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Carl Paul Malsch 20 Mai 1916 in Hamburg 13 September 2001 ebenda war ein evangelischer Pastor Er war ein Mensch des Wortes und der Tat nicht der theologischen Wissenschaft Er hatte die Gabe seine Mitmenschen von sozialen Projekten und kirchlichen Bauvorhaben zu begeistern und dafur die Mittel zu beschaffen Er propagierte die leise Kollekte Scheine statt Munzen und pragte den Satz Gott liebt blaue Zehnmarkscheine 1 Carl Malsch 1947 Aquarell von Sigmund Strecker Inhaltsverzeichnis 1 Kirchliche Pragung 2 Studium 3 Berufliche Stationen 3 1 Hilfsprediger an St Katharinen 3 2 Pastor in Niederbayern 3 3 Gemeindepastor in Hamburg Klein Borstel 3 4 Studentenpfarrer in Hamburg 3 5 Propst in Jerusalem 3 6 Hauptpastor an St Petri 3 7 Emeritierung 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKirchliche Pragung Bearbeiten nbsp Dreifaltigkeitskirche in Hamburg Hamm bis 1943 Carl Malsch wuchs in Hamburg Hamm auf Seine christliche und kirchliche Sozialisation geschah durch das Elternhaus und den Jugendbund fur entschiedenes Christentum EC Seine Eltern gehorten der Landeskirchlichen Gemeinschaft unter Friedrich Heitmuller am Holstenwall an die sehr pietistisch gepragt war Sie schickten seine Geschwister und ihn zur Sonntagsschule Kindergottesdienst in die Jungmannstrasse in Eilbek wo seine Freunde den Jugendbund fur entschiedenes Christentum der Gemeinde grundeten Im Alter von 15 Jahren las er innerhalb eines Jahres die Bibel komplett durch Die christliche Jugendgruppe aus Handwerkern Studenten und Schulern hatte starke Elemente von der Jugendbewegung ubernommen und verstand sich als Bruderschaft Ihr Wahlspruch lautete Fur Christus und die Kirche Als Heitmuller kurze Zeit bei den Nazis mit marschierte trat die Gruppe 1934 geschlossen aus der Evangelischen Gemeinschaft aus und schloss sich der Hamburgischen Landeskirche an Ihre neue Heimat war bei dem Pastor Kreye in der Dreifaltigkeitskirche Als die Evangelische Jugend 1934 in die Hitlerjugend uberfuhrt werden sollte machte die Gruppe nicht mit Carl Malsch ubernahm in der Hammer Gemeinde die Reste der Evangelischen Jugend Dort war er bis 1936 in der Jugendleitung tatig In der Hammer Gemeinde gehorte er zur Bekenntnisgemeinschaft Besonders der Pastor Gottfried Forck Mitglied der Vorlaufigen Leitung der Bekennenden Kirche informierte die Gruppe uber die Auseinandersetzungen zwischen Kirche und Staat Als der andere Gemeindepastor Herr Heldmann 1934 fur kurze Zeit ins KZ gebracht worden war hatte er schon einige erste Eindrucke vom zerstorerischen Wesen des Nationalsozialismus gewonnen Studium BearbeitenNach dem Abitur wollte er Lehrer werden was ihm von den Nationalsozialisten verwehrt wurde weil er nicht in der Hitlerjugend war So entschloss er sich auf Anraten eines Freundes Theologie zu studieren Er begann das Studium im April 1936 in der Theologischen Schule Bethel wo er zuerst das Hebraicum Latinum und Graecum nachholen musste Im Dezember 1936 bekam er Tuberkulose die ihn bis 1944 begleitete und wegen der er nicht zum Wehrdienst einberufen wurde So konnte er nachdem die Krankheit weit genug zuruckgegangen war und nachdem er 1938 ein halbes Jahr seinen Studentischen Ausgleichsdienst abgeleistet hatte im Wintersemester 1938 39 sein Studium in Rostock 2 Berlin und Erlangen fortsetzen Seine Heimat war die Bekennende Kirche und die Evangelische Studentengemeinde sein grosses Vorbild war der Pastor Martin Niemoller 1939 holte ihn der Leiter der Evangelischen