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Artinit IMA Symbol Art 1 ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Carbonate und Nitrate mit der chemischen Zusammensetzung Mg2 OH 2 CO3 3H2O 3 und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Magnesiumcarbonat mit zusatzlichen Hydroxidionen Artinitfarbloses bis weisses radialstrahlig kugeliges Artinit Aggregat auf Antigorit Matrix aus Picacho Peak Diabolo Range San Benito County Kalifornien USAAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Art 1 Chemische Formel Mg2 CO3 OH 2 3H2O 2 Mg2 OH 2 CO3 3H2O 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Carbonate und NitrateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana Vb D 01 V E 01 040 4 5 DA 10 16b 03 01 01Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 mRaumgruppe C2 m Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 5 Gitterparameter a 16 560 A b 3 153 A c 6 231 Ab 99 10 5 Formeleinheiten Z 2 5 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5 6 Dichte g cm3 gemessen 2 02 bis 2 03 berechnet 2 047 6 Spaltbarkeit vollkommen nach 100 gut nach 001 Bruch Tenazitat sprodeFarbe farblos bis weissStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Glasglanz in Aggregatform Seiden bis SatinglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 488 bis 1 489 7 nb 1 533 bis 1 534 7 ng 1 556 bis 1 557 7 Doppelbrechung d 0 068 7 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V 71 gemessen 68 berechnet 7 Artinit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt nadelige Kristalle bis etwa 2 5 cm Lange die nach der b Achse gestreckt sind Meist treten die Kristalle zu faserigen Aderchen und Matten krustigen Uberzugen sowie radialstrahligen bis kugeligen Mineral Aggregaten oder traubenformigen Massen zusammen Das Mineral ist im Normalfall farblos und durchsichtig kann aber durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung auch durchscheinend weiss sein Der bei einzelnen Kristallen auffallige glasahnliche Glanz tritt bei den Aggregatformen zuruck und weicht einem seiden bis satinahnlichen Schimmer Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Bildung und Fundorte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenArtinit wurde von S C Luigi Brugnatelli 1902 erstbeschrieben und nach dem italienischen Professor der Mineralogie Ettore Artini 1866 1928 benannt der von 1911 bis 1927 zudem Direktor des Museo Civico di Storia Naturale di Milano war Bereits 1896 hatte Luigi Brugnatelli ein bisher unbekanntes wasserhaltiges Magnesiumcarbonat im Valbrutta auch Val Brutta in der italienischen Gemeinde Lanzada Provinz Sondrio Lombardei gesammelt und analysiert Die von ihm aus den Analysen abgeleitete chemische Zusammensetzung MgCO3 Mg OH 2 3H2O Oxidformel stimmte ebenfalls bereits mit der aktuell gultigen Zusammensetzung uberein Aufgrund der geringen Menge des Probenmaterials das einschliesslich Verunreinigungen nur 0 171 g wog hatte Brugnatelli jedoch Bedenken seine Entdeckung als neue Mineralart zu postulieren Um sicher zu gehen wollte er weitere Entdeckungen und Analysen abwarten 8 Im Sommer 1902 ergab sich diese Moglichkeit durch den Fund des Mineralsammlers Pietro Sigismund 1874 1962 im benachbarten Valmalenco Dieser hatte Mineralproben in der Umgebung der Miniera di Franscia auch Dossi di Franscia bei Franscia gesammelt an denen Brugnatelli die vollstandige Analyse und die Bestatigung der Identitat der beiden Probenfunde gelang Die Miniera di Franscia gilt daher als Typlokalitat fur den Artinit und besteht heute aus aufgelassenen und aktiven Serpentin Asbest Steinbruchen Bergwerken und Berge bzw Abraumhalden 9 Das Typmaterial des Minerals wird im Museo Civico di Storia Naturale di Milano MCSN oder MSNM unter den Sammlungsnummern M13215 M13217 M22182 und M22191 aufbewahrt 10 11 Da der Artinit bereits lange vor der Grundung der International Mineralogical Association IMA bekannt und als eigenstandige Mineralart anerkannt war wurde dies von