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Alexander von Bunge russisch Aleksandr Aleksandrovich Bunge Alexandr Aleksandrowitsch Bunge 28 Oktoberjul 9 November 1851greg in Dorpat 19 Januar 1930 in Tallinn war ein russischer Arzt und Forschungsreisender deutschbaltischer Abstammung Er nahm in den 1880er Jahren an zwei Arktisexpeditionen teil und sammelte Tausende fossiler Knochen verschiedener Saugetiere sowie Stosszahne von Wollhaarmammuts Alexander von Bunge Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Expedition ins Lenadelta 1882 1884 1 3 Expedition zu den Neusibirischen Inseln und ins Janaland 1885 1886 1 4 Weiteres Leben 2 Ehrungen 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Alexander von Bunge stammte aus der Gelehrtenfamilie Bunge und war der Sohn des Forschungsreisenden Alexander Georg von Bunge Professor fur Botanik an der Kaiserlichen Universitat zu Dorpat und dessen Ehefrau Caroline Elisabeth 1813 1858 geborene Pistohlkors Sein alterer Bruder Gustav von Bunge war ein in der Abstinenzbewegung aktiver Physiologe Sein Onkel Friedrich Georg von Bunge war Rechtshistoriker und Professor in Dorpat Alexander von Bunge besuchte die Blumbergsche Elementarschule und von 1862 bis 1870 das Gymnasium in Dorpat Obwohl sein Interesse eher der Zoologie galt entschied er sich fur ein Studium der Medizin das ihm ein sicheres Auskommen versprach Er studierte von 1870 bis 1878 an der Universitat Dorpat Schon wahrend des Studiums arbeitete er als Assistent des Anatomen Emil Rosenberg 1842 1929 und veroffentlichte 1874 einen Artikel in der Jenaischen Zeitschrift fur Naturwissenschaft 1876 unternahm er eine Reise nach Osterreich Italien und Deutschland Nach Abschluss seines Studiums war er von 1878 bis 1880 Verwalter des Irrenasyls in Dorpat 1880 wurde er an der Universitat Dorpat promoviert Expedition ins Lenadelta 1882 1884 Bearbeiten nbsp Forschungsstation Sagastyr1881 ging Alexander von Bunge nach Sankt Petersburg wo er eine Stelle als Ordinator am Marien Magdalenen Hospital gefunden hatte Als er erfuhr dass die Russische Geographische Gesellschaft sich mit einer Forschungsstation im Lenadelta am bevorstehenden Ersten Internationalen Polarjahr beteiligen wollte bewarb er sich um einen Platz in der Expeditionsmannschaft Auf Fursprache des einflussreichen Zoologen Leopold von Schrenck der Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften und des Vorbereitungskomitees der Expedition war wurde Bunge als Arzt und Assistent des Expeditionsleiters Stabskapitan Nikolai Jurgens 1847 1898 angenommen Die Stelle eines Observators wurde mit Adolph Eigner 1854 besetzt einem Mathematiker der Universitat Dorpat Die drei Wissenschaftlern wurden vor Antritt ihrer Reise am Physikalischen Zentralobservatorium in St Petersburg Heinrich von Wild und an der Pulkowo Sternwarte Wilhelm Dollen auf ihre Aufgabe vorbereitet Diese bestand hauptsachlich in der Beobachtung des Wetters des Erdmagnetismus und des Polarlichts nach einem durch die Internationale Polarkommission genau festgelegten Modus der fur alle 14 internationalen Stationen verbindlich war Im Dezember 1881 verliessen die drei Manner St Petersburg und reisten mit Eisenbahn und Schlitten uber Irkutsk nach Jakutsk Im Juli fuhr man im Lastkahn ins Lenadelta In einem dreitagigen Sturm wurde ein Teil ihrer Instrumente beschadigt und Bunge brach sich zwei Rippen Am 22 August begann der Aufbau der Stationsgebaude im Suden der Insel Sagastyr Schon am 31 August konnten