Studentengemeinden Martin Fischer nach Berlin und machte ihn zum Reichsobmann der Studentengemeinden Von Berlin aus sammelte er zusammen mit Fischer an jeder Universitat einen Vertrauensobmann sodass die Evangelischen Studentengemeinden unter dieser Obhut wachsen konnten Die Studentengemeinde war 1945 die einzige noch bestehende Organisation an der Universitat Im Marz 1941 legte Carl Malsch sein Erstes Theologisches Examen in Hamburg ab Danach war er ein Jahr lang von Berlin aus im Reisedienst der Evangelischen Studentengemeinden tatig Ab April 1942 war er Lehrvikar in der Hammer Gemeinde Berufliche Stationen Bearbeiten nbsp Elisabeth Crusius 1918 2010 Aquarell von Sigmund Strecker 1945Hilfsprediger an St Katharinen Bearbeiten Nach seinem Zweiten Theologischen Examen im Marz 1943 wurde er Hilfsprediger an der Hamburger Hauptkirche St Katharinen wo er am 13 Juni 1943 von dem Hauptpastor Herntrich ordiniert wurde Im selben Monat heiratete er die Pastorentochter Elisabeth Crusius aus Neuenkirchen Kreis Melle Ihre gemeinsame Wohnung im Katharinenkirchhof 26 wurde im Feuersturm am 27 Juli 1943 durch den herabfallenden Turm der Katharinenkirche zerstort Pastor in Niederbayern Bearbeiten Nach seiner Ernennung zum Pastor am 1 April 1944 wurde er von seiner Landeskirche zur Betreuung evakuierter Hamburger nach Niederbayern Landau an der Isar geschickt 3 Gemeindepastor in Hamburg Klein Borstel Bearbeiten Nach dem Ende des Krieges wurde er Pastor in der Maria Magdalenen Kirche in Hamburg Klein Borstel bis 31 Juli 1947 als Dienstleistung der Kirchengemeinde Fuhlsbuttel danach wurde die Kirchengemeinde Klein Borstel selbststandig nbsp Esplanade 15 damaliger Sitz der Evangelischen Studentengemeinde Hamburg nbsp Malsch rechts bei der Einweihung von Talitha Kumi in Beit JalaStudentenpfarrer in Hamburg Bearbeiten Im Mai 1954 wurde Carl Malsch Studentenpfarrer der Evangelischen Studentengemeinde in Hamburg damals in der Esplanade 15 In dieser Zeit grundete er den Verein fur okumenische Studentenwohnheime 4 In diesen Studentenheimen wird bis heute die Halfte der Platze satzungsgemass an auslandische Studenten vergeben Eines der Heime wurde in den 1990er Jahren nach ihm Carl Malsch Haus genannt 5 Als Studentenpfarrer wurde ihm die Gelegenheit geboten Rundfunkandachten und Gottesdienstubertragungen im Fernsehen zu halten Propst in Jerusalem Bearbeiten Im Jahre 1960 erhielt er vom Jerusalemsverein den Ruf Propst der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Jerusalem zu werden Ausserdem wahlte ihn die Synode der im Jahr zuvor gegrundeten und von Konig Hussein von Jordanien am 17 Mai 1959 anerkannten Evangelisch lutherischen Kirche in Jordanien ELCJ zu ihrem geistlichen Leiter Bischof Am 9 Oktober 1960 wurde er von Bischof Otto Dibelius in sein Amt eingefuhrt 6 Sein Amtssitz war die Propstei im Zentrum der Jerusalemer Altstadt neben der Erloserkirche Zu seinen Aufgaben gehorten auch monatliche Predigten in der deutschen Gemeinde Amman in den ersten zwei Jahren ausserdem in Damaskus weil der fur Damaskus zustandige Beiruter Auslandspfarrer aus politischen Grunden nicht nach Damaskus reisen durfte In die offentliche Kritik geriet Propst Malsch im Herbst 1962 wegen als israelfeindlich wahrgenommenen Ausserungen 7 Der West Jerusalemer Journalist Schalom Ben Chorin berichtete am 21 September 1962 in der Zeitung Jedioth Chadashoth davon dass sich Malsch deutlich gegen den Staat Israel und die Juden ausgesprochen habe Ben Chorin berief sich im Zeitungstext auf einen namentlich nicht