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Gottlieb Wernsdorf der Altere 25 Februar 1668 in Schonewalde bei Herzberg 1 Juli 1729 in Wittenberg war ein deutscher lutherischer Theologe und Historiker Gottlieb Wernsdorf der Altere Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Familie 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWernsdorfs Vorfahren stammten aus Bohmen und waren dort im Adelsstand gewesen Aufgrund ihres evangelischen Glaubens wurden sie von dort vertrieben und fanden zunachst in Chemnitz ihre Heimat wo auch der Urgrossvater Christoph Wernsdorf 1 Pfarrer war Sein Grossvater Johann Wernsdorf 2 und sein Vater Johann Nicolaus Wernsdorf 3 wurden beide Pfarrer in Schonewalde Seine Mutter Johanna Margarethe Mohl brachte zehn Kinder zur Welt von denen Gottfried das sechste war Nachdem er von seinem Vater bereits in fruhesten Kindestagen unterrichtet worden war besuchte er ab 1684 die Schule in Torgau erwarb sich allerdings keine tiefergehende Bildung Klaglich vorgebildet wie er einmal selber anmerkte als er ausfuhrte dass er erst bei Schurzfleisch Latein richtig lernte bezog er am 11 November 1686 die Universitat Wittenberg In Wittenberg fand er zunachst Unterkunft bei einem Anverwandten namens Michaelis der im einstigen Franziskanerkloster wo Hilfsbedurftige Zuflucht suchen konnten lebte Aus diesen armlichen Verhaltnissen konnte sich Wernsdorf erst durch den Erwerb eines kurfurstlichen Stipendiums befreien Aufgrund seines immensen Fleisses mit dem er sich aus seiner Notlage losen wollte musste er sich auch ofter Spottereien anderer nicht so emsiger Studenten anhoren Wernsdorf konzentrierte sich auf das Studium der Rhetorik der Grammatik der Poesie der Geschichte der Philosophie und fand in den Lehrern Konrad Samuel Schurzfleisch Christian Donati Christian Rohrensee und anderen Forderer seines Bestrebens Unter dem Dekanat Daniel Sennerts konnte er 1689 seine Disputation Theses eticas unter Rohrensee verteidigen und erwarb sich damit am 15 Oktober den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie Daraufhin nahm ihn Caspar Loscher als Lehrer seiner Kinder an welche Tatigkeit er drei Jahre ausubte Dabei erwarb er sich im Hause Loscher weitere Einsichten so dass er mit weiteren Disputationen am 28 November 1696 eine Adjunktur an der philosophischen Fakultat beziehen konnte als er mit der Dissertation de Henotico Zenonis pro Loco hervorgetreten war Obwohl er zunachst keine sonderlichen Ambitionen hegte und nur nebensachlich uber Theologie traktierte horte er auch die Vorlesungen der damaligen Theologen der Universitat Johann Deutschmann Philipp Ludwig Hanneken Caspar Loscher und Johann Georg Neumann Bei seiner ersten eigenen Vorlesung kamen 16 Horer und horten seine Ausfuhrungen uber Logik Moral und Geschichte Nachdem die Menge seiner Horer ungemein zunahm strebte er eine Professur fur Poetik an die jedoch an Johann Wilhelm von Berger vergeben wurde Wernsdorf hatte bei seinen Zuhorern in grosser Gunst gestanden Sein grosster Wunsch war es jedoch ein Professor der historischen Wissenschaften zu werden wofur er auch den Weg zur theologischen Professur aufgegeben hatte Erst als der Oberhofprediger Samuel Benedict Carpzov dessen Kinder er unterrichtete ihm schrieb dass er ausserordentlicher Professor der Theologie werden sollte fand in Wernsdorf ein Sinneswandel statt Unter Neumann disputierte 1698 er mit der Abhandlung De auctoritate librorum symbolicorum so dass er Kandidat an der theologischen Fakultat wurde was einer akademischen Stufe eines Baccaulaureats der Theologie an anderen Universitaten entsprach Im Jahr darauf disputierte er am 21 Dezember 1699 erneut unter Neumann mit de nexu amp discrimine donorum gratiae um den nachst hochsten akademischen Grad eines Lizentiaten der Theologie zu erlangen Knapp funf Monate spater promovierte er am 22 April 1700 zum Doktor