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Valentin Ernst Loscher 29 Dezember 1673 in Sondershausen 12 Februar 1749 in Dresden war ein lutherischer Superintendent und Kirchenlieddichter in Dresden Valentin Ernst Loscher Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Familie 4 Gedenktag 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenValentin Ernst Loscher stammte aus einem alten evangelischen Pfarrgeschlecht sein Vater Caspar Loscher war Superintendent in Sondershausen spater in Zwickau und Professor der Theologie in Wittenberg und Generalsuperintendent des sachsischen Kurkreises Auch seine Mutter Cleophe Salome 1657 in Worms gest am 15 Januar 1717 in Wittenberg war die Tochter des Stiftsuperintendenten von Merseburg 22 Dezember 1630 in Schleusingen 18 Juli 1705 in Merseburg und dessen erster Frau Heirat am 3 Juni 1656 Salome Hohnich Bereits sein Urgrossvater Jodocus Loscher 1 hatte bei Martin Luther Vorlesungen besucht und aus dessen Nachkommenschaft sind viele evangelische Theologen hervorgegangen Valentin Ernst besuchte zuerst die Schule in Zwickau kam 1687 an die Schule in Wittenberg und immatrikulierte sich am 13 Marz 1690 an der Universitat Wittenberg Hier studierte er Philologie Geschichte und Theologie Als Lehrer an der philosophischen Fakultat wirkten in Philosophie Theodor Dassow in Geschichte und Griechisch Konrad Samuel Schurzfleisch in Ethik Christian Rohrensee in Dialektik Christian Donati und in Rhetorik Georg Kasper Kirchmaier Sein Hauptaugenmerk lag auf der Theologie wozu er die theologischen Vorlesungen seines Vaters die von Philipp Ludwig Hanneken jene bei Johann Deutschmann und die bei Michael Walther dem Jungeren besuchte So vorbereitet avancierte er am 28 April 1692 zum Magister der Philosophie Im Anschluss setzte er seine Studien fort hielt Privatvorlesungen und begab sich 1694 fur ein Jahr an die Universitat Jena nbsp Tafel in zu Loschers 50 jahrigem Dienstjubilaum 1748Unter Friedemann Bechmann widmete er sich in Jena einem umfangreichen Quellenstudium und betrieb Forschungen zur Kirchengeschichte Auch Baier und Sagittarius weckten in ihm das Interesse fur die Kirchengeschichte insbesondere fur die Zeit der Reformation Wie damals ublich unternahm er 1695 eine Bildungsreise die ihn nach Hamburg Amsterdam Leiden Franeker Altona Lubeck Kopenhagen Rostock und Berlin fuhrte Zuruckgekehrt nach Wittenberg wurde er am 28 November 1696 als Adjunkt an der philosophischen Fakultat der Wittenberger Hochschule aufgenommen und hielt Vorlesungen die gut besucht wurden 1698 wurde er vom Herzog Johann Georg von Sachsen Weissenfels fur das Amt des Superintendenten von Juterbog vorgeschlagen In seiner Designationszeit avancierte er in Wittenberg am 16 November 1698 zum Lizentiaten der Theologie absolvierte am 30 November seine erste Probepredigt in Juterbog wurde am 16 Dezember in Weissenfels ordiniert und trat am 29 Dezember 1698 das Amt des Pfarrers an der St Nicolai Kirche und das des Superintendenten von Juterbog an Neben seinen kirchlichen Aufgaben widmete sich Loscher in Juterbog auch seinen wissenschaftlichen Studien Dabei beschaftigte er sich in einigen polemischen Arbeiten mit der Geschichte der Mystik und betrieb biblische Studien Den Erfolg seiner Studien brachte ihm am 22 April 1700 die Promotion zum Doktor der Theologie in Wittenberg unter Gottlieb Wernsdorf dem Alteren ein Loscher der sich in seiner literarischen Tatigkeit vor allem dem Gedanken der lutherischen Orthodoxie von der Reinhaltung der christlichen Lehre verschrieben hatte erfuhr in der Folge der theologischen Auseinandersetzungen viele Angriffe Trotzdem lag ihm daran allen lutherischen Predigern gegenuber den schwarmerischen Aussagen der Pietisten das Rustzeug an die Hand zu geben die reine Lehre des Evangeliums zu vermitteln Aus jenem Zusammenhang heraus entstand 1701 sein Journal Unschuldige Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen Es war die erste theologische Zeitschrift 2 In ihr wurden im Kontext der damaligen Zeit altere theologische Werke besprochen wichtige Aktenstucke bekannt gemacht neue theologische Bucher im Auszug publik gemacht und rezensiert Als Hauptredakteur des Blattes musste er sich mancher Anfeindung von Seiten pietistischen Vertreter erwehren Ebenso wirkte seine zweite Schrift die Edlen Andachtsfruchte oder 68 auserlesenen Oerter der Heiligen Schrift so von der