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Die Wirtschaftsethnologie oder okonomische Anthropologie untersucht als Teilbereich der Ethnologie Volkerkunde die wirtschaftliche Organisation von ethnischen Gruppen und indigenen Volkern und ihre Versorgung mit Gutern und Leistungen sie versucht das wirtschaftliche Verhalten der Menschen mithilfe volkswirtschaftlicher sowie anthropologischer Methoden und Theorien zu erklaren Allgemein werden die Zusammenhange von gesellschaftlichen Strukturen im wirtschaftlichen und politisch sozialen Bereich betrachtet Fragestellungen sind beispielsweise die wirtschaftliche Grundlage gesellschaftlicher Schichtung die Auspragung von Arbeitsteilung in der Gesellschaft die Ausgestaltung von Eigentum Guterproduktion und verteilung Bewertung materieller und immaterieller Guter sowie die Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaftssystem Einigen Theorien zufolge ist das jeweilige Wirtschaftssystem grundsatzlich in kulturelle Rahmenbedingungen eingebettet englisch embeddedness was vor allem bei den traditionellen Wirtschaftsformen nicht industrialisierter Gesellschaften noch der Fall sei Inhaltsverzeichnis 1 Theoretische Ansatze der Wirtschaftsethnologie 1 1 Formalismus 1 2 Substantivismus 1 3 Kulturalismus 2 Kritik der Ansatze 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseTheoretische Ansatze der Wirtschaftsethnologie BearbeitenDie Wirtschaftsethnologie besteht aus drei Hauptparadigmen Formalismus Substantivismus und Kulturalismus Formalismus Bearbeiten Das formalistische Modell ist dasjenige Modell in der Wirtschaftsethnologie das die engste Verbindung zur Neoklassischen Theorie aufweist Es definiert Wirtschaftswissenschaft als die Untersuchung von Nutzenmaximierung unter Bedingungen der Knappheit Da formalistische Wirtschaftsethnologie versucht Subjekte ausserhalb ihres traditionellen Umfelds mittels der neoklassischen Theorie zu erforschen steht sie mit der Neuen Institutionenokonomik in Verbindung Diese trifft folgende zentrale Annahmen Individuen verfolgen Nutzenmaximierung durch die Wahl zwischen alternativen Mitteln und wahlen stets diejenige Alternative die ihren Nutzen maximiert Dabei unterliegen sie meist Beschrankungen durch unvollstandige Information oder Transaktionskosten Individuen entscheiden sich rational Sie verwenden alle verfugbaren Informationen um Kosten und Nutzen aller Moglichkeiten abzuwagen und um die Opportunitatskosten abzuschatzen die im Vergleich zu anderen Nutzenmaximierungsstrategien anfallen Dabei sind Individuen in der Lage die notwendigen Kalkulationen durchzufuhren sei es durch bewusstes Vorausschauen Instinkt oder Tradition Ressourcen sind stets knapp wahrend die Bedurfnisse aller Individuen unbegrenzt sind Einige Formalisten verwenden die Spieltheorie als Modell rationalen Verhaltens unter bestimmten kulturellen oder zwischenmenschlichen Beschrankungen Formalisten wie Raymond Firth und Harold K Schneider behaupten das neoklassische Wirtschaftsmodell konne auf jede Gesellschaft angewendet werden wenn die notigen Anpassungen vorgenommen werden wurden Sie sprechen den oben angefuhrten Prinzipien also universelle Gultigkeit zu Alle Individuen treffen also stets Entscheidungen zwischen alternativen Mitteln zur Erreichung ihrer Ziele wobei die Ziele kulturelle definierte Ziele sind Sie beziehen sich nicht nur auf wirtschaftlichen Nutzen oder finanziellen Vorteil sondern auf alles das vom Individuum geschatzt wird ob Freizeit Solidaritat oder Prestige Die Rolle der Anthropologen unter diesen Pramissen ware es dann jede Kultur bezuglich ihrer kulturell angemessenen Mittel zur Erreichung kulturell anerkannter und geschatzter Ziele zu untersuchen Unter der Annahme wirtschaftlich