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Veitel Heine Ephraim 1703 in Berlin 16 Mai 1775 ebenda war koniglich preussischer Hoffaktor Hofjuwelier Bankier Munzmeister Silberlieferant sowie Inhaber einer Gold und Silbermanufaktur zum Drahtziehen in Berlin und Potsdam In Hausarbeit und im Militarwaisenhaus liess er Posamente herstellen silberne und goldene Borten Tressen und Litzen 1 2 3 Er lieferte ausserdem Lebensmittel und Getreide an die Armee Seit 1750 war er betatigt als Vorsitzender der Judischen Gemeinde zu Berlin und grundete eine Lehranstalt Ephraim und Daniel Itzig finanzierten Preussens Kriegsfuhrung im Siebenjahrigen Krieg 1756 1763 durch Munzverschlechterung Wahrend des ganzen Krieges wurde Kriegsgeld in Magdeburg Breslau und Konigsberg hergestellt Ephraim Palais Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Ephraim als Munzpachter 1 3 Ephraim als Armenvorsteher 1 4 Familie 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Nathan Veitel Chajim Ephraim war das funfte Kind des Juwelenhandlers Armenvorstehers und Altesten der Judischen Gemeinde in Altona Chajim ben Ephraim Chajim Sohn des Ephraim um 1658 1748 4 Dieser Vorname wurde dann eingedeutscht zu Heine nbsp Spandauer Strasse nach einer Aquarell Skizze von 1690Ephraim als Munzpachter Bearbeiten Schon als Kronprinz war der spatere Konig Friedrich II von Preussen bei Ephraim verschuldet 5 1744 1745 wurde Ephraim Hofjuwelier des preussischen Konigs 1748 pachtete er eine Fabrik fur Spitzen und liess Waisenkinder in Potsdam in der Herstellung unterrichten 6 1750 wurde er vom Konig zum Oberaltesten der Berliner Judenschaft ernannt 7 Ab 1752 lieferte Ephraim Silber an die Preussischen Munzhauser damals verpachtet an Johann Philipp Graumann 8 nbsp Ephraim Palais am Muhlendamm um 1830 Nach Graumanns Sturz wurde Anfang 1755 Moses Frankel und seinem Schwager Ephraim die Pacht der Konigsberger und Breslauer Munzstatten zu ubertragen Ihr Erfolg in Konigsberg war so gross dass man ihnen unter ahnlichen Bedingungen auch die Pacht der Munzstatten von Aurich und Kleve uberliess trotzdem ihre Konkurrenten bei der Silberlieferung Moses Hertz Gumperts Daniel Itzig und Moses Isaak sich leidenschaftlich bemuhten die Pacht fur sich selbst zu gewinnen und die siegreiche Partei durch hassliche Intrigen um die Gunst des Konigs und der Munzbeamten zu bringen 9 Jahrlich bezahlten sie dem Konig 5 Schlagschatz wahrend ihnen selbst Zoll und Akzisefreiheit fur das durchpassierende Material Freipasse und Raume fur die Auspragung gewahrt wurden 10 Um den vom Konig gewunschten ausserordentlich hohen Schlagschatz von 340 000 Talern im Jahre bezahlen zu konnen waren die Unternehmer genotigt bei dem grossen Risiko das sie eingingen eine sehr hohe Anzahl von Scheidemunzen auszupragen und zwar nach einem schlechteren als dem bisher ublichen Munzfuss von 14 Talern auf die feine Mark 11 Die gepragte Munzen wurden in Polen Sachsen und Schlesien umgewechselt fur bessere Munze In der Hauptsache nutzten sie ihre umfangreichen geschaftlichen und verwandtschaftlichen Auslandsbeziehungen aus um in Holland besonders auf dem Amsterdamer Markt in England und in Hamburg mittelst Hamburger und hollandischer Wechsel das notige Gold und Silber zu erwerben Sichere Einkaufsgebiete waren auch Polen Russland und Ungarn wo die sogenannten Aufkaufer der Unternehmer die dort kursierende besseren Munzen einhandelten und sie ihren Auftraggebern zufuhrten Bis zum Jahre 1761 sollen de Munzpachter auf diese Weise wie sie selbst erklarten 50 Millionen an Gold aus den Oststaaten gezogen und es der koniglichen Munze nutzbar gemacht haben Eine andere Art der Geldbeschaffung bestand darin die von England erhaltenen Goldsubsidien umzuschmelzen und sie durch Vermischung mit anderen Metallen zu verdoppeln und zu verdreifachen 12 nbsp nbsp August d or 1753 1756 Munzstatte Leipzig und Neuer August d or 1761 1763 Munzstatte Berlin mit gefalschtem Stempel Sog Ephraimit 8 Groschen 1753 ohne Mmz Leipzig Kriegspragung Hierbei bedienten sie sich im koniglichen Auftrag mittels des Preussischen Generals von Tauentzien umstrittener Methoden eines niedrigeren Munzfusses als dem 14 Taler Munzfuss Ephraim stellte fur die preussische Regierung mit Hilfe erbeuteter und nachgeschnittener Stempel polnische Tympfe Ephraimiten her Die Munzstatten in Kleve und Aurich fielen 