Andacht handeln darinnen die theologia mystica orthodoxa vorgetragen wird welche durchaus als wichtiges theologisches Werk von ihm anzusehen ist Fur Loscher ist der orthodoxe lutherische Glaube eine Herzenstheologie die keine Veranderungen akzeptiert da diese der theologischen Wahrheit der Lehre widerspricht Jegliches Widerstreben ist somit fur ihn vielmehr ein Ausdruck schwarmerischen Denkens So hatte sich Loscher mit an die Spitze der lutherischen Orthodoxie gestellt Am 10 November 1701 3 erhielt Loscher vom Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen Merseburg einen Ruf als Superintendent nach Delitzsch den er annahm nbsp Der Dresdner Superintendent Dr Valentin Ernst Loscher bittet den preussischen General Furst Leopold I von Anhalt Dessau den alten Dessauer im 2 Schlesischen Krieg nach der Schlacht bei Kesselsdorf im Dezember 1745 darum die Plunderung Dresdens zu verhindernIn Delitzsch vertiefte er sich immer mehr in ein intensives Bibelstudium mit dem Ziel die theologischen Wissenschaften zu beleben Dabei verwendete er besondere Aufmerksamkeit darauf dass die neuen Kandidaten in einem theologischen Amte speziell geschult wurden und als sittlich gereift ihr Pfarramt antraten Auch trat er fur eine Wiedereinfuhrung der Visitationen ein Seine Studien flossen in seine 1703 erschienene pia desideria ein Folgend widmete sich Loscher den Einigungsversuchen in der evangelischen Kirche So hatte man 1703 in Berlin ein Unionskollegium zwischen Lutheranern und Reformierten veranstaltet Nachdem die Verhandlungen sehr negativ fur die Seite der Lutheraner verliefen meldete sich Loscher anonym mit der Schrift Alleruntertanigste Adresse an ein grossmachtiges Oberhaupt im Namen der evangelisch lutherischen Kirche die Religionsvereinigung betreffend nebst einem Vorschlag zum gesegneten Kirchenfrieden zu Wort Die anonyme Veroffentlichung verfehlte nativ nicht ihr Ziel und brachte die Parteien der Pietisten und Reformierten in Aufregung worauf diese Entkraftigungsschriften fertigten Daher liess Loscher 1704 die Historie der ersten Religions motuum zwischen denen Evangelisch Lutherischen und Reformierten nebst christlicher Beantwortung der exception Schrift folgen Nach kurzer akademischer Tatigkeit als Professor in Wittenberg 1707 1709 wurde er als Pfarrer an die Dresdner Kreuzkirche berufen Gleichzeitig wurde er zum Oberkonsistorialassessor und Superintendenten ernannt 1713 trat er als eines der Grundungsmitglieder in die Sozietat der christlichen Liebe und Wissenschaften ein die unter Prasidentschaft von Samuel Steurlin stand In Dresden wo er bis zu seinem Tode wirkte entfaltete er ein umfangreiches Wirken Werk BearbeitenLoscher gilt als der letzte grosse Vertreter der lutherischen Orthodoxie der mit starker Polemik gleichermassen gegen Pietismus und Aufklarung Katholizismus und Reformierte sowie gegen den furstlichen Absolutismus kampfte Er hatte grossen Anteil am Bau der Frauenkirche dem damals grossten Neubau einer protestantischen Kirche in Deutschland und predigte sowohl bei der Grundsteinlegung als auch bei der Einweihung 1734 Im Jahre 1739 weihte er ausserdem die Dreikonigskirche Loscher trat auch als Reformer des Armen und Schulwesens in Dresden sowie als Dichter von Kirchenliedern hervor Johann Sebastian Bach vertonte Kommt Seelen dieser Tag 1713 als BWV 479 Das Passionslied Ich grusse dich am Kreuzesstamm 1722 ist bis heute im Evangelischen Gesangbuch vertreten EG 90 Den Gedanken Luthers von der Vermittlung des Wortes Gottes in der Muttersprache setzte Loscher konsequent um und unterstutzte unter anderem die in Sachsen und Preussen lebenden Sorben in ihren Bemuhungen um Anwendung ihrer Sprache im liturgischen Bereich So schrieb er ein Vorwort zur sorbischen Ubersetzung von Langhans Kinderpostille Dzecaca postilla Budysin Bautzen 1717 Auf Grund seines Engagements gegen zwangsassimilatorische Tendenzen in Bezug auf die Sorben auch innerhalb der eigenen Kirche findet er auch im Vorwort zur ersten Gesamtausgabe der Obersorbischen Bibel 1728 Erwahnung Familie BearbeitenLoscher verheiratete sich am 10 Januar 1702 in Merseburg mit Catharina Elisabeth Krausold 1 Juni 1685 in Merseburg der altesten Tochter des furstl Merseburgischen Hof und Justizrats sowie Erbherrn in Ostra und Keuschberg Friedrich Krausold 1647 1703 und dessen am 15 Oktober 1678 geheirateten ersten Frau Anna Charitas Sittig Aus der