rationalen Verhaltens werden individuelle Entscheidungen von individuellen Praferenzen geleitet wahrend die Kultur und die Praferenzen anderer als einschrankendes Umfeld wahrgenommen werden Solche Analysen sollten die kulturspezifischen Prinzipien aufdecken die dem rationalen Entscheidungsfindungsprozess unterliegen In diesem Zusammenhang wurde die okonomische Theorie von Anthropologen vor allem auf Gesellschaften ohne preisregulierenden Markte angewendet zum Beispiel Firth 1961 Laughlin 1973 Substantivismus Bearbeiten Aus Sicht der substantivistischen Position die erstmals von Karl Polanyi in seinem Werk The Great Transformation entwickelt wurde hat der Begriff Wirtschaft zwei Bedeutungen Die formale Bedeutung bezieht sich auf Wirtschaft als die Logik rationaler Handlungen und Entscheidungen als rationale Wahl zwischen alternativen Verwendungen knapper Mittel Die zweite substantivistische Bedeutung setzt dagegen weder rationale Entscheidungsfindung noch Ressourcenknappheit voraus Sie bezieht sich ausschliesslich auf die Untersuchung wie Menschen in ihrem sozialen und naturlichen Umfeld uberleben Die Uberlebensstrategie einer Gesellschaft wird als Anpassungsprozess an ihre Umwelt angesehen der Nutzenmaximierung einschliessen mag oder auch nicht Wirtschaft im substantivistischen Sinne bezieht sich also auf den Weg wie eine Gesellschaft ihre Bedurfnisse befriedigt Polanyis Begriff great transformation grosse Wandlung bezieht sich auf die Unterscheidung zwischen modernen Markt orientierten Gesellschaften und nicht westlichen nicht kapitalistischen vorindustriellen Gesellschaften Polanyi behauptet dass nur die substantivistische Bedeutung von Wirtschaft angemessen fur die Analyse nicht kapitalistischer Gesellschaften sei Ohne ein System preisorientierter Markte sei die formalistische Wirtschaftsanalyse nicht anwendbar Individuelle Entscheidungen basieren weniger auf der Maximierung wirtschaftlichen Profits sondern viel mehr auf sozialen Beziehungen kulturellen Werten moralischen Uberlegungen Politik oder Religion In den meisten bauerlichen und tribalen Gesellschaften wird Subsistenzwirtschaft betrieben d h dass fur die Produzenten selbst produziert wird im Gegensatz zur marktorientierten Produktion die als Ziel vorwiegend Profitmaximierung anstrebt Diese zwei Produktionstypen unterschieden sich so stark voneinander dass keine einzelne Theorie beide erklaren kann Laut Polanyi uberschneiden sich in modernen kapitalistischen Gesellschaften die Konzepte von Formalismus und Substantivismus da Menschen ihr Leben auf Basis rationaler Entscheidungen organisieren In nicht kapitalistischen Gesellschaften hingegen ist dies nicht der Fall da diese nicht auf den Markt sondern auf Redistribution und Reziprozitat ausgerichtet sind Reziprozitat wird definiert als der gegenseitige Austausch von Gutern oder Leistungen als Teil langfristiger Beziehungen Redistribution impliziert das Bestehen eines starken politischen Zentrums wie Verwandtschafts basierte Fuhrung die Subsistenzguter nach kulturspezifischen Prinzipien erhalt und dann umverteilt In nicht marktorientierten Gesellschaften treten Reziprozitat und Redistribution in der Regel gemeinsam auf Umgekehrt wird der Austausch auf dem Markt als der dominante Integrationsmodus in modernen Industriegesellschaften betrachtet wahrend Reziprozitat in familiaren und Haushaltsbeziehungen weiter besteht und Redistribution teilweise vom Staat oder von gemeinnutzigen Organisationen weiter ausgefuhrt wird Jedes Verteilungskonzept benotigt jedoch ein eigenes Set analytischer Konzepte Ein weiteres Schlusselkonzept im Substantivismus ist das der embeddedness Einbettung Wirtschaft wird in diesem Zusammenhang nicht als separater und abgrenzbarer Wirkungsbereich