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Der Alte Judische Friedhof in der Grossen Hamburger Strasse im heutigen Berliner Ortsteil Mitte ist nach dem Judenkiewer Spandau der alteste sicher belegte Begrabnisplatz der Judischen Gemeinde zu Berlin Im Bereich des heutigen Eingangs befand sich seit 1844 ein Altersheim der judischen Gemeinde Gedenkstatte und Judischer FriedhofBlick uber den judischen FriedhofGedenkplatte auf dem Gelande des judischen Friedhofs in Berlin Mitte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Nutzung des Friedhofs 1 2 Nach der Schliessung des Friedhofs das Altersheim 1 3 Friedhof und Altersheim in der NS Zeit 1 4 DDR Zeit 1 5 Instandsetzung als Friedhof 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNutzung des Friedhofs Bearbeiten nbsp Grabstein fur Moses Mendelssohn beide SeitenNachdem der brandenburgische Kurfurst Friedrich Wilhelm 1671 per Dekret 50 aus Wien vertriebenen judischen Familien die Ansiedlung in der Mark Brandenburg erlaubt hatte und damit zum ersten Mal seit hundert Jahren wieder Juden in Berlin ansassig waren kaufte Mordechai Model auch Model Riess das damals noch vor den Toren der Stadt liegende Gelande und ubergab es der neu entstandenen Gemeinde als Begrabnisplatz Der Eingang zum Friedhof befand sich ursprunglich in der Oranienburger Strasse Bis zu seiner Schliessung 1827 sollen auf dem 0 59 ha grossen Gelande nach alteren Quellen 12 000 Juden beerdigt worden sein Neuere Forschungen halten diese Zahl aber fur zu hoch und gehen teilweise von nur etwa 3 000 Grabern aus 1 Der Friedhofsinspektor Leiser Landshuth hatte 1872 ein anhand noch entzifferbarer Grabsteine erstelltes Verzeichnis von 2 767 Grabstatten mit ihren Namen erstellt Ein Beerdigungsregister von 1751 bis 1827 soll 7 063 Begrabene verzeichnen 2 Als Erster wurde hier 1672 Gumpricht Jechiel Aschkenasi beerdigt Die Grabsteine auf dem Friedhof waren damaliger judischer Begrabniskultur folgend relativ einheitlich meist schlichte oben abgerundete Sandsteinmale die eng in langen Reihen angeordnet waren mit der Schrift nach Suden Es gab allerdings deutlich unterschiedlich grosse Grabsteine und vermutlich auch eine nicht geringe Anzahl von Holzgrabmalen Ganz an der Sudseite dem Eingang am nachsten lag die Rabbinerreihe hier wurden die Rabbiner der Gemeinde beigesetzt Dicht dabei lagen die altesten Graber der Grunder der Gemeinde der aus Wien eingewanderten Juden Diese Grabsteine wurden spater vermutlich gegen Ende des 19 Jahrhunderts in die Sudmauer eingelassen und uberlebten so unbeschadet die Zeit des Nationalsozialismus Das bekannteste Grab des Friedhofs war das des Philosophen Moses Mendelssohn 1729 1786 der als Vorbild fur die Figur des Nathan im Drama Nathan der Weise seines Freundes Gotthold Ephraim Lessing diente und der als einer der Vorkampfer der judischen Aufklarung der Haskala angesehen wird Heute ist der Stein der an Mendelssohn erinnern soll der einzige noch auf dem Friedhof verbliebene Dabei handelt es sich allerdings um die mittlerweile dritte Ausfertigung des Originalsteins Der relativ schlichte Originalstein dessen Aussehen von einem Kupferstich Wilhelm Chodowieckis 1765 1805 des Sohnes Daniel Chodowieckis bekannt ist war 1896 durch ein reprasentatives eingezauntes Granitmal mit goldener Inschrift ersetzt worden Nach der Zerstorung durch die Nationalsozialisten folgte 1962 ein einfacher rechteckiger Grabstein Der 1990 aufgestellte heutige Stein lehnt sich in der Form wieder an den ursprunglichen an Da man die genaue Stelle von Mendelssohns Grab nicht kennt steht der Grabstein nur ungefahr an der Stelle des Grabes Weitere auf dem Friedhof begrabene Personen waren unter anderem der Rabbiner und Lehrer Mendelssohns David Hirschel Fraenkel 1707 1762 der Munzunternehmer und Erbauer des Ephraim Palais Veitel Heine Ephraim 1703 1775 sowie der Leiter des Judischen Krankenhauses und Mann der Salonniere Henriette Herz Marcus Herz 1747 1803 Der ursprunglich frei liegende Friedhof war spater ringsum von Hausern umgeben Nach der