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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Saiga Begriffsklarung aufgefuhrt Die Saiga Saiga tatarica teilweise auch Saigaantilope ist eine in den eurasischen Steppen verbreitete Huftierart die vor allem durch ihre russelartige Nase auffallt Man unterscheidet herkommlich zwei Unterarten die westliche Unterart Saiga tatarica tatarica und die Mongolische Saiga Saiga tatarica mongolica In einigen Systematiken werden beide teilweise auch als getrennte Arten aufgefasst doch ist diese Anschauung nicht generell akzeptiert Nachdem die Saigas in den 1920er Jahren beinahe ausgestorben waren hatten sich die Bestande der westlichen Unterart zwischenzeitlich enorm vermehrt und zahlten in den 1950er Jahren wieder zwei Millionen Tiere Neuerdings sind die Populationen durch Jagd und Wilderei etwa durch bestimmte Vorstellungen in der Traditionellen chinesischen Medizin abermals stark geschrumpft aktuell etwa 100 000 Tiere Saigas gelten heute wieder als stark gefahrdet und kommen fast nur noch in Russland Kasachstan und der Mongolei vor Das Fehlen der Tiere hat grosse okologische Auswirkungen fur den Erhalt der semiariden Steppen und Graslandformationen Die Mongolische Saiga kommt nur in der westlichen Mongolei vor Alle anderen Vorkommen gehoren der westlichen Saiga Unterart an SaigaAusgewachsene mannliche Saiga Saiga tatarica Systematikohne Rang Stirnwaffentrager Pecora Familie Horntrager Bovidae Unterfamilie AntilopinaeTribus Gazellenartige Antilopini Gattung Saigas Saiga Art SaigaWissenschaftlicher NameSaiga tatarica Linnaeus 1766 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Erscheinungsbild 1 2 Haarkleid 1 3 Korpermasse 2 Lebensweise 2 1 Lebensraum und Nahrung 2 2 Sozialverhalten Wanderungen und Fortpflanzung 2 3 Naturliche Feinde 3 Verbreitung und Bestandsentwicklung 3 1 Ursprungliche Verbreitung 3 2 Verbreitungsgebiet bis zum 18 Jahrhundert 3 3 Entwicklung des Verbreitungsgebietes seit dem 18 Jahrhundert 3 4 Jungere Bestandsentwicklung Gefahrdung und Schutzstatus 3 5 Massensterben 4 Haltung in Menschenobhut 5 Systematik und Stammesgeschichte 6 Nutzen und Schaden fur den Menschen 7 Darstellungen in der eiszeitlichen Kunst 8 Weblinks 9 Literatur 10 EinzelnachweiseMerkmale Bearbeiten source source source source source source source source track Nase der Saiga AntilopenErscheinungsbild Bearbeiten Saigas gleichen im Erscheinungsbild einem kleinen leicht gebauten Schaf der Kopf ist vergleichsweise gross Auffalligstes Merkmal dieser Tiere ist die Nase die russelartig vergrossert ist Die Nasenknochen sind sehr komplex jede Nasenoffnung ist dicht mit Haaren und Schleimdrusen besetzt Nach verschiedenen Theorien soll diese Vorrichtung die eingeatmete Luft erwarmen und befeuchten was beim Staub den die Herden im Sommer aufwirbeln von Nutzen sein konnte Einer anderen Theorie zufolge soll sie dazu dienen das Blut bei drohender Uberhitzung abzukuhlen Moglicherweise ist sie auch fur den ausgezeichneten Geruchssinn der Saiga verantwortlich Nur die Mannchen tragen Horner die 20 bis 55 cm lang werden und durch ihre halbtransparente hell wachsfarbene Farbung auffallen Lediglich die aussersten Spitzen der Horner sind schwarz Die Horner sind leicht leierformig