Ehe stammen elf Kinder Von den Kindern kennt man Salome Charitas Loscher 21 Mai 1703 in Delitzsch verh 24 Oktober 1725 mit dem furstl weissenfelsischen Hofrat und Beisitzer des konigl Landgerichts des Markgrafentums der Niederlausitz dem Erb und Lehnherrn von Untergreisslau und Naunhof Wolf Albrecht Behrisch Friedrich Wilhelm Behrisch Ernst Wolfgang Behrisch Christian Georg Wolfgang Behrisch Heinrich Wolfgang Behrisch Friederike Ernestina Loscher 4 November 1704 in Delitzsch verh 15 Juni 1729 mit dem Superintendenten von Chemnitz Theodor Cruger 1694 1751 Friderica Ernestina Cruger Louise Wilhelmine Cruger August Caspar Loscher 16 August 1706 in Delitzsch Marz 1746 in Lubben Landphysikus des Markgrafentums der Niederlausitz Friedrich Ernst Loscher 21 Februar 1707 in Wittenberg 22 Juni 1708 in Dresden Johanne Elisabeth Loscher 6 Mai 1709 in Wittenberg verh 14 Juni 1740 mit Superintendent in Jessen und Pirna Christian Karl Stempel 24 Oktober 1689 in Meissen 14 Februar 1764 in Pirna Christine Dorothea 21 Juli 1710 in Dresden 10 Februar 1711 ebd Elisabeth Christiane 2 Dezember 1712 in Dresden 23 September 1713 ebd Sophie Hedwig 16 Dezember 1713 in Dresden 28 Dezember 1713 ebd Anna Amalia Loscher 29 April 1714 in Dresden Sophie Catherine Loscher 1716 in Dresden 13 Januar 1756 in Luneburg verh Juni 1746 mit dem konigl Grossbrit und Kurhannoverischen Rat sowie Inspektor der Ritterakademie in Luneburg Johann Friedrich Jugler 17 Juli 1714 in Wettaburg 9 Januar 1791 in Luneburg Friderika Juliana Jugler 1747 1756 Valentin Ernst Loscher 21 Februar 1721 in Dresden 1782 in Dresden Dr jur Oberkonsistorialrat in DresdenGedenktag Bearbeiten12 Februar im Evangelischen Namenkalender 4 Literatur BearbeitenJorg Baur V E Loscher Zeitgenosse im Widerspruch In Texte aus der VELKD Nr 90 1999 S 7 15 auch KuD 46 2000 S 180 195 Jorg Baur Valentin Ernst Loschers Praenotiones theologicae Die lutherische Spatorthodoxie im polemischen Diskurs mit den fruhneuzeitlichen Heterodoxien In Hartmut Laufhutte Michael Titzmann Hrsg Heterodoxie in der Fruhen Neuzeit Fruhe Neuzeit Bd 117 Niemeyer Tubingen 2006 S 425 475 Moritz von Engelhardt Valentin Ernst Loscher nach seinem Leben und Wirken Ein geschichtlicher Beitrag zu den Streitfragen uber Orthodoxie Pietismus und Union E J Karow Stuttgart 1856 Online Franz Blanckmeister Aus dem Leben D Valentin Ernst Loschers In Beitrage zur sachsischen Kirchengeschichte Johann Ambrosius Barth Leipzig 1893 Bd 8 S 330 ff Online Martin Greschat Zwischen Tradition und neuem Anfang Valentin Ernst Loscher und der Ausgang der lutherischen Orthodoxie Witten 1971 Untersuchungen zur Kirchengeschichte 5 Christoph Munchow V E Loschers Berufung fur Dresden Vierzig Jahre im Dienst der Dresdner Kirchengemeinden und Burgerschaft In Texte aus der VELKD Nr 90 1999 S 17 24 Christoph Munchow Glaubenskraft und Burgersinn Texte einer Ausstellung zum 250 Todestag Valentin Ernst Loschers In Texte aus der VELKD Nr 90 1999 S 25 35 Klaus Petzoldt Der unterlegene Sieger Valentin Ernst Loscher im absolutistischen Sachsen Evang Verl Anst Leipzig 2001 ISBN 3 374 01865 3 Texte aus der VELKD Nr 90 1999 Valentin Ernst Loscher 29 Dezember 1673 12 Februar 1749 Zeitgenosse im Widerspruch Texte zum 250 Todestag Loschers und zur Auslobung des Valentin Ernst Loscher Preises durch die VELKD am 12 Februar 1999 Walther Killy Hrsg Literaturlexikon Autoren und Werke deutscher Sprache 15 Bande Bertelsmann Lexikon Verlag Gutersloh Munchen 1988 1991 CD ROM Berlin 1998 ISBN 3 932544 13 7 Gotthard Lechler Loscher Valentin Ernst In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 19 Duncker amp Humblot Leipzig 1884 S 209 213 Ingetraut Ludolphy Loscher Valentin Ernst In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 63 f Digitalisat Wolfgang Miersemann Neumeister Erdmann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 19 Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 00200 8 S 170 f Digitalisat Erwahnung Horst Weigelt Loscher Valentin Ernst In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 21 de Gruyter Berlin New York 1991 ISBN 3 11 012952 3 S 415 419 Georg Muller Moritz von Engelhardt Loscher Valentin Ernst In Realencyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche RE 3 Auflage Band 11 Hinrichs Leipzig 1902 S 593 598 Loscher Valentin Ernst In Johann Heinrich 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