im Stil der Renaissance wieder aufgebaut Nachdem sich dessen Tochter Katharina Katerina von Berka und Duba 1570 in Mahrisch Trubau mit dem Munsterberger Herzog Karl II vermahlt hatte gelangten Stadt und Herrschaft Sternberg sowie das Patronat uber das Kanonikerstift an dieses Adelsgeschlecht Herzog Karl II war ein Urenkel des bohmischen Konigs Georg von Podiebrad und bekleidete das Amt des Landeshauptmanns von Schlesien Da er ein Anhanger der lutherischen Lehre war bemuhte er sich auch in seinem Sternberger Herrschaftsbereich um die Ausbreitung dieser Glaubensrichtung Dadurch kam es zu Streitigkeiten zwischen Herzog Karl II und dem Chorherrenstift bzw dem Bistum Olmutz wobei auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielten 1621 beklagte sich Propst Matthias Jaretius beim Olmutzer Hofkanzler uber Unterdruckungen durch Herzog Karl Friedrich I von Munsterberg und Oels Er war ein Sohn des Herzogs Karl II und der letzte mannliche Nachkomme aus der Munsterberger Linie des Adelsgeschlechts Podiebrad Durch die Heirat seiner einzigen Tochter Elisabeth Maria mit Silvius Nimrod gelangten dessen Besitzungen einschliesslich der Herrschaft Sternberg an das Haus Wurttemberg in Oels 1 Im Dreissigjahrigen Krieg kam es zu haufigen militarischen Uberfallen und Durchzugen Wahrend der Amtszeit des Bischofs Karl II von Liechtenstein Kastelkorn 1664 wurde das Stift visitiert Im Bericht vom 29 August 1668 wurden Strafen fur Ungehorsam und Ausschweifungen festgesetzt und der Lebenswandel des Propstes beanstandet Nach 1695 gelangte die Herrschaft Sternberg und das Stiftspatronat an das Haus Liechtenstein Gebetsverbruderungen bestanden u a mit den Stiften in Raudnitz Jaromir 1376 Sadska 1382 und 1408 mit Landskron 1728 wurde das Chorherrenstift Sternberg der Kongregation der Augustiner Chorherren vom Lateran eingegliedert 1784 wurde es durch die Josephinische Kirchenreform aufgehoben Bibliothek BearbeitenDie Bibliothek ist von Anfang an belegt Sie besass als Schenkung ihres Grunders acht seltene Handschriften 1737 entstand ein eigener Bibliothekssaal mit Fresken von Johann Christoph Handke Bei ihrer Auflosung 1784 waren 1178 Bande vorhanden die meisten aus dem 17 und 18 Jahrhundert Die gedruckten Bucher wurden teilweise bei Auktionen versteigert ein Teil gelangte uber das Olmutzer Lyzeum in die Bibliothek der Universitat Olmutz Von den Handschriften befindet sich das Sternberger Pontifikale in der Bibliothek des Klosters Strahov in Prag ein Missale in der Osterreichischen Nationalbibliothek und die sogenannte Konigliche Bibel in der Bibliothek der Universitat Krakau Verfasser der Handschriften Postillae dictae consolatio spiritus und Abortivus war Propst Friedrich 1384 1400 Zum Bibliotheksbestand gehorte auch das von Propst Johann Rozenplut von Schwarzenbach 1588 1602 herausgegebene Kirchengesangbuch von Georg Handl Cantional das ist Sammlung religioser Gesange die um der geistigen Erbauung willen jeder ordentlicher Christ zu Jahresfeiertagen und anderen heiliegen Gelengenheiten und Zeiten verwenden moge das 1601 in Olmutz gedruckt wurde Besitzungen BearbeitenZum Stiftsbesitz gehorten zeitweise die Guter Waischowitz mit Nesamyslitz Morschitz Babitz Chwalkowitz Tworowitz Zierotin sowie das selbstandige Gut Kyselowitz Nach der Aufhebung des Stifts fielen alle Besitzungen dem Religionsfonds zu Propste