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Zustimmung ist im Zivilrecht die Erklarung des Einverstandnisses mit einem von anderen Rechtssubjekten abgeschlossenen Rechtsgeschaft Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Rechtsfragen 3 Arten 4 Abgrenzungen 5 International 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDie Zustimmung erfordert also mindestens drei Beteiligte namlich die wenigstens zwei das Rechtsgeschaft Abschliessenden und das zustimmende Rechtssubjekt Das Gesetz verlangt in denjenigen Fallen die Zustimmung eines Dritten wenn dieser vom Rechtsgeschaft betroffen wird oder weil mindestens ein am Rechtsgeschaft beteiligtes Rechtssubjekt keine Handlungsfahigkeit oder keine Vertretungsmacht besitzt 1 Bei der Zustimmung handelt es sich um einen Oberbegriff zu dem die Einwilligung und die Genehmigung gehoren Ob eine Einwilligung oder Genehmigung vorliegt hangt vom Zeitpunkt ihrer Abgabe ab Ist die Zustimmung vor Abschluss eines Rechtsgeschafts erforderlich heisst sie Einwilligung 183 BGB darf sie auch nach Abschluss erfolgen handelt es sich um eine Genehmigung 184 BGB Rechtsfragen BearbeitenAus 182 BGB ergibt sich dass die Zustimmung ein einseitiges Rechtsgeschaft bestehend aus einer empfangsbedurftigen Willenserklarung ist Das bedeutet dass die Willenserklarung nicht wirksam wird bevor sie dem Empfanger zugegangen ist Die Zustimmung ist die Erklarung des Einverstandnisses zu dem von einem anderen beabsichtigten bzw vorgenommenen Rechtsgeschaft Diese zustimmungsbedurftigen Rechtsgeschafte unterliegen einem Genehmigungs oder Einwilligungsvorbehalt sodass vor der Zustimmung geschlossene Vertrage bis zur Erteilung der Genehmigung schwebend unwirksam sind Durch die Genehmigung gilt der Vertrag als von Anfang an wirksam 184 Abs 1 BGB Wird keine Genehmigung erteilt ist der Vertrag von Anfang an lateinisch ex tunc unwirksam Die Zustimmung bedarf gemass 182 Abs 2 BGB nicht der fur das Rechtsgeschaft erforderlichen Form Zustimmungsbedurftige einseitige Rechtsgeschafte konnen nur durch Einwilligung wirksam vorgenommen werden wie bei Minderjahrigen gemass 111 Satz 1 BGB Die Zustimmung stellt ein Gestaltungsrecht dar und ist wie alle einseitigen Rechtsgeschafte bedingungsfeindlich Damit soll dem Empfanger der Zustimmung die Ungewissheit des Bedingungseintritts und damit die Ungewissheit uber das Schicksal des zustimmungsbedurftigen Rechtsgeschafts erspart bleiben 2 Arten BearbeitenDie verschiedenen Arten der Zustimmung lassen sich nach Rechtsgebieten einteilen Allgemeiner Teil des Burgerlichen Rechts Die Rechtsgeschafte Geschaftsunfahiger sind nichtig 105 Abs 1 BGB Rechtsgeschafte Minderjahriger bedurfen gemass 107 BGB zu einer Willenserklarung durch die sie nicht lediglich einen rechtlichen Vorteil erlangen gemass 1629 Abs 1 BGB der Einwilligung des gesetzlichen Vertreters Im Rahmen der Stellvertretung ist eine Zustimmung durch den Vertretenen nicht erforderlich weil der Stellvertreter in Ausubung seiner Vertretungsmacht handelt 164 Abs 1 BGB Dagegen benotigt der Vertreter ohne Vertretungsmacht die Genehmigung des Vertretenen 177 Abs 1 BGB Die Verfugung eines Nichtberechtigten 185 Abs 1 BGB wird erst durch Genehmigung des Berechtigten wirksam 185 Abs 2 Satz 2 BGB Schuldrecht Insbesondere bei Lebensversicherungen wird die Abtretbarkeit einer Forderung von der Zustimmung des Drittschuldners also der Lebensversicherung gemass 399 Halbsatz 2 BGB abhangig gemacht so in 13 Abs 3 Allgemeine Lebensversicherungsbedingungen Erfolgt hier eine Abtretung ohne Anzeige an die Versicherung ist die Abtretung schwebend unwirksam 3 Das gilt auch wenn fur die Abtretung vertraglich eine bestimmte Form etwa Vordruck behordliche Form vorgesehen ist 4 Verstosst