angesehen sondern ist in wirtschaftliche und nicht wirtschaftliche Institutionen eingebettet Austausch findet innerhalb der Gesellschaft statt nicht in einem sozialen Vakuum Zum Beispiel konnen Religion und Regierung genauso wichtig fur die Wirtschaft sein wie wirtschaftliche Institutionen selbst Sozio kulturelle Verpflichtungen Normen und Werte spielen eine wichtige Rolle im Rahmen der Uberlebensstrategien der Menschen Infolgedessen ist jede Analyse der Wirtschaft als analytisch abgrenzbare und von ihrem sozio kulturellen und politischen Kontext isolierte Einheit von vornherein fehlerhaft Eine substantivistische Analyse der Wirtschaft fokussiert hingegen auf die Untersuchung der verschiedenen sozialen Institutionen auf denen das Uberleben der Menschen grundet Der Markt ist nur einer von vielen Institutionen die das Wesen wirtschaftlicher Transaktionen bestimmen Polanyis zentrales Argument ist dass Institutionen die primaren Organisatoren wirtschaftlicher Prozesse sind Das Konzept der Einbettung war in der Wirtschaftsethnologie sehr einflussreich So fand zum Beispiel Granovetter in seiner Studie ethnischer Geschaftsbeziehungen von Chinesen in Indonesien heraus dass wirtschaftliche Handlungen der Individuen in Netzwerke starker personlicher Beziehungen eingebettet sind Die Kultivierung personlicher Kontakte zwischen Handlern und Kunden nimmt dabei einen gleichen oder hoheren Stellenwert ein als die wirtschaftlichen Transaktionen selbst Wirtschaftliche Tauschprozesse finden nicht zwischen Fremden statt sondern eher zwischen Individuen die in einem langfristigen Verhaltnis zueinander stehen Granovetter beschreibt wie die neo liberale Perspektive auf wirtschaftliche Handlungen die Wirtschaft von Gesellschaft und Kultur trennt und damit die soziale Komponente der Wirtschaft vernachlassigt Kulturalismus Bearbeiten Fur einige Anthropologen geht die substantivistische Position in ihrer Kritik der universellen Anwendung westlicher Wirtschaftsmodelle auf Gesellschaften der ganzen Welt nicht weit genug Stephen Gudeman zum Beispiel behauptet dass die zentralen Uberlebensstrategien kulturell konstruiert sind Daher musse die Analyse von Modellen des Uberlebens und damit verbundenen wirtschaftlichen Konzepten wie Tausch Geld oder Profit durch die Anwendung lokal orientierter sozialwissenschaftlicher Sichtweisen vervollstandigt werden Statt der Formulierung universeller Modelle die auf einem westlichen Verstandnis der Wirtschaft und auf westlicher Wirtschafts Terminologie basieren und ihrer willkurlichen Anwendung auf alle Gesellschaften sollten Anthropologen versuchen das lokale Modell zu verstehen In seiner Arbeit zu Lebensunterhaltsstrategien versucht Gudeman die Konstruktion der Wirtschaft aus Sicht der Bevolkerung darzustellen people s own economic construction 1 Dabei untersucht er nicht nur die kulturelle Konstruktion von Werten mit der Perspektive auf die Produkte die Menschen kaufen wollen oder auf den Wert von Freizeit sondern vorwiegend die lokalen Konzepte von Wirtschaft und ihren verschiedenen Aspekten wie zum Beispiel das Verstandnis von Tausch Eigentum oder Profit Gewinn Seine Beschreibung einer bauerlichen Gemeinschaft in Panama zeigt auf dass die Bevolkerung nicht deshalb in einer Tauschbeziehung zueinander stand weil jeder Profit machen wollte sondern weil sie den Tausch als Tausch von Aquivalenten ansahen wobei der Tauschwert eines Guts durch den Aufwand fur die Produktion bestimmt wurde Ausschliesslich Handler von ausserhalb machten Profit in ihrer Tauschbeziehung zur Gemeinschaft Gudeman weist nicht nur die formalistische Idee des universellen okonomischen Menschen zuruck er kritisiert auch die substantivistische Position dafur dass sie ihr universelles