nach hinten gebogen und tragen 12 bis 20 Quergrate Die Weibchen sind hornlos Ihr Passgang lasst darauf schliessen dass die Saiga nur in relativ flachem Terrain leben kann Dieser erlaubt schnelle und ausdauernde Flucht in der Ebene erweist sich aber beim Springen und Klettern als nachteilig Die Mongolische Saiga zeichnet sich durch ihre geringere Korpergrosse die schwacheren Horner die kleinere Nase und weitere Merkmale in Schadelform und Fellfarbung aus nbsp Saiga BockHaarkleid Bearbeiten Die Saiga hat ein dichtes wolliges Fell das aus langeren Deckhaaren und einer kurzeren weichen Unterwolle besteht Das Winterfell ist dicker und mit 4 bis 7 cm etwa doppelt so lang wie das Sommerfell das nur 1 8 bis 3 cm misst Daneben bildet sich in der kalten Jahreszeit eine Art Halsmahne Die Fellfarbung ist im Sommer gelblich bis rotlichbraun mit helleren Flanken die Unterseite ist weisslich Im Winter ist das Fell oberseits weisslichgrau unterseits weisslich gefarbt Gelegentlich kommen Albinos vor Schwarzlinge sind dagegen extrem selten Korpermasse Bearbeiten Die Saiga hat im Schnitt eine Kopfrumpflange von 120 cm 100 140 cm eine Schulterhohe von 70 cm und ein Gewicht von 50 kg Mannchen erreichen dabei eine Schulterhohe von 69 bis 79 cm und ein Gewicht von 32 5 bis 52 kg Die Weibchen sind mit 57 bis 73 cm Schulterhohe und 21 4 bis 40 9 kg Korpergewicht etwas kleiner Der Schwanz ist mit nur 6 bis 12 cm Gesamtlange recht kurz und tragt keine Quaste Die Vorderhufe sind 55 bis 68 mm lang und 42 bis 54 mm breit die Hinterhufe sind etwa 10 kleiner Lebensweise BearbeitenLebensraum und Nahrung Bearbeiten nbsp Flache Steppengebiete wie hier im Westen Kasachstans sind der typische Lebensraum der SaigaSaigas leben in offener Steppe und Halbwuste und meiden steiles oder felsiges Gelande und dichte Vegetation Im Sommer dringen sie aber auch in Waldsteppen vor Die Hohe uber dem Meeresspiegel spielt im Gegensatz zum Relief kaum eine Rolle man findet sie von 0 bis 1 600 m uber dem Meeresspiegel Die kritische Schneehohe mit der die Tiere zurechtkommen betragt 25 bis 30 cm Die Nahrung besteht in erster Linie aus Grasern vor allemAgropyron Bromus Festuca Stipa und Koeleria beinhaltet aber auch Krauter Flechten und Straucher Im Fruhjahr konnen die Saigas ihren Wasserbedarf ganzlich aus der feuchten Vegetation decken und suchen keine Wasserstellen auf obwohl diese zu jener Jahreszeit uberall in der Steppe vorhanden sind Im Sommer wenn der Feuchtigkeitsgehalt der Pflanzen sinkt bevorzugen sie sukkulente Pflanzen und richten ihre Wanderung auch nach dem Wachstum dieser Gewachse aus In sehr trockenen Sommern wenn die Vegetation und auch die Sukkulenten austrocknen sammeln sie sich an den Wasserstellen und ziehen auf der Suche nach Wasser weit umher Liegen die Wasserstellen nicht zu weit entfernt trinken sie in Trockenperioden ein bis zweimal taglich ansonsten kommen die Tiere auch mehrere Tage ohne Wasserzugang aus Saigas sind in der Lage sogar salziges Wasser zu trinken Sie sind gute Schwimmer und konnen auch breite Strome wie die Wolga durchqueren Sozialverhalten Wanderungen und Fortpflanzung Bearbeiten Saigas sind die meiste Zeit des Jahres tagaktiv Im Sommer bevorzugen sie allerdings die Morgen und Abendstunden und ruhen mittags