Schliessung des Friedhofs das Altersheim Bearbeiten nbsp Gedenkstein auf dem Gelande des ehemaligen judischen Altenheims in Berlin MitteDas erste Altersheim der judischen Gemeinde entstand an der Oranienburger Strasse in unmittelbarer Nahe des Friedhofs und wurde am 27 Juli 1829 eroffnet 1844 wurde dann das endgultige Altenheim an der Grossen Hamburger Strasse erbaut und nach der Fertigstellung am 28 Juli 1844 bezogen Zwischen 1867 und 1874 wurden zwei Anbauten errichtet somit hatte das Heim nach 1874 120 Platze Bereits 1794 wurde in Preussen eine Verordnung erlassen die Friedhofe in bewohnten Gegenden untersagte Nachdem die judische Gemeinde mehrfach aufgefordert worden war einen neuen Friedhof vor den Toren Berlins anzulegen erwarb sie schliesslich ein Gelande in der Schonhauser Allee wo 1827 der neue Friedhof eroffnet wurde Auf dem alten Friedhof fanden keine Beerdigungen mehr statt Der Eingang erfolgte nun durch das Altersheim von der Grossen Hamburger Strasse aus Der Friedhof blieb erhalten und diente beispielsweise dem Altersheim als Park Aber auch die benachbarte judische Knabenschule nutzte den Friedhof fur den naturkundlichen Unterricht und spater fur die Anlage eines Schulgartens Friedhof und Altersheim in der NS Zeit Bearbeiten In der Zeit des Nationalsozialismus wirkte der Rabbiner Martin Riesenburger zwischen 1933 und 1942 im Altenheim 1942 nahm die Gestapo das Gebaude in Besitz und richtete ein Sammellager in den Gebauden ein von dem aus etwa 55 000 judische Berliner in die Konzentrationslager Auschwitz und Theresienstadt deportiert wurden Ein Jahr spater wurde das Haus zerstort Der Friedhof wurde 1943 von der Gestapo zerstort Auf dem Gelande wurde ein Splittergraben angelegt der mit Grabsteinen abgesichert wurde die Gebeine wurden entsorgt In den letzten Kriegstagen wurden auf dem Friedhof 2427 Kriegstote in Massengrabern beigesetzt ein Gedenkstein in der ostlichen Umfassungsmauer erinnert daran Der Verbleib einiger am Kriegsende noch vorhandener Grabsteine ist bis heute ungeklart DDR Zeit Bearbeiten 1948 wurde der Friedhof wieder der Judischen Gemeinde ubergeben die mit einer noch heute an der Sudmauer angebrachten Gedenktafel an den Friedhof und seine Zerstorung erinnert Die sudliche Halfte des Friedhofs wurde in den 1970er Jahren zu einem offentlichen Park angelegt In diesem erinnerte ausser der Gedenktafel dem alleinstehenden Denkstein fur Moses Mendelssohn sowie 15 der altesten Grabsteine die seit etwa 1885 in die sudliche Umfassungsmauer eingelassen waren und sich nun unter der Gedenktafel befanden nichts mehr an den judischen Friedhof Die alten Grabsteine wurden 1989 wegen Verwitterungsschaden aus der Mauer entfernt und auf den Judischen Friedhof Berlin Weissensee gebracht wo sie dem weiteren Verfall preisgegeben waren nbsp Skulptur Judische Opfer des Faschismus von Will Lammert1985 wurde an der Stelle des zerstorten Altenheimes neben einem bereits vorhandenen Gedenkstein die Skulptur Judische Opfer des Faschismus des Bildhauers Will Lammert aufgestellt die ursprunglich 1957 fur die Mahn und Gedenkstatte Ravensbruck erstellt wurde Es handelt sich dabei um 13 Personenskulpturen die in Bronze gegossen und gruppiert wurden Aufgrund von mehreren Anschlagen ist das Denkmal heute zeitweise bewacht es steht wie der gesamte Friedhof seit 1974 unter Denkmalschutz Instandsetzung als Friedhof Bearbeiten Von 2007 bis 2008 wurden der Friedhof und die Gedenkstatte mit Mitteln des Senats von Berlin und der Judischen Gemeinde zu Berlin nach einer Planung des Buros Dr Jacobs amp Hubinger instand gesetzt Der Friedhof der nach der Instandsetzung wieder als solcher erkennbar ist wurde eingefriedet und zur Strasse hin durch ein Tor abgetrennt Eine die Graberfelder durchschneidende Mauer wurde durch einen transparenten Zaun ersetzt so dass auch der bisher nicht zur Parkanlage gehorende Teil des Friedhofs wieder sichtbar ist Wege wurden erneuert und die Flachen der Graberfelder mit Efeu bepflanzt Am Eingang wurde ein Wasserbecken zum rituellen Handewaschen