die Temperaturmessungen begonnen werden Die erdmagnetischen Messungen begannen am 31 Oktober In der Station wohnten jetzt neun Manner neben den drei Wissenschaftlern zwei russische Seeleute zwei Soldaten aus Irkutsk und zwei Kosaken aus Jakutsk 1 Die wissenschaftlichen Messreihen sollten ursprunglich uber einen Zeitraum von zwolf Monaten aufgenommen werden Spekulationen uber eine Verlangerung fuhrten dazu dass die Expedition 1883 nicht mehr rechtzeitig abreisen konnte so dass die Arbeiten bis Ende Marz 1884 fortgesetzt wurden So entstand die bis dahin langste meteorologische Messreihe in der russischen Arktis Erganzt wurden die Arbeiten durch eine Kartierung des Lenadeltas und durch hydrologische Untersuchungen Bunge legte umfangreiche palaontologische zoologische und botanische Sammlungen an Im Sommer 1884 gelang es ihm den Kadaver eines Mammuts zu finden Expedition zu den Neusibirischen Inseln und ins Janaland 1885 1886 Bearbeiten Im Dezember 1884 traf Bunge wieder in Irkutsk ein wo er auf den erst 26 jahrigen Zoologen und Mineralogen Eduard von Toll wartete der die Stadt im Januar 1885 erreichte Beide waren ganz nach Bunges Wunsch von der Russischen Akademie der Wissenschaften damit beauftragt worden eine Expedition ins Gebiet um den Strom Jana und zu den Neusibirischen Inseln durchzufuhren die noch nie von Naturwissenschaftlern betreten worden waren Ein wesentliches Ziel der auf zwei Jahre angelegten Reise war die Entdeckung von Fossilien ausgestorbener Saugetiere Daneben sollten vergleichende Untersuchungen des Klimas und der Geologie der der bereisten Gebiete vorgenommen werden Bunge und Toll verliessen Irkutsk am 6 Marz 1885 und erreichten das an der Jana gelegene Werchojansk am 30 April Hier begannen sie mit der Erforschung der Unterlaufe von Jana und Indigirka Im August kam die insgesamt zehnkopfige Expedition nach Kasatschje sudwestlich von Ust Jansk wo sie uberwinterte Die Zeit wurde genutzt um auf einer Schlittenreise ein Lebensmitteldepot in Aidshergaidach am Ebeljachbusen anzulegen Ende April reiste Toll auf die Grosse Ljachow Insel wohin Bunge ihm im Mai folgte Gemeinsam setzten sie nach Kotelny uber und legten weitere Lebensmitteldepots an Danach teilte die Expedition sich in zwei Gruppen Toll begab sich nach Neusibirien wahrend Bunge die Ostkuste Kotelnys kartieren wollte jedoch feststellen musste dass Kotelny und Faddejewski anders als erwartet durch eine grosse Sandbank Toll gab ihr den Namen Bungeland miteinander verbunden sind Am 1 Juni kehrte Bunge auf die Grosse Ljachow Insel zuruck um die dortigen Fossilien fuhrenden Sedimente zu untersuchen Nachdem Bunge und Toll sich Anfang November wieder getroffen hatten kehrten sie nach Kasatschje zuruck Schon am 10 Februar 1887 prasentierten sie ihre Forschungsergebnisse der Akademie der Wissenschaften in St Petersburg Diese konnten sich sehen lassen 2 Die umfangreiche Fossiliensammlung bestand aus fast 2000 Knochen von Saugetieren darunter von solchen deren fruhere Existenz in diesem Teil der Arktis bis dahin nicht bekannt war Darunter waren Saigas Hohlenlowen und Wollnashorner 3 Wertvolle Erkenntnisse auf geologischem geographischem klimatologischem zoologischem und botanischem Gebiet machten die Expedition ausserordentlich erfolgreich Weiteres Leben Bearbeiten Die Reiselust verliess Alexander von Bunge nicht Nach seiner Ruckkehr aus Sibirien wurde er Schiffsarzt in der Kaiserlich Russischen Marine 1888 bis 1891 nahm er an einer Weltumrundung teil Den