Die Tiere sind nicht ortstreu und wandern oft mehrere Dutzend Kilometer am Tag Bei den Wanderungen von den nordlichen Sommereinstanden zu den sudlichen Winterquartieren und zuruck konnen sie an einem Tag 80 bis 120 Kilometer zurucklegen Dabei ziehen sie in einer langen Reihe beim Weiden bewegen sie sich dagegen auf breiter Front Besonders in Winterjahren mit ungunstigen Lebensbedingungen kommt es zu ausgedehnten Wanderungen Dann kommt es auch zu regelrechten Massensterben von denen sich die Bestande aber unter naturlichen Bedingungen rasch erholen konnen Die Wanderbewegungen der Saigas sind allerdings nicht zeitlich und raumlich festgelegt und kommen auch nicht im gesamten Verbreitungsgebiet vor In der Mongolei etwa konnten noch keine saisonalen Wanderungen beobachtet werden Sie richten sich vielmehr nach der Verfugbarkeit der Lebensressourcen nbsp Zwei Bocke beim KampfSaigas sind gesellig und leben in Herden die im Sommer etwa dreissig bis vierzig Tiere umfassen Im Fruhjahr und Herbst bilden sich oft grosse Wanderherden mit Tausenden von Tieren Zur Paarungszeit die im Dezember und Januar liegt versuchen die Bocke einen Harem von Weibchen um sich zu sammeln Die Grosse der Harems richtet sich nach der Kampfkraft des jeweiligen Bockes und nach dem Geschlechterverhaltnis Meist sind es 5 bis 10 Weibchen pro Bock es konnen aber bis zu 50 sein Durch die heftige Bejagung um ihrer Horner willen nahm die Zahl der Saiga Bocke am Beginn des 21 Jahrhunderts rapide ab Dies fuhrte dazu dass im Jahr 2000 ein Bock jeweils von unzahligen Weibchen umgeben war und damit zu einer volligen Umkehr des Sozialverhaltens Die Weibchen begannen schwachere Geschlechtsgenossinen von den Bocken wegzutreiben was offenbar zu einer grossen Anzahl unbefruchteter Weibchen und letztendlich auch zum Zusammenbruch der Populationen fuhrte 1 Normalerweise verhalten sich die Weibchen untereinander jedoch weitgehend friedlich Die Bocke sind dagegen wahrend der Paarungszeit hochst aggressiv und mit Hautdrusen Sekreten schaumigem Speichel und nicht selten mit dem Blut ihrer Wunden bedeckt Es kommt sogar vor dass sie zu dieser Zeit Menschen angreifen Auch fressen sie dann kaum und nehmen allenfalls grosse Mengen Schnee zu sich Die Kampfe um die Weibchen die die Bocke untereinander austragen enden oft mit dem Tod oder schweren Verletzungen Auch werden die ausgemergelten Tiere extrem unvorsichtig und zur leichten Beute von Raubtieren Wenn der Winter fortschreitet sind viele Saigabocke durch die standigen Kampfe so geschwacht dass sie vor Entkraftung sterben nbsp Saiga Herde in WestkasachstanAm Anfang des Fruhlings sammeln sich die mannlichen Saigas westlich des Kaspischen Meeres zu Herden aus 10 bis 2000 Tieren und ziehen nach Norden Die weiblichen Saigas bilden hier grosse Herden und bringen im April oder Mai ihre Jungen zur Welt die jeweils etwa 3 5 kg wiegen Zwei Drittel der trachtigen Weibchen gebaren Zwillinge der Rest bringt einzelne Jungtiere zur Welt Nach wenigen Tagen beginnen diese bereits Gras zu fressen doch werden sie mindestens noch vier Monate gestillt Sobald die Jungen gut genug laufen konnen folgen auch die Weibchen den Mannchen und ziehen in gewaltigen Herden nach Norden Diese konnen mehrere hundert oder tausend Individuen