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Der Aktienmarkt englisch stock market ist ein Marktsegment des Kapitalmarkts das den borslichen und ausserborslichen Handel mit Aktien umfasst Komplementarbegriff ist der Rentenmarkt Schematische Gliederung des Finanzmarktes Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 3 Marktteilnehmer und Marktdaten 4 Arten 5 Volkswirtschaftliche Bedeutung 6 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDie Finanzmarkte werden in Geld und Kapitalmarkt eingeteilt 1 Der Kapitalmarkt wiederum setzt sich aus den Marktsegmenten Aktien und Rentenmarkt zusammen Wie bei allen Markten gibt es auch auf dem Aktienmarkt Handelsobjekte und Marktteilnehmer die Marktdaten zur Herstellung der Markttransparenz im Rahmen der Marktanalyse auswerten und die kunftige Marktentwicklung beobachten Sie zeigen ein bestimmtes Marktverhalten das durch Angebot und Nachfrage zum Ausdruck kommt Trends auf den Aktienmarkten werden mit Hilfe der Trendanalyse ausgewertet Kernstuck der Aktienmarkte sind die Aktienborsen Geschichte BearbeitenDer Aktienmarkt ist so alt wie die Aktie Die erste Aktie uberhaupt reprasentierte einen Anteil von 12 5 an der im Juni 1288 erstmals urkundlich erwahnten schwedischen Kupfermine Stora Kopparbergs Bergslags Aktiebolag in Falun 2 In dem von der East India Company im September 1599 geschlossenen Vertrag verpflichteten sich ihre Grunder zur Aufbringung eines Kapitalfonds von 30133 der in 101 Aktien englisch company shares zerlegt war 3 Spater folgte die Vereinigte Ostindische Kompanie VOC deren Aktien erstmals am 3 Marz 1603 zwischen Jan Allertsz und Maria van Egmont gehandelt wurden 4 Das aus sechs Kammern niederlandisch kamers bestehende Unternehmen war weltweit das erste das Aktien ausgab Allerdings blieben die Aktionare niederlandisch participanten der VOC zehn Jahre an ihre Anlage gebunden nach der verzinsten Ruckzahlung 1612 wurde den Aktionaren die Moglichkeit geboten fur weitere zehn Jahre zu zeichnen Die erste Aktienborse entstand mit der Amsterdam Stock Exchange niederlandisch Amsterdam beurs im Jahre 1612 Sie gilt als erste Aktienborse die im 17 Jahrhundert einen dauerhaften Aktienhandel ermoglichte 5 Die Aktienborsen fungierten von Beginn an nicht als Prasenzborsen denn Anbieter und Nachfrager liessen sich durch Borsenhandler vertreten die standardisierten Handelsobjekte Aktien lagerten woanders die Borsenkurse handelten nicht die Anbieter und Nachfrager untereinander aus sondern uberliessen dies den Borsenmaklern Die ersten deutschen Aktien gelangten 1785 an der Borse Berlin auf den Kurszettel Sie handelte seit ihrer Grundung am 5 Juni 1739 zunachst ausschliesslich mit Wechseln bis die 1769 gegrundete Emdener Heringsfang Company die seit 1785 in Berlin ein Comptoir Niederlassung unterhielt an der Berliner Borse ihre Aktien handeln liess 6 Weitere deutsche Aktien erschienen nach 1810 auf dem Berliner Kurszettel und zwar Aktien der Zuckersiederey gegrundet 1749 Seehandlungs Societat Oktober 1772 Tabacks Regie November 1808 und Assekuranz Societat Bis 1850 kamen auch Eisenbahnaktien hinzu 7 Preussische Staatsanleihen konnte die Berliner Borse durch Dekret vom 27 Oktober 1810 einfuhren 8 Die Einfuhrung von Aktien an der Wiener Borse begann 1818 mit der Aktie der Osterreichischen Nationalbank 9 Die Zahl der Aktien dort stieg von acht im Jahre 1848 auf 39 Ende 1867 Im Jahr 1865 als der Aktienmarkt noch als Nebenschauplatz des Kapitalismus galt bezeichnete Karl Marx die Aktiengesellschaft als Resultat der hochsten Entwicklung der kapitalistischen Produktion auch wenn die rechtsformbedingte Haftungsbeschrankung die Manager zu exzessiven Risiken verleiten konnte 10 Die Aktienborsen in Deutschland erlebten im Rahmen der Grunderzeit mit dem industriellen Aufschwung eine rasante Marktentwicklung Den Aktienhandel fuhrten nun auch regionale Borsen wie die Borse Munchen gegrundet im Dezember 1830 ein im Marz 1844 berichtete die Kolnische Zeitung uber den ersten Aktienkurs von 131 der Koln Bonner Eisenbahnen an der Kolner Borse es folgten die Borse Stuttgart Februar 1861 Frankfurter Wertpapierborse Aktienhandel seit 1871 oder die Borse Dusseldorf Januar 1875 Ein im Januar 1870 eingefuhrter monatlicher Aktienindex erreichte bereits im November 1872 seinen Hochststand allerdings lag er bei nur 186 2 Punkten 11 In der Grunderzeit