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Wilhelm Ernst Julius Gross 12 Januar 1883 in Schlawe Hinterpommern 9 Februar 1974 in Oranienburg Eden bei Berlin war ein deutscher Bildhauer Druckgrafiker und evangelischer Prediger Wilhelm Gross 1906 Sturzende Kirche das Kreuz bleibt unversehrt 1930er Jahre Kain unstet und fluchtig 1956 1957 Von der Reederei Hemptenmacher gestifteter Hansabrunnen auf dem Rathaus Vorplatz in RugenwaldeGrabstele fur Paul Schneiders nach der Beerdigung Margarete Schneiders durch eine neue ersetzt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Rezeption 4 Weitere Werke Auswahl 4 1 Keramische Arbeiten 4 2 Sakrale Holzarbeiten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWilhelm Gross wurde am 12 Januar 1883 als Sohn des Stadtkammerers von Schlawe Friedrich Gross und dessen Ehefrau Hulda Gross geb Haack geboren Er hatte zwei altere Bruder Max 1873 1937 und Friedrich Der eine wurde Lehrer fur Latein und Altgriechisch der andere ein beliebter Prediger Von 1895 bis 1899 besuchte Wilhelm Gross ein Progymnasium Zu dieser Zeit entfaltete sich seine Neigung zu Musik und Sprache 1895 entstanden auch erste Arbeiten an der Werkbank des Tischlers Wohler Nach der Mittleren Reife 1899 trat er zunachst eine Lehre in einer Stolper Mobelfabrik an begann dann eine Beamtenlaufbahn die er 1900 abbrach Er kehrte zu Wohler zuruck und fertigte dort einige Kleintierplastiken an 1902 ging Wilhelm Gross nach Berlin um als Schuler des Bildhauers Otto Lessing zu arbeiten In dieser Zeit nahm er auch an einem Zeichenwettbewerb teil und lernte bei dem Bildhauer August Gaul Spater besuchte er die Kunstakademie Karlsruhe Nach dem Tod des Vaters 1903 musste er das Studium aus finanziellen Grunden abbrechen Ein Stipendium ermoglichte ihm jedoch die Ruckkehr nach Berlin wo er dann als freischaffender Kunstler tatig war und durch den Kunstmazen Eduard Arnhold gefordert wurde Im Jahr 1904 hatte Wilhelm Gross erste Kontakte zum Maler Max Beckmann mit dem ihn bis zum Zweiten Weltkrieg eine intensive Freundschaft verband Wilhelm Gross war Mitglied im Deutschen Kunstlerbund DKB 1 der ihm mit dem Villa Romana Preis 1908 eine Reise nach Florenz ermoglichte wo er in Kontakt mit dem Bildhauer Ernst Barlach und dem Maler und Bildhauer Max Klinger kam 1909 ubersiedelte Wilhelm Gross von Florenz nach Rom 1911 kehrte er nach Schlawe zuruck 1912 nahm Gross an der DKB Ausstellung in der Kunsthalle Bremen teil im Jahr darauf zog er nach Berlin Grunewald Hier lernte er bald die aus wohlhabender Familie stammende Frieda Pumplun kennen seine spatere Frau Sein Bruder Friedrich Fritz ein Theologe machte ihn mit dem CVJM bekannt Ein dortiger Bekehrungsversuch fuhrte jedoch nicht zu einer Hinwendung zum Glauben 1915 heirateten Wilhelm Gross und Frieda Pumplun Der Ehe entstammen sechs Kinder Barbara 1917 2006 Christine 1918 2019 Peter 1920 2009 Christoph 1922 1943 Andreas 1926 2019 und Uwe 1930 2015 Die Familie lebte ab 1916 in Berlin Dahlem und seit 1919 in Oranienburg Eden Vom Kriegsdienst im 1914 begonnenen Ersten Weltkrieg wurde Wilhelm Gross 1915 aus gesundheitlichen Grunden befreit fand aber infolge des Kriegseindrucks zu einem inbrunstigen christlichen Glauben Zu drei seiner Bildwerke Hiob Kruzifix und Der Prophet verfasste der Schriftsteller Arthur Koetz ein Gedicht das aus jeweils zwei vierzeiligen Strophen