umfassen die grosste je beobachtete Saigaherde wurde 1957 auf 200 000 Tiere geschatzt Im Sommer gehen die grossen Herden wieder auseinander und die kleineren Verbande entstehen neu Weibchen sind mit knapp einem Jahr geschlechtsreif Mannchen etwas spater Das Hochstalter einer weiblichen Saiga in der Wildnis betragt zwolf Jahre obwohl mannliche Tiere theoretisch genauso alt werden konnen sterben sie meistens schon im Alter von wenigen Jahren durch Kampf oder Entkraftung Naturliche Feinde Bearbeiten Abgesehen vom Menschen sind Wolfe die wichtigsten Feinde der Saigas Da es in ihrem Habitat keine Deckung gibt ist die wichtigste Verteidigung der Saiga ihre Fluchtgeschwindigkeit Diese kann bis zu 80 km h betragen Diese hohen Fluchtgeschwindigkeiten machen es Wolfen schwer gesunde Saigas zu erbeuten Daher fallen ihnen vor allem geschwachte Mannchen hochtrachtige Weibchen und Jungtiere zum Opfer Auch eine hohe Schneedecke begunstigt die Jagderfolge der Wolfe auf Saigas Neugeborenen Saigas konnen auch Adler Raben und Rotfuchse gefahrlich werden Die haufigste Krankheit die gelegentlich zu regelrechten Massensterben fuhrt ist die Maul und Klauenseuche aber auch eine Vielzahl weiterer Parasiten und Krankheitserreger befallt diese Antilopenart Verbreitung und Bestandsentwicklung BearbeitenUrsprungliche Verbreitung Bearbeiten nbsp Historisches Verbreitungsgebiet weiss und heutiges Verbreitungsgebiet der beiden Unterarten Saiga tatarica tatarica grun und Saiga tatarica mongolica rot Die Saiga war ein Charaktertier der letzten Eiszeit Im Pleistozan war sie in den Kaltesteppen Europas und Asiens weit verbreitet und hatte sogar die Landbrucke uber die heutige Beringstrasse uberschritten und sich in Alaska und im nordwestlichen Kanada angesiedelt 1976 hat man in den Bluefish Hohlen im nordlichen Yukon in einer 13 000 Jahre alten Lagerstatte ihre Knochenreste gefunden Im Westen Europas erreichte sie wahrend der Kaltzeiten sogar die Britischen Inseln Am Ende der Eiszeit schrumpfte das Verbreitungsgebiet wegen der sich ausbreitenden Bewaldung Aus Mitteleuropa verschwand die Saiga schon in vorgeschichtlicher Zeit In geschichtlicher Zeit erstreckte sich das Verbreitungsgebiet immerhin noch von den an die Karpaten angrenzenden Ebenen bis zu den Auslaufern des Altaigebirges in die Dsungarei und die westliche Mongolei Die Saiga bewohnte nahezu den gesamten europaischen und grosse Teile des asiatischen Steppen und Waldsteppengurtels wobei sie in Letzteren nur im Sommer und nicht alljahrlich vorstiess Hugelige oder gar bergige Gebiete gehorten allerdings nicht zu ihren Lebensraumen Verbreitungsgebiet bis zum 18 Jahrhundert Bearbeiten Noch im 18 Jahrhundert existierten die westlichsten Vorkommen am Fuss der Karpaten am sudlichen Pruth Fluss etwa am 25 Langengrad Am nordwestlichsten Ende des Verbreitungsgebietes erreichte sie im Norden den 50 Breitengrad Die nordliche Verbreitungsgrenze in Europa verlief damals knapp sudlich von Kiew uber Kursk und Samara bis Ufa Bei Ufa erreichten sie in manchen Jahren sogar den 55 Grad nordlicher Breite Im Suden waren Saigas noch im 18 Jahrhundert bis zum Schwarzen und Asowschen Meer verbreitet fehlten allerdings schon auf der Krim wo die Art nur bis ins 13 Jahrhundert uberlebt hat Am westlichen