installiert und eine Gebetstafel wurde angebracht Die Lage der Sammelgraber aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs wurde durch eine Informationstafel am Eingang verortet Mit erheblichen Mitteln der Judischen Gemeinde zu Berlin wurde dann in einem zweiten Schritt die Flache des fruheren Altenheims umgewandelt Das neue Konzept fur die Gedenkstatte sah vor die Grundmauern des Altenheims durch Suchgrabungen zu ermitteln und durch Aufmauerungen die historische Raumstruktur oberirdisch so wieder sichtbar zu machen Quer uber diese Struktur wurden erkennbar neuzeitliche Wege gelegt die zu einer in die neu errichtete Friedhofsmauer integrierte Gedenktafel aus der DDR Zeit zur umgesetzten Gruppe Lammerts und zum Friedhofseingang fuhrt Am 24 September 2008 wurden Friedhof und Gedenkstatte feierlich wiedereroffnet Die seit 1988 89 auf dem Judischen Friedhof Berlin Weissensee deponierten Epitaphien und Epithaphfragmente wurden im September Oktober 2009 restauriert vom Friedhof Weissensee zum Judischen Friedhof Grosse Hamburger Strasse transportiert und dort wieder aufgestellt Am 17 Dezember 2009 wurde die Aufstellung der Epitaphien im Beisein der Vorsitzenden der Judischen Gemeinde zu Berlin Lala Susskind Rabbiner Tovia ben Chorin Staatssekretar Andre Schmitz und des stellvertretenden Leiters des Landesdenkmalamtes Berlin Klaus von Krosigk feierlich eingeweiht Rabbiner ben Chorin sprach Psalmen und sagte Kaddisch zum Gedenken an die auf dem Friedhof Bestatteten Siehe auch BearbeitenBerliner Bestattungswesen Liste von Begrabnisstatten bekannter Personlichkeiten Liste der Friedhofe in BerlinLiteratur BearbeitenAlfred Etzold Joachim Fait Peter Kirchner Heinz Knobloch Die judischen Friedhofe in Berlin Henschel Verlag Berlin 1991 ISBN 3 362 00557 8 Michael Brocke Eckehart Ruthenberg Kai Uwe Schulenburg Stein und Name Die judischen Friedhofe in Ostdeutschland Neue Bundeslander DDR und Berlin Institut Kirche und Judentum Berlin 1994 ISBN 3 923095 19 8 Klaus Hammer Friedhofsfuhrer Berlin Jaron Verlag 2001 ISBN 3 89773 081 2 Hans Jurgen Mende Kurt Wernicke Berliner Bezirkslexikon Mitte Edition Luisenstadt Berlin 2001 ISBN 3 89542 111 1 Nathanja Huttenmeister Christiane E Muller Umstrittene Raume Judische Friedhofe in Berlin Grosse Hamburger Strasse und Schonhauser Allee Metropol Verlag Berlin 2005 ISBN 3 936411 55 7 S 15 159 Rekonstruktion des Friedhofs Nathanja Huttenmeister Blumchen Friedlander Eine der Wurdigsten ihres Geschlechts Das Schicksal ihres Grabmals auf dem Friedhof Grosse Hamburger Strasse in Berlin In Kalonymos Beitrage zur deutsch judischen Geschichte Salomon Ludwig Steinheim Institut Hrsg Heft 4 2007 S 6 8 PDF Jorg Haspel Klaus von Krosigk Hrsg fur das Landesdenkmalamt Berlin bearbeitet von Katrin Lesser Jorg Kuhn Detlev Pietzsch Gartendenkmale in Berlin Friedhofe Beitrage zur Denkmalpflege 27 Petersberg 2008 ISBN 978 3 86568 293 2 Michael Brocke Die Steine von Berlin Mitte In Judische Allgemeine 21 November 2013 S 17Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Judischer Friedhof Berlin Mitte Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Juden in Berlin in Vergangenheit und Gegenwart Memento vom 3 Mai 2006 im Internet Archive PDF 271 kB Arbeitsbericht eines Projektseminars an der Humboldt Universitat zu Berlin Eintrag 09010188 in der Berliner LandesdenkmallisteEinzelnachweise Bearbeiten Alfred Etzold Joachim Fait Peter Kirchner Heinz Knobloch Die judischen Friedhofe in Berlin Henschel Verlag Berlin 1991 ISBN 3 362 00557 8 S 13 Michael Brocke Eckehart Ruthenberg Kai Uwe Schulenburg Stein und Name Die judischen Friedhofe in Ostdeutschland Neue Bundeslander DDR und Berlin Institut Kirche und Judentum Berlin 1994 ISBN 3 923095 19 8 S 87 Judische Friedhofe in Berlin Adass Jisroel Friedhof Heerstrasse Judenkiewer Spandau Kopenick Mitte Schonhauser Allee Spandau Weissensee 52 524166666667 13 400277777778 Koordinaten 52 31 27 N 13 24 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judischer Friedhof Berlin Mitte amp oldid 234445364