1757 aus als sie von der franzosischen Armee besetzt wurden Als im selben Jahr die preussische Armee in Bohmen stand pragte Ephraim auch osterreichische Munzen Da der Konig sich noch vor dem schlechten und infamen Gelde scheute wurde auf den Rat des Generalintendanten Retzow der seit dem Mai 1756 allen Munzstatten vorstand beschlossen dass das neue Geld in Preussen selbst nicht kursieren durfte 13 Fur das besetzte Sachsen liess Friedrich der Grosse minderwertige Geldstucke mit Bildnis und Wappen seines verhassten Feindes Friedrich August II pragen Doch die Falschungen wurden erkannt und die Bevolkerung reimte Von aussen schon von innen schlimm Von aussen Friedrich von innen Ephraim 14 Nicht nur die Burger wollten Ephraim wegen dieser Falschungen verklagen auch Gumperts weil gefalschte Munzen nach Preussen exportiert sein sollten Ephraim wurde inhaftiert und erst freigelassen aus der Pleissenburg als er 30 000 Reichstaler zahlte Nach dem Tode des Gumperts 1758 sohnte er sich mit Moses Isaak und Daniel Itzig aus und tat sich mit ihnen zu einer neuen Sozietat zusammen 15 Dieser Sozietat Ephraim amp Co wurde nun alle sechs preussischen und die beiden sachsischen Munzstatten die Munzstatte Leipzig und Dresden verpachtet 1758 wurde eine fiktive Briefsammlung Der gerechtfertigte Ephraim Oder Historische und beurtheilende Nachrichten uber den vergangenen gegenwartigen und kunftigen Zustand des Sachsischen Finanz Wesens Nebst einer Vergleichung der Preussischen und Sachsischen Oeconomie durch den Juden Ephraim zu Berlin an seinen Vetter Manasses in Amsterdam von Jean Henri Maubert de Gouvest publiziert 16 nbsp Im Jahr 1753 war die Munzstatte Leipzig in die Kasematten der Pleissenburg verlegt worden Ihre Stilllegung erfolgte 1765 da sie nicht mehr benotigt wurde Hauer Daniel Adam Kupferstich 29 40 3 cm Plattenrand Guckkastenblatt deshalb seitenverkehrt Anfang 1759 wurde der Graumannsche Munzfuss auch in Preussen verlassen hergestellt wurde in 193 4 displaystyle tfrac 3 4 nbsp Talerfuss fur Preussen und 30 Talerfuss fur Sachsen Polen und Silezien Ephraim und sein Sohn Benjamin Veitel Ephraim flohen im September 1759 nach Hamburg und Kopenhagen konnten aber bald nach Berlin zuruckkehren Ab 1760 war er auch als Eintreiber von Sachsischen Kriegskontributionen tatig Einen weiteren Vorteil erreichten Ephraim amp Sohne durch die Lieferung des Silbers das sie infolge ihrer vielen auslandische Beziehungen billiger einkaufen konnten als in den Vertragen vorgesehen war 17 Als Belohnung erhielten Ephraim und Itzig 1761 die Rechte christlicher Kaufleute 1762 kaufte Ephraim sich als erster Jude ein Grundstuck in Berlin am Schiffbauer und Muhlendamm Insgesamt soll sein Grundbesitz in Berlin den Wert von 400 000 Talern gehabt haben 1764 begann er mit dem Betrieb einer Schmelzhutte unweit seines Hofs am Schiffbauerdamm wo gefalschtes Geld eingeschmolzen wurde um Silber zu erwerben nbsp Wilhelmplatz in Berlin Federzeichnung der geplanten Bebauung mit Blickrichtung Norden links die 1762 von Ephraim gepachtete Gold und SilbermanufakturEphraim als Armenvorsteher Bearbeiten Das prachtige Stadthaus das Ephraimpalais wurde im Jahr 1766 fertiggestellt Die den Balkon tragenden Monolithen hatte der Konig seinem Gunstling von dem graflich Bruhlschen Schlosse geschenkt das wahrend des Siebenjahrigen Krieges zerstort wurde 18 Das mit reichem Saulen und Puttenschmuck versehene Palais wurde 1935 wegen Verbreiterung des Muhlendamms abgetragen und erst zwischen 1985 und 1987 an fast derselben Stelle aber dennoch neuem Standort an der Poststrasse 16 Nikolaiviertel in Berlin Mitte wieder aufgebaut Seit 1987 dient das Rokoko Palais dem Markischen Museum fur Ausstellungszwecke Zusammen mit Daniel Itzig versuchte er 1761 eine Armenkinderschule zu grunden was damals nicht gelang Doch in seinem Testament von 1774 verfugte er die Grundung einer judischen Lehranstalt Klaus fur Talmud und judische Wissenschaft in Berlin die 1783 unter dem Namen Veitel Heine Ephraimsche Lehranstalt eroffnet wurde und bis zum Beginn des nationalsozialistischen Regimes bestand 19 Erst im Oktober 2005 wurden 83 historisch besonders wertvolle Bande aus der 1945 verschollenen Bibliothek dieser Lehranstalt der Universitat Potsdam ubereignet 20 die aus dem Nachlass des Rabbiners Yehuda Aschkenasy in Hilversum Niederlande stammten