Kaukasus erreichte sie im Suden den Fluss Kuban Im Osten erreichte sie am unteren Terek sogar den Fuss dieses Gebirges Wie weit sie dort an den Ufern des Kaspischen Meeres nach Suden vorstiess ist allerdings nicht genau bekannt vermutlich erstreckte sich das Verbreitungsgebiet hier bis Derbent Weiter sudlich sind Saigas in diesem Gebiet nur durch prahistorische Fossilfunde nachgewiesen Das asiatische Verbreitungsgebiet war zu dieser Zeit noch nicht beeinflusst Entwicklung des Verbreitungsgebietes seit dem 18 Jahrhundert Bearbeiten Im 18 Jahrhundert verschwand sie allmahlich aus den nordlichen und den westlichsten Bereichen ihres europaischen Verbreitungsgebietes als sie zunehmend von Menschen besiedelt wurden Ostlich der Wolga und des Ural Flusses war das Verbreitungsgebiet bis zum Ende des 18 Jahrhunderts offenbar allerdings noch nicht verkleinert Im Norden kamen sie damals noch am Samara Fluss und bis Orenburg vor Weiter ostlich waren sie im Norden noch bis Ischim in die Barabasteppe als Sommergast und zum Ob verbreitet Noch weiter ostlich lag die Nordgrenze am Fuss des Altai und verlief uber die Saissan Ebene bis in die Dsungarei und die westliche Mongolei Die sudliche Verbreitungsgrenze erstreckte sich vom unteren Amur Darja und dem mittleren Syr Darja bei etwa 44 Grad nordlicher Breite entlang des Karatau Gebirges und dem Ili Flusstal bis China Sie fehlten im Dsungarischen Alatau und dem Tarbagatai Gebirge Im 19 Jahrhundert schrumpfte das europaische Verbreitungsgebiet weiter und bis zur Mitte jenes Jahrhunderts konnten westlich des Don und nordlich von Wolgograd nur noch gelegentlich einzelne Tiere nachgewiesen werden Die Sudgrenze anderte sich damals allerdings noch kaum Am Anfang des 20 Jahrhunderts schmolzen die Bestande vor allem durch starke Bejagung weiter dramatisch und in den 1920er und 1930er Jahren gab es nur noch wenige isolierte Restvorkommen Man schatzt den damaligen Gesamtbestand auf weniger als tausend Tiere Nachdem die Saiga fast ausgerottet war wurde sie 1923 von der Sowjetunion unter vollkommenen Schutz gestellt Hiernach erholten sich die Bestande so weit dass schon Mitte der 1950er wieder zwei Millionen Saigas auf dem Gebiet der damaligen UdSSR lebten Damals konnte sie ihr Verbreitungsgebiet im Westen bis an den Fuss des Kaukasus im Norden bis Wolgograd und Orsk ausdehnen Man erlaubte sogar wieder eine geregelte Bejagung der Bestande Jungere Bestandsentwicklung Gefahrdung und Schutzstatus Bearbeiten Bestandsschatzungen der Saiga 2 Population Bestandsgrosse 2003 Bestandsgrosse 2010Kalmuckien 10 000 20 000Ural lt 10 000 27 000Ustjurt gt 10 000 5 000Betpak Dala 2 000 3 000 53 000Mongolei 750 ca 8000Gesamt ca 20 000 ca 100 000 nbsp Heutige Hauptverbreitung gelb und Schutzgebiete grun Seit den 1970er Jahren sanken die Bestandszahlen jedoch abermals drastisch durch Lebensraumverlust schlechtes Management zu starke Bejagung und Wilderei Der Zerfall der Sowjetunion hat zusatzlich dafur gesorgt dass die Schutzbestimmungen nicht mehr eingehalten wurden Weil in der Traditionellen Chinesischen Medizin eine starke Nachfrage nach den angeblich heilsamen Hornern der Mannchen besteht und die Kaufer extrem hohe Preise zu zahlen bereit sind brachen alle Bestande durch Wilderei in