zwischen 1871 und 1873 entstanden in Deutschland 928 Aktiengesellschaften mit einem Gesamtkapital von 2 78 Milliarden Mark im selben Zeitraum grundeten sich auch 107 Aktienbanken mit einem Gesamtkapital von 740 Milliarden Mark 12 Die Berliner Borse beherrschte nach dem Ende des Deutsch Franzosischen Kriegs im Mai 1871 den deutschen Aktienmarkt 13 Der Grunderkrach fuhrte am 9 Mai 1873 zu einem ersten schwarzen Freitag und liess den Kurswert der Aktien auf die Halfte sinken von den 107 Aktienbanken blieben Ende 1873 lediglich noch 34 ubrig Als Folge anderte die Regierung im Juli 1884 das Aktiengesetz und wollte durch diese Novelle die Kleinsparer vom Aktienmarkt fernhalten Der borsliche Wertpapierhandel ruhte in Deutschland im Rahmen der deutschen Bankenkrise mit der Schliessung der Borsen am 21 September 1931 Die Hamburger Borse nahm nach dem Zweiten Weltkrieg am 9 Juli 1945 einen kontrollierten Freiverkehr wieder auf am 11 Marz 1952 begann hier auch der amtliche Handel In Landern mit mehreren Aktienmarkten konzentrierte sich der Handel stark auf eine Borse die dadurch zur Hauptborse avancierte Wahrend auf die Pariser Borse 95 der franzosischen Borsenumsatze entfallen erreicht die New York Stock Exchange 80 des Umsatzes aller US Borsen Auch in Deutschland verloren die regionalen Borsen an Bedeutung die Frankfurter Wertpapierborse entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zum fuhrenden Aktienmarkt Deutschlands auf dem auch internationale Aktien gehandelt werden 14 Etwa zwei Drittel aller deutschen Borsenumsatze entfallen auf Frankfurt gefolgt von Dusseldorf Von den 10 700 Unternehmen deren Aktien im September 2014 an der Frankfurter Borse gehandelt wurden nennen nur knapp 1 000 Frankfurt als ihren Heimatmarkt die ubrigen sind auslandische Aktien Marktteilnehmer und Marktdaten BearbeitenAls Marktteilnehmer gibt es am Aktienmarkt Aktionare Anleger institutionelle Anleger oder Privatanleger Emittenten Kreditinstitute sowie Borsenhandler und Borsenmakler Das Handelsmotiv dieser Marktteilnehmer kann Geldanlage Dienstleistung Kreditinstitute mit Wertpapierorders ihrer Kunden Arbitrage oder Spekulation sein Markttransparenz wird vor allem durch die Borsenkurse und die Veroffentlichungen der Unternehmensdaten durch Emittenten geschaffen Die Marktmechanismen bewirken eine Kursbildung durch Angebot und Nachfrage das durch die Marktteilnehmer zustande kommt Typische Marktdaten sind neben dem Borsenkurs die Dividendenrendite und der Aktienindex Wahrend die Dividendenrendite als Bezugswert eine Art Marktzins darstellt reflektiert der Aktienindex die Kursentwicklung und das Kursniveau auf den Aktienmarkten Arten BearbeitenAllgemein gibt es seit November 2007 in allen EU Mitgliedsstaaten die Borsensegmente regulierter Markt englisch regulated market und borsenregulierter Markt englisch regulated unofficial market Wahrend der regulierte Markt von der Europaischen Union uberwacht wird erfolgt die Regulierung des borsenregulierten Markts durch die jeweilige Borse selbst Die bisherigen deutschen Borsensegmente amtlicher Markt und geregelter Markt wurden im November 2007 in den regulierten Markt uberfuhrt Er stellt an der Frankfurter Wertpapierborse mit den Borsensegmenten General Standard und Prime Standard aufbauende Handelssegmente mit hoheren Transparenzstandards dar Das Segment borsenregulierter Markt ist an der Frankfurter Borse der Freiverkehr englisch open market seit Oktober 2005 Open Market genannt Im Open market existieren derzeit die Unterbereiche Quotation Board ehemals Second Quotation Basic Board und Scale Der Bereich First Quotation wurde im Juni 2012 nach einigen Skandalen Marktmanipulation Kapitalanlagebetrug wieder abgeschafft 15 Scale ist mit relativ geringen Anforderungen und Folgepflichten besonders fur kleinere Unternehmen geeignet die neu an die Borse mochten Im Hinblick auf den Umlauf unterscheidet man zwischen Primar und Sekundarmarkt Wahrend auf dem Primarmarkt die Aktiengesellschaften erstmals ihre Neuemissionen vorstellen und Emissionen von Kapitalerhohungen anbieten werden auf dem Sekundarmarkt die bereits in Umlauf befindlichen Aktien gehandelt Volkswirtschaftliche Bedeutung BearbeitenDer franzosische Okonom Leon Walras beschrieb 1898 im Walras Gesetz die Kursbildung am Beispiel des Aktienmarkts und setzte als Hypothesen unter anderem eine