besteht und Wilhelm Gross mit seinem Wohnort Oranienburg in der Uberschrift ausdrucklich nennt 2 Sein selbsterbautes Atelier in Eden wurde ab 1921 ein Treffpunkt fur Gesprachskreise und Vortrage spater auch fur die Bekennende Kirche Damit erklart sich auch ihr bereits zeitgenossischer Name Strohkirche 3 Die Zeit ab 1933 brachte Wilhelm Gross der nach den Nurnberger Rassegesetzen als Halbjude galt verschiedene Beschwernisse wie Ausstellungsverbot den Ausschluss aus der Reichskulturkammer was ein Berufsverbot bedeutete und die Diffamierung seiner Werke als entartete Kunst im NS Organ Das Schwarze Korps Daraufhin trat Wilhelm Gross in den Pfarrernotbund ein In der Strohkirche hielt er Gottesdienste u a mit den Pfarrern Kurt Scharf und Martin Niemoller ab Daneben fuhrte Wilhelm Gross in den 1930er Jahren einen Briefwechsel mit Shalom Ben Chorin In den Zweiten Weltkrieg wurden seine Sohne Christoph Peter und Andreas 1942 1943 und 1944 einberufen Christoph gilt seit 1943 am Kaukasus als vermisst Nach dem Kriegsende 1945 nahm Wilhelm Gross befreite KZ Haftlinge in sein Haus auf im August 1945 ordinierte ihn der Bruderrat der Bekennenden Kirche der Provinz Brandenburg zum Prediger Gross war dann als Pastor in der Gemeinde Sachsenhausen tatig 1947 nahm er am Christlichen Akademikertag in Heidelberg teil Er war 1950 auch der einzige eingeladene Vertreter aus der DDR bei einer Tagung christlicher Kunstler im Chateau de Bossey des Weltrats der Kirchen In seiner Werkstatt in Oranienburg Eden bildete Gross Holzbildhauer aus darunter Friedrich Stachat 1953 bekam Gross anlasslich seines 70 Geburtstags in Wurdigung seines Lebenswerks die Ehrendoktorwurde der Theologischen Fakultat der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg verliehen Nach der Verkundung der Zehn Gebote der sozialistischen Moral und Ethik durch Walter Ulbricht im Jahr 1961 entstand als Reaktion Wilhelm Gross letzte Monumentalplastik der Mose mit den Gesetzestafeln Der Bau der Berliner Mauer im August 1961 verhinderte den Umzug nach Westberlin zu dem ihm Kurt Scharf geraten hatte In den 1960er Jahren schuf Wilhelm Gross neben Holzschnitten auch Zeichnungen meist mit Pastellfarben Dabei stellte sich seine Rot Grun Blindheit heraus Bis zu seinem Lebensende blieb er schopferisch tatig So unterwies er 1967 auch seinen Enkel Friedemann den Sohn Peters in der Drucktechnik des Holzschnitts Gross wurde 1974 auf dem Stadtfriedhof Oranienburg beigesetzt Die 1909 von ihm gefertigte Skulptur Emmaus Begegnung auf dem Grab wurde ursprunglich fur einen romischen Mazen gefertigt aber von diesem wegen einer den Marmor durchziehenden Erzader abgelehnt 4 Werk BearbeitenWilhelm Gross war in zahlreichen Gattungen der Kunst und des Kunsthandwerks tatig Neben Skulpturen und Holzschnitten die in seiner kunstlerischen Tatigkeit vorherrschen schuf er Zeichnungen Scherenschnitte Siegel Grabreliefs und im hohen Alter Pastellzeichnungen Er praktizierte Kunst mehr als Verkundigung als mit ihr auf Ruhm in der Welt abzuzielen Sein Fruhwerk bis etwa 1916 zeigt kaum eine Hinwendung zu geistlichen Themen die in seinem spateren Werk dominieren Ausnahmen bilden Auftragsarbeiten wie der Hansabrunnen in Rugenwalde die Statue des Landwehrmanns in Stolp diverse Busten ausserdem private Arbeiten wie fruhe Plastiken beispielsweise eine in Terrakotta ausgefuhrte Buste von Minna