Wirtschaftsmodell auf alle vorindustriellen Gesellschaften anwendet und so denselben Fehler macht wie die Formalisten Wahrend er einraumt dass Substantivismus die Bedeutung sozialer Institutionen in Wirtschaftsprozessen zu Recht betont sieht Gudeman jedes abgeleitete Modell das fur sich universelle Gultigkeit beansprucht als ethnozentrisch und im Wesentlichen tautologisch Aus seiner Perspektive modellieren all diese Sichtweisen menschliche Beziehungen als mechanistische Prozesse indem sie die Logik der Naturwissenschaften ubernehmen die auf der materiellen Welt basiert und diese auf die menschliche Welt ubertragen Stattdessen sollten Anthropologen versuchen lokale Modelle zu verstehen und zu interpretieren die sich durchaus stark von ihren westlichen Gegenstucken unterscheiden konnen Zum Beispiel verwendet das Volk der Iban ausschliesslich Messer zur Reisernte Obwohl die Benutzung von Sicheln die Ernte enorm beschleunigen wurde ist ihre Sorge dass der Geist des Reis fluchten konnte grosser als ihr Wunsch nach der Rationalisierung des Ernteprozesses Gudeman bringt den postmodernen Kulturrelativismus zu seinem logischen Schluss Andererseits kann der Kulturalismus aber auch als Erweiterung der substantivistischen Perspektive gesehen werden mit einer starken Betonung des kulturellen Konstruktivismus einer detaillierteren Beschreibung lokaler Sichtweisen und wirtschaftlicher Konzepte und einem grosseren Fokus auf sozio kulturelle Dynamiken 2 Kulturalisten neigen ausserdem dazu in ihren Beschreibungen weniger taxonomisch und mehr kulturrelativistisch zu sein wahrend sie kritisch uber die Machtbeziehungen zwischen dem Wissenschaftler und den Untersuchungssubjekten reflektieren Wahrend Substantivisten meist Institutionen als Analyseeinheit wahlen tendieren Kulturalisten zur detaillierten Beschreibung bestimmter lokaler Gemeinschaften Beiden Perspektiven ist jedoch gemein dass sie die formalistische Annahme zuruckweisen dass jegliches menschliche Verhalten in Bezug auf rationale Entscheidungsfindung und Nutzenmaximierung erklart werden kann Kritik der Ansatze BearbeitenEs gibt zahlreiche Kritiker der formalistischen Position Ihre zentralen Annahmen uber menschliches Verhalten wurden stark in Frage gestellt Insbesondere wurde argumentiert dass die Modelle rationaler Entscheidungsfindung und Nutzenmaximierung nicht in allen Kulturen angewendet werden konnen Doch auch im Hinblick auf gegenwartige westliche Gesellschaften wurde der wirtschaftliche Reduktionismus bei der Erklarung menschlichen Verhaltens kritisiert Prattis betont dass die Pramisse der Nutzenmaximierung tautologisch ist was immer eine Person auch tut ob Arbeit oder Freizeitbetatigung wird als Nutzenmaximierung deklariert vergleiche Prattis 1989 3 Zum Beispiel moge eine Person ihre eigene Zeit die eigenen Finanzen oder die eigene Gesundheit aufs Spiel setzen um anderen zu helfen Formalisten zufolge wurde die Person dies tun weil sie der Hilfeleistung fur andere einen hohen Wert beimisst und durch die Opferung eigener Ziele so ihren Nutzen maximiert zum Beispiel Zufriedenheit nach der Hilfeleistung Anerkennung durch andere etc Doch dies ist bloss eine Annahme die Motivation der Person kann mit dieser Erklarung zusammenfallen oder auch nicht Ahnlich argumentiert Gudeman dass westliche Wirtschaftsanthropologen stets herausfinden werden dass sich die Menschen die sie untersuchen rational verhalten werden weil das von ihnen angewendete Modell sie dazu bringt Folglich betrachtet der Formalismus jedes Verhalten das nicht nutzenmaximierend erscheint als irrational Dem handelnden Individuum mogen diese nicht maximierenden Handlungen aber durchaus rational und logisch erscheinen da die Motivation fur seine Handlungen aus einem