unvorhergesehenem Masse ein Weil es in ganzen Regionen keine Mannchen mehr gab blieben die Tiere ohne Nachkommen Allein in Kasachstan gingen binnen weniger Jahre die Bestande von 1 2 Millionen auf 30 000 zuruck Die Gesamtpopulation der nominalen Unterart Saiga tatarica tatarica wurde um das Jahr 2000 auf 26 000 geschatzt was die IUCN dazu veranlasste 2002 den Status der Unterart und damit gleichzeitig die gesamte Art von lower risk gering gefahrdet auf critically endangered vom Aussterben bedroht zu andern Derzeit finden sie sich nur noch in der russischen Kalmuckensteppe und in drei Gebieten Kasachstans In China und der sudwestlichen Mongolei ist sie ausgestorben 3 4 Zahlungen die im Jahr 2016 aus der Luft vorgenommen wurden ergaben eine Gesamtbestandszahl von etwa 108 300 ausgewachsenen Kasachischen Saiga Diese Bestande gliedern sich in drei Populationen Die sogenannte Ural Population im Bereich des gleichnamigen Flusses belauft sich auf 70 200 Individuen 2015 51 700 eine zweite Population findet sich im Bereich des Ust Urt Plateaus mit 1 900 Individuen 2015 1 200 und eine dritte in der Hungersteppe Betpak Dala mit 36 200 Individuen 5 Alle drei Einzelpopulationen wandern zwischen ihren Sommerweiden und den Winterquartieren umher Der Schutz der Saiga erfordert daher grossraumige Schutzkonzepte Die Herden der Hungersteppe etwa uberwintern zum Teil im Naturschutzgebiet Andasai Die Wurfplatze und Sommerweiden liegen dagegen weiter nordlich und werden zum Teil durch das Naturschutzgebiet Irgyz Turgay geschutzt 6 Ein wichtiges Reservat fur die russische Population in Kalmuckien ist Tschornyje Semli Unverandert ist die Saiga in Russland und Kasachstan geschutzt doch die Umsetzung dieser Bestimmungen ist mangelhaft Die Bestande der zweiten Unterart der Mongolischen Saiga Saiga tatarica mongolica sind noch geringer aber nicht ganz so stark im Sinken begriffen Ihre Bestandszahlen wurden im Januar 2004 auf nur etwa 750 geschatzt die zum grossten Teil im Bereich des Naturreservats Scharga einem Halbwustenbecken nordlich des Gobi Altai und im Manchan District sudlich des Sees Char Us Nuur in der Nordwest Mongolei leben Da die Population aufgrund von Wilderei und harten Wintern in den letzten Jahren ebenfalls deutlich gesunken ist wird diese Unterart als endangered stark gefahrdet eingestuft 7 Bis 2016 konnte sich der Bestand auf 10 000 Tiere erholen wurde jedoch durch Krankheiten wieder dezimiert Schatzungen zufolge gab es 2017 etwa 7 500 Mongolische Saiga 8 Die westliche Unterart der Saiga kam einst auch im Sudwesten der Mongolei vor ist hier aber ausgestorben Massensterben Bearbeiten Nachdem sich der Bestand der Saiga bis 2014 erfreulich weit auf rund 250 000 Individuen erhoht hatte ereilte die Population in Kasachstan 2015 ein ratselhaftes Massensterben dem nach unterschiedlichen Schatzungen 120 000 bis fast 200 000 Tiere zum Opfer fielen 9 10 11 2016 wurde als Todesursache hamorrhagische Septikamie festgestellt und das Bakterium Pasteurella multocida als Ursache des Massensterbens identifiziert 12 13 Da Pasteurella multocida auch bei gesunden Tieren vorkommt war langere Zeit unklar warum in kurzer Zeit so viele Tiere durch das Bakterium zu Tode kamen Neuere Forschungsergebnisse die Wetterdaten von 2015 mit