hinreichend grosse Zahl von Kaufern und Verkaufern einen den Anfangskurs ausrufenden Auktionator Borsenmakler verbindliche Mengenausserungen der Kaufer und Verkaufer und die Entstehung des Marktgleichgewichts voraus 16 Dagegen entstehen Aktienkurse nach der im Februar 1936 veroffentlichten Allgemeinen Theorie der Beschaftigung des Zinses und des Geldes des Okonomen John Maynard Keynes durch Konventionen also eine gemeinsame Bewertungseinschatzung der Marktteilnehmer die zumeist deutlich durch Stimmungen beeinflusst werde 17 Er hielt diese Umweltzustande zwar fur stabil sah jedoch die Stabilitat nur dann als gegeben an wenn es uberwiegend Marktteilnehmer gabe die ihren besseren Informationsstand zu einem stabilen Kursgleichgewicht am Aktienmarkt nutzten 18 Keynes skeptische Haltung zu den Aktienmarkten kommt insbesondere dadurch zum Ausdruck dass er die Trennung zwischen Eigentumer und Management und die permanente Kursfeststellung als destabilisierend einstufte Der Borsenkurs reflektiert heute das Marktgleichgewicht durch das eine Marktraumung erfolgt Aktienmarkte decken zumindest teilweise den Kapitalbedarf an Eigenkapital der Unternehmen weil die Anleger die Aktien von einer Unternehmensgrundung oder Kapitalerhohung erwerben Ausserdem sorgen Aktienmarkte fur die Verbreitung von Unternehmensdaten und fur die Unternehmensbewertung durch die Kursbildung mit der Folge der aktienmarkttypischen Marktkapitalisierung Allerdings ist diese wenig aussagekraftig weil sie einerseits starken Bewertungsschwankungen ausgesetzt ist und andererseits die zu oder abfliessenden Geldstrome nicht darstellt 19 Aktienmarkte ubernehmen eine Ressourcenallokation indem die Aktienkurse Signale uber das Eigentum an Aktien ausstrahlen und im Idealfall alle erhaltlichen Informationen reflektieren 20 Der Aktienmarkt ermoglicht volkswirtschaftliches Wachstum weil die Unternehmensfinanzierung teilweise durch Aktionare ubernommen wird und diese Kapazitatserweiterungen durch Grundungs oder Erweiterungsinvestitionen mitfinanzieren Aktien und Rentenmarkt ubernehmen bei der Wachstumsfinanzierung komplementare Funktionen 21 Die auch auf Aktienmarkte anwendbare und von Eugene Fama 1970 aufgestellte Markteffizienzhypothese besagt dass der Aktienmarkt Informationen sofort verarbeiten und in Kursen ausdrucken kann Der Aktienmarkt sei hinsichtlich der Marktinformationen dann effizient wenn kein Marktteilnehmer in der Lage sei durch technische Analyse Fundamentalanalyse oder Insiderhandel bei Transaktionen Gewinne erzielen zu konnen 22 Einzelnachweise Bearbeiten Erich Schafer Die Unternehmung 1963 S 28 Heinz Duthel Basel I II III Kapital Kreditrisiko Kreditvergabe 2013 S 59 Ralf Mehr Societas und universitas 2008 S 315 Lodewijk Petram The World s First Stock Exchange 2011 S 16 Pravir Malik Redesigning the Stock Market 2011 o S Hans Hauptmann Das Bankgeschaft Eine praktische Anleitung fur Bank und Waarengeschafte 1892 S 5 Kurt Bosselmann Die Entwicklung des deutschen Aktienwesens im 19 Jahrhundert 1939 S 29 f Hans Hauptmann Das Bankgeschaft Eine praktische Anleitung fur Bank und Waarengeschafte 1892 S 5 Thorsten Beckers Europaische Finanzplatze im Wettbewerb 2006 S 99 Karl Marx Das Kapital Vollstandige Gesamtausgabe in 3 Banden Kritik der politischen Okonomie Band 3 1865 S 428 Otto Donner Die Kursbildung am Aktienmarkt 1934 S 98 ff Christian E Elger Friedhelm Schwarz Neurofinance Wie Vertrauen Angst und Gier Entscheidungen treffen 2009 S 21 Gabler Bank Lexikon 1988 Sp 855 f Gabler Bank Lexikon 1988 Sp 855 f Yu Hui Liu Ablauf eines Initial Public Offering an einer deutschen Borse und die Rolle des Abschlussprufers 2013 S 11 FN 75 Leon Walras Etudes d economie politique appliquee 1936 S 463 John Maynard Keynes The General Theory of Employment Interest and Money 1936 S 152 158 John Maynard Keynes The General Theory of Employment Interest and Money 1936 S 152 158 UNCTAD Trade and Development Report 2008 S 93 PDF 1 1 MB Eugene F Fama Efficient Capital Markets A Review of Theory and Empirical Work in Journal of Finance vol 25 1970 S 383 Ross Levine Sara Zervos Stock Markets Banks and Economic Growth in The American Economic Review vol 88 1998 S 539 Rainer Ellenrieder Synergetische Kapitalmarktmodelle 2001 S 172Normdaten Sachbegriff GND 4130931 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aktienmarkt amp oldid 237877689