komplett anderen Bedeutungsspektrum hergeleitet sein moge Letztendlich betonen die Substantivisten dass sowohl wirtschaftliche Institutionen als auch individuelle wirtschaftliche Handlungen in den soziokulturellen Raum eingebettet sind und daher nicht isoliert analysiert werden konnen Soziale Beziehungen spielen eine essentielle Rolle bei den Uberlebensstrategien der Menschen daher kann ein enger Fokus auf individuelles Verhalten unter Ausschluss des soziokulturellen Hintergrundes der Person nur fehlerhaft sein Doch auch am Substantivismus wurde Kritik geubt Prattis 1982 4 zufolge ist die strenge Unterscheidung zwischen primitiven und modernen Okonomien problematisch Beschrankungen von Transaktionstypen sind viel mehr situationsbedingt als im System begrundet er unterstellt daher dass der Substantivismus die Analyse individueller Handlungen vernachlassigt wahrend er seinen Schwerpunkt auf die Untersuchung sozialer Strukturen legt Nicht maximierende Anpassungsstrategien treten in allen Gesellschaften auf nicht nur in primitiven Ahnlich argumentiert Plattner 1989 3 dass einige Generalisierungen uber verschiedene Gesellschaften hinweg immer noch moglich seien und dass westliche und nicht westliche Okonomien nicht vollig verschieden sind Im Zeitalter der Globalisierung mogen vielleicht kaum noch reine vorindustrielle Gesellschaften vorhanden sein Bedingungen der Ressourcenknappheit existieren nun uberall auf der Welt und fur die anthropologische Feldforschung ist es wichtig aufzuzeigen dass es auch in bauerlichen Gesellschaften rationales Verhalten und komplexe wirtschaftliche Entscheidungen gibt vergleiche Plattner 1989 15 3 Auch konnen Individuen in zum Beispiel kommunistischen Gesellschaften immer noch ihren Nutzen rational maximieren zum Beispiel durch die Pflege von Beziehungen zu Burokraten welche die Verteilung von Ressourcen kontrollieren oder durch die Nutzung kleiner Landstucke in ihrem Garten zur Erganzung der offiziellen Essensrationen Wahrend Tausch uber den Markt im Westen dominiert kann Redistribution auch in den eher sozialistischen oder Wohlfahrtsstaaten im Westen eine grosse Rolle spielen wie zum Beispiel in Frankreich Deutschland oder Schweden Der Staat und gemeinnutzige oder religiose Organisation sammeln Spenden und verteilen sie dann an bedurftige Gruppen oder nutzen die Gelder um gratis oder zu einem geringen Preis Sozialleistungen anzubieten Auch der Kulturalismus kann aus verschiedenen Perspektiven kritisiert werden Marxisten wurden argumentieren dass Kulturalisten mit ihrem Gedanken der sozialen Konstruktion der Wirklichkeit zu idealistisch und in ihrer Analyse externer d h materieller Beschrankungen auf Individuen die ihre Entscheidungen beeinflussen zu schwach waren Wenn wie Gudeman argumentiert lokale Modelle nicht objektiv beurteilt oder einem universellen Standard entgegengesetzt werden konnen konnen sie auch nicht mittels der Ideologien der Machtigen dekonstruiert werden die zur Neutralisierung des Widerstands durch Hegemonie dienen Dies wird weiter erschwert durch die Tatsache dass im Zeitalter der Globalisierung die meisten Kulturen in das globale kapitalistische System integriert sind und von westlichen Denk und Handlungsweisen beeinflusst werden Lokale und globale Diskurse vermischen sich und die Grenzen zwischen den beiden verschwimmen Auch wenn Menschen Aspekte ihrer Weltsichten behalten konnen universelle Modelle zur Untersuchung der Dynamiken ihrer Integration in den Rest der Welt verwendet werden Die deutschen Okonomen Gunnar Heinsohn und Otto Steiger argumentieren dass der Markttausch nicht universell ist und beginnen ihre Analysen mit Karl Polanyis Unterscheidung zwischen Systemen die auf Reziprozitat Redistribution und Markt