weiteren Massensterben in den Jahren 1981 und 1988 vergleichen legen nahe dass Klimabedingungen entscheiden ob das Bakterium in grossem Ausmass todlich fur die Saiga ist In allen drei Zeitraumen waren Temperatur und Luftfeuchtigkeit in Kasachstan ungewohnlich hoch was eine toxische Veranderung der Pasteurella bewirkt haben konnte Das Massensterben von 2015 war jedoch mit Abstand das verheerendste fur die Bestande der Saiga Wissenschaftler vermuten daher dass die Saiga besonders anfallig fur vom Klimawandel begunstigte Temperaturanderungen ist 14 15 Auch die Pest der kleinen Wiederkauer stellt eine Gefahr fur den Bestand der Saiga dar In der Mongolei fielen zwischen Dezember 2016 und Februar 2017 etwa 2 500 Tiere der Seuche zum Opfer was eine Reduktion der Gesamtpopulation der Mongolischen Saiga um 25 bedeutete Da die Seuche von Nutztieren auf Wildtiere ubertragen wird wurden Viehbestande in den betroffenen Regionen geimpft um eine weitere Ausbreitung zu verhindern 16 Haltung in Menschenobhut BearbeitenSaigas werden mittlerweile selten in europaischen Zoos gehalten Eine grossere Zuchtgruppe der Kasachischen Saiga S tatarica lebt in Askanija Nowa in der Ukraine 17 Systematik und Stammesgeschichte Bearbeiten nbsp Darstellung in The Book of Antelopes von Philip Sclater 1894 Der Ursprung der Gattung liegt im Dunkeln und Fossilfunde sind nur aus dem Pleistozan bekannt Sie gleichen bereits stark den heutigen Arten Bei ihrer Erstbeschreibung wurde die Saiga zu den Ziegenartigen gestellt spater zu den Gazellenartigen Um das Problem zu umgehen bildet man manchmal auch eine Unterfamilie Pantholopinae fur die Saiga und die ebenso umstrittene Tschiru Neue molekulargenetische Untersuchungen geben allerdings Anlass zu der Vermutung dass die Einordnung der Saiga bei den Gazellenartigen korrekt ist und die Tschiru dagegen den Ziegenartigen angehort 18 Die mongolische Form der Saiga wurde ursprunglich als eigene Art beschrieben doch gilt sie heute in der Regel als Unterart Saiga tatarica mongolica der Saiga 19 20 Zwischenzeitlich galt sie teilweise als Unterart von Saiga borealis mit der gewohnlich eine eiszeitliche Form der Saigas bezeichnet wird 21 22 23 Genetische Untersuchungen konnen sowohl die Saiga als auch die Mongolische Saiga deutlich voneinander trennen zeigen aber nur eine geringe genetische Distanz was nach Meinung der Autoren eher darauf hindeutet dass die Mongolische Saiga tatsachlich nur eine Unterart darstellt 24 Anhand morphologischer Daten sind beide Formen gut unterscheidbar Dies betrifft vor allem die Horngestaltung Die Mongolische Saiga besitzt gegenuber der Saiga kurze und schlankere Horner ohne deutlich ausgepragte Riffelung Eine Revision der Horntrager aus dem Jahr 2011 betrachtet sie daher wieder als eigenstandige Arten 25 26 Nutzen und Schaden fur den Menschen BearbeitenSaigas werden seit alters her um ihrer Felle und ihres Fleisches wegen bejagt Die Horner finden Verwendung in der chinesischen Heilkunde und erzielen hohe Preise die mit denen des Nasenhorns von Nashornern vergleichbar sind Im 18 Jahrhundert wurden enorme Mengen an Saigahornern nach China eingefuhrt Im 19 Jahrhundert wurden in Russland jahrlich hunderttausende Saigas erlegt Meistens wurden die Herden dabei in eine trichterformige