genannten Pfarrer der den Propst um Unterstutzung beim Grenzubertritt von Jordanien nach Israel am Mandelbaumtor gebeten habe und von Malsch daraufhin voller Zorn mit den Worten angefahren worden sei Was haben Sie denn in Israel verloren Das ganze Land ist zusammengestohlen und 90 der Bevolkerung sind Atheisten 8 Dieser Artikel sorgte in Kreisen des christlich judischen Dialogs innerhalb der Bundesrepublik Deutschland fur Aufsehen Im Kirchlichen Aussenamt der EKD und bei Bernhard Karnatz dem Vorsitzenden des Jerusalemsvereins gingen teils gemassigte teils heftige Beschwerdebriefe ein Karnatz forderte Malsch zu einer Stellungnahme auf und fugte seinem Brief die Worte bei Angesichts der regen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel ist zu befurchten dass sich die Sache in weiten Kreisen herumspricht und nicht nur Ihr personliches Ansehen schadigt sondern auch unsere Arbeit im Heiligen Lande in Misskredit bringt Malsch entgegnete Der Satz Was wollen Sie in Israel ist niemals von mir so isoliert gebraucht worden sondern hochstens im Zusammenhang mit der Bitte doch mehr Zeit auf Jordanien zu verwenden um den hiesigen Problemen objektiv gegenuber stehen zu konnen Angesichts einseitig proisraelischer Artikel in deutschen Kirchenzeitungen sehe er es als seine Aufgabe an gegenuber deutschen Touristen die arabische Position zu erlautern Mit der Bitte an Malsch er musse sich in seiner exponierten Stellung kunftig vorsichtiger ausdrucken wurde die Affare im Januar 1963 zu den Akten gelegt 1963 nahm Malsch als Vertreter der ELCJ an der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Helsinki teil die unter dem Motto Christus heute stand In Malschs Amtszeit fiel auch ein wichtiges okumenisches Ereignis die Begegnung zweier Kirchenoberhaupter im Heiligen Land Am 6 Januar 1964 trafen sich Papst Paul VI und der Patriarch Athinagoras von Konstantinopel in Jerusalem Carl Malsch wurde als Oberhaupt der ELCJ von Paul VI und Athinagoras in Privataudienz empfangen 9 10 Hauptpastor an St Petri Bearbeiten Im Herbst 1965 holte ihn Landesbischof Hans Otto Wolber zuruck nach Hamburg Carl Malsch wurde einstimmig zum 26 Hauptpastor der Hamburger Hauptkirche St Petri gewahlt und wurde damit der Nachfolger von Landesbischof Karl Witte im Hauptpastorenamt Gleichzeitig ubernahm er die Leitung der Hamburger Stadtmission als Vorsitzender des Verwaltungsrats die traditionsgemass beim Hauptpastor von St Petri lag Am 5 Dezember 1965 wurde er durch Bischof Wolber in sein Amt eingefuhrt 11 In St Petri stellte sich fur ihn das Problem der leeren Kirchen schon recht fruhzeitig Die City Kirchen mussten mit der Entvolkerung der Innenstadt ihre Aufgaben neu justieren Statt einer Wohngemeinde gab es hier eine Personalgemeinde Carl Malsch pragte den Begriff der Alltagskirche An den Werktagen um 17 15 wurden Kurzandachten zu Alltagsthemen im Wechsel mit Kirchenmusik etabliert 1969 grundete er zusammen mit dem Pastor Gunnar von Schlippe nach einem Besuch in Holland und bei den Samaritanern in London das Beratungs und Seelsorgezentrum BSZ an St Petri nach deren Vorbild Im BSZ versehen bis heute ausgebildete ehrenamtliche Seelsorgehelfer ihren Dienst Auch Carl Malschs Frau Elisabeth liess sich zum Seelsorgehelfer ausbilden und arbeitete ehrenamtlich im BSZ mit nbsp Grabkreuz auf dem Ohlsdorfer Friedhof nbsp 53 625858 10 037305Zur grossten Herausforderung seiner Amtszeit wurde 1979 die Kirchenbesetzung durch etwa 400 Atomkraftgegner 12 Einer seiner Nachfolger der Hauptpastor Christoph Stormer