die Abtretung allerdings gegen ein gesetzlich vorgesehenes Formerfordernis etwa Schriftform oder Beglaubigung so ist sie unheilbar nichtig 5 Die Schuldubernahme ist im Fall der Abrede zwischen Neuschuldner und Altschuldner durch den Glaubiger zu genehmigen 415 Abs 1 Satz 1 BGB In der Zustimmung der Gesellschafter zur Mitgliedschaftsubertragung liegt regelmassig zugleich die Zustimmung zur Schuldubernahme im Sinne des 415 BGB 6 Behandlungsvertrag Die Einwilligung des Patienten ist Voraussetzung fur jeden arztlichen Heileingriff Gemass 630d Abs 1 BGB ist vor Durchfuhrung einer medizinischen Massnahme insbesondere eines Eingriffs in den Korper oder die Gesundheit der behandelnde Arzt verpflichtet die Einwilligung des Patienten einzuholen Ist der Patient einwilligungsunfahig ist die Einwilligung eines hierzu Berechtigten einzuholen soweit nicht eine Patientenverfugung nach 1901a Abs 1 Satz 1 BGB die Massnahme gestattet oder untersagt Dabei ist der Patient nach 630e Abs 1 BGB uber alle Umstande aufzuklaren informierte Einwilligung Im Zahlungsdiensterecht heisst die Zustimmung auch Autorisierung 675j Abs 1 BGB Demnach ist ein Zahlungsvorgang etwa bei der Uberweisung oder Echtzeituberweisung gegenuber dem Zahlungspflichtigen nur wirksam wenn er diesem zugestimmt hat Autorisierung Die Zustimmung kann entweder als Einwilligung oder sofern zwischen dem Zahlungspflichtigen und seinem Zahlungsdienstleister zuvor vereinbart als Genehmigung erteilt werden Wurde der Zahlungsvorgang vom Zahlungsempfanger oder uber diesen ausgelost etwa bei der Lastschrift so kann der Zahler den Zahlungsauftrag nicht mehr widerrufen nachdem er den Zahlungsauftrag oder seine Zustimmung zur Ausfuhrung des Zahlungsvorgangs an den Zahlungsempfanger ubermittelt hat 675p Abs 2 BGB Im Eherecht gibt es eine Vielzahl von Zustimmungserfordernissen So ist zur Wirksamkeit der in den 1511 BGB bis 1515 BGB bezeichneten Verfugungen eines Ehegatten die Zustimmung des anderen Ehegatten erforderlich 1516 Abs 1 BGB Von besonderer Bedeutung ist bei der Zugewinngemeinschaft die Verfugung eines Ehegatten uber das gesamte eheliche Vermogen die gemass 1365 BGB der Einwilligung des anderen Ehegatten bedarf Ebenso erfordern Vertrage 1366 BGB einseitige Rechtsgeschafte 1367 BGB oder die Verfugung uber Haushaltsgegenstande 1369 BGB die Einwilligung des anderen Ehegatten Familienrecht Eine Unterbringung des Kindes die mit Freiheitsentziehung verbunden ist bedarf der Genehmigung des Familiengerichts 1631b Abs 1 BGB Bei der Vormundschaft benotigt der Vormund fur zahlreiche Rechtshandlungen die Genehmigung des Familiengerichtes 1809 ff 1821 bis 1824 BGB Zu Rechtsgeschaften fur das Kind bedurfen die Eltern der Genehmigung des Familiengerichts in den Fallen in denen nach 1821 BGB und nach 1822 Nr 1 3 5 8 bis 11 BGB ein Vormund der Genehmigung bedarf 1643 Abs 1 BGB Bei der Betreuung kann das Betreuungsgericht gesondert anordnen dass der Betreute zu seinem Schutz zu einer Willenserklarung und damit zum Abschluss von Vertragen im Rahmen des Aufgabenkreises des Betreuers dessen Einwilligung bedarf Einwilligungsvorbehalt nach 1903 BGB Dies fuhrt faktisch zur Einschrankung der Geschaftsfahigkeit des Betreuten Erbrecht Bestimmte Verfugungen des Vorerben sind dem Nacherben gegenuber nur wirksam wenn dieser seine Zustimmung erteilt hat 2113 bis 2115 BGB Es entsteht ein erbrechtliches Anwartschaftsrecht das mit Eintritt des Nacherbenfalls zum Vollrecht erstarkt 2139 BGB Auch hier gilt der Grundsatz dass die Rechtsgeschafte ohne Zustimmung schwebend unwirksam bleiben mit der Zustimmung von Anfang an wirksam werden ohne Zustimmung nichtig sind Abgrenzungen BearbeitenBegrifflich ist die Einwilligung von der rein tatsachlichen Handlung