Einfriedung aus Schilf und Erde getrieben Am enger werdenden Ende warteten angespitzte Strunke auf die fluchtenden Tiere an denen sie sich aufspiessten Im Winter trieb man sie auch auf glatte zugefrorene Seen wo die Tiere hilflos ausgeliefert waren Auch Jagd durch Fallgruben und mit Hilfe abgerichteter Adler war damals ublich 1919 wurde die Jagd generell verboten aber als die Bestande in den 1950er Jahren wieder stark angestiegen waren wurden die Tiere wieder kommerziell bejagt Besonders im Sommer in der Trockenzeit schadigen Saigas Ernten wobei sie oft mehr beim Durchwandern der Felder zertrampeln als fressen Dennoch werden die Schaden oft deutlich ubertrieben und als sie noch haufiger waren lagen die Gewinne durch Jagd uber den Verlusten durch Ernteschaden Ob sie mit Weidetieren wie Schafen in ernsthafte Konkurrenz treten wurde noch nicht eingehend erforscht doch durfte sie durch das ausgepragte Wanderverhalten der Saiga und ihre Vorliebe fur Pflanzen die von Schafen verschmaht werden nicht allzu gross sein Hingegen tragen die Saiga durch ihr herdenhaftes Auftreten und das Zertrampeln der oberen Bodenhorizonte erheblich zum Erhalt der naturlichen Steppen und des Graslands bei Junge Saigas konnen einfach gezahmt werden Besonders wenn sie mit erst 5 6 Tagen aufgezogen wurden werden sie recht anhanglich und kehren oft selbst bei freiem Auslauf immer wieder zu dem Hof ihrer Zieheltern zuruck Darstellungen in der eiszeitlichen Kunst Bearbeiten nbsp Jungpalaolithische Gravur einer Saiga aus Gonnersdorf Saiga Antilopen spielen auch in der Kunst der letzten Eiszeit eine bedeutende Rolle Die altesten Darstellungen sind aus dem spaten Jungpalaolithikum von vor etwa 14000 Jahren bekannt Besonders der Kopf mit der fur Saigas charakteristischen Nasenpartie findet sich als Gravur auf Knochen und Steinplatten und als Motiv fur Wandmalereien jener Epoche 27 Fast alle bekannten Darstellungen kommen von altsteinzeitlichen Fundplatzen in Frankreich und Spanien Bekannt sind beispielsweise zwei Gravuren aus der Hohle von Altxerri bei San Sebastian wo zwei horntragende Kopfe von Saigas gegenubergestellt wurden Der bisher einzige Fund aus Deutschland stammt von einem bei Gonnersdorf ausgegrabenen magdalenienzeitlichen Lagerplatz eiszeitlicher Jager Dabei handelt es sich um eine skizzenhafte Darstellung der vorderen Nasenpartie einer Saiga die auf eine devonische Schieferplatte geritzt wurde 28 Eine figurliche Darstellung ist aus der Hohle von Enlene in Frankreich bekannt Hier wurde eine aus Knochen geschnitzte Skulptur aus dem Mittel Magdalenien gefunden Sie diente einst als Widerhakenende einer Speerschleuder 29 Im Roman Der Richtplatz von Tschingis Aitmatow spielt die Jagd nach Saigas in den Jahren der Sowjetunion eine zentrale Rolle Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Saiga tatarica Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien NABU Trickfilm zum Schutz der Saiga Antilope Saiga Conservation Alliance internationales Netzwerk zur Erhaltung der Saiga GEO Infos und Video benotigt Flash Player Memento vom 27 August 2010 im Internet Archive Literatur BearbeitenRonald M Nowak Walker s Mammals of the World Johns Hopkins University Press 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