ihrer Commission on New Minerals Nomenclature and Classification CNMNC ubernommen und bezeichnet ihn als sogenanntes grandfathered G Mineral 2 Die ebenfalls von der IMA CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung auch Mineral Symbol von Artinit lautet Art 1 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Artinit noch zur gemeinsamen Mineralklasse der Nitrate Carbonate und Borate und dort zur Abteilung der Wasserhaltige Carbonate mit fremden Anionen wo er zusammen mit Hydromagnesit die Hydromagnesit Artinit Gruppe mit der System Nr Vb D 01 und den weiteren Mitgliedern Brugnatellit und Giorgiosit sowie im Anhang mit Callaghanit und Zaratit bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr V E 01 040 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Wasserhaltige Carbonate mit fremden Anionen wo Artinit zusammen mit Brugnatellit Chlorartinit Coalingit Dypingit Giorgiosit Hydromagnesit Indigirit und Widgiemoolthalit die unbenannte Gruppe V E 01 bildet 4 Die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 12 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Artinit in die neu definierte Klasse der Carbonate und Nitrate die Borate bilden hier eine eigene Klasse dort aber ebenfalls in die Abteilung der Carbonate mit zusatzlichen Anionen mit H2O ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit mittelgrossen Kationen zu finden ist wo es nur noch zusammen mit Chlorartinit die nach ihm benannte Artinitgruppe mit der System Nr 5 DA 10 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Artinit wie die veraltete Strunzsche Systematik in die gemeinsame Klasse der Carbonate Nitrate und Borate und dort in die Abteilung der Carbonate Hydroxyl oder Halogen ein Hier ist er zusammen mit Chlorartinit in der unbenannten Gruppe 16b 03 01 innerhalb der Unterabteilung Carbonate Hydroxyl oder Halogen mit AmBn XO3 pZq x H2O m n p 2 1 zu finden Kristallstruktur BearbeitenArtinit kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe C2 m Raumgruppen Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 mit den Gitterparametern a 16 560 A b 3 153 A c 6 231 A und b 99 10 sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 5 Die Kristallstruktur von Artinit besteht aus kantenteilenden MgO OH 2 H2O 3 Oktaedern die parallel der b Achse 010 Doppelketten bilden Diese werden uber CO3 Gruppen miteinander verbunden die versetzt auf beiden Seiten der Doppelketten angeordnet sind Zusammen mit vier weiteren Ketten entlang der a 100 und c Achse 001 wird ein Gerust gebildet dass durch Wasserstoffbindungen von OH und H2O zusammengehalten wird 3 Kristallstruktur von Artinit nbsp mit Blickrichtung parallel zur a Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur b Achse nbsp mit Blickrichtung senkrecht zur Ebene ab nbsp raumliche Darstellung in der kristallographischen Standardausrichtung nbsp grosserer Ausschnitt der Kristallstruktur als Polyedermodell mit freier AchsenstellungFarblegende 0 Mg 0 C 0 O 0 HBildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Radialstrahlige und kugelige Artinit Aggregate auf Matrix aus dem San Benito County Kalifornien USAArtinit bildet sich hydrothermal bei niedrigen Temperaturen findet sich aber in verwitterten oder umgewandelten ultramafischen Gesteinen typischerweise in Serpentiniten Als Begleitminerale konnen unter anderem Aragonit Brucit Calcit Chrysotil Dolomit Hydromagnesit Magnesit und Pyroaurit auftreten Als seltene Mineralbildung konnte Artinit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden wobei weltweit bisher rund 70 Fundstatten dokumentiert sind Stand 2023 13 Es besteht jedoch die Moglichkeit dass Artinit weltweit auftreten und gefunden werden kann 6 Ausser an seiner Typlokalitat im Valmalenco und seinem Erstfund im Nachbartal Valbrutta in der Provinz Sondrio Lombardei fand sich das Mineral in Italien noch an mehreren Orten im Aostatal am Monte Chiaro bei Albareto und in der Umgebung der Gemeinde Borgo Val di Taro in der Provinz Parma Emilia