Beckmann Tube der Frau Max Beckmanns Zeichnungen von seinen Kindern Scherenschnitte und Pastellzeichnungen Seine fruhen plastischen Arbeiten sind in allen gangigen Materialien ausgefuhrt Terrakotta Bronze Gips Seine Kunst war stark vom Expressionismus beeinflusst und schon damals legte er den Ausdruck seiner Figuren ganz in die Haltung Spater arbeitete er auch mit der Mimik seiner Figuren insbesondere bei den Holzschnittportraits etwa beim Rufer Abgesehen von den spaten Pastellen sind seine Darstellungen vorrangig figurlicher Natur Im Ausdruck leidender bald biblischer Figuren bald namenloser Typen lag fur ihn die Verbindung des Herrn mit den Menschen Selten druckte er dieses Verhaltnis durch nichtfigurlich aus etwa das Kreuz im Gebirge 1938 oder die Sturzende Kirche Das Kreuz bleibt unversehrt 1960 bei solchen Motiven ist jedoch das Kreuzsymbol vorherrschend Das Material Holz hatte fur die geistlichen Arbeiten des Kunstlers besondere Bedeutung Seine sakralen Werke schuf Wilhelm Gross fast alle in Holz zu den wenigen Ausnahmen gehort eine Buste Johann Sebastian Bachs Gross suchte gezielt nach geeigneten Materialien und wurde bei manchen Werken von der Form seines Werkstucks inspiriert etwa 1940 bei der Betenden Irren Rezeption BearbeitenDass Wilhelm Gross sich in seiner kunstlerischen Ausstrahlungskraft in der Offentlichkeit nicht profilieren konnte liegt unter anderem an den Zeitumstanden in denen er lebte Seine grosste Schaffensperiode lag in den 1930er Jahren in denen er jedoch nur geheime Auftrage annehmen konnte beispielsweise von der Bekennenden Kirche die ihm keine offentliche Anerkennung bringen konnten Nach dem Zusammenbruch des Nazi Regimes lebte er in der DDR einem Staat der den hohen kunstlerisch geistlichen Anspruch seiner Werke nicht wurdigte In der evangelischen Kirche war er bis zu seinem Tod ein geschatzter Kunstler und Prediger So gestaltete er das Grabmal des ersten Martyrers der Bekennenden Kirche Paul Schneider des Pfarrers von Dickenschied Anderweitige Anerkennung fand seine Arbeit grosstenteils in seinem Wohnort Oranienburg wo das Kreismuseum im Schloss Oranienburg seit den 1990er Jahren eine Dauerausstellung zeigt Viele Werke des Kunstlers sind als Dauerleihgaben in dieser standigen Ausstellung zu sehen Die Stadtverwaltung von Oranienburg und die Eden Genossenschaft arbeiten seit den 1980er Jahren daran Wilhelm Gross mehr Anerkennung zu verschaffen 2004 wurde ein Platz im Stadtteil Eden in Wilhelm Gross Platz umbenannt und 2005 die Hauptstrasse in Wilhelm Gross Strasse Zum 120 Geburtstag des Kunstlers wurde im Oktober 2003 eine Ausstellung in Rugenwalde Darlowo eroffnet die bis zum Januar 2004 bedeutende Werke des Kunstlers vorstellte Auch hier war Wilhelm Gross tatig Er ist der Schopfer des Hansabrunnens vor dem Rugenwalder Rathaus Am 12 Dezember 2004 erschien ein Buch der Publizistin Journalistin und Germanistin Natalie Gommert und des Fotografen und Grafikers Dieter Wendland Wilhelm Gross Bildhauer und Prediger das sein Leben und Schaffen mit zahlreichen Illustrationen darstellt Die Buchvorstellung fand in der Gethsemanekirche in Berlin statt in der die Gross sche Monumentalplastik Christus in Gethsemane ausgestellt ist Weitere Werke Auswahl BearbeitenKeramische Arbeiten Bearbeiten Gustav Gericke Portratbuste 1925 Ton unglasiert Ofen und Keramikmuseum Velten 5 6 Serie von Vasen