Bearbeiten1371 1372 Wenzel Vaclav Kaplan des Bischofs Albrecht 1384 1400 Friedrich Vertreter der Klerusreform verfasste die Postille Consolatio spiritus 1402 1420 Florian 1420 1449 Nikolaus I wahrend seiner Amtszeit wurde das Kloster 1430 niedergebrannt 1444 1454 Simon 1460 1462 Jakob 1462 Wolf 1468 1510 Nikolaus II Welek 1511 1534 Benedikt aus Littau 1534 1558 Nikolaus III Ludwig wurde ohne Zustimmung des Patrons gewahlt Das Kloster musste sich deshalb verpflichten kunftig keine Propstwahlen ohne Wissen der Patrone abzuhalten 1559 1564 Salomon 1566 1588 Friedrich Borikovsky Dominikaner auf Wunsch der Patronin Anna von Munsterberg gewahlt An Verfehlungen wurden ihm u a vorgeworfen Verschuldung des Klosters Nepotismus und Schadigung der Patronatsobrigkeit 1588 1602 Johann Rozenplut von Schwarzenbach Kanoniker in Olmutz und Brunn wurde vom Bischof Stanislaus Pavlovsky von Pavlovitz postuliert Gab das Kirchengesangbuch von Georg Handl Cantional das ist Sammlung religioser Gesange die um der geistigen Erbauung willen jeder ordentlicher Christ zu Jahresfeiertagen und anderen heiligen Gelegenheiten und Zeiten verwenden moge heraus das 1601 in Olmutz gedruckt wurde 1602 1607 Melichar Pirnus von Pirn entstammte einer Olmutzer Arztefamilie verfasste u a die Schrift Continuatio catalogi episcoporum Olomoucensium Berichtete 1621 dem Olmutzer Kanzler uber wirtschaftliche Schwierigkeiten und die Unterdruckung des Klosters durch die Munsterberger Herzoge 1607 1608 Bartholomaus Patronus 1608 1618 Matthias Gaschinsky von Gaschin 1619 1626 Matthias Jaretius von Rojsky 1626 1632 Ulrich Rosenauer von Rosenau 1632 1658 Alexander Ginani von Pissauro 1642 1658 zugleich Propst im Olmutzer Allerheiligenstift 1650 1667 Johann Radunsky 1667 1621 Johann Franz Kreisl 1671 1702 Johann Adam Jager von Routh 1703 1714 Friedrich Karl Mirschky 1715 1725 Patritius Laurentius Lehmann begann mit dem Umbau des Konventtraktes und veranlasste zahlreiche Umbauten an der Stiftskirche die mit Gemalden des Barockmalers Johann Christoph Handke ausgeschmuckt wurde 1725 1734 Patritius Johann Meixner 1734 1757 Johann Joseph Glatzl 1757 1780 Aurelius Augustin wahrend seiner Amtszeit wurde die Stiftskirche im Stil des Barock neu gebaut 1780 1784 Andreas Temper letzter Propst von Sternberg amtierte nach Auflosung des Stifts als Pfarrer an der bisherigen Stiftskirche Literatur BearbeitenMetodej Zemek Sternberg Sternberk In Floridus Rohrig Hrsg Die Stifte der Augustiner Chorherren in Bohmen Mahren und Ungarn ISBN 3901025340 Klosterneuburg 1994 S 217 240 Joachim Bahlcke Winfried Eberhard Miloslav Polivka Hrsg Handbuch der historischen Statten Band Bohmen und Mahren Kroners Taschenausgabe Band 329 Kroner Stuttgart 1998 ISBN 3 520 32901 8 S 584f Einzelnachweise Bearbeiten Nachdem Karl Christoph von Munsterberg 1569 kinderlos starb fiel Munsterberg als erledigtes Lehen durch Heimfall an die Krone Bohmen zuruck Trotzdem erhielten die Herren von Podiebrad das Recht den Munsterberger Herzogstitel sowie den Titel eines Grafen von Glatz weiterhin fuhren zu durfen Siehe hierzu Ludwig Petry und Josef Joachim Menzel Hrsg Geschichte Schlesiens Bd 2 ISBN 3 7995 6342 3 S 67 Weblinks BearbeitenGeschichte der Chorherrenstifts Sternberg aufgerufen 10 Januar 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Augustiner Chorherrenstift Sternberg amp oldid 218217007