basieren Trotzdem aber kritisieren beide sowohl die Substantivisiten als auch die Formalisten fur das Fehlen einer zufriedenstellenden Erklarung fur Marktrationalitat und ihre historischen Ursprunge 5 Sie entwickelten eine neuartige Erklarung fur die Ursprunge von Eigentum Vertragen Krediten Geld und Markten die sie die Eigentumstheorie von Zins Geld und Markten nennen 6 Sie wenden ihr Modell auch auf die Entwicklungsokonomie an bei der ein Verstandnis dynamischer Markte essentiell ist da die zentrale Aufgabe der Entwicklungsokonomie darin besteht den Aufbau von Markten an Orten an denen es zuvor keine gegeben hat anzuleiten 7 Siehe auch Bearbeiten nbsp f Themenliste Wirtschaftsethnologie Ubersicht im Portal Ethnologie Wirtschaftssoziologie Analyse okonomischer Phanomene im gesellschaftlichen Zusammenhang Literatur BearbeitenClaus Dierksmeier Ulrich Hemel Jurgen Manemann Hgg Wirtschaftsanthropologie Baden Baden Nomos 2015 Martin Rossler Wirtschaftsethnologie Eine Einfuhrung 2 Auflage Reimer Berlin 2005 ISBN 978 3 496 02773 7 Robert Rolle Homo oeconomicus Wirtschaftsanthropologie in philosophischer Perspektive Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2005 Wirtschaftsanthropologie Sonderheft der Zeitschrift Historische Anthropologie Kultur Gesellschaft Alltag Band 17 Nr 2 2009 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Economic anthropology Sammlung von Bildern und Mediendateien Hans Rudolf Wicker Leitfaden fur die Einfuhrungsvorlesung in okonomische Anthropologie 1995 2012 PDF 476 kB 58 Seiten Institut fur Sozialanthropologie Universitat Bern 2012 abgerufen am 13 Marz 2020 Vorlesungsskript Gertraud Seiser Elke Mader Theoretische Grundlagen der Okonomischen Anthropologie Osterreichisches Lateinamerika Institut Universitat Wien 2005 archiviert vom Original am 6 Februar 2010 abgerufen am 13 Marz 2020 Society for Economic Anthropology SEA Offizielle Website Einzelnachweise Bearbeiten Stephen Gudeman Economics as Culture Models and Metaphors of Livelihood Routledge London 1986 S 1 Vergleiche Christopher Hann Social Anthropology Teach Yourself London 2000 a b c S Plattner Economic Anthropology Stanford University Press 1989 Prattis J I Synthesis or a New Problematic in Economic Anthropology In Theory and Society 11 Jahrgang 1982 S 205 228 Gunnar Heinsohn 2003 Karl Polanyi s Failure to Exploit his Success Why the Controversy between Substantivists and the Neoclassical Protagonists Formalists of an Eternal and Universal Market was Never Solved Memento vom 26 September 2007 im Internet Archive Paper presented at an International Symposium on the Economic Role of Property Memento vom 4 Juni 2006 im Internet Archive at the University of Bremen 28 30 Nov 2003 auch erschienen unter dem Titel Where does the Market Come From In Otto Steiger Hrsg Property Economics Creditor s Money and the Foundations of the Economy Metropolis Marburg 2008 G Heinsohn Otto Steiger Eigentum Zins und Geld Ungeloste Ratsel der Wirtschaftswissenschaft Rowohlt Reinbek 1996 english Property Interest and Money Routledge London G Heinsohn Privateigentum Patriarchat Geldwirtschaft Eine sozialtheoretische Rekonstruktion zur Antike Suhrkamp Frankfurt 1984 siehe auch Gunnar Heinsohn Otto Steiger Money Markets and Property In Giacomin Alberto and Marcuzzo Maria Hrsg Money and Markets A doctrinal approach Routledge New York 2007 S 59 79 Siehe Gunnar Heinsohn Otto Steiger Das Kapitel von der Akkumulation In Dieselben Eigentum Zins und Geld Ungeloste Ratsel der Wirtschaftswissenschaft Rowohlt Reinbek 1996 siehe auch Otto Steiger Property Rights and Economic Development Two Views Metropolis Marburg 2007 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wirtschaftsethnologie amp oldid 233840295