in Becherform um 1925 Steingut stark schamottierter rotbrauner Scherben teils Glasur aussen turkisgrun innen weiss haarrissig Ofen und Keramikmuseum Velten 7 Sakrale Holzarbeiten Bearbeiten Kruzifix Holz gebeizt Christus als Flachrelief Museum Muhlberg 8 Kruzifix Holz mutmasslich Museum Muhlberg 9 Literatur BearbeitenGross Wilhelm In Ulrich Thieme Fred C Willis Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 15 Gresse Hanselmann E A Seemann Leipzig 1922 S 100 101 Textarchiv Internet Archive Gross Wilhelm In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der bildenden Kunstler des XX Jahrhunderts Band 2 E J E A Seemann Leipzig 1955 S 318 Jorg Kuhn Dankmar Trier Gross Wilhelm In Allgemeines Kunstlerlexikon Die Bildenden Kunstler aller Zeiten und Volker AKL Band 63 Saur Munchen u a 2009 ISBN 978 3 598 23030 1 S 138 Frieda Gross Der Lebensweg Eures Vaters nach seinen Erzahlungen und meinen Erinnerungen Selbstverlag Eden 1974 Gudrun Quer Wilhelm Gross Kunstler und engagierter Christ In M Vollack Hrsg Der Kreis Schlawe Ein pommersches Heimatbuch Band 1 Der Kreis als Ganzes Husum 1986 ISBN 3 88042 239 7 S 424 430 Natalie Gommert Dieter Wendland Wilhelm Gross Bildhauer und Prediger Wichern Verlag Berlin 2004 ISBN 3 88981 170 1 Hanna Spiegel Gefesselte Kirche Facetten aus dem Leben des Bildhauers und Predigers Wilhelm Gross Edition Pommern Elmenhorst Vorpommern 2014 ISBN 978 3 939680 22 2 Rezension dazu von Lutz Mohr in Die Pommersche Zeitung 64 Jahrgang Nr 43 vom 25 Oktober 2014 S 10 Hanna Spiegel Der Bildhauer Wilhelm Gross in Eden Facetten aus Leben und Werk der Jahre 1919 bis 1974 Edition Pommern Elmenhorst Vorpommern 2016 ISBN 978 3 939680 33 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelm Gross Album mit Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Wilhelm Gross im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Carl Malsch Kindheit und Jugend in Weimarer Republik und NS Diktatur Kapitel 7 Begegnungen im Nationalsozialismus In ewnor de Erinnerungswerkstatt Norderstedt 1985 abgerufen am 1 August 2023 Erinnerungen an Wilhelm Gross Einzelnachweise Bearbeiten Ordentliche Mitglieder ab 1903 Ordentliche Mitglieder des Deutschen Kunstlerbundes In kuenstlerbund de Abgerufen am 9 Januar 2019 Arthur Kroetz Der Hochwald Gedichte Berlin o J 1931 S 17 ff Hans Biereigel Oranienburg in alten Ansichten Europaische Bibliothek Zaltbommel 1991 ISBN 9028851518 S 69 Abbildung der Strohkirche Ulrike Gawande Personliche Erinnerungen an Kunstler Wilhelm Gross Vaters tiefer Blick In maz online de 1 Juli 2014 abgerufen am 9 Januar 2019 https nat museum digital de singleimage imagenr 82414 1863 1934 Grunder des Museums Velten https nat museum digital de singleimage imagenr 42986 Werner Gross Teichmann Muhlberg Elbe Mai 1960 abgerufen am 3 September 2023 Werner Gross Teichmann Muhlberg Elbe Mai 1960 abgerufen am 3 September 2023 Normdaten Person GND 118698125 lobid OGND AKS LCCN nr2006011924 VIAF 47556421 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gross WilhelmALTERNATIVNAMEN Gross Wilhelm Ernst Julius vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Bildhauer Druckgrafiker und evangelischer PredigerGEBURTSDATUM 12 Januar 1883GEBURTSORT SchlaweSTERBEDATUM 9 Februar 1974STERBEORT Oranienburg Eden bei Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Gross Kunstler amp oldid 237004033