der Theologie und wurde damit ausserordentlicher Professor an der theologischen Fakultat in Wittenberg Als Hanneken gestorben war stieg er entsprechend der Universitatshierarchie 1706 zum ordentlichen Professor der theologischen Fakultat auf und ubernahm mit der vierten theologischen Professur die Verwaltung der Euphorie der kurfurstlichen Stipendiaten Im Jahr 1710 wurde er Propst an der Schlosskirche und ubernahm damit die Assessorstelle im Wittenberger Konsistorium Als Caspar Loscher 1718 starb ubernahm Wernsdorf 1719 dessen Amter Er wurde erster Professor der Theologie und Senior an der theologischen Fakultat dazu Generalsuperintendent der sachsischen Kurkreise und Pastor der Stadtkirche Sein Ansehen als Theologe war so gewaltig dass er mit dem Erhalt der Generalsuperintendentur auch noch den Titel eines Kirchenrats von Weissenfels erhielt Diese Amter hat er bis zu seinem Lebensende verwaltet Zudem belegte er mehrfach das Dekanat der theologischen Fakultat und verwaltete das Rektorat der Universitat 1712 und 1718 sowie im Wintersemester 1708 das gleichwertige Prorektorat Wernsdorf hat bei seinen Zuhorern in grosser Gunst gestanden Auch junge Studenten aus gehobenen Schichten und Adlige wusste er mit seinen Vortragen zu begeistern so dass er zuletzt auch ein Stipendiat des Geheimrats und Kanzlers Freiherr von Friesen erhalten hat Wernsdorf konnte in seinen Vortragen durch eine ordentlich deutliche und fliessend lebhafte Art seine Horer begeistern Wenn er Sorgen und Note hatte liess er diese bei den Vorlesungen am Auditorium aussen vor und widmete sich ganz seinen Ausfuhrungen Daher genoss er bei seinen Zuhorern nicht nur den Respekt sondern auch das Ansehen und wurde von diesen als Vater Wernsdorf tituliert Da er jedermann aufrichtig und freundlich gegenuberstand konnte er in seinen Ausfuhrungen auch mal an Scharfe zunehmen ohne dass es ihm nachgetragen wurde Diese Anhanglichkeit der Menschen die ihn verehrten spiegeln sich auch den Uberlieferungen seines Ablebens wider Nachdem Wernsdorf im Juni 1729 erkrankt war wurde sein gesundheitlicher Zustand zusehends schlechter so dass er im Beisein betend und singend Umstehender bei den Worten und hilf uns selig sterben verstarb An seinem Beisetzungstag erfolgte abends ein Fackelzug und in andachtiger Ruhe wurde er vor dem Altar der Stadtkirche beim Grabe Balthasar Bebels beigesetzt Am 10 Juli erfolgte ein offentliches Leichenbegangnis das so stark besucht war dass die Stadtkirche die Menschen nicht fassten konnte die ihre Trauer zum Ausdruck bringen wollten Bei diesem Leichenbegangnis hat der damalige Archidiakon Andreas Charitius uber Joh XXI 17 gepredigt und Franz Woken sprach die Lobrede auf ihn in lateinischer Sprache Woken verglich ihn dabei mit Martin Luther und viele andere Autoren verfassten in grosser Zahl Leichengedichte auf ihn Wirken BearbeitenAls einer der bedeutendsten Wittenberger Theologen ist Wernsdorf Werkschaffen sehr umfangreich Christian Heinrich Zeibich hat seine Dissertationen in zwei umfangreichen Banden gesammelt ursprunglich waren drei geplant und herausgegeben Dabei sind die verschiedensten Gebiete in den Abhandlungen vertreten So zum Beispiel uber Dogmatik Ethik Polemik Kirchenpolitik Reformationsgeschichte Obwohl er theologisch zu den milderen orthodoxen Lutheranern zu zahlen ist war er auch in die Kontroversen um die Reinhaltung der lutherischen Lehre eingebunden und vertrat dabei vehement die orthodox lutherische Haltung So bezog er Stellung zu den Reformierten Pietisten Mystikern und hat sich mit den fuhrenden Philosophen einen ausgedehnten Briefwechsel gepflegt Dabei ist er auf manche Anfeindung gestossen und hat sich manchem Widerspruch erwehren mussen Seine ansehnliche Bibliothek ist im Juli 1730 auf einer Auktion versteigert worden Familie BearbeitenAus seiner am 29 Juli 1710 in Wittenberg geschlossenen Ehe mit Margaretha