gehorte damals zu den Besetzern der Kirche Ab 1 November 1975 wurde er als amtsaltester Hauptpastor der letzte Senior der Hamburgischen Landeskirche und damit der Vertreter des Landesbischofs In dieser Funktion wurde er Vorsitzender der Schule Kirche Kommission und des Kuratoriums des Rauhen Hauses ausserdem Mitglied des Verwaltungsrates des Rauhen Hauses Diese Amter hatte er bis zu seiner Emeritierung inne Emeritierung Bearbeiten Am 31 Oktober 1981 wurde Carl Malsch emeritiert 13 Im Sommer des Jahres 1984 waren Carl Malsch und seine Frau Elisabeth ehrenamtliche Kurseelsorger 14 in Wenningstedt auf Sylt Den Vorsitz der Hamburger Stadtmission legte er im Juni 1990 nieder Schriften BearbeitenKirche fur die Stadt St Petri Gemeinde in der City von Hamburg Zur Sache 23 Lutherisches Verlagshaus Hamburg 1981 ISBN 3 7859 0478 9 als Hrsg Die Hauptkirche St Petri in Hamburg Baugeschichte Kunstwerke Prediger Friedrich Wittig Verlag Hamburg 1979 ISBN 3 8048 4172 4 Propst an der Erloserkirche 1960 1965 Besondere Aufgaben und Erlebnisse In Karl Heinz Ronecker Hrsg Den Erloser der Welt zur Ehre Festschrift zum hundertjahrigen Jubilaum der Einweihung der evangelischen Erloserkirche in Jerusalem Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 1998 ISBN 3 374 01706 1 S 229 245 Literatur BearbeitenMichael Malsch Malsch Carl Paul In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 29 Bautz Nordhausen 2008 ISBN 978 3 88309 452 6 Sp 891 895 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carl Malsch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Erinnerungen von Carl Malsch veroffentlicht in der Erinnerungswerkstatt NorderstedtEinzelnachweise Bearbeiten Artikel vom 15 Mai 1955 in Die Kirche in Hamburg Herausgeber Volkmar Herntrich Immatrikulation von Carl Malsch im Rostocker Matrikelportal Artikel uber den Besuch nach 31 Jahren in der Landauer Zeitung vom 29 Mai 1976 Geschichte des Vereins fur okumenische Studentenwohnheime Das Carl Malsch Haus Artikel in DIE WELT vom 3 Oktober 1060 So Gerhard Gronauer Der Staat Israel im westdeutschen Protestantismus Wahrnehmungen in Kirche und Publizistik von 1948 bis 1972 AKIZ B57 Gottingen 2013 S 173 178 Dieses und die beiden weiteren Zitate sind nachgewiesen bei Gerhard Gronauer Der Staat Israel im westdeutschen Protestantismus Wahrnehmungen in Kirche und Publizistik von 1948 bis 1972 AKIZ B57 Gottingen 2013 S 174 176 Bericht von Malsch uber Papst Paul VI in Jerusalem Artikel in der Cuxhavener Presse im August 1963 Artikel vom 4 Dezember 1965 im Hamburger Abendblatt Ernst Christian Schutt Chronik Hamburg 2 aktualisierte Ausgabe Bertelsmann Lexikon Verlag Gutersloh Munchen 1997 ISBN 3 577 14443 2 S 577 Artikel vom 31 Oktober 1981 im Hamburger Abendblatt Artikel In den Ferien auf der Suche nach dem Paradies vom 30 Juli 1984 im Hamburger Abendblatt VorgangerAmtNachfolgerJoachim WeigeltEvangelisch Lutherischer Propst zu Jerusalem 1960 1965Hansgeorg KohlerKarl WitteHauptpastor an St Petri zu Hamburg 1965 1981Werner HoerschelmannNormdaten Person GND 1044334436 lobid OGND AKS LCCN n79025183 VIAF 49983862 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Malsch CarlALTERNATIVNAMEN Malsch Carl Paul vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher lutherischer Geistlicher Studentenpfarrer in Hamburg Propst in Jerusalem Hauptpastor in HamburgGEBURTSDATUM 20 Mai 1916GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 13 September 2001STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Malsch amp oldid 239308585