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Bergehalden sind ublicherweise Halden aus dem Tiefbau des Bergbaus insbesondere aus dem Steinkohlenbergbau Diese menschengemachten Hugel bzw Berge pragen weithin sichtbar das Landschaftsbild in den Steinkohlerevieren vor allem im Ruhrgebiet im Aachener Revier und im Saarrevier aber auch in den Kohlerevieren Nordfrankreichs Belgiens und Englands Der Wortteil Berge ist hier aber nicht als Plural von Berg im topographischen Sinne zu verstehen sondern ist der bergmannische Ausdruck fur taubes Gestein Heringen Monte Kali im Hintergrund die Halde bei Philippsthal im Juni 2009Bergehalde der Zeche Gluckauf Tiefbau in DortmundSchwarzer Berg bei Eschweiler Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Entstehung der Bergehalden 2 1 Haldentypen 2 2 Haldenproblematik 3 Galerie einer Auswahl an Bergehalden 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenBeim Abbau von Steinkohle fallt unvermeidbar taubes d h nicht kohlefuhrendes Nebengestein Abraum an Fruher versuchte man diese sogenannten Berge vor Ort moglichst aus der Forderung herauszuhalten so blieb der Bergeanteil der Forderung gering Durch die Mechanisierung des Steinkohlenabbaus stieg der Bergeanfall jedoch drastisch an Die Verlagerung des Abbaus in Teufen von bis zu 1500 m erhohte den Bergeanfall weiter da zur Beherrschung des Gebirgsdrucks grossere Streckenquerschnitte mit mehr Gesteinsausbruch erforderlich sind Er erreichte in den 1980er Jahren schliesslich einen Spitzenwert von 47 48 an der Gesamtforderung und blieb bis heute etwa konstant Stabil ist seit Jahren die Aufteilung bei der Verwendung des Bergematerials 4 werden als Versatz unter Tage wieder eingebaut 24 konnen als Fremdabsatz genutzt werden insbesondere als Baumaterial Die restlichen 72 sind unbrauchbar und werden aufgehaldet Im Laufe der Bergbaugeschichte sind auf diese Weise im Ruhrgebiet z B rund 170 Halden als kunstliche Hugel und Berge von teilweise uber 100 m Hohe entstanden von denen viele aber aufgrund ihrer ungeeigneten Schuttung und Gestaltung wieder abgetragen wurden Ende der 1990er Jahre wurden von der Ruhrkohle AG 19 grosse Bergehalden betrieben Entstehung der Bergehalden Bearbeiten nbsp Schurenbachhalde in Essen Lageplan mit Verlauf des Hohenprofils nbsp Schurenbachhalde in Essen Hohenprofil links Fusspunkt im Westen bei der NordsternstrasseIn den Anfangen des Steinkohlenbergbaus wurde das anfallende Bergematerial moglichst unauffallig in die nahere Umgebung verbracht Typisch fur diese Zeit sind Hangboschungshalden die dadurch entstanden dass das Bergematerial an einen Hang gesturzt wurde Diese kleinen Halden sind heute so gut in die Landschaft integriert dass sie nur noch schwer zu erkennen sind Haldentypen Bearbeiten nbsp Spitzkegelhalde nach Abbau von Kupferschiefer eine der Pyramiden des Mansfelder Landes Foto Volker Herrmann Die anwachsende Menge von Bergematerial machte es notwendig auf einer moglichst kleinen Flache viel aufzuschutten Durch den Transport uber Forderbander entstanden die sogenannten Spitzkegelhalden Diese erste Generation von Bergehalden bestand in der Regel aus mehreren sich uberschneidenden Kegeln mit durchschnittlich 19 m Hohe Aufgrund ihrer lockeren Schuttung und des damit verbundenen ungehinderten Sauerstoffeintrags neigten diese Halden zur Selbstentzundung An vielen Standorten kam es dadurch zu Haldenbranden die nur mit grossem Aufwand nach mehreren Monaten geloscht werden konnten Zwar fand das ausgebrannte rot verfarbte Bergematerial als Baustoff Verwendung doch war die Umweltgefahrdung durch Haldenbrande so gross dass bis Ende der 1960er Jahre die Spitzkegelhalden im Ruhrgebiet nahezu vollstandig abgetragen wurden Beispiel fur eine Bergehalde im Ruhrgebiet Lageplan und Hohenprofil der Schurenbachhalde in Essen Die Probleme mit