Romagna bei Albano Laziale und am Albaner See in Latium am Monte Ramazzo bei Borzoli Genua und in der Gemeinde Carro in Ligurien bei Casteldelfino und Viu in Piemont in den Marmorsteinbruchen bei Pilcante und Predazzo im Trentino sowie bei Calvene Cogollo del Cengio und Laghi in der Provinz Vicenza Venetien In Deutschland konnte Artinit bisher nur am Romerbrunnen bei Bad Honnef im Rhein Sieg Kreis in Nordrhein Westfalen und am Arensberg bei Zilsdorf in der rheinland pfalzischen Vulkaneifel gefunden werden In Osterreich trat das Mineral bisher nur in der Steiermark auf genauer an einem Serpentinit Aufschluss am Eibegggraben bei Breitenau am Hochlantsch in den Steinbruchen Gulsen bei Kraubath an der Mur und Lobminggraben bei Sankt Stefan ob Leoben sowie im Steinbruch Preg nahe Sankt Lorenzen bei Knittelfeld Die bisher einzigen beiden bekannten Fundorte in der Schweiz sind ein naturlicher Aufschluss am Lagh da Cavloc deutsch Cavloccio See und ein ebensolcher am Fornogletscher im Val Forno im Schweizer Kanton Graubunden Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien Bulgarien China Frankreich Griechenland Japan Kanada Neuseeland Norwegen Pakistan Portugal Russland der Slowakei Spanien Tschechien der Turkei und in einigen Staaten der USA Kalifornien Nevada New Jersey New York Vermont 14 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenS C Luigi Brugnatelli Sopra un nuovo minerale delle cave d Amianto della Valle Lanterna In Rendiconti Reale Istituto Lombardo di Scienze e Lettere Milano Band 35 1902 S 869 874 italienisch rruff info PDF 393 kB M Akao S Iwai The hydrogen bonding of artinite In Acta Crystallographica B33 1977 S 3951 3953 doi 10 1107 S0567740877012576 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Artinite Sammlung von Bildern Artinit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 21 Februar 2023 David Barthelmy Artinite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 21 Februar 2023 englisch IMA Database of Mineral Properties Artinite In rruff info RRUFF Project abgerufen am 21 Februar 2023 englisch Artinite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 21 Februar 2023 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Artinite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 21 Februar 2023 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 21 Februar 2023 a b Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 21 Februar 2023 englisch a b c Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 310 englisch a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c M Akao S Iwai The hydrogen bonding of artinite In Acta Crystallographica B33 1977 S 3951 3953 doi 10 1107 S0567740877012576 englisch a b c Artinite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 53 kB abgerufen am 21 Februar 2023 a b c d e Artinite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 21 Februar 2023 englisch Luigi Brugnatelli Prime contribuzioni allo studio dei giacimenti di amianto della Valle Malenco Tip Bernardoni di C Rebeschini Milano 1897 S 3 7 Di un carbonato di magnesio probabilmente nuovo italienisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 23 Februar 2023 Localities for Artinite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 21 Februar 2023 englisch Catalogue of Type Mineral Specimens A PDF 357 kB Commission on Museums IMA 9 Februar 2021 abgerufen am 23 Februar 2023 Catalogue of Type Mineral Specimens Depositories PDF 311 kB Commission on Museums IMA 18 Dezember 2010 abgerufen am 23 Februar 2023 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 9 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 21 Februar 2023 englisch Dossi di Franscia Franscia Lanzada Sondrio Province Lombardy Italy In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 23 Februar 2023 englisch Fundortliste fur Artinit beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 21 Februar 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Artinit amp oldid 239001396