zu unterscheiden mit dem einem anderen ein Tun gestattet wird beispielsweise das Einverstandnis zum Zutritt das beim Hausfriedensbruch 123 StGB den strafrechtlichen Tatbestand entfallen lasst Die Einwilligung zur Korperverletzung spielt bei der arztlichen Heilbehandlung eine Rolle 228 StGB International BearbeitenDas Schweizer Zivilgesetzbuch ZGB und Obligationenrecht OR benutzen den Begriff Zustimmung sehr haufig Gemass Art 19 ZGB durfen urteilsfahige handlungsunfahige Personen nur mit Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters Verpflichtungen eingehen oder Rechte aufgeben Der gesetzliche Vertreter kann die Zustimmung ausdrucklich oder stillschweigend im Voraus geben oder das Geschaft nachtraglich genehmigen Art 19a ZGB Erfolgt die Genehmigung des gesetzlichen Vertreters nicht so kann jeder Teil die vollzogenen Leistungen zuruckfordern Art 19b ZGB Gemass Art 19c ZGB uben urteilsfahige handlungsunfahige Personen die Rechte die ihnen um ihrer Personlichkeit willen zustehen hochstpersonliche Rechte selbststandig aus vorbehalten bleiben Falle in welchen das Gesetz die Zustimmung des gesetzlichen Vertreters vorsieht Ein Ehegatte kann nur mit der ausdrucklichen Zustimmung des andern einen Mietvertrag kundigen das Haus oder die Wohnung der Familie veraussern oder durch andere Rechtsgeschafte die Rechte an den Wohnraumen der Familie beschranken Art 169 ZGB Zustimmungen sind zudem im Familienrecht des ZGB haufig erforderlich Das OR kennt die Zustimmung etwa bei der Burgschaft von Ehegatten Art 494 OR Beschlussen der Gesellschafter einer Einfachen Gesellschaft Art 534 OR oder bei anderen Rechtsformen In Osterreich werden die Begriffe Zustimmung Einwilligung Genehmigung oft synonym gebraucht Bedarf beispielsweise ein Rechtsgeschaft der Einwilligung des gesetzlichen Vertreters der Zustimmung des anderen Elternteils oder der Genehmigung des Pflegschaftsgerichts so ist gemass 167 ABGB bei deren Fehlen das volljahrig gewordene Kind nur dann daraus wirksam verpflichtet wenn es schriftlich erklart diese Verpflichtungen als rechtswirksam anzuerkennen Ein minderjahriges Kind kann gemass 170 ABGB ohne ausdruckliche oder stillschweigende Einwilligung seines gesetzlichen Vertreters rechtsgeschaftlich weder verfugen noch sich verpflichten Mangelt es bei der Einwilligung in medizinische Behandlungen an der notwendigen Entscheidungsfahigkeit so ist gemass 173 ABGB die Zustimmung der Person erforderlich die mit der gesetzlichen Vertretung bei Pflege und Erziehung betraut ist Im osterreichischen Vertragsrecht ist unter der Einwilligung in einen Vertrag 869 ABGB im deutschen Rechtssinne eine Annahme zu verstehen Die Art der Einwilligung wird im Kaufvertrag bestimmt 1054 ABGB Auch bei der Schuldubernahme nach 1345 ABGB ist von Einwilligung durch den neuen Schuldner und bisherigen Glaubiger 1405 ABGB die Rede Im Common Law sind von Dritten ebenfalls Zustimmung Genehmigung englisch approval assent bzw Einwilligung englisch consent zu bestimmten Rechtsgeschaften erforderlich wenn diese hiervon in irgendeiner Form betroffen sind So gilt die Aufklarung und Einwilligung englisch informed consent des Patienten in den USA heute als grundlegender medizinethischer und rechtlicher Standard 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Zustimmung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Winfried Boecken BGB Allgemeiner Teil 2007 S 404 Michael Jaensch Grundzuge des Burgerlichen Rechts 2018 S 114 BGHZ 112 387 389 f BGH WM 1977 819 BGH NJW 1986 2107 BGH WM 1966 221 Margery Wayne Shaw Informed consent in German Lesson I C L QU 35 1986 S 864Normdaten Sachbegriff GND 4068165 8 lobid OGND AKS Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zustimmung amp oldid 199700929