Ephraim wurde auf dem Judischen Friedhof Berlin Mitte begraben Familie Bearbeiten 1727 heiratete Ephraim Elke Frankel sie bekamen vier Sohne und zwei Tochter Die Familie Ephraim lebte in der Spandauer Strasse 30 Sie kannten sich schon seit 1738 wo sie sich auf Schloss Rheinsberg begegneten Uber seinen Sohn Benjamin Veitel Ephraim 1742 1811 ist viel bekannt Er war koniglich preussischer Hoffaktor Diplomat und ausserdem Unternehmer machte aber 1809 Konkurs Er setzte auf die Toleranzpolitik Napoleons bekam Probleme mit der preussischen Regierung wurde 1810 als Spion eingekerkert und starb als armer und gescheiterter Mann 21 Einer seiner anderen Sohne Ephraim Veitel Ephraim 1729 1803 war ebenfalls ein Vertreter der judischen Hoffaktoren die als Hofjuweliere Munzunternehmer und Bankiers am preussischen Hof in Berlin vor allem fur die Finanzierung des Staates unter Friedrich dem Grossen und dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm II zustandig waren In seinem Testament bestimmte er die Grundung der nach ihm benannten und seit 1803 bestehenden Ephraim Veitel Stiftung 22 Literatur BearbeitenKarl E Grozinger Hrsg Die Stiftungen der preussisch judischen Hofjuweliersfamilie Ephraim und ihre Spuren in der Gegenwart Judische Kultur Band 19 Harrassowitz Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 447 05755 4 Heinrich Schnee Ephraim Veitel Heine In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 546 f Digitalisat Harry B van der Linden Centrum Judaicum Hrsg Veitel Heine Ephraim Hofjude Friedrichs II Judische Miniaturen Band 139 Hentrich amp Hentrich Berlin 2013 ISBN 978 3 95565 008 7 Friedrich Freiherr von Schrotter Das Preussische Munzwesen im 18 Jahrhundert 1910 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Veitel Heine Ephraim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literaturliste im Online Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin Ingrid Lohmann Die judische Freischule in Berlin eine bildungstheoretische und schulhistorische Analyse Memento vom 9 Juni 2007 im Internet Archive Judische Bildungsgeschichte in Deutschland Band 1 Bernd Oertwig Wie Friedrich der Grosse sein eigenes Volk mit falschen Munzen betrog Memento vom 7 Oktober 2011 im Internet Archive Helmut Caspar Possierliche Tresorscheine In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 9 1999 ISSN 0944 5560 S 92 95 luise berlin de kurzer Lebenslauf zur RBB Doku Chronik der Preussen Einzelnachweise Bearbeiten Selma Stern Der preussische Staat und die Juden Mohr Tubingen 1962 S 160 161 206 Wilhelm Treue Wirtschafts und Technikgeschichte Preussens S 189 maz online de Heinrich Schnee Ephraim Veitel Heine In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 546 f Digitalisat auch in Nathan Ephraim Schnee Heinrich Ephraim Veitel in Neue Deutsche Biographie 4 1959 S 546 f Selma Stern S 208 Harry B van der Linden Veitel Heine Ephraim Hofjude Friedrichs II 2013 Schnee Heinrich Ephraim Veitel in Neue Deutsche Biographie 4 1959 S 546 f Selma Stern S 233 234 Selma Stern S 237 Selma Stern S 238 239 Selma Stern S 243 Selma Stern S 239 F von Schrotter S 35 Helmut Caspar Possierliche Tresorscheine In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 9 1999 ISSN 0944 5560 S 92 95 luise berlin de Anton Balthasar Konig Annalen der Juden in den preussischen Staaten besonders in der Mark Brandenburg 1790 S 290 Der gerechtfertigte Ephraim oder Historische und beurtheilende Nachrichten Selma Stern S 250 Hugo Rachel Johannes Papritz Paul Wallich Berliner Grosskaufleute und Kapitalisten Band 2 1967 DNB 457871946 S 312 Veitel Heine Ephraim sche Lehranstalt Berlin Nathanael Riemer Die Judaica und Hebraica Bestande der Universitatsbibliothek Potsdam Postprint Universitatsverlag Potsdam Gerhard Steiner Drei preussische Konige und ein Jude Erkundungen uber Benjamin Veitel Ephraim und seine Welt Edition Hentrich 1994 S 221 1 Ephraim Veitel StiftungNormdaten Person GND 135910331 lobid OGND AKS VIAF 165500436 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ephraim Veitel HeineALTERNATIVNAMEN Ephraim Veitel Chaim Ephraim Nathan Veitel HeineKURZBESCHREIBUNG preussischer Hoffaktor und ManufakturinhaberGEBURTSDATUM 1703GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 16 Mai 1775STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Veitel Heine Ephraim amp oldid 232448864