Winter 1892 93 verbrachte er an der Zoologischen Station Neapel 1893 94 war er als Arzt an einer Schiffsexpedition in die Karasee beteiligt deren Ziel es war Baumaterial fur die Transsibirische Eisenbahn an den Jenissei zu liefern Anschliessend wurde er Schiffsarzt an Bord des Panzerkreuzers Rurik auf dem er 1895 98 zum zweiten Mal die Welt umrundete Von 1899 bis 1901 beteiligte er sich an der schwedisch russischen Gradmessung auf Spitzbergen Er nahm meteorologische und erdmagnetischen Beobachtungen vor sammelte Pflanzen und Tiere studierte aber auch die Wirkung des arktischen Klimas auf den menschlichen Organismus 1901 wurde Bunge leitender Arzt auf dem Geschutzten Kreuzer Diana Am Russisch Japanischen Krieg 1904 05 nahm er als oberster Arzt des russischen Pazifikgeschwaders und der Marinehospitaler in Port Arthur teil 1905 fuhr er erneut auf der Nordostpassage zur Mundung des Jenissei 1906 wurde Bunge Chefarzt der Baltischen Flotte Am 18 Novemberjul 1 Dezember 1907greg ging er in Sankt Petersburg die Ehe mit Flora Jung ein 4 In der Kommission der Admiralitat die 1912 Georgi Sedows Projekt einer Expedition zum geographischen Nordpol begutachtete war er der Einzige der es befurwortete Nachdem Bunge 1914 aus Altersgrunden in den Ruhestand versetzt worden war leitete er bis 1918 zwei private Kriegslazarette in St Petersburg Nach Kriegsende zog Bunge sich auf das Landgut Motliku in Estland zuruck das er von seinem Vater geerbt hatte 1924 verkaufte er es und lebte danach in Tallinn wo er 1930 starb Ehrungen BearbeitenAlexander von Bunge wurde fur seine Expeditionen nach Sibirien 1889 die goldene Lutke Medaille der Russischen Geographischen Gesellschaft zuerkannt Er war Ehrenmitglied der Ehstlandischen Literarischen Gesellschaft und korrespondierendes Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft von Dorpat Neben Bungeland sind weitere geographische Objekte nach ihm benannt Das sind in der russischen Arktis die Bungehalbinsel der Insel Russki im Nordenskiold Archipel der Bungegletscher auf Nowaja Semlja und das Kap Mys Doktorski im Lenadelta 5 sowie auf Spitzbergen der Berg Bungefjellet 6 der Gletscher Bungebreen 7 die Morane Bungemorenen 8 der Bach Bungeelva 9 die Ebene Bungeleira 10 und der See Bungevatnet 11 Schriften Auswahl BearbeitenUeber die Nachweisbarkeit eines biserialen Archipterygium bei Selachiern und Dipnoern In Jenaische Zeitschrift fur Naturwissenschaft Bd 8 neue Folge Bd 1 1874 S 293 307 Untersuchungen zur Entwickelungsgeschichte des Beckengurtels der Amphibien Vogel und Reptilien Dissertation Dorpat 1880 Naturhistorische Nachrichten aus der Polarstation an der Lena Mundung In Melanges biologiques tires du Bulletin de l Academie imperiale des sciences de St Petersbourg Bd 11 Nr 5 1883 S 581 622 Naturhistorische Beobachtungen und Fahrten im Lena Delta In Melanges biologiques tires du Bulletin de l Academie imperiale des sciences de St Petersbourg Bd 12 Nr 1 1884 S 31 107 Bericht uber fernere Fahrten im Lena Delta und die Ausgrabung eines angeblich vollstandigen Mammuthcadavers In Melanges biologiques tires du Bulletin de l Academie imperiale des sciences de St Petersbourg Bd 12 Nr 3 1886 S 231 309 Brief an den bestandigen Secretar der Akademie uber den Gang der von der Akademie veranstalteten Polar Expedition In Melanges biologiques tires du Bulletin de l Academie imperiale des sciences de St Petersbourg Bd 12 Nr 3 1886 S 313 318 Die Lena Expedition 1881 1884 In A Tillo Hrsg Beobachtungen der russischen