Rauchentwicklung Standsicherheit und Schwierigkeiten bei der Begrunung von Spitzkegelhalden fuhrten zu einer neuen Generation von Haldenkorpern terrassierte Tafelberge mit strengen Linien und harten Konturen Die Schutthohe betrug in der Regel etwa doppelte Baumhohe d h etwa 40 m sie wurde in einigen Fallen jedoch deutlich ubertroffen Auch bei dieser Form sind brennende Halden bekannt 1 nbsp Tafelberghalde 3D Gelandemodell der Halde Oberscholven Erstellung Rouven Meidlinger Je nach Form wird zwischen folgenden Haldentpyen unterschieden 2 Tafelberghalde moderne Aufbereitsungsvorgange bedingten feinkonigeres Schuttgut welches sich zu Bergen anhaufen liess auf deren Spitze ein Plateau angelegt wurde Die Tafelberghalde mit ihren steilen Abhangen zeichnet sich in ihrer Umgebung deutlich ab Spitzkegelhalden auch Kegelsturzhalden genannt wurden angelegt seit Schragaufzugen Fordergurte zum Einsatz kamen Sie benotigen eine kleinere Grundflache erheben sich aber mit einem Boschungswinkel von bis zu 38 Grad deutlich sichtbar in der Landschaft Hangboschungshalden entstehen durch grosse Abraummengen sogenannter Gruben bzw Schachtberge Dabei wird das Material hangabwarts abgeschuttet wobei es immer weiter zur Talsohle hingeschoben wurde Zungenhalde Die Ablagerungen wurden zungenformig rund um das Ausgangsloch des Stollen Mundlochs ausgebracht Fischgratenhalden wurden angelegt als die technischen Moglichkeiten noch begrenzter waren Ausgehend von einem wenige Meter hohen Hauptwall wurden dabei Seitenarme in samtliche Richtungen aufgeschuttet wobei mitunter Handkarren zum Einsatz kamen Haldenproblematik Bearbeiten Proteste aus der Bevolkerung und den Kommunen gegen diese am Reissbrett entworfenen hart konturigen Gebilde die storende Elemente in der Landschaft darstellten fuhrten dazu dass die Richtlinien zur Anlage von Bergehalden in den 1980er Jahren geandert wurden Sie legten fest dass Bergehalden kunftig als Landschaftsbauwerke anzulegen seien die alle raumlich strukturellen okologischen landschaftsgestalterischen und sicherheitstechnischen Anforderungen ganzheitlich berucksichtigen Diese dritte Generation von Bergehalden zeichnet sich durch eine Grundflache von mehr als 100 Hektar und eine Hohe von 50 100 Meter aus Viele dieser Halden sind touristisch erschlossen Galerie einer Auswahl an Bergehalden Bearbeiten nbsp Beispiel einer Tafelberghalde Die Halde Oberscholven Gelsenkirchen mit Windkraftanlagen Foto Frank Vincentz nbsp Spitzkegelhalde Die Hohe Linde bei Sangerhausen Foto Malte J Krafft nbsp Halde Haniel Bottrop Foto Frank Vincentz nbsp Kaliabraumhalde bei Holungen Thuringen Foto Witold Grzesiek nbsp Luftbild der Abraumhalde bei Bleicherode Thuringen Foto Michael Kohler nbsp Bergehalde Grosses Holz in Bergkamen Foto Reinhard Hunscher nbsp Bergehalde in Ensdorf Saar Foto A Josef Dernbecher Siehe auch BearbeitenHalden im Ruhrgebiet Abraumhalde aus dem Tagebau Literatur BearbeitenWalter Bischoff Heinz Bramann Westfalische Berggewerkschaftskasse Bochum Das kleine Bergbaulexikon 7 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1988 ISBN 3 7739 0501 7 Ernst Ulrich Reuther Einfuhrung in den Bergbau 1 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1982 ISBN 3 7739 0390 1 Heinz Kundel Kohlengewinnung 6 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1983 ISBN 3 7739 0389 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bergehalde Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Westfalen regional Bergehalden Westfalens gestern und heute abgerufen am 16 Marz 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Volker Mrasek Die gluhenden Berge der Kohlereviere In Der Spiegel 22 Marz 2005 online Abraumhalde Bergehalde Mineralienatlas Lexikon aufgerufen am 10 November 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bergehalde amp oldid 233285356