Katharina 6 11 1693 29 8 1764 in Wittenberg der Tochter des Furstlichen Holsteinischen Geheimrats in Eutin Gregor Nitzsch und dessen Frau Catharina Eleonora Hanneken gingen sieben Sohne hervor Von diesen sind bekannt Johann Wilhelm 15 5 1729 in Wittenberg 14 6 1733 ebd Johann Balthasar 3 4 1726 Wittenberg 22 1 1727 ebd Gottlieb Wernsdorf I Ernst Friedrich Wernsdorf Johann Ludwig Wernsdorf 8 11 1720 in Wittenberg 25 2 1740 Uni Wittenberg ein Mathematiker und Ingenieur Johann Christian Wernsdorf I und Johann Gottfried Wernsdorf 3 1 1725 in Wittenberg 4 10 1741 Uni Wittenberg der auch an der Universitat Wittenberg Studien betrieb Literatur BearbeitenTheodor Wotschke Gottlieb Wernsdorf gegen Johann Olearius In Zeitschrift fur Kirchengeschichte ZKG Band 53 3 Folge 4 1934 S 242 Michael Ranfft Leben und Schrifften aller Chur Sachsischen Gottesgelehrten 2 Band Leipzig 1742 Johann Christoph Erdmann Lebensbeschreibungen und litterarische Nachrichten von den Wittenbergischen Theologen seit der Stiftung der Universitat 1502 bis zur dritten hundertjahrlichen Sakularfeier 1802 aus den Matrikeln und andern glaubwurdigen Urkunden 4 Teile erschienen bei Samuel Gottfried Zimmermann Wittenberg 1804 Walter Friedensburg Geschichte der Universitat Wittenberg Verlag Max Niemeyer Halle Saale 1917 Christian Gottlieb Jocher Allgemeinen Gelehrten Lexikon Band 4 1751 Sp 1904 Wernsdorf Gottlieb der Heil Schrifft Doctor General Superintendent In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 55 Leipzig 1748 Sp 516 540 Friedrich Koldewey Georg Muller Wernsdorf In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 42 Duncker amp Humblot Leipzig 1897 S 95 101 Familienartikel Dietrich Meyer Wernsdorf Gottlieb In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 15 Bautz Herzberg 1999 ISBN 3 88309 077 8 Sp 1464 1472 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Armin Kohnle Beate Kusche Professorenbuch der Theologischen Fakultat der Universitat Wittenberg 1502 bis 1815 17 Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2016 ISBN 978 3 374 04302 6 S 223 225Weblinks BearbeitenWerke von und uber Gottlieb Wernsdorf der Altere in der Deutschen Digitalen BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Christoph Wernsdorf 27 9 1565 Chemnitz 14 9 1612 ebd Pest begr 19 9 1612 Chemnitz Gym Chemnitz 4 8 1583 Uni Wittenberg 12 9 1587 Mag phil ebd Schulmeister Seyda ord 1595 Stadtkirche Wittenberg 21 9 1595 Pfr St Johannis Chemnitz verh 24 2 1590 in Wittenberg mit Rebecka Gebler begr 23 9 1612 Chemnitz vgl Reinhold Grunberg Sachsisches Pfarrerbuch Ernst Mauckisch Freiberg Sachsen 1940 Bd II S 1016 Adam Daniel Richter Umstandliche aus zuverlassigen Nachrichten zusammengetragene chronica der an dem Fusse des Meisnischen Ertzgeburges gelegenen Churfurstl Sachssl Stadt Chemnitz nebst beigefugten Urkunden Buchhandlung Spickermann Zittau amp Leipzig 1767 Matrikel Uni Wittenberg KB WB Johann Wernsdorf 1593 Chemnitz 26 10 1662 Schonewalde 13 1 1608 Furstenschule Grimma 25 10 1612 Uni Wittenberg 15 3 1618 Mag phil ebd 15 11 1617 Pfr Malitschkendorf 1638 Pfr Schonewalde vgl Veronika Albrecht Birkner Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2009 ISBN 978 3 374 02141 3 Bd 9 S 359 Johann Nicolaus Wernsdorf 1629 Malitschkendorf 7 7 1702 Schonewalde Gym Wittenberg Schule Juterbog Gymnasium Bautzen 18 7 1651 Uni Wittenberg 1657 Subst Schonewalde 1662 Pfr ebd verh Johanna Margarethe Mohl 1703 vgl ebd Normdaten Person GND 104136529 lobid OGND AKS LCCN no98111956 VIAF 64436741 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wernsdorf Gottlieb der AltereKURZBESCHREIBUNG deutscher lutherischer Theologe und HistorikerGEBURTSDATUM 25 Februar 1668GEBURTSORT Schonewalde bei HerzbergSTERBEDATUM 1 Juli 1729STERBEORT Wittenberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gottlieb Wernsdorf der Altere amp oldid 220560554