Polarstation an der Lenamundung Expedition der Kaiserlich Russischen geographischen Gesellschaft St Petersburg 1895 S 1 96 Berichte uber die von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ausgerusteten Expedition nach den Neusibirischen Inseln und dem Jana Lande In L von Schrenck C J Maximowicz Hrsg Beitrage zur Kenntniss des Russischen Reiches und der angrenzenden Lander Asiens dritte Folge Band III St Petersburg 1887 S 63 275 mit Eduard von Toll Literatur BearbeitenErki Tammiksaar Bunge Alexander von In Mark Nuttall Hrsg Encyclopedia of the Arctic Band 1 Routledge New York und London 2003 ISBN 1 57958 436 5 S 283 285 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Erki Tammiksaar Natal ya Georgievna Sukhova The Polar Station in the Lena Delta In Susan Barr Cornelia Ludecke Hrsg The History of the International Polar Years IPYs Springer Berlin Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 12401 3 S 80 86 doi 10 1007 978 3 642 12402 0 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche G P Awetissow Bunge Alexandr Alexandrowitsch 28 10 1851 19 01 1930 In Imena na Karte Rossijskoi Arktiki Nauka Sankt Petersburg 2003 ISBN 5 02 025003 1 russisch Weblinks BearbeitenBaltische Historische Kommission Hrsg Eintrag zu Bunge Alexander v In BBLD Baltisches biografisches Lexikon digital Bunge Aleksandr Aleksandrovich im Brockhaus Efron 1890 1907 russisch Einzelnachweise Bearbeiten Report of Lieut G B Harber U S N concerning the search for the missing persons of the Jeannette Expedition and the transportation of the remains of Lieutenant Commander DeLong and companions to the United States Committee on Naval Affairs May 28 1884 S 65 englisch William Barr Baron Eduard von Toll s Last Expedition The Russian Polar Expedition 1900 1903 PDF 5 59 MB In Arctic 34 1980 S 201 224 englisch T V Kuznetsova L D Sulerzhitsky Ch Siegert New data on he Mammoth fauna of the Laptev Shelf Land East Siberian Arctic PDF 646 kB In The World of Elephants International Congress Rome 2001 S 289 292 englisch Alexander von Bunge in der Erik Amburger Datenbank abgerufen am 27 Januar 2021 G P Avetisov Bunge Aleksandr Aleksandrovich 28 10 1851 19 01 1930 Arkticheskaya toponimika abgerufen am 4 August 2016 russisch Bungefjellet In The Place Names of Svalbard Erstausgabe 1942 Norsk Polarinstitutt Oslo 2001 ISBN 82 90307 82 9 englisch norwegisch Bungebreen In The Place Names of Svalbard Erstausgabe 1942 Norsk Polarinstitutt Oslo 2001 ISBN 82 90307 82 9 englisch norwegisch Bungemorenen In The Place Names of Svalbard Erstausgabe 1942 Norsk Polarinstitutt Oslo 2001 ISBN 82 90307 82 9 englisch norwegisch Bungeelva In The Place Names of Svalbard Erstausgabe 1942 Norsk Polarinstitutt Oslo 2001 ISBN 82 90307 82 9 englisch norwegisch Bungeleira In The Place Names of Svalbard Erstausgabe 1942 Norsk Polarinstitutt Oslo 2001 ISBN 82 90307 82 9 englisch norwegisch Bungevatnet In The Place Names of Svalbard Erstausgabe 1942 Norsk Polarinstitutt Oslo 2001 ISBN 82 90307 82 9 englisch norwegisch Normdaten Person GND 117640719 lobid OGND AKS LCCN n86004312 VIAF 67939305 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bunge Alexander vonALTERNATIVNAMEN Bunge Aleksandr Aleksandrovich russisch KURZBESCHREIBUNG russischer Arzt und ForschungsreisenderGEBURTSDATUM 9 November 1851GEBURTSORT DorpatSTERBEDATUM 19 Januar 1930STERBEORT Tallinn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alexander von Bunge Forschungsreisender 1851 amp oldid 234388633